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Veröffentlicht am 23.08.2018

Bewegendes Buch über Rassismus

Kleine große Schritte
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„Kleine große Schritte“ von Jodi Picoult ist ein Buch, das meine Erwartungen bei weitem übertroffen hat. Wie der Klappentext schon offenbart, geht es um Rassismus: Ein Thema, das auch heutzutage noch aktuell ...

„Kleine große Schritte“ von Jodi Picoult ist ein Buch, das meine Erwartungen bei weitem übertroffen hat. Wie der Klappentext schon offenbart, geht es um Rassismus: Ein Thema, das auch heutzutage noch aktuell ist.

Das Buch ist aus drei Perspektiven geschrieben: Zunächst gibt es Ruth, eine afroamerikanische Krankenschwester, der es untersagt wird, ein Baby zu behandeln, das bei einem tragischen Vorfall unter ihrer Obhut schließlich stirbt. Dann gibt es den Skinhead Turk, der Vater des toten Babys, der es afroamerikanischem Personal untersagt, sein Baby anzufassen und schließlich noch Kennedy, die Pflichtverteidigerin und spätere Anwältin von Ruth. Alle drei haben eine sehr unterschiedliche Sichtweise auf die Ereignisse, was es umso spannender und interessanter macht. Einige Geschehnisse überschneiden sich, jedoch dann aus anderen Perspektiven.

[Achtung, Spoiler!]

Dieses Buch hat mich sehr oft schockiert. Zunächst einmal die Tatsache, dass Ruth des Mordes angeklagt wird, weil sie das Baby angeblich aus Rache, es nicht behandeln zu dürfen, getötet hätte. Als das erste Kapitel aus Turks Sicht beginnt, erfährt man, dass er Afroamerikaner hasst, seit sein Bruder von einem getötet wurde – verständlich, dass man diese Person hasst, aber deswegen gleich alle Menschen mit derselben Hautfarbe zu hassen, scheint mir dann sehr ungerecht. Als man dann erfährt, dass der Mörder nicht verurteilt wurde, war ich doch etwas verwirrt, das passte nicht zusammen. Am Ende das Kapitels erfährt man dann, dass der Bruder bei einem Autounfall von der Straße abkam, in den Gegenverkehr raste und in das Auto des Afroamerikaners prallte. Kein Wunder, dass dieser nicht verurteilt wurde, er trug ja in meinen Augen auch keine Schuld. Turk sieht das anders, was mich wirklich zutiefst schockiert hat. Sein Bruder wäre ja nicht gestorben, wenn der Afroamerikaner nicht in diesem Moment die Straße langgefahren wäre. Manche suchen wohl echt immer für alles einen Sündenbock.

Obwohl es natürlich in erster Linie um Ruths Prozess ging, sind es auch die kleinen Dinge, bei denen sich in ihrem Leben die Hautfarbe bemerkbar macht: Die Kontrollen im Supermarkt hinter der Kasse, ob sie nicht etwas geklaut hätte, die Blicke anderer Menschen, sie wird einfach anders behandelt. Dinge, die für mich selbstverständlich sind, sind es für sie nicht.

Nachdem sie angeklagt wird, verliert Ruth auch ihren Job und sie fängt an, bei McDonalds zu arbeiten. Besonders im Kopf hängen geblieben ist mir die Szene an ihrem ersten Arbeitstag, als ihr Sohn sie dort arbeiten sieht, dem sie vorher nichts von ihrem neuen Job erzählte.

Der Prozess gestaltete sich auch nicht so einfach. Ruth hätte gerne die Rassismus-Karte ausgespielt hätte, Kennedy hielt dies aber für eine schlechte Idee, da dies im Gericht nichts zu suchen hätte und sich nur negativ auswirke. Sie legen die Verteidigung darauf aus, dass das Baby mit oder ohne Ruths Einschreiten gestorben wäre.

268fabcb-0d46-4549-a951-0eba5500d853Nach Uneinigkeiten zwischen den beiden sprach Kennedy im Schlussplädoyer des Prozesses doch vorwiegend auf ein Thema an: Rassismus. Zu Ruth sagt sie vorher: „Sie brauchen Gerechtigkeit. […] Gleichheit bedeutet, jeden gleich zu behandeln. Aber Gerechtigkeit berücksichtigt Unterschiede, sodass jeder die Chance auf Erfolg hat. […] Gleichheit liegt vor, wenn zwei Kinder einen ausgedruckten Test bekommen. Aber wenn das eine blind und das andere sehend ist, […] sollte man dem einem Kind einen Test in Brailleschrift und dem anderen einen gedruckten Test geben, beide mit derselben Thematik.“ (Picoult, J.: Kleine große Schritte, C. Bertelsmann Verlag, 2. Auflage, S. 540)

Erstaunt sowie erfreut hat mich der Wandel in Turks Leben, der seinem Leben als Skinhead den Rücken gekehrt hat, mit seiner neuen Frau und Tochter glücklich ist und anderen seine Geschichte weitergibt.

[Spoiler Ende]

Das Buch hat mich wirklich in vielerlei Hinsicht zum Nachdenken gebracht, unter anderem auch dadurch, dass Rassismus nicht immer aktiv geschehen muss, sondern auch passiv vonstatten gehen kann, einfach dadurch, dass man Menschen mit dunkler Haut ansieht oder dass man sie im alltäglichen Leben anders behandelt.

Picoults Schreibstil war sehr ruhig, detailliert umschreibend und ihre Wortwahl war immer passend gewählt. Gerade bezüglich des Repertoire von Turk hat sie sich im Voraus informiert, wie man im Nachwort erfährt, und es war alles sehr stimmig.

Rassismus ist ein schreckliches Thema, das in der Welt beseitigt werden muss. Mit ihrem Roman hat Jodi Picoult darauf aufmerksam gemacht und ich bin mir sicher, sie hat einigen Menschen, darunter auch mir, die Augen damit geöffnet.

Veröffentlicht am 08.12.2021

Schöner Roman mit kleinen Schwachstellen

Moving Mountains
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Auf den vierten Band der „Fletcher University“-Reihe habe ich mich sehr gefreut. Ich find es toll, in bekannte Welten zurückzukehren und dorthin abtauchen zu können.

Protagonisten von „Moving Mountains“ ...

Auf den vierten Band der „Fletcher University“-Reihe habe ich mich sehr gefreut. Ich find es toll, in bekannte Welten zurückzukehren und dorthin abtauchen zu können.

Protagonisten von „Moving Mountains“ sind Savannah und Maxx, welche sich über eine Dating-App kennenlernen. Savannah möchte ihre Schüchternheit loswerden, Maxx möchte ein neues Leben nach seinem Gefängnisaufenthalt starten. Dies beeinflusst die Handlung des Buches sehr stark, zudem wirken sie mit diesen Charakterzügen sehr authentisch, da deutlich wird, dass viele Menschen innerlich mit Dingen zu kämpfen haben und versuchen, es nicht nach außen hin zu zeigen.

Tami Fischers Schreibstil gefällt mir wie schon bei ihren bisherigen Romanen sehr, das Buch lies sich flüssig lesen, ohne über einige Sätze zu stolpern. Einige Punkte stören mich allerdings etwas an dem Buch. Für mich persönlich scheinen einige Punkte auf Savannahs Liste unpassend und nicht realistisch, um ihre Ängste zu überwinden. Insgesamt werden einige Szenen sehr oberflächlich behandelt, ich hätte mir mehr Tiefe gewünscht.

Trotz kleiner Schwächen hat mir das Buch sehr viel Spaß beim Lesen bereitet, allerdings hat es mir nicht ganz so gut gefallen wie die vorherigen Teile.

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Veröffentlicht am 04.11.2020

Geiseldrama rückwärts erzählt

Der Funke des Lebens
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Jodi Picoult ist bekannt dafür, schwierige Themen zu behandeln. „Kleine große Schritte“ beispielsweise behandelt Rassismus, während sich ihr aktuellstes Buch mit dem Thema Abtreibung beschäftigt. Von ersterem ...

Jodi Picoult ist bekannt dafür, schwierige Themen zu behandeln. „Kleine große Schritte“ beispielsweise behandelt Rassismus, während sich ihr aktuellstes Buch mit dem Thema Abtreibung beschäftigt. Von ersterem war ich auch ziemlich begeistert, ihr neuester Roman konnte mich hingegen nicht komplett überzeugen.

Der Roman beginnt zu dem Zeitpunkt, während die Geiselnahme schon läuft und geht in der Zeit immer weiter zurück bis zu dem Morgen des Tages. Das ist sehr ungewöhnlich und man erhält als Leser zunächst einen groben Überblick über das Geschehen, wobei später immer mehr Details offenbart werden. Über die verschiedenen Charaktere erfährt man immer mehr. Es sind ganz unterschiedliche Persönlichkeiten, die alle ihre Rolle spielen.

Picoult verdeutlicht in ihrem Roman, dass Menschen nicht nur in gut und böse zu unterteilen sind, sondern wir alle in einem grau dazwischen liegen. Jeder hat Gründe für sein Handeln und tut das, was in seinen Augen das Beste ist.

Ich muss ehrlich gestehen, dass ich einige Charaktere oft verwechselt habe. Leider hat sich das bis zum Ende des Romans durchgezogen. Ich bin nicht so ganz mit der Geschichte warm geworden. Ich dachte, das Geiseldrama an sich steht im Vordergrund, jedoch ging es hauptsächlich um die Charaktere. Dies ist nicht unbedingt schlecht, ich bin nur mit anderen Erwartungen an das Buch herangegangen. Bei der Auflösung des Geiseldramas hätte ich mir auch gerne mehr Details gewünscht, da die Charaktere allerdings im Vordergrund standen und nicht das Geiseldrama, ist das Ende nur passend.

Insgesamt ist es ein guter, solider Roman, von dem ich allerdings mehr erwartet habe, gerade auch in Anbetracht dessen, dass mir „Kleine große Schritte“ so gut gefallen hat.

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Veröffentlicht am 04.11.2020

Wie "Stranger Things" als Roman

Der unsichtbare Freund
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An das Buch bin ich mit gemischten Gefühlen gegangen. Einerseits hatte ich total Lust darauf, da es wie eine meiner liebsten Serien „Stranger Things“ sein sollte, andererseits schreckten mich die Seitenzahl ...

An das Buch bin ich mit gemischten Gefühlen gegangen. Einerseits hatte ich total Lust darauf, da es wie eine meiner liebsten Serien „Stranger Things“ sein sollte, andererseits schreckten mich die Seitenzahl und eher gemischte Rezensionen ab. Ich muss aber sagen, dass es sich am Ende dennoch gelohnt hat.

Das Buch fing wirklich sehr gut und spannend an und verlor auch zum Ende hin nicht an Spannung. Der Schreibstil gefiel mir gut und ich konnte mich in die Geschichte hineinversetzen. Vielleicht hätte man die Geschichte noch kürzen können, aber alles in allem war es von der Länge her noch okay. Es gab wirklich viel Inhalt zu erzählen.

Teilweise war das Buch ein wenig verwirrend, auch in Hinsicht auf die Groß- und Kleinschreibung am Ende, die für mich nur bedingt sinnvoll war. Einige Fragen blieben am Ende auch unbeantwortet. Trotzdem war es ein gutes Buch, das mit den mysteriösen Zügen wirklich Ähnlichkeit mit Stranger Things hat.

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Veröffentlicht am 04.11.2020

Erfrischend anderer Roman

Normale Menschen
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Sally Rooneys Roman handelt von zwei sehr unterschiedlichen Menschen, die sich ineinander verlieben, sich aus den Augen verlieren und deren Wege sich im Leben wieder und wieder kreuzen.

Vor dem Lesen ...

Sally Rooneys Roman handelt von zwei sehr unterschiedlichen Menschen, die sich ineinander verlieben, sich aus den Augen verlieren und deren Wege sich im Leben wieder und wieder kreuzen.

Vor dem Lesen wusste ich nicht genau, was mich erwartet, ich hatte allerdings eher einen klassischen Liebesroman erwartet. „Normale Menschen“ ist allerdings alles andere. Keiner von beiden möchte eine Beziehung, obwohl sich beide zueinander hingezogen fühlen. Das Buch macht sich nichts aus Klischees, denn es handelt wirklich von normalen Menschen, in deren Leben nichts perfekt läuft wie in anderen Romanen.

Sally Rooney hat es geschafft, die Charaktere facettenreich darzustellen und auch ernstere Themen wie Depressionen und häusliche Gewalt einzubauen, welche in der Gesellschaft nicht häufig thematisiert werden, aber doch viele Menschen betreffen. Ihr Schreibstil war sehr passend, nicht ausschmückend und kurz und prägnant, sogar auf die Anführungszeichen der wörtlichen Rede wurde verzichtet, was mich anfangs allerdings etwas gestört hat, aber man gewöhnte sich schnell daran.

„Normale Menschen“ war wirklich ein schönes, erfrischend anderes Buch, das mit viel Spaß beim Lesen bereitet hat, aber kein Muss zum Lesen ist.

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