Profilbild von faanie

faanie

Lesejury Star
offline

faanie ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit faanie über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 19.08.2018

Ein fulminantes Finale der Trilogie, die eine der besten Geschichten ist, die ich je gelesen habe

Die Beschwörung des Lichts
0

„Es gibt vier Farben der Magie: Im roten London befindet sie sich im Gleichgewicht mit dem Leben. Im weißen London wird die Magie versklavt, kontrolliert, unterdrückt. Dem grauen London ist sie fast abhandengekommen. ...

„Es gibt vier Farben der Magie: Im roten London befindet sie sich im Gleichgewicht mit dem Leben. Im weißen London wird die Magie versklavt, kontrolliert, unterdrückt. Dem grauen London ist sie fast abhandengekommen. Und im schwarzen London hat sie das Leben selbst vertilgt.“


Als ich im September 2017 mit dem ersten Teil der Weltenwanderer-Trilogie von V.E. Schwab begonnen hatte, hoffte ich auf gute Unterhaltung, da die Idee der vier Welten für mich sehr interessant klang. Dass ich nun, zehn Monate später, nach Beendigung des dritten Teils, diese Rezension schreibe, ist allein dem geschuldet, dass die Trilogie eine der besten Fantasygeschichten ist, die ich je gelesen habe.

Die drei Bücher sind für mich „Erwachsenenfantasy“, mit einigem an Gewalt, viel Blut, diffizilen zwischenmenschlichen Beziehungen und mit sehr vielschichtigen Hauptcharakteren, die nicht unbedingt der Norm entsprechen - und sich gerade deshalb in mein Herz geschlichen haben: Kell, Blutmagier des Roten London, Schmuggler, Bruder. Lila, Meisterdiebin aus dem Grauen London, zieht ihre Messer schneller als ihr Schatten. Holland, Blutmagier im Weißen London, unterdrückt, missbraucht und mit einem unglücklichen Händchen für das Böse. Rhy, aresischer Kronprinz, ohne jegliche magische Begabung, innig geliebt von seinem Bruder Kell.

Doch nicht nur die Charaktere, auch der Aufbau der vier Welten und die Möglichkeit des Reisens zwischen diesen Welten sind weitere Gründe, die die Romane so besonders machen. Ich bin nach wie vor begeistert von dieser Idee und die Autorin schafft es lockerleicht mit ihrer bildhaften Sprache, die vier Londons vor meinem geistigen Auge auferstehen zu lassen.

Ja, die Autorin kann definitiv schreiben. Der letzte Teil der Trilogie hat gute 700 Seiten, die aber aufgrund der Spannung, der Verluste und der Hoffnung, die man als Leser durchlebt viel zu wenig sind. Vor allem die Entwicklung der bereits genannten Hauptcharaktere, aber auch der Nebenfiguren sind im Finale der Trilogie besonders gelungen. Vor allem dass man als Leser das Mysterium „Holland“ näher kennen- und vielleicht dadurch sein Handeln besser verstehen lernt, hat mich an diesem Teil begeistert, zumal ich schon die beiden vorherigen Teile gern mehr über ihn erfahren hätte. Die Autorin zeigt hier außerdem auf, dass nicht immer alles nur Schwarz oder Weiß ist und das man zusammen oft stärker ist als alleine. Das ist als Gedanke vielleicht nicht neu, aber so gut in die Charaktere und die Geschichte eingebettet, das es passt wie kaum wo anders.

Somit habe ich heute sehr traurig Abschied genommen von Kell, Lila und ihren Freunden und kann diese Trilogie uneingeschränkt weiterempfehlen. 5 Sterne.

Veröffentlicht am 19.08.2018

What the fuck?!

Nevernight - Das Spiel
0

Ich weiß gar nicht, wie ich meiner Begeisterung Ausdruck verleihen soll. Dieses Buch hat mich zerstört. Was zur Hölle ist da bitte passiert? Ich kann es nicht fassen! Aber schön der Reihe nach..


Selten ...

Ich weiß gar nicht, wie ich meiner Begeisterung Ausdruck verleihen soll. Dieses Buch hat mich zerstört. Was zur Hölle ist da bitte passiert? Ich kann es nicht fassen! Aber schön der Reihe nach..


Selten habe ich einer Reihenfortsetzung so entgegengefiebert wie dem zweiten Teil der Nevernight-Reihe, in dem uns Jay Kristoff erneut an der Geschichte von Mia Corvere teilhaben lässt. Für alle, die den Überblick über alle handelnden Personen verloren haben, hat der Autor zu Beginn des zweiten Teils ein Personenverzeichnis eingefügt und erläutert dort noch einmal kurz, was mit dem jeweiligen Charakter in Teil 1 passiert ist. Des Weiteren ist wieder eine Karte von Itreya im hinteren Umschlag, im vorderen ein Bild von Krähenruh. Ich mag Karten, helfen sie doch bei der Orientierung und geben eine kleine Hilfe bei der Vorstellung der Welt, in dem die jeweilige Geschichte spielt.

Kristoffs Schreibstil ist auch im zweiten Teil dreckig, vulgär und brutal, aber auch unglaublich sarkastisch, ironisch und teilweise fast schon humoristisch. Vor allem die permanente Verwendung von Schimpfwörtern, Flüchen und Kraftausdrücken muss man schon mögen und ist definitiv nichts für Leser schöner Worte – obwohl der Stil abgesehen von der Wortwahl durchaus bildhaft ist. Fußnoten werden im zweiten Teil weitaus weniger als im ersten Teil verwendet, der Lesefluss wird also zweifellos nicht so oft unterbrochen wie im Reihenauftakt. Wobei ich hierbei anmerken will, dass in den Fußnoten der Leser oft auch direkt angesprochen wird – und das macht wirklich Spaß.

Das Buch beginnt in Teil 1 auf zwei Zeitebenen, wobei die Vergangenheit von vor 4 Monaten in kursiver Schrift dargestellt wird. Das gefällt mir gut, weiß man doch gleich, wo man sich zeitlich gesehen befindet. Der Autor verstrickt geschickt die Vorgänge bis hin zur Gegenwart, wo wir uns ab Teil 2 des Buches befinden.

Mia ist dabei auf Rachefeldzug, blutig und ohne Rücksicht auf Verluste. Voller Sarkasmus und Ironie, vulgärer Ausdrücke und Flüche, ist sie eine herrlich unangepasste Protagonistin – derb, klug und todbringend. Mir gefällt ihre Entwicklung sehr gut, selbst von ihren Mordplänen getrieben bewahrt sie in der richtigen Situation meist einen kühlen Kopf und hält sich an den Plan, um ihre Rache zu bekommen (dieser von ihr entworfene Plan ist übrigens ausgesprochen überwältigend, gefährlich, fehleranfällig und unglaublich gut). Man merkt jedoch auch, dass ihr sogar andere Menschen, sogenannte Freunde, am Herzen liegen. Zwar nicht viele und auch nicht permanent, aber immerhin. Ja, selten hat mich ein Badass-Charakter so von sich überzeugt.

Während der Durchführung ihres Plans lernen wir Mias Heimat Itreya noch besser kennen. Das Mittelaltersetting ist wieder gut gelungen und Kristoff bedient sich in diesem Teil der Reihe zusätzlich am alten Rom: Er lässt Spiele in Arenen stattfinden, mit Gladiatii, die sich in wechselnden Kampfszenarien, allein zur Belustigung der Oberschicht, umbringen. Diese Darstellungen sind blutig und unglaublich ideenreich in Bezug auf die Arten, wie man Menschen sterben lassen kann – sehr brutal und ekelerregend. Abschreckend sind auch die Einblicke in das Leben der Sklaven der Republik, die wirklich ein gräßliches Leben führen, abhängig von der Gunst und Willkür ihres Herrn. Ich weiß nicht, wie realistisch diese Darstellungen sind, aber man mag sich trotzdem kaum vorstellen, dass heutzutage immer noch Millionen Menschen in sklavenähnlichen Verhältnissen leben. Und gerade in so einer unmenschlichen Situation zeigt sich Mia von ihrer menschlichen und verletzlichen Seite – und vergisst aber nie ihr Ziel, ihre Eltern zu rächen.

Fazit: Neue Verbündete, alte Feinde, neue Liebe, alte Ziele – Jay Kristoff schickt den Leser auf eine Achterbahnfahrt, voller Irrwege und Kehrtwendungen. Vor allem das Finale des Buches ist schier explodiert vor Überraschungen und Geheimnissen, die mich fix und fertig und mit offenem Mund zurück lassen, mit einer einzigen Frage: what the fuck?!

Veröffentlicht am 19.08.2018

Was für ein zweiter Teil! Spannend und unvorhersehbar!

Scythe – Der Zorn der Gerechten
0

In Neal Shustermans zweiten Band der Reihe Scythe begeben wir uns erneut in ein Zukunftsszenario, in dem die Sterblichkeit überwunden und alle Krankheiten ausgerottet sind, in dem eine künstliche Intelligenz ...

In Neal Shustermans zweiten Band der Reihe Scythe begeben wir uns erneut in ein Zukunftsszenario, in dem die Sterblichkeit überwunden und alle Krankheiten ausgerottet sind, in dem eine künstliche Intelligenz alles sieht und steuert und die sogenannten Scythe für die Tode sorgen, die nun nicht mehr auf natürlichem Wege geschehen. Trotz dem, dass die Welt nun nicht mehr neu ist, bieten sich dem Leser tolle Details und noch tiefere Einblicke in das Scythetum.


Wir folgen in hauptsächlich drei Handlungssträngen Citra Terranova, die sich nun Scythe Anastasia nennt, Rowan Damisch als Scythe Lucifer und dem noch unbekannten Greyson Tolliver, dessen Bedeutung erst im Laufe des Buches klar wird. Diese Dreiteilung in oft sehr kurzen Kapiteln sorgt für Abwechslung und einen schnellen Erzählstil, der zur Spannung beiträgt. Interessant sind auch die Zwischenkapitel der künstlichen Intelligenz Thunderhead, die immer menschlicher wird und entgegen ihrer ursprünglichen Bestimmung Präferenzen aufbaut. Ich denke, dass so eine Evolution bei einem derart hochentwickelten Programm durchaus im Bereich des Möglichen liegt und eventuell sogar unausweichlich ist, obwohl ich das nur als Laie beurteilen kann.

Im Gegensatz zum ersten Band, in dem die Ausbildung von Citra und Rowan im Fokus stand, ist im zweiten Band zumindest Citra eine vollwertige Scythe, was Einblicke in den Aufbau des Scythetums ermöglicht, seine Organisation und Regeln. Wobei letztere wie es scheint immer mehr außer Kraft gesetzt werden, sind Scythe Anastasia und Scyte Curie doch ihres Lebens nicht mehr sicher. Das führt uns auch zum mit am interessantesten, immer mal wieder eingestreuten, Handlungsstrang um Scythe Faraday, der auf der Suche nach einer Lösung ist gegen den Weg, auf dem sich das Scythetum befindet. Denn Scythe Lucifers Methode ist zwar vielleicht effektiv, aber mühsam. Ich denke, dass Faradays Suche eine große Rolle im Finalband spielen wird, was der Originaltitel „The Toll“ verrät. Warum? Findet es selbst heraus!

Fazit: Neal Shusterman hat auch mit seinem zweiten Band um das Scythetum und der Zukunftswelt in der sie leben, einen Roman geschaffen, der von Anfang bis Ende nur so vor Spannung strotzt. Unvorhersehbare Wendungen und ein Cliffhanger der es in sich hat, lassen mich ungläubig zurück. Nun heißt es warten auf Band 3, der im englischen Original erst 2019 erscheinen wird. Worauf alles hinauslaufen wird, darauf kann und will ich keine Prognose wagen – denn Shusterman hat bestimmt einen anderen Plan.

Veröffentlicht am 19.08.2018

Ich bin begeistert! Düster und brutal, und doch voller Freundschaft, Loyalität und Mut.

Elian und Lira – Das wilde Herz der See
0

„Hörst du die Sirenen, sie singen ein Lied..“
Madsens Lied aus dem Jahr 2015 hatte ich während des Lesens dauernd im Ohr – obwohl die Band weder die mythologischen Sirenen der griechischen Sagen besingt, ...

„Hörst du die Sirenen, sie singen ein Lied..“
Madsens Lied aus dem Jahr 2015 hatte ich während des Lesens dauernd im Ohr – obwohl die Band weder die mythologischen Sirenen der griechischen Sagen besingt, noch das Lied an sich zur düsteren Grundstimmung des Buches passt. Denn Elian & Lira - Das wilde Herz der See ist vor allem das: eine düstere und brutale Adaption der Kleinen Meerjungfrau von Hans Christian Andersen, wobei mir persönlich Disneys Adaption Arielle, die Meerjungfrau weitaus vertrauter ist.


Alexandra Christo hat eine Welt erschaffen, die vielseitiger nicht sein kann. 100 Königreiche, eines fantastischer als das andere: das goldene Land Midas, Págos, gemeißelt aus Eis und Schnee, Eidýllio, dessen Fürsten vom Gott der Liebe abstammen. Und dann noch das Reich der Meereskönigin, welche im Palast Keto lebt, inmitten der See von Diávolos. Man sieht, die Autorin hat sich nicht nur an der griechischen Sprache, sondern auch an der Mythologie Griechenlands bedient. Die Sirenen aus Homers Odyssee sind in Christos Welt genauso anzutreffen wie das Meeresungeheuer Keto oder auch König Midas, der der Sage nach alles zu Gold verwandelte, was er berührte. Mir gefielen diese Elemente sehr gut, sie unterstreichen das Mythische der Geschichte.

Neben der erschaffenen Welt ist auch der Schreibstil erwähnenswert. Bildhaft und detailreich schildert Christo die Welt und ihre Bewohner, die Mythen und Legenden der Königreiche. Dies gelingt ihr in zwei Erzählperspektiven: die eine ist aus der Sicht Liras, Tochter der Meereskönigin, die als tödlichste Sirene überhaupt den Prinzen der Königreiche die Herzen entreißt und sie so tötet.
Die andere Perspektive ist die von Elian, Prinz von Midas, der aber lieber Pirat ist, Sirenen jagt und gerne auf seine Pflichten als Thronfolger verzichten würde, um frei zu sein. Man weiß eigentlich, worauf alles hinauslaufen wird, doch der Weg dahin verlangt Vertrauen und Opfer genauso wie Loyalität und Freunde, auf die man zählen kann.

Christo hat ihre Protagonisten bewusst anders dargestellt als man sie bisher kennt, Lira als menschenverachtende und herzraubende Sirene, Elian als Pirat, der die Menschheit von den Sirenen befreien und damit den Krieg beenden will. Dieser Ansatz gefällt mir überaus gut, man erkennt die Richtungen, die die Autorin vermeiden wollte und trotzdem wirkt vieles irgendwie vertraut. Düsterheit und Brutalität, aber auch Loyalität und Freundschaft sowie der Mut, den ersten Schritt zur Veränderung zu machen, sind das, was diese Adaption für mich so besonders machen. 5 Sterne.

Veröffentlicht am 19.08.2018

Detailreich, tiefgehend und episch

Das Mädchen aus dem Norden
0

Eigentlich wollte ich nur eine Kurzmeinung verfassen. Aber das würde dem Buch nicht gerecht werden. Nachdem ich lange mit mir gehadert hatte, ob ich Das Mädchen aus dem Norden lesen sollte, bin ich nun ...

Eigentlich wollte ich nur eine Kurzmeinung verfassen. Aber das würde dem Buch nicht gerecht werden. Nachdem ich lange mit mir gehadert hatte, ob ich Das Mädchen aus dem Norden lesen sollte, bin ich nun froh, dass ich es getan habe. Die vielen negativen Bewertungen mögen für viele gerechtfertigt sein, für mich nicht.

Das Mädchen aus dem Norden wird als Thriller betitelt – und ja, es wird von Anfang an eine Spannung aufgebaut, die sich über die gesamte Länge des Buches zieht. Wir starten im Jahre 1993, dem Jahr, welches das Schicksal vieler Menschen beeinflusst hat. Die ersten knapp 100 Seiten sind essentiell für die nachfolgenden Geschehnisse im Jahr 2013.
Die Autorin schafft aber nicht nur einen Thriller, sondern vielmehr einen Epos über kriminelle Machenschaften, Korruption, Gewalt und Vergeltung. Vielen mag die Geschichte zu detailreich sein, die Komplexität wird durch die polnischen Namen nur verstärkt – aber genau das hat mich gefesselt. Bonda geht mit ihren Erzählungen in die Tiefe. Ja, mich hat die Geschichte fasziniert, auch wenn ich anfangs noch das ein oder andere Mal in das Namensglossar am Buchende spicken musste. Die Autorin hat die Handlungen von vor 20 Jahren gekonnt mit den Auswirkungen in der Gegenwart verwoben und die Auflösung ist schlichtweg genial.

Erwähnenswert ist für mich auch noch die Wichtigkeit der Odorologie in diesem Thriller. Auf diese Möglichkeit der Täterüberführung bin ich bisher noch nicht gestolpert, sie erscheint mir auch wenig geläufig. Anhand dieser Technik wird der Täter mittels seinen individuellen Geruchs überführt. Ob das wirklich funktioniert weiß ich nicht, es war jedoch ein sehr interessanter Aspekt der Ermittlungen.

5 Sterne für einen intelligenten Thriller, der mich vergessen ließ, dass ich eigentlich auf schöne Beschreibungen Danzigs gehofft hatte. Aber dann schaue ich halt einfach mal in einen Reiseführer.