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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 23.11.2016

Er liebt sie. Das braucht Zeit, und es braucht Raum.

Die Küche ist zum Tanzen da
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Marie-Sabine Roger erzählt die verschiedensten Geschichten im Buch, d.h. es ist keine zusammenhängende Geschichte, sondern viele einzelne kleinere Erzählungen. Manche ziemlich kurios, andere einfach wunderbar ...

Marie-Sabine Roger erzählt die verschiedensten Geschichten im Buch, d.h. es ist keine zusammenhängende Geschichte, sondern viele einzelne kleinere Erzählungen. Manche ziemlich kurios, andere einfach wunderbar emotional, manches nicht nachvollziehbar, anderes so tief berührend wie nur sonst was.

Bislang hat mir der Schreibstil von Marie-Sabine Roger ja immer sehr gut gefallen. So auch in diesem Buch hier. Sie schreibt so wunderbar poetisch, immer wieder Sätze, in denen der Inhalt einfach so toll verpackt ist, die aber dennoch nicht großartig kompliziert sind. Für mich ist das typisch "französische Literatur", man geht mit Worten so wunderbar um, die Sprache wird wunderbar genutzt, es ist aber dennoch angenehm zu lesen und macht Spaß.

Hier waren es ja lauter kleine einzelne Erzählungen, die man im Buch vorfindet. Also diesmal keine große Geschichte, sondern viele kleine. Und was ich hier wirklich spannend fand, war die Tatsache, dass man erst im Laufe der Geschichte so wirklich wusste, um was es hier eigentlich genau jeweils geht - bzw. sich letztlich sogar erst im Schlußabsatz genau herausstellt, um wen und wie es genau geht. Ich fand das unfassbar spannend, denn so habe ich mir natürlich während des Lesens immer wieder Gedanken gemacht, wer da wie gemeint sein könnte, habe mich aber natürlich auch einfach überraschen lassen. Es waren Geschichten dabei, die waren so wunderbar schön geschrieben, einfach harmonisch - auch vom Inhalt her. Die ein oder andere Geschichte war ziemlich emotional, so auch die Berichtstitel-gebende, was mich durchaus zu Tränen gerührt hat, mir aber dennoch gut gefallen hat. Dann gab es noch die lustigen, kuriosen Geschichten, die so verdreht waren, dass sie schon wieder gut waren. Genau das mag ich auch am Stil von Marie-Sabine Roger so, sie bringt hier Sachen zusammen, an die man eigentlich nicht mal denkt. Es gab aber auch zwei, drei Geschichten, die mich gar nicht so überzeugt haben, leider. Vielleicht einfach deshalb, weil sie inhaltlich für mich einfach sehr krass waren. Das hat mich dann auch ein wenig enttäuscht, muss ich sagen. Bei diesen Geschichten habe ich dann wirklich drauf gewartet, mit welcher Erkenntnis ich nach dem Lesen "weiterlebe", leider blieb das jedoch für mich aus. Denn ansonsten hat mir das Buch ganz gut gefallen. Zumal man ja hier auch nicht alle Geschichten direkt am Stück lesen muss, was ich auch ganz praktisch finde.

Vielleicht hatte ich eine zu hohe Erwartungshaltung, die im großen und ganzen ja auch eingehalten wurde - aber eben nicht komplett. Ich habe mir hier noch mehr tolle Geschichten erwartet, wurde aber ein klein wenig enttäuscht. Wie gesagt, im wesentlichen hat mir das Buch wirklich gut gefallen, gut zu lesen, sehr angenehmer, durchaus teilweise poetischer Schreibstil, das mag ich gerne. Aber eben auch Geschichten, die nicht mein Fall waren.
Entsprechend vergebe ich hier 4 von 5 Sternen sowie eine Empfehlung.

Veröffentlicht am 23.11.2016

Jedes Insekt hat einen anderen Lebenszyklus.

Die Chemie des Todes
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David Hunter war der beste forensische Anthropolge, bis ihn ein tragischer Unfall von seinem Job Abstand halten lässt. Bei einem Neubeginn in einem kleinen, idyllischen Ort lernt er verschiedene Patienten ...

David Hunter war der beste forensische Anthropolge, bis ihn ein tragischer Unfall von seinem Job Abstand halten lässt. Bei einem Neubeginn in einem kleinen, idyllischen Ort lernt er verschiedene Patienten kennen. Eines Tages erschüttert ein Verbrechen den kleinen Ort...

Vielleicht erstmal zur Erklärung:
in der forensischen Anthropologie befasst man sich mit der "Menschenkunde", und zwar der, nach dem Tod des Menschen, d.h. man identifiziert z.B. einen Menschen anhand der DNA, kann anhand der an der Leiche ansässigen Maden und Fliegen einen Rückschluss darauf ziehen wie lange jemand tot ist, etc.
(Man möge mich korrigieren, falls ich etwas falsch ausgedrückt habe etc.)

Ja, ich war wirklich gespannt auf diesen Thriller. Schon öfter mal hatte ich von diesem Buch gehört bzw. vom Autor. Bislang aber noch nichts von ihm gelesen. Nun ja... Thriller habe ich ja nun schon die verschiedensten gelesen - und muss schon sagen, dass es mir da zuletzt Fitzek durchaus "angetan" hat. Seine Art und Weise zu Schreiben, einen in den Bann zu ziehen, ja, die gefällt mir gut.

Vielleicht hatte Beckett es deshalb schwer, aber auf den ersten 80 bis 100 Seiten hab ich mir irgendwie schwer getan. Ich kam nicht so in Lesefluss, das Buch hat mich nicht direkt gepackt, irgendwie war ich enttäuscht. Auch die Sprache des Autors gefiel mir nicht sofort, ich fand es oftmals etwas umständlich ge- bzw. beschrieben. (Später merkt man, dass er die Dinge sehr gut und ausführlich beschreibt, aber zu Beginn empfand ich das nicht so.)
Von der Sprache her bzw. den Fachbegriffen ist alles soweit verständlich, medizinische Fachbegriffe werden durchaus verständlich erläutert bzw. medizinische Kenntnisse werden nicht (!) vorausgesetzt.

Die Geschichte an sich ist durchaus sehr durchdacht und gut geschrieben, einfallsreich, nicht langweilig-werdend. Insofern ist das Buch wirklich spannend und hat mich dann echt gepackt, die "letzten" hundert Seiten habe ich direkt am Stück gelesen, denn ich wollte nun endlich wissen, wer dahinter steckt etc. ;) (Auch das empfinde ich als sehr gelungen, ich glaube, dass keiner darauf kommt, wer hier wie schuldig ist etc. ;) )

Grundsätzlich konnte ich erst mit David Hunter als Person im Buch nicht sooo viel anfangen, mit der Zeit entwickelte sich jedoch eine gewisse Sympathie, also wäre ich auch nicht unbedingt abgeneigt ein weiteres Werk dieser Reihe zu lesen. (Vielleicht auch um zu sehen wie es weiter geht, denn auch die persönlichen Entwicklungen des Protagonisten würden mich durchaus interessieren...)

Für mich ist hier für einen spannenden, unterhaltsamen Thriller alles gegeben. Mit der Zeit hab ich mich an den Schreibstil gewöhnt, die Geschichte ist nachvollziehbar und äußerst durchdacht aufgebaut, auch die Gefühle kommen nicht zu kurz. (Jeglicher Art... Ekel zählt da auch dazu...)

Ich vergebe 4 von 5 Sternen, spreche eine Empfehlung aus.

Veröffentlicht am 22.11.2016

Ein "Must read". Per Zufall.

Der Vorleser
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Michael Berg, ein junger Teenager mit 15 Jahren lernt eines Tages eine Frau kennen. Hanna ist merklich älter als er, aber sie ist so reizbar, so rätselhaft, sie zieht ihn magisch an, zwischen den beiden ...

Michael Berg, ein junger Teenager mit 15 Jahren lernt eines Tages eine Frau kennen. Hanna ist merklich älter als er, aber sie ist so reizbar, so rätselhaft, sie zieht ihn magisch an, zwischen den beiden entwickelt sich eine gewisse Harmonie... Doch auf einmal ist sie plötzlich verschwunden, von einem auf den anderen Tag. Zuerst sucht er noch nach ihr, dann gibt er es auf. Ein paar Jahre später trifft Michael wieder auf sie - er als Jura-Student, sie als Angeklagte.

Eigentlich wusste ich nicht wirklich, was hier mit diesem Buch auf mich zukommt. Generell hatte ich schon mal vom Film gehört, mich aber nicht wirklich mit der Geschichte befasst. Anfangs hat mich das Buch wirklich sehr gepackt, es war sehr spannend, ich wollte immer wieder wissen wie die Geschichte um Michael und Hanna weitergeht. Geschildert ist die Geschichte meiner Ansicht nach sehr gut und auch nachvollziehbar, wenngleich sie nicht in der heutigen Zeit spielt.

Von der Sprache her finde ich, dass das Buch durchaus ein etwas gehobenes Niveau hat, die Sprache ist keinesfalls flapsig oder einfach, sondern sehr gewählt, gut gewählt, gelegentlich spezielle Begriffe, die man aber dennoch kennt.
Und auch der Verlauf der Geschichte ist sehr interessant, wie so manches eine Wende nimmt. Zuviel möchte ich hier auf keinen Fall verraten, denn man sollte das Buch durchaus lesen. Wenngleich ich der Meinung bin, dass es zum Schluss hin nicht mehr ganz so spannend ist wie am Anfang bzw. da war es für mich (!) einfach manchmal etwas zu langatmig bzw. zu umschrieben. (Die Gedanken die er sich macht etc.)

Dennoch ist das Buch ein "Must read", wie ich finde. Und es ist meiner Ansicht nach auch nicht so sagenumwoben wie manch andere vermeintliche "must-read" Bücher (wenn ich da nur an den "Hundertjährigen..." denke.). Sondern ein Buch, das dennoch auf dem Boden geblieben ist, wenn man das mal so sagen kann, und still begeistert.
Ich möchte nun baldmöglichst mal den Film sehen. :)

Von mir gibts hier eine Empfehlung und 4 von 5 Sternen aus den genannten Gründen.

Veröffentlicht am 22.11.2016

Ganz andere Literatur.

Der Verdacht
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Der Verdacht erschien von September 1951 bis Februar 1952 als Fortsetzungsgeschichte in der Wochenzeitung Der schweizerische Beobachter. Es ist die Fortsetzung des 1950 in der gleichen Zeitschrift erschienen ...

Der Verdacht erschien von September 1951 bis Februar 1952 als Fortsetzungsgeschichte in der Wochenzeitung Der schweizerische Beobachter. Es ist die Fortsetzung des 1950 in der gleichen Zeitschrift erschienen Romans Der Richter und sein Henker und spielt um den Jahreswechsel 1948/49.) Kommissär Bärlach hat Krebs und man nimmt an, dass er noch ein Jahr zu leben hat. Er liegt im Salemspital in Bern und liest in der Zeitschrift "Life". Ein Bild, welches sein Arzt, Doktor Hungertobel, in dieser Zeitschrift sieht, erweckt den Verdacht des Arztes, dass der berüchtigte Arzt Nehle, der im Konzentrationslager Stutthof ohne Narkose operierte, mit Dr. Emmenberger, dem Vorsteher einer Zürcher Privatklinik, identisch sei. Bärlach gibt keine Ruhe und versucht vom Krankenbett aus zu ermitteln, kurzerhand geht er entschlossen einen gefährlichen Weg der Ermittlung...

In der Stadtbücherei gab es letzte Woche eine Aktion zum Valentinstag, in einem Regal wurden verpackte Bücher bereitgestellt, dies diente der Aktion "Blind Date mit einem Buch", d.h. man konnte sich ein verpacktes Buch aussuchen und wusste erst zuhause nach dem Auspacken was sich dahinter versteckt. Hier waren Lieblingsbücher des Büchereiteams bzw. sogar aktuelle Bestseller verpackt und lediglich mit der registrierten Nummer (damit man weiß, was ich ausleihe ;) ) versehen. Ich habe mir dabei

Der Verdacht von Friedrich Dürrenmatt

geangelt, einen Klassiker, wie ich finde. Ich hatte bis dato noch nie etwas von Dürrenmatt gelesen, der Name sagte mir aktuell nur etwas, weil im Theater gerade "Der Besuch der alten Dame" als Ballett aufgeführt wird. Nun gut, ich war gespannt wie es sich lesen lässt - und nun habe ich das dünne Buch ausgelesen.
Über diese Blind-Date-Aktion der Bücherei habe ich mich richtig gefreut, es war für mich spannend, was ich so zu lesen bekam, wenn ich das Buch zuhause ausgepackt hatte. Ich habe mich extra für ein nicht allzu dickes Buch entschieden, zuhause habe ich es dann ausgepackt und war gespannt, wie Dürrenmatt so schreibt. Bisher hatte ich keinerlei Berührung mit Dürrenmatt, selbst in der Schule haben wir nichts von ihm gelesen, wobei wir da meiner Ansicht nach eh zu wenig gelesen haben (leider!), aber gut. Von daher war "Der Verdacht" für mich ein Klassiker, allein schon hinsichtlich des Alters des Buches (im Vergleich zu meiner sonstigen Literatur) und wegen des Autors.

Die Geschichte klingt sehr interessant, nachvollziehbar und spannend, nichts aus der Luft gegriffenes. Insofern war ich auch während des Lesens wie gefesselt, wollte immer wieder wissen wie es weitergeht. Aber ich konnte das Buch nicht einfach mal so eben am Stück lesen, dafür war es dann doch zu schwere Kost, denn der Schreibstil ist eben ein anderer als in heutiger Literatur, finde ich. Darf ja auch so sein, war für mich allerdings eben ungewohnt. Ich wurde wirklich gut unterhalten, die Gedankengänge des Kommissär (Ja, mit Ä!) waren meist gut nachvollziehbar, das Buch war wirklich sehr spannend und ich habe bis zum Schluss hin (gerade da!) richtig mitgefiebert.

Ich kann dieses Buch wirklich empfehlen, es war für mich interessant, mal was ganz anderes als sonst zu lesen, ich vergebe hier4 von 5 Sternen, einen Stern ziehe ich ab, da es schon sehr anspruchsvoll ist bzw. schwere Kost ist (vom Schreibstil her). Was nicht heißt, dass ich das "schlimm" finde, es war eben einfach anstrengend zu lesen teilweise, ungewohnt.
(verfasst 2013 - bislang gabs 2014 diese Aktion leider noch nicht...)

Veröffentlicht am 21.11.2016

Ja, ich war mit diesem Buch im Bett. Zum Lesen.

Der Nachtwandler
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In seiner Jugend wurde Leon wegen massiver Schlafstörungen schon einmal behandelt, er glaubt, dass er davon geheilt ist. Doch als dann seine Frau Natalie auf einmal unter mysteriösen Umständen verschwindet, ...

In seiner Jugend wurde Leon wegen massiver Schlafstörungen schon einmal behandelt, er glaubt, dass er davon geheilt ist. Doch als dann seine Frau Natalie auf einmal unter mysteriösen Umständen verschwindet, beginnt er zu zweifeln. Ist er ihr nachts im Schlaf gegenüber gewalttätig geworden? Damit er weiß, was er nachts tut, besorgt er sich eine bewegungsaktive Kamera, die er an der Stirn befestigt. Doch was er dann sieht...

Ja, ich hatte schon hohe Erwartungen an diesen Roman, zumal es meiner Ansicht nach auch einen regelrechten Hype darum gab. Die Story klang für mich soweit wirklich interessant und spannend, die Umsetzung finde ich auch sehr gelungen.

Von der Sprache her lässt es sich gut lesen, die Wortwahl ist jedoch schon teilweise sehr krass gewählt, so musste ich zwei, drei Sätze mehrfach lesen, weil sie ein wenig verschachtelt waren. (Was ja nicht schlecht ist!) Von der Geschichte hatte ich mir irgendwie etwas anderes erwartet, für mich klang es sehr lange nach einer Phantasie-Geschichte (also eben einen Roman, den ich eher im Fantasy-Genre ansiedeln würde), bis sich das Blatt dann wendete und man endlich einen besseren Einblick bekam, was sich im Buch wohl wie genau abgespielt hat.

Mein Lesetempo beim Buch zeugt davon, wie spannend es war, ich hatte es innerhalb kürzester Zeit gelesen, da ich ja wissen wollte, wie es weitergeht. Allein das spricht schon sehr für das Buch. Auch die Art und Weise, wie hier mit dem Thema Schlafstörungen umgegangen wird, der Autor hat sich hier wirklich sehr gut informiert für seinen Thriller, es ist also nicht aus der Luft gegriffen, dennoch kein Sachbuch, sondern sehr gut unterhaltend.

Das Buch ist auch recht geschickt hinsichtlich der erdachten Handlungen geschrieben, so dass auch alles wirklich plausibel erscheint. Wobei es mir eben hinsichtlich des Labyrinths, das an die Wohnräume angrenzt, einfach ein bißchen zu verrückt vorkam, es ging für mich einfach ein wenig "zuviel" in Richtung Fantasy-Roman.

Entsprechend ziehe ich hier einen Stern ab, vergebe aber dennoch 4 von 5 Sternen und spreche eine Empfehlung aus.