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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 07.04.2020

Trauriger Tanz

Die Tanzenden
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Die Nervenheilanstalt Salpêtrière im Paris des ausklingenden 19. Jahrhunderts dient als Schauplatz dieses Romans über Frauen, die nicht in das einfach gestrickte, von Männern dominierte, Gesellschaftsklischee passen.

Hier ...

Die Nervenheilanstalt Salpêtrière im Paris des ausklingenden 19. Jahrhunderts dient als Schauplatz dieses Romans über Frauen, die nicht in das einfach gestrickte, von Männern dominierte, Gesellschaftsklischee passen.

Hier befinden sich die unterschiedlichsten Schicksale zusammen auf einer Station: von Männergewalt traumatisierte Mädchen, aber auch Frauen, die mit zaghaften emanzipatorischen Schritten ihren Familien zu unbequem geworden sind.

Geneviève arbeitet als Oberschwester. Durch sie kann der Betrieb störungsfrei funktionieren. Sie hinterfragt nichts, sondern glaubt an die Unfehlbarkeit der Ärzte. Erst mit dem Auftauchen von Eugénie bricht ihre Weltanschauung zusammen.

Es ist beängstigend zu lesen, wie stark die Rechte von Frauen früher beschnitten worden sind. Wer sich nicht anpasste, wurde als Hysterikerin abgestempelt und im schlimmsten Fall in eine Anstalt eingewiesen. Die armen Personen waren den Ärzten auf Gedeih und Verderb ausgeliefert. Sie waren Freiwild und dienten sogar teilweise zum Amüsement der gehobenen Gesellschaft. 

Die Frauen in dem Roman von Victoria Mas machen eine gegenläufige Entwicklung durch, und auch wenn eine der beiden hinterher eingesperrt bleibt, so sind doch beide geistig frei und haben ihr Schicksal im Rahmen ihrer Möglichkeiten selbst gestaltet.

Das Buch hat einen bleibenden Eindruck bei mir hinterlassen. Allerdings muss ich bemängeln, dass die Inhaltsangabe wenig mit dem tatsächlichen Inhalt zu tun hat und ganz falsche Erwartungen weckt.

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  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 05.04.2020

Hexenstolz

Die Seelen der Nacht
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Fast 28 Hörstunden bin ich in das Leben von Diana Bishop eingetaucht, einer erfolgreichen Historikerin, aber einer auch zugleich mächtigen Hexe, die sich weigert ihre magischen Kräfte einzusetzen.
Als ...

Fast 28 Hörstunden bin ich in das Leben von Diana Bishop eingetaucht, einer erfolgreichen Historikerin, aber einer auch zugleich mächtigen Hexe, die sich weigert ihre magischen Kräfte einzusetzen.
Als ihr ein uraltes Manuskript in die Hände gerät, ist es mit ihrem beschaulichen Leben vorbei. Andere Hexen, Vampire und Dämonen möchten das Buch in ihren Besitz bringen. Sie scheuen vor nichts zurück. Um zu überleben, muss Diana dann doch ihre Fähigkeiten erforschen. Mit dem uralten Vampir Matthew de Clairmont an ihrer Seite kann sie den Kampf aufnehmen.
Ich denke, wenn die Autorin ihre Geschichte straffer erzählt hätte, dann hätte sie mir auch besser gefallen. So gab es viele nicht enden wollende langweilige Passagen. Da aber der gesamte Handlungsverlauf sehr spannend ist, bleibt man doch am Ball und deswegen gibt es von mir verdiente 4 Lesesterne.
Nicht berücksichtigt bei dieser Bewertung habe ich die absolute Fehlbesetzung der Sprecherin. Sie liest den Text herunter, wie eine wissenschaftliche Abhandlung. Es fehlen Emotionen, Dynamik, Leidenschaft, Spannung... .Es fehlt an allem, was das Zuhören zum Genuss werden lässt.

Veröffentlicht am 14.03.2020

Glaube, Liebe, Hoffnung

Die brennenden Kammern
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Kate Mosse beschreibt in ihrem Roman eine Liebe zu Zeiten der französischen Hugenottenkriege.

Minou ist eine katholische Halbwaise in Carcassonne. Ihr Vater ist ein liberaler Buchhändler, der aber unter ...

Kate Mosse beschreibt in ihrem Roman eine Liebe zu Zeiten der französischen Hugenottenkriege.

Minou ist eine katholische Halbwaise in Carcassonne. Ihr Vater ist ein liberaler Buchhändler, der aber unter der Folter zu einem gebrochenen Menschen geworden ist. Er schafft es nicht, die Tochter in sein gut gehütetes Geheimnis einzuweihen, sondern schickt sie mit ihrem jüngeren Bruder zur Schwägerin nach Toulouse. Aber anstatt dort die erhoffte Sicherheit zu finden, geraten sie in die Anfänge der Glaubenskriege, und ausgerechnet an einen Protestanten verliert Minou ihr Herz. Langsam kommt sie selbst hinter das Geheimnis ihrer Herkunft und gerät schon bald darauf in die Hände ihrer Erzfeindin. Es gibt einen mörderischen Endkampf, der sehr anschaulich geschildert wird, gleichzeitig richtet sich der Blick auch schon auf die Folgebände.

Es ist immer wieder spannend und lehrreich zugleich, wenn Geschichte und Fiktion verschmelzen. Die Hugenottenkriege sind nur ein vergleichsweise kleiner Teil von Frankreichs grosser Vergangenheit, aber leider auch ein sehr blutiger, der von kompromisslosem religiösen Fanatismus auf beiden Seiten geschürt wurde.

Ich finde, dass die Autorin historisch gesehen vieles zu einfach darstellt. Da habe ich persönlich lieber etwas mehr Realismus in der Handlung. Auch die Personen konnten mich nicht wirklich berühren, denn ihre Beschreibung bleibt doch sehr an der Oberfläche. Der Handlungsbogen hätte viel straffer gespannt werden können, denn leider wurde es mir zwischendurch immer wieder etwas zu langweilig.

Dennoch hat mir das Buch insgesamt ganz gut gefallen. Die Thematik des Romans und auch die Ausdrucksweise von Kate Mosse fand ich gut, aber dennoch werde ich den weiteren Lebensweg von Minou nicht weiter verfolgen.

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Veröffentlicht am 09.03.2020

Weibliche Kampfmaschine

Der Schrei des toten Vogels
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In Thailand werden Livia und ihre Schwester von ihren Eltern verkauft. Sie geraten in die Hände von Menschenhändlern, die ihnen Schlimmes antun. Die Mädchen werden getrennt und Livia hat das "Glück" von ...

In Thailand werden Livia und ihre Schwester von ihren Eltern verkauft. Sie geraten in die Hände von Menschenhändlern, die ihnen Schlimmes antun. Die Mädchen werden getrennt und Livia hat das "Glück" von einem reichen amerikanischen Ehepaar adoptiert zu werden. Livia ist ehrgeizig und schlau, und als Jugendliche kann sie endlich ihren pädophilen Adoptivvater töten. Sie wird Polizistin und setzt alles daran, ihre jüngere Schwester wieder zu finden und zu rächen ....
Mein Hauptkritikpunkt ist die absolute Unglaubwürdigkeit der Handlung:
Livia ist superintelligent, supersportlich und schafft alles, was sie sich vorgenommen hat. Ihre Kampfkünste sind so sensationell, dass sie die stärksten Männer besiegen und überlisten kann. Sie tötet, ohne mit der Wimper zu zucken und keiner kommt ihr auf die Schliche.
Mein zweiter Kritikpunkt:
Die Handlung wird drastisch, teilweise sogar unnötig brutal erzählt, und die Personen gehören entweder zu den Guten, oder sind abgrundtief böse.
Aber Barry Eisler versteht es, den Leser durch seine spannende Erzählweise an die Seiten zu fesseln und die ganzen Schwachstellen rücken in den Hintergrund, ganz einfach, weil man dem Finale entgegenfiebert.
Absolute Leseempfehlung, und auf die Fortsetzungen darf man gespannt sein.

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  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 24.02.2020

Ein Superteam auf zwei Kontinenten

Feuerland
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Sowohl der Einstieg als auch das Weiterlesen in diesen Thriller sind mir nicht leicht gefallen, erst im letzten Drittel hat mich die Spannung erreicht.

Erst mal geht es um geheimnisvolle Entführungen ...


Sowohl der Einstieg als auch das Weiterlesen in diesen Thriller sind mir nicht leicht gefallen, erst im letzten Drittel hat mich die Spannung erreicht.

Erst mal geht es um geheimnisvolle Entführungen von schwerreichen Männern, dann aber auch um Organhandel im weit entfernten Chile.

Alles an diesem Plot ist mir ein Hauch "too much", nicht nur der weitgespannte geografische Rahmen: 

- Vanessa Frank, die gerne pichelt und ziemlich überheblich mit der verordneten Psychiaterin interagiert, ist dennoch eine hervorragende Ermittlerin.

- Nicolas Paredes dagegen hat eine Vergangenheit als Elitesoldat. Zwar wurde er unehrenhaft entlassen, aber in Wahrheit ist er natürlich ein Gutmensch, der nur seinem Gewissen gefolgt ist.

- Dann gibt es noch eine autistische Schwester von Nicolas, der er ein besseres Leben ermöglichen will.

- Außerdem tritt eine schöne Frau in sein Leben, die ihm beinahe den Verstand raubt.

- Ein Kleinkrimineller, der aus Minderwertigkeitskomplexen besteht und zugleich zum Größenwahn neigt.

- Und dann natürlich der verblendete südamerikanische Padron, der eine unschuldige Schönheit in seiner Gewalt hat.

Kurz gesagt, hier werden viele Klischees bedient und mir hätte das Buch besser gefallen, wenn der Autor sich auf einen der beiden Haupthandlungsstränge konzentriert hätte.

Dennoch geht er gekonnt mit Cliffhängern um. Die Spannung steigt gegen Ende rapide an und macht den uninteressanten Anfang wieder wett.