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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 24.12.2018

Zu hohe Erwartungen...

One More Chance
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In One More Chance von Vi Keeland und Penelope Ward geht es um Aubrey und Chance, die auf einer Raststätte aufeinander treffen und aufgrund eines Malheurs schließlich ihre jeweiligen Reisen gemeinsam fortsetzen. ...

In One More Chance von Vi Keeland und Penelope Ward geht es um Aubrey und Chance, die auf einer Raststätte aufeinander treffen und aufgrund eines Malheurs schließlich ihre jeweiligen Reisen gemeinsam fortsetzen. Dabei finden sie einen kleinen Ziegenbock, entwickeln Gefühle füreinander und verbringen gemeinsam eine wunderbare Zeit. Doch diese soll bald ein jähes Ende finden...

Ich muss leider sagen, dass ich insgesamt enttäuscht von dem Buch war. Nach der großartigen Präsentation des Buches im Rahmen des Lyx-Challenge und der Leseprobe war ich total gespannt auf die Geschichte und habe anscheinend komplett falsche Erwartungen geschürt, die letztlich überhaupt nicht getroffen wurden.

Während mir beide Charaktere von Beginn an nicht wirklich zugesagt haben, habe ich Aubrey jedoch im Laufe der Geschichte langsam tolerieren können. Chance jedoch fand ich immer zu "over the top" und bin mit ihm nicht wirklich warm geworden. Zum Ende des ersten Teils hin konnte ich mich jedoch mit beiden gut abfinden und habe nur noch selten den Kopf über die undurchdachten Handlungen der beiden geschüttelt.
Der zweite Teil beginnt direkt sehr unerwartet und hat mir wieder besser gefallen - allgemein fand ich den zweiten Teil aus der Sicht von Chance auch stärker, wenngleich seine Motivation zu handeln auch wieder sehr fragwürdig zu sehen ist.

Der Schreibstil war teils sehr schön, an anderen Stellen zu übertrieben lasziv und nicht passend. Jedoch ließ sich die Geschichte flüssig und nachvollziehbar lesen.

Insgesamt ein nettes Buch mit viel Potential, das leider nicht gut ausgeschöpft wurde.

Veröffentlicht am 27.11.2018

Kann den Hype nicht nachvollziehen

The Sun Is Also a Star
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In "The Sun Is Also A Star" von Nicola Yoon geht es um Natasha und Daniel, die sich an einem Tag über den Weg laufen. Natashas Familie stammt ursprünglich aus Hawaii und soll am nächsten Tag ausgewiesen ...

In "The Sun Is Also A Star" von Nicola Yoon geht es um Natasha und Daniel, die sich an einem Tag über den Weg laufen. Natashas Familie stammt ursprünglich aus Hawaii und soll am nächsten Tag ausgewiesen werden - für sie bricht eine Welt zusammen und sie setzt alles daran, dieses Schicksal von ihrer Familie abzuwenden. Daraufhin trifft sie sich mit verschiedenen Behörden und versucht mit Sozialarbeitern, die Existenz der Familie zu bewahren.
Auf diesem Weg trifft sie Daniel, der sich in sie verliebt.

Mit einem schnellen, zauberhaften Schreibstil lässt Nicola Yoon einen in die Welt der beiden eintauchen, gespickt von zahlreichen Rückblicken, die die Geschichte von Natasha und Daniel beleuchten aber auch die der Personen, die sie auf ihrer gemeinsamen Reise treffen - und lässt einen mit einem warmen Gefühl in der Brust zurück.

Leider kann ich den Hype nicht ganz nachvollziehen, finde es aber ein lesenswertes Buch!

Veröffentlicht am 18.07.2018

Suche nach Liebe im 21. Jahrhundert

Für immer hält nicht nur bis morgen
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Rae hat sich nach Jahren von ihrem Mann scheiden lassen und sitzt nun auf dem Trockenen. Ihre Freundinnen Quinn und Valerie versuchen immer wieder, Dates für sie zu organisieren, doch alle Typen entsprechen ...

Rae hat sich nach Jahren von ihrem Mann scheiden lassen und sitzt nun auf dem Trockenen. Ihre Freundinnen Quinn und Valerie versuchen immer wieder, Dates für sie zu organisieren, doch alle Typen entsprechen nicht ihrem Geschmack.
Schließlich installieren sie auf ihrem Handy die Spark-App, die wie Tinder funktioniert, und so findet sich Rae wieder im Dschungel der Dating-Apps.
Wird die Lehrerin, die in ihrer Freizeit Erotikromane schreibt, die große Liebe mit einer App finden?

Das Cover finde ich sehr schön und es hat mich direkt zum Kauf verleitet. Der Schreibstil der Autorin ist sehr gewöhnungsbedürftig. Viele Passagen habe ich genossen, doch leider überwogen solche, in denen ich sehr angestrengt lesen musste, um überhaupt den Faden zu behalten. Die Charaktere haben Tiefe, die nicht auf den ersten Blick sichtbar ist, da sie oft sehr oberflächlich handeln.

Man muss den Schreibstil schon sehr mögen, um das Buch zu mögen, ansonsten ist es ein sehr witziges und unterhaltsames Buch.

Veröffentlicht am 10.03.2024

Hat mir nichts gegeben

Leuchtfeuer
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„Es sieht aus, als wäre das Meer mit Abertausenden flimmernden Sternen gefüllt. Vielleicht ist jeder einzelne das, was von jeder Seele bleibt, die je gelebt hat; vielleicht ist Zeit kein Kontinuum, ...

„Es sieht aus, als wäre das Meer mit Abertausenden flimmernden Sternen gefüllt. Vielleicht ist jeder einzelne das, was von jeder Seele bleibt, die je gelebt hat; vielleicht ist Zeit kein Kontinuum, sondern Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft entfalten sich immer und ewig.“ (S. 282)

Mit jeder Entscheidung verändern sich die Schleifen unseres Lebens - und unserer Zukunft; jeden Tag schreiben wir den Verlauf unsere Geschichte von Neuem, nur das, was hinter uns liegt, kann nicht mehr ungeschehen gemacht werden.

Niemals wird Theo Wilf das Geräusch zerberstenden Metalls vergessen, den Schrei des Mädchens; das letzte Mal, das ihre Stimme in der Welt der Lebenden zu hören ist. Mehr als zwanzig Jahre ist es her, dass das Auto, in dem er mit seiner Schwester Sarah und dem Mädchen saß, gegen einen Baum prallte, und das Leben seiner Familie für immer verändern würde. Während Theo sich schon immer im Schatten seiner Schwester aufhielt und wohlfühlte, war Sarah in allem, was sie machte, ein Goldkind: selbstbewusst, talentiert, die Welt stand ihr offen. Doch unter der Last des Geheimnisses, das sie seit der Nacht des Unfalls im Jahr 1985 trägt, verliert sie ihr Strahlen; niemand ahnt, dass sie stets nur wenige Schritte vom Abgrund entfernt ist. Sie hält die Fassade aufrecht, betäubt ihre Gefühle mit Alkohol, verliert sich in der Wärme flüchtiger Küsse, fremder Hände an ihrem Gesicht. Theo hingegen war fortgegangen, um zu vergessen, füllt die Leere in seiner Brust mit Arbeit, etwa dem Kreieren neuer Gerichte. Sein Restaurant „Twelve Tables“ ist schon längst kein Geheimtipp mehr, jede Nacht sind alle Tische restlos belegt. Aber weder das Knistern britzelnden Öls noch das Zischen der Kaffeemaschine können das Gesehene und Gehörte in der Tonspur seines Lebens überschreiben; er entkommt ihm nicht. Ein unerwarteter Anruf seiner Schwester lässt ihn jäh aus der Zeit fallen, und bringt ihn zurück an den Ort seiner Kindheit. Den Ort, an dem die Geister warten.

„Änderst du ein Element, ändert sich alles. Eine Erschütterung hier verursacht ein Erdbeben dort. Eine Bruchlinie vertieft sich. Ein Schalter wird umgelegt.“ (S. 9)

Als ich noch klein war, liebte ich es, nachts in den Sternenhimmel zu gucken, mich in den leuchtenden Flecken zu verlieren; ungreifbar, ihre Entfernung, und das machte mir Angst. Wir, kleine Staubkörner in der Galaxie, suchend, umeinander kreisend und doch in unseren eigenen, kleinen Universen gefangen. Und so auch die Protagonist:innen in Dani Shapiros Roman „Leuchtfeuer“: Über die Jahrzehnte verstreut berühren ihre Leben einander flüchtig, ihre Bahnen kreuzen sich und aus jeder Begegnung gehen sie als Andere hervor. Empathisch zeichnet Shapiro polyphon die Wege nach, die hinter ihnen liegen, und wie sie sich im Laufe der Zeit verändert haben, die Last der Sommernacht und die Bürde der Familie auf dem Herzen tragend. Die Vergegenwärtigung der Flüchtigkeit des Lebens durch jede noch so kleine, alltägliche Entscheidung und die Tragweite und emotionale Schwere von Erinnerung haben mich ein ums andere Mal über mein bisheriges Leben reflektieren lassen, über die Dinge, für die ich dankbar bin, die ich bereue; sie alle sind Teil meines Lebens und Teil meiner Geschichte.
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So mitreißend die Geschichte begonnen hat, hat sie mich ehrlicherweise schon nach kurzer Zeit verloren. Ich konnte keine:n der Protagonist:innen wirklich greifen, sie waren zu kantig, teilweise überladen bis abstrakt, der Ton pathetisch, der Verlauf vorhersehbar. Vielleicht war der Zeitpunkt für diese Geschichte nicht der richtige, aber dennoch habe ich einige wertvolle Gedanken mitnehmen können.

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Veröffentlicht am 05.11.2023

Nicht mein Buch

Die weite Wildnis
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"Sie fiel in einen schweren, traumlosen Schlaf, und als sie mitten in der Nacht aufwachte, waren sämtlich Sterne aufgegangen, und der Mond, nur einen Spalt von einem vollen Rund entfernt, leuchtete hell ...

"Sie fiel in einen schweren, traumlosen Schlaf, und als sie mitten in der Nacht aufwachte, waren sämtlich Sterne aufgegangen, und der Mond, nur einen Spalt von einem vollen Rund entfernt, leuchtete hell von oben herab. Sie lauschte den nächtlichen Geräuschen aus dem Wald und hatte zum ersten Mal keine Angst." (S. 126)

Nordamerika im 17. Jahrhundert. In weißen Wolken treibt ihr Atem in die kalte Nacht, das feuchte Schmatzen des Waldbodens unter ihren schnellen Schritten das einzige Geräusch in der Dunkelheit. Das junge Mädchen ist auf der Flucht, allein, hatte sich allem entsagt, was sie kannte; ihrem Namen, ihrer Sprache, der kleinen Bess - ihr Herz sticht. Sie rennt, rennt immer weiter: weg von ihren Dämonen, in Richtung der Lebenden. Im Kopf hat sie die vagen Umrisse einer Karte, die sie einst sah: zarte Linien, wo Land und Wasser sich berühren, Gebirgszüge und Ländereien. Die neue Welt, das große Unbekannte.

Sie kämpft ums Überleben, jeden Tag aufs Neue, doch ihre Furcht vor der Wildnis ist nicht so groß wie die Wut, die sie auf die Menschen verspürt, auf ihren frevelhaften Umgang mit diesem gottgegebenen Wunder, das die Natur ist. Ihr Blick verändert sich, sie verändert sich – und etwas in ihr beginnt zu wachsen: ein neuer Blick und eine Liebe, die sie am Leben hält.

„Die Welt, das wusste das Mädchen, war noch schlimmer als wild, die Welt war gleichgültig. Es kümmerte sie nicht, was mit ihr geschah, es konnte sie nicht kümmern, nicht im Geringsten. Sie war ein Sandkorn, ein Sprenkel, ein Flugstaub im Spiel des Windes.“ (S. 29)

Hm, was soll ich sagen. Gefunkt hat es wirklich oft, jedes Mal nämlich, wenn das Mädchen versuchte, ein Feuer zu machen – aber auf mich ist der Funke leider nicht gänzlich übergesprungen. Lauren Groff schafft es, „[D]ie weite Wildnis“ mit ihren Worten, mit ihrem unnachahmlichen Blick für Licht und Schatten, für das Sichtbare und Unsichtbare erfahrbar zu machen. Und das mit allen Sinnen. Unendlich zart, ehrfurchtsvoll und poetisch lässt sie das Mädchen Teil dieser unberührten Natur werden, den Zauber der Vollkommenheit auf sie übergehen und sie formen. Während sie gegenwärtig ums Überleben kämpft, schweifen ihre Gedanken immer wieder zurück zu den Menschen, die sie zurückließ, um die rauschende Einsamkeit zu ummanteln: sie denkt an Bess, an die Schifffahrt von England in die neue Welt, die sie alle beinahe das Leben kostete, an die zarten Berührungen des Schiffsjungen, die sie innerlich brennen ließen, an die scharfen Worte ihrer Herrin und ihre Ehegatten. Nach und nach füllt Groff blinde Flecken mit Licht und Farbe, und mit Gewissheiten, die umso schwerer auf dem Herzen liegen. Grausamkeiten und Gewalt werden manifest, dunkle Schatten, die das Mädchen in der traumwandlerischen Schönheit der Natur verfolgen – bis sie die Welt mit einem neuen Blick zu betrachten lernt.
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Etwas fehlte. Zu leise war der Wind, mich vollends mitzureißen, fallenzulassen in das weiche Moos, denn es sind eben die Rückblicke, die mich in Atem hielten, das Leben fernab des Waldes und des Überlebenskampfes des Mädchens, ihrer Heldinnenreise – obwohl gerade dem ja ein naturgegebener Spannungsbogen innewohnt. Keine Frage, sprachlich ist diese Geschichte herausragend, nicht zuletzt wegen der grandiosen Übersetzung von Stefanie Jacobs. Aber der Zeitpunkt passte einfach nicht. Ich komme wieder, mit leichterem Gepäck.

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