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Veröffentlicht am 17.05.2023

Männliche Selbsterkenntnisse und #MeToo

Noch wach?
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Der Hype um "Noch wach?" von Benjamin von Stuckrad-Barre war schon vor dem Erscheinungsdatum groß. Schließlich stand der Autor schon vor Monaten in der Diskussion um die "Causa Reichelt" als Empfänger ...

Der Hype um "Noch wach?" von Benjamin von Stuckrad-Barre war schon vor dem Erscheinungsdatum groß. Schließlich stand der Autor schon vor Monaten in der Diskussion um die "Causa Reichelt" als Empfänger von Textnachrichten des Springer-Chefs Döpfner. Dass er dann einen Roman schrieb, in dem es um toxische Männlichkeit, Sex mit abhängig Beschäftigten und Karriere gegen Bettgeschichten ging, ließ natürlich an gewisse Vorgänge erinnern, in denen ganz konkrete Vorwürfe gegen eine ganz gewisse Person erhoben wurden. Ein Schlüsselroman also?

Vermutlich nicht zuletzt aus Erwägungen vor womöglich teuren und langwierigen Rechtsstreiten schrieb der Autor vorneweg, es handele sich um eine fiktive Geschichte, die von realen Ereignissen inspiriert worden sei. Immerhin, der Name Harvey Weinstein - ein Teil der Handlung spielt in Los Angeles - steht im Text. Vermutlich, weil der Mann erstens verurteilt ist und zweitens das Buch nicht lesen dürfte. Da steht Anwaltspost eher nicht ins Haus.

Ganz anders, wenn es um den Ich-Erzähler geht, seinen guten Freund, CEO eines Medienunternehmens, und einen gewissen Chefredakteur, von dessen Art und politischer Einstellung der Erzähler noch nie viel gehalten hat, doch als er von einer jungen Journalistin über das toxische Verhältnis zwischen ihr und dem Chefredakteur erfährt, glaubt er, etwas unternehmen zu müssen. Denn (anders als der Erzähler ist frau nicht sonderlich erstaunt, das zu hören): Der Alpha-Mann an der Senderspitze hat schon des öfteren junge Mitarbeiterinnen avancieren lassen. Frauenförderung ist ja löblich, wenn aber Praktikantinnen und Berufsanfängerinnen ohne Erfahrung Moderatorenjobs oder eigene Sendungen bekommen, fällt das auf. Wenn sie allesamt jung, blond, hübsch und vorzugsweise langbeinig sind, erst recht. Ach ja, im Bett lief da auch was, ihnen wurde suggeriert, es sei echte Liebe, nur die jeweilige Favoritin könne ihn verstehen und seine wunde Seele heilen....

Bis es dann eben vorbei war und die steile schnelle Karriere ebenso schnell wieder stockte.

Als der Erzähler von diesen Vorgängen hört, ist er traurig und empört. So etwas darf es doch nicht geben, und das im 21. Jahrhundert! (Wie gesagt, die meisten Frauen, nicht nur in den Medien, wären vermutlich weit weniger überrascht) Wie er versucht, seinen Buddy, den CEO, von der Schändlichkeit des Chefredakteurs zu überzeugen und sich immer mehr für und mit der Gruppe betroffener Frauen engagiert, darum geht es in dem Buch, das also kein Schlüsselroman ist. Wer die Vorgänge um die Causa Reichelt verfolgt hat, wird von der Entwicklung der Handlung dennoch nicht überrascht werden.

Dass sich der Erzähler als Ally versteht und den Frauen helfen will, ist in diesem locker (gewissermaßen für einen Liegestuhlplatz am Pool ideal) geschriebenen Roman mit dem Spagat zwischen Hollywood und Berlin, zwischen Filmindustrie und Medienwelt, durchaus sympathisch. Doch ach, es geht immer nur um die Kerle. Die Frauen, von der Whistleblowerin (in der gleichen Selbsthilfegruppe wie der Erzähler) vielleicht mal abgesehen, bleiben blass. Und der Erzähler leidet mindestens ebenso wegen seiner nun auf die Probe gestellten Freundschaft mit dem CEO, mit dem ihn Gespräche, durchgemachte Nächte und männerbündische Expeditionen verbiden, wie unter der Ausnutzung junger Frauen durch ihren obersten Chef.

Eben jene Freundschaft, die langjährigen Verbindungen zu dem Haus - das bleibt ebenso wenig hinterfragt, wie die übrigen Geschädigten des Systems. Denn ja, die jungen Frauen sind in eine emotionale Achterbahn geraten, ausgenutzt worden in einer ungleichen Beziehung - aber vorübergehend haben sie auch davon profitiert (und deshalb auch nicht klare Kante gegen Schlüpfrigkeiten und Übergriffigkeit gezeigt). Das bedeutete aber auch, dass anderen Frauen (oder auch Männern) trotz beruflicher Qualifikation und Erfahrung die gleichen schnellen Schritte auf der Erfolgsleiter verwehrt blieben.

Wirklich entlarvend ist "Noch wach?" nicht, die ausführliche moralische Empörung des Erzählers ist auch irgendwann ausgereizt. Ja, ist klar, er will einer von den Guten sein. Es hätte ihm (und dem Autor) aber nicht geschadet, die eigene Rolle stärker zu reflektieren und zu hinterfragen. Und den Frauen das Wort zu geben.

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Veröffentlicht am 17.05.2023

Tod einer Saxofonistin

Todesschlag
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Ex-Journalistin Agnes Tveit ist seit ihrem ersten Auftritt in Randi Fuglehaugs "Todesfall" unter die Buchautorinnen gegangen. Die dramatischen Erlebnisse um das Sportfest in ihrer westnorwegischen Heimatstadt ...

Ex-Journalistin Agnes Tveit ist seit ihrem ersten Auftritt in Randi Fuglehaugs "Todesfall" unter die Buchautorinnen gegangen. Die dramatischen Erlebnisse um das Sportfest in ihrer westnorwegischen Heimatstadt Voss hat sie zu einem True Crime-Buch verarbeitet, nun soll sie eine Biografie über die ebenfalls aus Voss stammende Saxofonistin Marta Tverberg schreiben. Zu der exzentrischen Jazzerin hat sie ein ambivalentes Verhältnis: Sie bewundert die Lebensleistung der Frau, kann sich mit ihrer oft barschen und arroganten Art nicht anfreunden. Doch dann stirbt Marta während des Voss Jazz Festival nach einer Wutrede gegen Jugendkult und Männerbünde in der Musikindustrie während ihres Auftritts. Ist damit auch die Biografie gestorben?

Die Tatsache, dass auch ein anwesender Medizinstudent nach seinen Wiederbelebungsmaßnahmen und Mund-zu-Mund-Beatmung zusammenbricht und wenig später stirbt, nährt die Vermutung, dass hier nicht etwa ein plötzlicher Herztod eintrat. Tveits Verlag frohlockt: Ein True Crime würde sich ja schon besser verkaufen....

Agnes beginnt auf eigene Faust zu recherchieren, bekommt von ihrem Jugendfreund Viktor, praktischerweise bei der örtlichen Polizei, ein paar exklusive Hinweise. Da Voss ein kleiner Ort ist und die Musikszene überschaubar, trifft Agnes bei ihren Ermittlungen immer wieder auf Menschen, die sie aus der eigenen Jugend kennt, oder mit denen ihre Eltern aufgewachsen sind. Das macht es sowohl einfacher als auch komplizierter, die Wahrheit herauszufinden.

Die Autorin führt ihre Leser dabei immer wieder auf falsche Fährten, die zunächst schlüssig erscheinen und spart nicht an Verdächtigen und Motiven. Die Schilderung der Kleinstadt am Gletscher, die Osterrituale auf der Skihütte, das - mal abgesehen von Morden - beschauliche Miteinander haben mir gut gefallen.

Wie bereits im ersten Buch ist Agnes Tveit ein Charakter, mit dem ich nicht wirklich warm werde. Dass sie sich nie entscheiden kann, welchen Mann sie nun eigentlich will und mit wem sie doch nicht kann, ist für eine Frau ihres Alters ein wenig irritierend. Ihre Angewohnheit, sich wiederholt in Lebensgefahr zu bringen, ohne zumindest ein Backup zu haben, soll vielleicht die Spannung steigern, hat bei mir aber eher die Wirkung, der Figur jegliche Lernfähigkeit und Einsicht in eigene Fehler abzusprechen.

Die Auflösung des Plots ist nach allerlei Hakenschlagen mit wieder entlasteten Verdächtigen für den Leser nicht mehr ganz so überraschend wie für Agnes. Ein weiterer Band der Serie und noch mehr amouröse Verwicklungen stehen zum Ende des Buches ebenfalls in Aussicht. Für mich ist "Todesschlag" eines der Bücher, die mich mit einem "sowohl, als auch" Gefühl zurücklassen. Vieles fand ich gelungen, anderes stieß zumindest bei mir auf wenig Gegenliebe. Agnes Tveit habe ich auch weiterhin nicht ins Herz geschlossen, auf Voss werde ich mich auch im nächsten Band freuen.

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Veröffentlicht am 09.05.2023

Rosinenbomber und Nachkriegsliebe im geteilten Berlin

Die Kinder der Luftbrücke
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Entbehrungen in der Nachkriegszeit zur Zeit der Währungsreform und der Berliner Luftbrücke sind der historische Mantel der Liebesgeschichte zwischen einer jungen deutschen Übersetzerin und einem US-Piloten ...

Entbehrungen in der Nachkriegszeit zur Zeit der Währungsreform und der Berliner Luftbrücke sind der historische Mantel der Liebesgeschichte zwischen einer jungen deutschen Übersetzerin und einem US-Piloten in Juliana Weinbergs "Die Kinder der Luftbrücke". Nora lebt mit ihren beiden Kindern und ihrer Mutter und Schwester im amerikanischen Sektor von Berlin - für Nachkriegsverhältnisse hat sie es also gut getroffen, umso mehr, als sie einen Job als Übersetzerin auf dem Berliner Flughafen Tempelhof bei der amerikanischen Militärverwaltung bekommt.

Noras Mann ist seit Jahren vermisst, Nachforschungen beim Roten Kreuz haben nichts ergeben, ob er irgendwo in Kriegsgefangenschaft ist oder längst nicht mehr lebt. Vor allem Noras achtjährige Tochter Veronika idealisiert den abwesenden Vater, an den sie nur noch vage Erinnerungen hat, während Nora allmählich die Hoffnung aufgibt. Und nicht nur das - mit dem US-Piloten Matthew hat sie schon bald einen aufmerksamen Verehrer und ist hin und her gerissen zwischen Pflichtgefühl und Emotionen.

Als die sowjetische Militärverwaltung alle Transportwege nach West-Berlin und die Kraftwerksverbindungen aus dem Ostteil der Stadt kappt, befindet sich Nora plötzlich an einem Ort, an dem Geschichte geschrieben wird, protokolliert sie doch die Sitzungen mit dem Berliner Regierenden Bürgermeister Reuter ("Völker der Welt, schaut auf diese Stadt...!") und den Alliierten, die zunächst bereit scheinen, die Stadt ihrem Schicksal zu überlassen. Doch dann: Luftbrücke, Rosinenbomber und die Hoffnung, auch in Berlin vom Aufschwung im Westen zu profitieren, wenn die D-Mark auch dort wie von Zauberhand Mangelware in die Regale der Geschäfte zaubert. Auch historische Figuren wie der Pilot Halvorsen, der mit seinen Fallschirmen mit Süßigkeiten zum Liebling Berliner Kinder wurde und noch in hohem Alter immer wieder nach Berlin kam, werden beschrieben.

Für mich am spannendsten sind an diesem Buch die Krisengespräche, denen Nora als stumme und mitschreibende Zeugin beiwohnt. Da hat die Autorin offenbar gut recherchiert, auch die aufgeheizte Stimmung der Zeit wird spürbar. Die irgendwie recht vorhersehbare Liebesgeschichte dürfte romantische Leserinnen-Herzen erfreuen. Vieles wie der Umgang mit der NS-Vergangenheit, dem immer noch vorhandenen Gedankengut des Dritten Reichs und das Leben in der geteilten Stadt außerhalb des US-Sektors ist nur angerissen. Und auch der Zickenkrieg im Schreibbüro nach dem Motto "Wer angelt sich den besten Amerikaner" hätte ruhig weniger ausführlich ausfallen können.

Dennoch leicht zu lesen und eher leichte Unterhaltung bei allem historischen Drama.

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Veröffentlicht am 05.05.2023

Campingurlaub als Erkenntnisgewinn

Sylt oder Süßes
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Manche pilgern auf dem Jacobsweg oder ernten Oliven in der Toskana, um ihr irgendwie auf der Strecke gebliebenes Ich wieder freizulegen. Doreen Grüning, Hotelmanagerin mit Ambitionen, geht campen - allerdings ...

Manche pilgern auf dem Jacobsweg oder ernten Oliven in der Toskana, um ihr irgendwie auf der Strecke gebliebenes Ich wieder freizulegen. Doreen Grüning, Hotelmanagerin mit Ambitionen, geht campen - allerdings auf Sylt. Im Auftrag ihrer Chefs soll sie ein Areal für einen Glamping Campingplatz erschließen und vor allem erst mal die lästigen Dauermieter loswerden. Es ist gewissermaßen eine Undercover-Mission für die Frau, die diskreten Luxus zu schätzen weiß und von New York oder Dubai als nächster Karrierestation träumt. Jetzt aber sind erst mal Gummistiefel, Chemieklo und der Bulli eines jungen Hotelangestellten als unauffälliges Domizil für ihre Mission in "Sylt oder Süßes" von Claudia Thesenfitz angesagt.

Es ist nicht gerade Liebe auf den ersten Blick, dieses Camping-Ding. Sicher, die landschaftlichen Schönheiten Sylts überzeugen Doreen vom Glamping-Potential, das einfache Leben und geteilte Duschen hingegen sind weniger ihr Ding. Die 43-jährige mit dem straffen Ernährungs- und Fitnessplan, die dank ihrer asketischen Lebensweise kein überflüssiges Gramm Fett am durchtrainierten Body hat, kann mit den gemütlichen Campern erst mal wenig anfangen. Gut, dass ihre 63 Jahre alte Sekretärin, die mit dem verstorbenem Ehemann jahrzehntelang Campingurlaub machte, mit dabei ist und in den Dünen ihr Zelt aufstellt. Gewissermaßen als Mittlerin zwischen den Kulturen.

Auch ohne zu spoilern kann verraten werden: Die Campingerfahrung wird für Doreen natürlich zum lebensverändernden Damaskus-Erlebnis. Überraschend wäre höchstens gewesen, wenn sie ihre Pläne eiskalt durchziehen würde, mütterlich-robuste Campingplatzwartin hin, dreadlockiger Surflehrer im Kampf gegen Ausbau- und Vertreibungspläne her. Es geht alles seinen erwarteten, aus einschlägigen Romanen und Fernsehserien ebenso erwarteten wie vorhersehbaren Weg. Ein paar Verwicklungen, ein bißchen Liebe, am Ende eine ebenso geläuterte wie entschleunigte Doreen, für die "Hüftgold" kein Schicksal schlimmer als der Tod mehr ist. Kurz, ein feelgood Sommerroman mit Wind, Sand und Dünen, der vielleicht nicht hoch originell ist, aber leicht wie eines Sylter Sommerbrise daherkommt und auch außerhalb von Campingplätzen als Strand(korb)Lektüre taugt.

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Veröffentlicht am 22.04.2023

Ein Cozy-Krimi wie eine Seifenoper

Mord in Bordeaux (Claire Molinet ermittelt 2)
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"Mord in Bordeaux" von Sandrine Albert ist ein typischer Urlaubskrimi, mit dem man sich vor, während oder nach der Reise mit der Urlaubsregion verbinden kann, in diesem Fall bevorzugt für Zuschauer von ...

"Mord in Bordeaux" von Sandrine Albert ist ein typischer Urlaubskrimi, mit dem man sich vor, während oder nach der Reise mit der Urlaubsregion verbinden kann, in diesem Fall bevorzugt für Zuschauer von Seifenopern und Serien a la "Das Traumschiff". Denn reale Lebensbedingungen gelten hier nur für Nebenfiguren, die Protagonisten wirken allesamt wie aus dem Serienkatalog entschieden: Claire Molinet ist schön und reich, allerdings nicht aufgrund eigener Anstrengungen - Monsieur le Papa hat ihr denn auch die feudale Villa am Meer überlassen, in der sie nun residiert, mit gelegentlichem Techtelmechtel mit dem achtsamen Gärtner. Deswegen kann sich die Privatdetektivin auch leisten, ihrem Hobby als Foodbloggerin zu frönen und nicht irgendwelche Feld- Wald- und Wiesenfälle übernehmen zu müssen wie Kollegen, die tatsächlich aufs Geldverdienen angewiesen sind. Kein Wunder, dass ihre Arbeit deutlich aufregender ist als die eines stinknormalen privaten Ermittlers!

Eigentlich leidet sie noch immer unter dem Liebesweh einer vorangegangenen Beziehung, die vermutlich die Leserinnen des ersten Bandes kennen. Allerdings schwingen auch durchaus emotionale Spannungen mit, wenn Claire mit dem Commissaire Raoul Chénier zu tun hat, Typ groß, dunkelhaarig und gutaussehend, also auch ein wenig klischeehaft, mit einem klitzekleinen Stück Sozialkritik an französischen Verhältnissen, hat sich der Arbeitersohn doch seinen Weg in die Welt der Grand Ecole Absolventen erkämpft.

Mit dem Kniff, sich mit einem französisch (oder britisch, italienisch, portugiesisch usw) klingenden Pseudonym einen Anschein Landes-Authentizität zu verschaffen, ist die deutsche Autorin ja nicht allein unter den deutschsprachigen Krimischriftstellern. Die in den Text eingeworfenen Französisch-Brocken borden dann allerdings ein wenig über. Merci, ich habe schon verstanden: Mord in Bordeaux, spielt in Frankreich. Da sprechen die Leute französisch, auch wenn das Buch in deutsch geschrieben ist, da für deutsche Leser*innen. Genug!

Wer bis hierher gelesen hat, ahnt schon: Dieser Krimi ist cozy. Was ja nichts schlechtes sein muss. So ist der Tod eines Politikers in einem Sternerestaurant, den Claire gewissermaßen vom Nebentisch miterlebt, der Auftakt einer Recherche, bei der die Ermittlerin im Alleingang dem Polizeiapparat nicht nur stets eine Nasenlänge voraus ist, sondern auch den richtigen Riecher hat.

Was den eigentlichen Plot betrifft - der ist eigentlich richtig gut. In einem der typischen düsteren Skandinavienkrimis schwedischer Tradition wäre das richtig gut geworden. Hier plätschert die mit dem Fall verbundene Gesellschaftskritik eher sotto voce vor sich hin.

Die Ermittlerin bleibt realitätsfern, aber so ist das nun mal bei Seifenopernpersonal. Manche Serien guckt man wegen der schönen Landschaft, nicht wegen der nach kurzer Zeit vorhersehbaren Geschichten. So ähnlich ist es mir mit "Mord in Bordeaux" gegangen. La belle France überzeugt, man merkt der Autorin die Liebe zur Region an, und für den Krimi zum Frankreich-Urlaub reicht das schon. Was den Rest betrifft: ganz nett, aber eben auch sehr vorhersehbar.

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