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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 12.06.2020

Episoden aus einer Kleinstadt

Kostbare Tage
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Die beiden Vorgängerbände aus der amerikanischen Kleinstadt Holt sind mir leider nicht bekannt, doch auch ohne Vorkenntnisse habe ich mich direkt gut in dieser ländlichen Idylle zurechtgefunden, weil die ...

Die beiden Vorgängerbände aus der amerikanischen Kleinstadt Holt sind mir leider nicht bekannt, doch auch ohne Vorkenntnisse habe ich mich direkt gut in dieser ländlichen Idylle zurechtgefunden, weil die Menschen eigentlich sehr einfach und geradlinig gestrickt sind. Die Hauptperson, Dad Lewis, hat nur noch wenige Tage zu leben. Er wird liebevoll von seiner Ehefrau und seiner Tochter umsorgt. Leider ist es ihm nicht vergönnt, auch noch Abschied von seinem Sohn zu nehmen, der als Paradiesvogel nicht in das enge soziale Gefüge gepasst hat und schnellstmöglich nach seinem Schulabschluss in der nahen Großstadt untergetaucht ist. Rund um Dad Lewis werden spotlightartig die Schicksale von Nachbarinnen und Angestellten erhellt. Wenn man genau hinsieht, ist es eine Aneinanderreihung von verpassten Gelegenheiten und ungelebten Träumen, die die Menschen jedoch nicht eine Depression getrieben haben, sondern die von ihnen mit Pragmatismus verdrängt beziehungsweise verarbeitet worden sind.

Mir gefallen solche alltäglichen literarischen Begebenheiten. Für mich ist es ein rundum lesenswertes Buch, das man nicht so schnell vergisst.

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Veröffentlicht am 31.05.2020

Zugereiste

Kalt flüstern die Wellen
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Die Scilly-Inseln sind eine Inselgruppe vor der malerischen Küste Cornwalls. Hier leben nicht sehr viele Menschen, aber man kennt sich, man hilft sich und man hält zusammen. Zugereiste finden nicht so ...

Die Scilly-Inseln sind eine Inselgruppe vor der malerischen Küste Cornwalls. Hier leben nicht sehr viele Menschen, aber man kennt sich, man hilft sich und man hält zusammen. Zugereiste finden nicht so einfach Zugang zu dieser eingeschworenen Gemeinschaft. In diesem Umfeld arbeitet Detective Inspector Ben Kitto.

Einer dieser Zugereisten findet im Feuer ein schreckliches Ende. Schnell richtet sich der allgemeine Verdacht auf einen behinderten Außenseiter, auch wenn bekannt ist, dass er ein sanftmütiges Naturell hat.

Es gibt noch mehr Gewalttaten gegen Menschen, die nicht auf der Insel geboren wurden. Alle begleitet von kryptischen Botschaften in der ausgestorbenen kornischen Sprache.

Der Autorin gelingt es gut, diese spezielle Atmosphäre der Inseln einzufangen. Vor allem der soziale Zusammenhalt der Menschen ist beeindruckend. Alle sind zwar misstrauisch und wachsam, aber die Stimmung kippt nie. Im Prinzip könnte jeder ein Motiv haben, einige verschweigen etwas, aber es ist kaum möglich, eine Spur zu finden. Bis zuletzt steigert sich die Spannung und die Auflösung ist genial.

Mir hat der Ermittler Ben Kitto gut gefallen. Obwohl nur wenige Inseln entfernt aufgewachsen, gilt auch er als Zugereister, was ihm die Ermittlungsarbeit zusätzlich erschwert. Gern möchte ich mehr von ihm und seinem pfiffigen Hund lesen!



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Veröffentlicht am 24.05.2020

Dünkel

Die Tote in der Sommerfrische
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Elsa Dix versetzt ihre Leser ins mondäne Norderney des Jahres 1912.

Henny, ein Dienstmädchen aus dem vornehmen Palais-Hotel wird tot aus dem Meer gezogen. Die Polizei geht vorschnell von einem Suizid ...

Elsa Dix versetzt ihre Leser ins mondäne Norderney des Jahres 1912.

Henny, ein Dienstmädchen aus dem vornehmen Palais-Hotel wird tot aus dem Meer gezogen. Die Polizei geht vorschnell von einem Suizid aus. In dem genannten Hotel versammelt sich eine illustre Urlauberschar aus den besten Kreisen. Reiche Industrielle, verarmter Adel und eine bekannte Schauspielerin verbergen ihre Borniertheit hinter oberflächlichem Geplauder bei Tisch. Sie leben in ihrer eigenen Welt. Und doch muss einer der feinen Herrschaften ein Mörder sein. Die emanzipierte alleinreisende Viktoria und der Feuilleton-Reporter Christian wollen wissen, warum Henny sterben musste. Geschickt lenkt die Autorin den Verdacht auf mehrere Hotelgäste. Unter der heilen Fassade sieht es bei ihnen nämlich ganz anders aus.

Die Spurensuche lädt zum Mitraten ein. Die Hobbydetektive haben immer den gleichen Wissensstand wie der Leser und zum Schluss wird es dann für Viktoria auch noch einmal richtig gefährlich.

Mir hat in diesem Roman sehr gefallen, wie gut sich die Autorin mit der Zeitgeschichte auseinandergesetzt hat. Ohne moralischen Zeigefinger werden quasi nebenher die harten Arbeitsbedingungen der Arbeiterschicht angerissen und auch die politische Grundstimmung besonders im reichen Bürgertum dargestellt. Fakten, die im Deutschland der Kaiserzeit den Nährboden für den Ersten Weltkrieg bildeten. Alles unterhaltsam und lebensecht verpackt in den Gesprächen der Hotelgäste. 

Dieser historische Krimi verlegt nicht einfach stumpf einen Mord in eine andere Epoche, sondern als Leser kann man sich gut in diese Zeit hineindenken. Er ist, soweit ich das beurteilen kann, sehr authentisch und die Krimihandlung selbst ist intelligent angelegt. Absolute Leseempfehlung, nicht nur für den Urlaub.



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Veröffentlicht am 21.05.2020

Es lohnt sich

Die Herren der Zeit
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Nachdem mir die beiden Vorgängerbände rund um Inspector Unai López de Ayala alias „Kraken“ und seiner Frau, der Subcomisaria Alba de Salvatierra schon so gut gefallen haben, musste ich diesen dritten abschließenden ...

Nachdem mir die beiden Vorgängerbände rund um Inspector Unai López de Ayala alias „Kraken“ und seiner Frau, der Subcomisaria Alba de Salvatierra schon so gut gefallen haben, musste ich diesen dritten abschließenden Band natürlich auch unbedingt lesen.

Diesmal übertrifft sich die Autorin Eva García Sáenz selbst, weil die Handlung noch kunstvoller gestrickt ist.

In der malerischen baskischen Stadt Vitoria sucht Kraken nach einem Mehrfach-Mörder, der seine Taten eng an einen gerade erschienenen Bestseller-Roman lehnt, der im 12.Jahrhundert angesiedelt ist und auf tatsächlichen Chroniken einer ansässigen Adelsfamilie basiert. Deren letzter Spross ist psychisch labil und gerät immer wieder ins Fadenkreuz der Ermittlungen. Zeitgleich ist Ayalas Familienglück bedroht, doch diese Geschichte zieht sich wie ein roter Faden durch die gesamte Trilogie und findet hier endlich zu einem Abschluss.

Neben den aktuellen Ermittlungen gibt es einen zweiten Handlungsstrang in der Zeitebene des historischen Bestsellers, so dass auch der Leser an den Parallelen teilnehmen kann.

Dieser Roman ist voll gespickt mit historischen Personen und Fakten, einer sehr dichten psychologischen Motivsuche mit interessantem Hintergrundwissen und einer wirklich überraschenden Aufklärung.

Es ist kein Thriller, den man eben schnell liest, sondern man muss sein Lesetempo erheblich reduzieren, wenn man nicht den Faden verlieren will. Dennoch versteht es die Autorin, straff und spannend zu erzählen. Der Wechsel zwischen den beiden Zeitebenen wird immer sehr geschickt gehandhabt.

In meinen Augen ist "Die Herren der Zeit" ein krönender Abschluss der Trilogie. Es bleiben (leider!) keine offene Fragen, die auf eine weitere Fortsetzung hoffen lassen, aber vielleicht gibt es ja in Zukunft ähnlich fesselnde Bücher aus der Feder von Eva García Sáenz.

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Veröffentlicht am 10.05.2020

Starke Frauen

Margos Töchter
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Erst in der Danksagung am Ende von "Margos Töchter" habe ich gelesen, dass es einen ersten Band gibt, nämlich "Ab heute heiße ich Margo". Zu keinem Zeitpunkt hatte ich das Gefühl, dass mir Vorkenntnisse ...

Erst in der Danksagung am Ende von "Margos Töchter" habe ich gelesen, dass es einen ersten Band gibt, nämlich "Ab heute heiße ich Margo". Zu keinem Zeitpunkt hatte ich das Gefühl, dass mir Vorkenntnisse gefehlt haben. Ganz im Gegenteil, das Buch ist eine in sich ruhende Geschichte. Allerdings habe ich mich fast bis zum Schluss gefragt, was der Titel mit dem Inhalt zu tun hat, denn über weite Strecken ist Margos Enkelin Jana die Hauptperson. Durch ihre Augen erfährt der Leser vom Schicksal ihrer beiden Mütter, die eine aus dem Westen und die leibliche Mutter aus der DDR. Allen in dem Buch vorkommenden Frauen ist gemeinsam, dass sie sehr rebellisch sind und für ihre Ziele eintreten. Alle setzen sich auf ihre Art mit dem Kommunismus, mit dem Sozialismus und der Situation des geteilten Deutschlands auseinander. Die Handlung ist ein Spiegel des Zeitgeschehens und des Zeitgeistes der deutschen Republiken von den 60er Jahren bis fast in die Gegenwart. Es ist ein sehr politischer Roman, aber weil es auch eine Familiengeschichte ist, die nebenbei bemerkt sehr spannend erzählt wird, lässt er sich flüssig lesen. Und ganz zum Schluss weiß man dann auch, dass der Titel perfekt gewählt ist.

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