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Veröffentlicht am 13.03.2024

Eine schöne Sci-Fi-Geschichte über die wichtigen Dinge im Leben

Die letzte Erzählerin
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Buchinfo
Warte nicht auf morgen!

Petra Peña gehört zu den wenigen, die es vor dem unausweichlichen Weltuntergang auf eines der rettenden Schiffe schaffen. Eine Reise ins Ungewisse liegt vor ihr. Jahrhunderte ...

Buchinfo
Warte nicht auf morgen!


Petra Peña gehört zu den wenigen, die es vor dem unausweichlichen Weltuntergang auf eines der rettenden Schiffe schaffen. Eine Reise ins Ungewisse liegt vor ihr. Jahrhunderte später wacht Petra auf. Das Ziel, ein Planet mit erdähnlichen Bedingungen, scheint erreicht. Aber in der Zwischenzeit ist viel geschehen. Auf dem Raumschiff zählen nur noch Gehorchen und Gleichsein. Und plötzlich ist Petra die Letzte, die sich an die Erde und das Leben dort erinnert. Kann sie mit dem Wissen um die Vergangenheit das Überleben der Menschheit sichern? (Quelle: Amazon)

Anfang
Lita schichtet einen Scheit Pinyon-Holz auf das Feuer. Süßlicher Rauch wabert an uns vorbei in den Sternenhimmel. Ihre Knie ächzen, als sie sich wieder auf die Decke neben mich setzt. Die Tasse heiße Schokolade mit Zimt, die sie mir gemacht hat, habe ich noch nicht angerührt.

Meine Meinung
Die Erde steht kurz vor ihrer Zerstörung. Aber nicht, weil die Menschen sie nun endgültig zugrunde gerichtet haben, sondern weil ein Himmelskörper auf direktem Wege den Planeten ansteuert und nichts gegen einen Zusammenprall getan werden kann. Einige wenige Auserwählte aber, werden mit Raumschiffen auf einen anderen Planeten reisen und diesen in gut 400 Jahren neu bevölkern.

Petra und ihre Familie gehören zu den Glücklichen. Ihre Eltern sind Wissenschaftler und werden deswegen gebraucht. Schweren Herzens muss Petra ihre geliebte Großmutter, eine Geschichtenerzählerin, zurücklassen und ohne sie gehen.

Auf dem Raumschiff angekommen lernt Petra die erste Generation Menschen kennen, die sie und die anderen 400 Jahre in ihren Schlafkabinen überwachen und dafür sorgen werden, dass sie ebenso jung wie jetzt und mit nützlichem Wissen gefüttert auf dem Planeten erwachen werden.

Doch als Petra im Jahre 2442 wieder aufwacht, ist nichts wie angekündigt. Das Raumschiff und die Menschen haben ihre Optik verändert, der Proviant ist weg und wo ist eigentlich ihre Familie?

Mein Name ist Petra Peña. Wir haben die Erde am 28. Juli 2061 verlassen. Das Kollektiv wollte die Zusatzpakete in meinem Informationssystem löschen. Ben hat versucht, mich und meine Erinnerungen zu retten. (Seite 68)

Was mir sehr gut gefallen hat, waren die "Cuentos", also die Märchen, die zuerst Petras Großmutter ihr erzählt und sie dann später wiedergibt und neu entstehen lässt. Die waren wirklich schön und immer passend zur jeweiligen Situation gewählt. (An dieser Stelle sei gesagt, dass sich am Ende des Buches ein Glossar befindet, in dem genutzte spanische Worte und Redewendungen ins Deutsche übersetzt werden.)

Die Grundidee und auch die Umsetzung haben mir sehr gut gefallen, allerding hat die Geschichte mich manchmal verloren und ich habe immer mal wieder ein paar Tage nicht weitergelesen.

Fazit
Eine schöne Sci-Fi-Geschichte mit einer Protagonistin, die in ihrem jungen Alter schon weiß worauf es wirklich ankommt und wie man mit Mut, aber auch mit passender Vorsicht sein Ziel erreichen kann.

Die Geschichte macht deutlich, warum die Menschen an sich selbst, aber auch an die Gemeinschaft glauben sollten und wieso wir uns unterstützen müssen, um etwas zu erreichen.

Petra hat ein Handicap, was ganz selbstverständlich in die Geschichte eingebaut wird. Das erschwert ihr es zwar manchmal, aber die Autorin zeigt auch, wie sich Menschen zu helfen wissen, die sich nicht uneingeschränkt auf ihren Körper verlassen können. Selbstverständliche Inklusion in einem Kinder-/Jugendbuch - das ist es, was wir brauchen!

Veröffentlicht am 14.01.2024

Ein Buch, das uns einen guten Einblick in das Thema verschafft und zur selbstständigen Recherche anregt!

Über Leben
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Buchinfo
»Wir befinden uns mitten im sechsten Massenartensterben und erleben den größten Artenschwund seit dem Aussterben der Dinosaurier. Der Mensch hat ihn ausgelöst und nur er kann ihn stoppen.« Der ...

Buchinfo
»Wir befinden uns mitten im sechsten Massenartensterben und erleben den größten Artenschwund seit dem Aussterben der Dinosaurier. Der Mensch hat ihn ausgelöst und nur er kann ihn stoppen.« Der bekannte Naturfilmer und Terra-X-Moderator Dirk Steffens engagiert sich seit Jahren für den Artenschutz. Gemeinsam mit dem Wissenschaftsjournalisten Fritz Habekuß zeigt er, wie in der Natur alles mit allem zusammenhängt und warum der Erhalt der Artenvielfalt überlebensnotwendig für die Menschheit ist. Die beiden schlagen Maßnahmen vor, um das Artensterben zu stoppen: drastisch, aber nicht unmöglich – und mit der Chance, unser Verhältnis zur Natur zu revolutionieren. Mit Abbildungen. (Quelle: Amazon)

Meine Meinung
Ich denke Dirk Steffens ist vielen Menschen ein Begriff. Sein Gesicht verbindet man automatisch mit Terra-X (auch wenn die Sendung natürlich auch noch mit viel mehr aufwartet). Als Naturfilmer und "Welterklärer" entführt er uns in die entferntesten Winkel der Erde und zeigt uns die Schönheit von Mensch und Natur. Der Name Fritz Habekuß war mir persönlich erstmal kein Begriff und ich musste mich über ihn informieren. Er ist Redakteur bei der Zeit und beschäftigt sich vorrangig mit der belebten Natur und dem Artensterben.

Also ein Buch von zwei Männern, die wissen, wovon sie sprechen, beziehungsweise schreiben.

Mittlerweile sollte eigentlich jedem Menschen klar sein, dass wir für das massive Artensterben und die Zerstörung des Planeten verantwortlich sind. Ja, ein gewisses Artensterben ist ganz natürlich und das gab es auch schon, bevor der Mensch kam. Allerdings nicht in der Geschwindigkeit, in dem Ausmaß und nicht, weil jemand den Lebensraum fahrlässig zerstört oder Tiere wegen spezieller Besonderheiten jagd und tötet (z.B. für Felle, Stoßzähne, Innereien für Aphrodisiaka und ähnliches).

Die zwei Autoren machten sich nun also wissenschaftlich daran, dieses menschengemachte Artensterben zu untersuchen und Lösungsansätze zu präsentieren. Man merkt beim Lesen, dass sie sich bei diesem Thema auskennen und auch dafür brennen. Als Leser:in bekommt man einen sehr guten Überblick über die Thematik.

Leider fehlte mir aber der rote Faden und nicht jedes Kapitel war für mich persönlich abgeschlossen. Natürlich kann man in einem Buch von der Dicke nicht alles bis ins kleinste Detail besprechen - damit könnte man sicherlich ganze Bibliotheken füllen - aber ich blieb öfters etwas unbefriedigt zurück und musste noch selbst etwas recherchieren, weil ich mit dem "bisschen" nicht zufrieden war. Aber möglicherweise wollten die beiden Autoren auch genau das damit bezwecken.
Vielleicht soll dieses Buch Neugier für das Thema wecken und uns dazu bringen nachzuschlagen, zu hinterfragen und dadurch etwas zu ändern.

Fazit
Ein Buch, das einen guten Einblick in die Materie bietet und zum Nachdenken anregt. Es kratzt in einigen Bereichen an der Oberfläche und animiert dadurch zur selbstständigen Recherche.
Ein bisschen vermisst habe ich einen roten Faden - es wirkte wie ein buntes Potpourri zum Thema Artensterben, was aber ebenfalls wieder zum Nachschlagen anregen kann.

Veröffentlicht am 11.07.2023

Ein Buch, so schockierend wie emotional

Mit zitternden Händen
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Buchinfo
Ein Jugendlicher schießt in einem Stockholmer Vorort seinem besten Freund in den Hinterkopf. Wie konnte es dazu kommen?

Billy und Dogge sind seit Kindesbeinen eng befreundet. Dass sie aus sehr ...

Buchinfo
Ein Jugendlicher schießt in einem Stockholmer Vorort seinem besten Freund in den Hinterkopf. Wie konnte es dazu kommen?


Billy und Dogge sind seit Kindesbeinen eng befreundet. Dass sie aus sehr unterschiedlichen Eltern­häusern kommen, hat sie nie gestört. Während Dogge meist von seinen wohlhabenden Eltern allein gelassen wurde, ist Billy, aus einer Einwandererfamilie stammend, umgeben von einer Bastion der Liebe aufgewachsen. Als kriminelle Banden Billys Wohnviertel mehr und mehr beherrschen, werden sowohl Dogge als auch Billy rekrutiert. Allzu gerne schließen sich die beiden an - angelockt durch schnelles Geld und leichten Zugang zu Drogen. Doch dann will Billy mit Hilfe seiner Mutter aussteigen ...(Quelle: Amazon)

Anfang
Sie spielen an einem Hang, haben beinahe identische Jeans und kurzärmelige Hemden, abgewetzte Turnschuhe und aufgeweckte Augen. Der eine hat blondes Haar, das bis zu den Schultern reicht, der andere dunkle Locken, die ihm immer wieder in die Augen fallen.

Meine Meinung
Eben noch waren sie sechs Jahre alt auf einem Spielplatzt unterwegs und plötzlich hat einer der beiden eine Kugel im Hinterkopf und der andere soll abgedrückt haben. Doch wie konnte es dazu kommen?

Dogge kommt aus einem guten Elternhaus, doch leider interessiert sich dort niemand groß für ihn. Billy aus der Einwandererfamilie hat zwar nicht viel Geld, wird aber mit Liebe überschüttet. Und obwohl diese beiden Jungen so unterschiedlich sind, freunden sie sich an und geraten auf dieselbe schiefe Bahn. Sie nehmen Drogen, schließen sich einer Gang an und werden kriminell. Doch als es Billy zu viel wird, will er aussteigen - wird ihm dieser Entschluss zum Verhängnis?

Der Autorin ist durch ihren Schreibstil eine sehr authentische Atmosphäre gelungen. Beim Lesen hatte ich wirklich das Gefühl, dass es sich mehr oder weniger um die Ecke so zugetragen haben könnte. Alle Personen handeln sehr realistisch, was mir sehr gut gefallen hat.

Die Geschichte an sich verläuft eher unanfgeregt, da man sehr viel Hintergrundinformationen darüber bekommt, wie die beiden Jungen aufwachsen und wie es so weit hat kommen können. Da es sich aber um einen Roman und nicht um einen Thriller handelt, ist das völlig in Ordnung.

Hin und wieder haben sich ein paar Längen eingeschlichen, die zwar nicht dramatisch sind, aber in einer gewissen Form eben doch die Lesefreude trüben.

Das Ende hat alles wieder rausgerissen und mich emotional sehr stark berührt.

Fazit
Eine harte Geschichte über eine tiefe Freundschaft und ein Leben, was in hundert Städten von tausend Kindern gelebt wird.

Dieses Buch schockiert und berührt gleichermaßen und sollte uns allen die Augen öffnen, damit unseren Kindern ein besseres Leben gelingen kann.

Veröffentlicht am 07.05.2023

Ein Buch über den Verlust der Heimat und das Finden der Hoffnung

Zuhause - Eine Geschichte über das Verlieren und Finden von Heimat
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Wo gehöre ich hin, wenn meine Heimat verloren geht?

Von einem auf den anderen Moment muss die kleine Kala ihr Zuhause verlassen. Zurück bleiben ihre Großeltern, ihr kleiner Stoffhase und das Haus, in ...

Wo gehöre ich hin, wenn meine Heimat verloren geht?

Von einem auf den anderen Moment muss die kleine Kala ihr Zuhause verlassen. Zurück bleiben ihre Großeltern, ihr kleiner Stoffhase und das Haus, in dem sie glücklich war. Die Gründe versteht sie nicht, aber dass es dramatische sind, fühlt sie genau. Der Weg ist lang und beschwerlich, begleitet von der Angst vor dem Ungewissen und der Trauer um das Verlorene. Kala vermisst ihre Großeltern sehr, spürt aber die ganze Zeit, dass sie da sind und aus der Ferne auf sie aufpassen - und ihr mit dieser überwältigenden inneren Verbundenheit und Liebe Kraft geben, das, was vor ihr liegt, zu meistern. (Quelle: Amazon)

Es ist ein Umstand der existiert, seitdem es Menschen auf der Erde gibt. Dann und wann verlassen manche Menschen ihr zu Hause und ihre Heimat. Manche, die sehr Priviligierten, tun es, weil sie es wollen, doch leider gibt es auch immer wieder Familien oder Einzelpersonen, die es tun, weil sie es müssen. Um letztere Gruppe geht es hier in diesem Buch.

Erzählt wird die Geschichte von Kala, die von jetzt auf gleich mit ihren Eltern das Land verlässt und ihre Großeltern zurücklassen muss. Vermutlich verrät ihr niemand die Gründe, um sie zu schützen - doch nimmt sich auch niemand die Zeit mit ihr darüber zu sprechen um herauszufinden, dass sie es wissen wollen würde, da es für sie absolut unverständlich ist.

Irgendwann gibt es für Kala eine Wende und aus ihrer Angst wird Zuversicht und Mut. Besonders an dieser Stelle muss man beim Vorlesen mit den Kindern ins Gespräch gehen und viel erklären, weil es sonst zu phantastisch und unverständlich sein kann.

Insgesamt finde ich es eine schöne Geschichte mit sehr passenden Illustrationen. Erst als Kala wieder Hoffnung hat, werden auch die Bilder wieder bunter und fröhlicher und unterstreichen so auch optisch ihre Gefühlswelt. Ich bin mir nicht sicher, in wie weit sich dieses Buch zur Arbeit mit geflüchteten Kidnern eignet, aber man kann es definitiv nutzen, um mit Kindern allgemein ins Gespräch über Flucht und Heimatverlust zu kommen und ihnen so vieles begreiflich machen, was damit zusammenhängt.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 15.01.2023

Ein Buch für eingefleischte Matthew Perry Fans

Friends, Lovers and the Big Terrible Thing
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Buchinfo
Durch sein Mitwirken in der US-Kultserie FRIENDS erreichte der Schauspieler Matthew Perry Weltruhm. Erstmals erzählt er nun seine eigene außergewöhnliche Geschichte und spricht offen über private ...

Buchinfo
Durch sein Mitwirken in der US-Kultserie FRIENDS erreichte der Schauspieler Matthew Perry Weltruhm. Erstmals erzählt er nun seine eigene außergewöhnliche Geschichte und spricht offen über private Suchtkämpfe und darüber, was sich tatsächlich hinter den Kulissen der erfolgreichsten Sitcom aller Zeiten abspielte. Der TV-Star gewährt tiefe Einblicke in seine langjährige Erkrankung und reflektiert gewohnt humorvoll und selbstkritisch, was die Süchte eines Mannes befeuert hat, dem es an nichts zu mangeln schien. Unerschrocken ehrlich, zutiefst bewegend und urkomisch: dies ist das Buch, auf das Fans gewartet haben. (Quelle: Amazon)

Anfang
Hi, ich heiße Matthew, aber Sie kennen mich vielleicht unter einem anderen Namen. Meine Freunde nennen mich Matty. 
Und ich müsste längst tot sein.

Meine Meinung
So, wo fange ich jetzt an? Prinzipiell finde ich es ziemlich schwierig Biographien (besonders Autobiographien) zu bewerten. Immerhin handelt es sich nicht um einen erdachten Roman oder eine Fantasy-Reihe, die mit allem aufgepeppt und gewürzt wird, was den Lesenden gefallen könnte. Es geht um ein Leben oder einen Abschnitt davon und nicht darum, besonders unterhaltsam oder reißereisch zu sein - und wer möchte es sich schon rausnehmen, das Leben einer anderen Person zu beurteilen und zu bewerten?

Meine Meinung, mein anschließendes Fazit und schlussendlich die Bewertung beziehen sich also lediglich auf die Art, wie es geschrieben wurde, aber im Endeffekt nicht wirklich auf den Inhalt.

In meinem Glas ist frische Cola light, und in der Tasche habe ich eine volle Schachtel Marlboros. Manchmal genügt mir das.
Manchmal.

(Seite 27)

Als eingefleischter Friends-Fan MUSSTE ich dieses Buch lesen, auch wenn mir die Rolle des Ross Geller - gespielt vom wahnsinnig heißen David Schwimmer - immer eine Spur besser gefallen hat. Chandler Bing ist selbstverständlich der Spaßvogel in der Serie, aber Ross einfach der kleine Pechvogel, der das Glück mehr als verdient hat.

Mir war natürlich klar, dass es kein Buch über die Serie ist, sondern die Autobiographie von Matthew Perry...aber er hat die Serie mehrfach als seinen Lebensretter und seinen Weg zum Überleben bezeichnet - da hätte ich mir ein Wenig mehr Raum dafür gewünscht.

Mir fehlten sowohl eine spirituelle Leitlinie als auch die Fähigkeit, mich an etwas zu erfreuen. Doch zugleich war ich süchtig nach Action. Was für eine toxische Kombination.
(Seite 51)

Im Endeffekt berichtet Mr Perry von den Anfängen seines Lebens und wer alles die Schuld daran trägt, dass er Alkohol- und Drogensüchtig ist. Ich bin Erzieherin - ich WEIß, dass Dinge aus der Kindheit und Jugend sich auf das gesamte Leben auswirken (können), aber allen im Umfeld die alleinige Schuld zu geben, ohne dazu zu stehen, dass man selbst eben auch seinen Anteil dazu beiträgt, weil man immer wieder nachgibt, ist mir dann doch zu leicht. Ja, eine Sucht ist eine Erkrankung, aber man kann auch dagegen ankämpfen (was Matthew Perry auch immer wieder mit mehr oder weniger Erfolg tut, das will ich gar nicht in Abrede stellen) und dazu stehen, dass man wieder einen Rückfall hat, weil man selbst eben nicht stark genug ist. Das ist keine Schande, das ist ehrlich.

Zu Beginn hat sich das Buch wirklich gut lesen lassen und war auch ziemlich spannend. Ich wusste, dass er Alkoholiker ist und auch zu Zeiten von Friends immer wieder getrunken hat...es war mir aber neu, wie schlecht es tatsächlich stellenweise um ihn stand.

Wenn man dann aber von der nächsten Engiftung, der nächsten Entziehung, dem nächsten Rückfall und der erneuten Schuldzuweisung an andere liest, wird es doch ziemlich langweilig und zäh. Das ist sein Leben und davon erzählt er uns - aber in diesen Details war es eben einfach nicht mein Ding. Es liest sich wie eine ständige Wiederholung und ist dadurch nicht immer unterhaltsam. Auch wenn Matthew Perry insgesamt witzig und mit einem gewissen Galgenhumor schreibt. Wie er selbst sagt, IST er eben Chandler Bing.

Da er nunmal in der Serie Friends gespielt hat, gehen wahrscheinlich (fast) alle davon aus, dass er etwas mehr aus dem Nähkästchen plaudern wird, wenn dieses Wort auch im Titel des Buches vorkommt. Wer darauf hofft, hofft aber vergebens. Natürlich erfährt man Details, von denen man nichts wusste. Zum Beispiel war mir nicht bekannt, dass Julia Roberts nur in der Serie aufgetreten ist, weil er ihr einen Aufsatz über Quantenphysik zukommen ließ, oder dass sein Gewicht aufgrund seiner Alkohol- und Drogensucht so massiv schwankte.

Anhand meines Gewichts kann man über die Staffeln hinweg den Verlauf meiner Sucht nachvollziehen - bin ich dick, ist es der Alkohol, bin ich dünn, sind es Tabletten. Trage ich Bart, sind es viele Tabletten.
Am Ende der dritten Staffel verbrachte ich die meiste Zeit des Tages damit, mir 55 Vicodin zu organisieren [...].

(Seite 149)

Prinzipiell besitzt das Buch einen roten chronologischen Faden, an dem es sich langarbeitet. Aber leider auch nicht immer. Durch Zwischenkapitel (hier Intermezzo genannt), werden immer wieder Dinge eingestreut, die zeitlich einfach nicht wirklich reinpassen und dadurch manchmal etwas verwirren können.

Fazit
Ein Buch für absolute Matthew Perry Fans und Menschen, die etwas über Süchte und Entziehungen lesen möchten. Für Lesende, die sich etwas mehr allgemeine Informationen über den Schauspieler und seine Rollen erhoffen, ist es tatsächlich nur bedingt geeignet.
 
Der Titel ist stimmig, denn Mr Perry berichtet über seine Freunde, Liebhaberinnen (von denen er eine ganze Menge hatte) und seine Süchte (von ihm "Big Terrible Thing" genannt) - man sollte sich aber durch das Wort "Friends" nicht aufs Glatteis führen lassen und dadurch etwas anderes erhoffen.
 
Insgesamt war das Buch für mich nicht uninteressant, aber immer wieder von einer Entziehung in den nächsten Rückfall zu stolpern, ermüdet irgendwann dann doch beim Lesen.