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fredhel

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 31.08.2018

Mord ist ihr Hobby

Wir sehen dich
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In London treibt ein übler Serienkiller sein Werk. Junge Frauen werden in ihrer eigenen Wohnung getötet und dann alle mittels Haarfarbe und Make-up so hergerichtet, dass sie sich gleichen fast wie Zwillinge. ...

In London treibt ein übler Serienkiller sein Werk. Junge Frauen werden in ihrer eigenen Wohnung getötet und dann alle mittels Haarfarbe und Make-up so hergerichtet, dass sie sich gleichen fast wie Zwillinge. Der ermittelnde DI Dominic Bell kann den Mörder trotz intensiver Recherche nicht fassen. Ausserdem ist ein aus dem Ruder gelaufener Einsatz von Dominic Gegenstand einer polizeiinternen Ermittlung. Er steht im Kreuzfeuer der Kritik und muss möglichst schnell neue Erfolge liefern!

Gleichzeitig hat sich im Internet eine engagierte Gruppe Hobbykriminalisten zusammengeschlossen, um den Mörder auf eigene Faust zu fassen. Sie wollen der Polizei ihre angebliche Unfähigkeit und Korruptheit vor Augen führen. Teil dieser Fanatiker ist die Psychologie-Doktorandin Clementine Starke. Sie ist noch traumatisiert von einem Hausbrand in ihrer Jugend, bei dem sie den Vater verlor. Ihre Alpträume und Schuldgefühle kann sie nicht verdrängen, so fokussiert sie sich auf die Mörderjagd. Wider besseren Wissens und gegen jeden Rat begibt sie sich in Lebensgefahr.

Stephanie Marland hat da eine gute Idee zu einem Plot gehabt. Im Grossen und Ganzen ist ein spannender Thriller daraus geworden, auch wenn es etwas gedauert hat, bis ich mich festgelesen hatte. Chatprotokolle haben mir noch nie gefallen. Zum Glück werden die im weiteren Verlauf immer weniger und es wird hinterher fast ausschliesslich aus der Sicht von Clementine oder Dominic geschrieben.

Die Schuldgefühle, die Clementine wegen des Feuers, und Dominic wegen des drohenden Versagens quälen, habe ich als zu melodramatisch und eigentlich nicht nachvollziehbar empfunden, aber ansonsten fand ich, dass "Wir sehen dich" ein mitreissender Thriller ist. Die Handlung ist zwar in sich abgeschlossen, aber es bleiben genügend offene Fragen, die Lust auf einen Folgeband machen.

Veröffentlicht am 29.08.2018

Caselli im Jetset

Römische Vergeltung
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Eigentlich kenne ich Commissario Alessandro Caselli schon seit zwei Folgen, aber hier in Römische Vergeltung lerne ich ihn von einer ganz neuen Seite kennen, und ich kann nicht sagen, dass mir der neue ...

Eigentlich kenne ich Commissario Alessandro Caselli schon seit zwei Folgen, aber hier in Römische Vergeltung lerne ich ihn von einer ganz neuen Seite kennen, und ich kann nicht sagen, dass mir der neue Charakterzug gefällt. Zu seiner Verteidigung kann man anführen, dass ein gefährlicher Mafia-Handlanger aus der Haft entlassen wurde, der seinerzeit wilde Racheschwüre bei seiner Verurteilung ausgestossen hat. Caselli kann schon seine Nähe spüren. Vielleicht treibt ihn deswegen eine Art Lebenshunger in das teure Jetset-Leben mit seiner neuen Freundin Chantal, einem Luxusweib par excellence. Seine Dienstpflichten vernachlässigt Alessandro, aber seine Vorgesetzten nehmen alles mit grossem Verständnis hin. Relativ früh erkennt der Leser, was hinter den Kulissen gespielt wird. Es kommen Zweifel auf, ob Casellis neue Freunde es gut mit ihm meinen. Erst gegen Ende trennt sich die Spreu vom Weizen, aber es gibt auch herbe Verluste zu beklagen. Die Handlung ist eigentlich sehr spannend und gewinnt ausserdem noch durch das wunderbar eingefangene römische Flair. Man merkt, die Autorin hat profunde Kenntnisse von Kunst, Geschichte, Architektur und Musik. Leider verliert sich der Spannungsbogen zwischendurch immer mal wieder in belehrende als Monologe getarnte Referate über die unterschiedlichsten Themen, aber ansonsten kann man den Krimi gut lesen.

Veröffentlicht am 24.08.2018

Collegeboys

Dein Tod komme
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Das Ehepaar Rina und Peter Decker sind schon ein eingespieltes Team und haben es hier mit ihrer 24. (!) Ermittlung zu tun. Per Zufall entdeckt Rina im Wald eine skelletierte Leiche. Doch es bleibt nicht ...

Das Ehepaar Rina und Peter Decker sind schon ein eingespieltes Team und haben es hier mit ihrer 24. (!) Ermittlung zu tun. Per Zufall entdeckt Rina im Wald eine skelletierte Leiche. Doch es bleibt nicht bei einer einzigen Leiche und der Abgleich mit der Liste der vermissten Personen der letzten Jahre lenkt die Blickrichtung auf die umliegenden Colleges. Die Professoren sind nicht sonderlich kooperativ, die männlichen Studenten testosterongesteuert . Alle mauern. Faye Kellerman schreibt spannend. Immer mehr Zusammenhänge lässt sie den Leser erkennen, bis alles auf ein gefährliches Finale hinaus läuft. Das Buch ist solide Krimikost, liegt gut in der Hand und fiel mir durch das wunderschöne Cover direkt ins Auge.

Veröffentlicht am 31.07.2018

Liebe

Die Gegenwart des Glücks
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Es brauchte einige Seiten ehe ich mich in diesen Roman einlesen konnte, denn die Kapitel sind kurz und sprunghaft. 
Pearl ist ein Kind der Strasse, mit einer drogensüchtigen Mutter und einem kriminellen ...

Es brauchte einige Seiten ehe ich mich in diesen Roman einlesen konnte, denn die Kapitel sind kurz und sprunghaft. 
Pearl ist ein Kind der Strasse, mit einer drogensüchtigen Mutter und einem kriminellen Lebenswandel, einfach aus der Not heraus. Man findet sie sympathisch, obwohl sie eine Mord begeht, denn man spürt, dass sie auf der Suche nach Liebe ist. Liebe ist für sie das Größte im Leben, und es ist vor allem Liebe, was sie ihrem kleinen Sohn Leonard mit auf die Welt gibt. Sie ändert ihr Leben, rackert sich ab und muss ihr Kind dennoch allein zurücklassen. Bei dem Nachbarn findet Leonard eine andere Art von Liebe, ein Band, das ein ganzes Leben lang halten soll.
"Die Gegenwart des Glücks" ist ein Buch voller grosser Gefühle und Sentimentalitäten. Es liest sich zügig, denn wenn man sich einmal an den Stil der Autorin Catherine Ryan Hyde gewöhnt hat, möchte man den Lesefluss nicht mehr unterbrechen.

Veröffentlicht am 11.07.2018

Unehelich

Der englische Liebhaber
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Charlotte ist nicht begeistert, als sie ihre Arbeit in Berlin unterbrechen muss, um ihre sterbende Mutter in Münster ein letztes Mal sehen zu können. Die Begegnung verläuft ausgesprochen emotionslos und ...

Charlotte ist nicht begeistert, als sie ihre Arbeit in Berlin unterbrechen muss, um ihre sterbende Mutter in Münster ein letztes Mal sehen zu können. Die Begegnung verläuft ausgesprochen emotionslos und ebenso sachlich wickelt sie einige Zeit später die Bestattung ab. Die Auflösung des Haushaltes kann sie auf ihren Vetter abwälzen und nur wenige Dinge nimmt sie als Erinnerung mit nach Berlin: eine vertrocknete Rose, einen Siegelring, eine teure Armbanduhr und die Tagebücher ihrer Mutter.
Charlotte ist eine sehr unsympathische, ichbezogene Person, die ihrer Mutter nicht verzeihen kann, dass sie zwar als Kind der Liebe empfangen, aber als uneheliches Besatzerkind im stockkonservativen Münster vielen Anfechtungen ausgesetzt war. Erst im Lesen der Tagebücher, die Anna im Hinblick auf ihren Tod und um Verständnis heischend für Charlotte geschrieben hat, ändert sich die Sicht der Tochter.
In Annas Leben war nur Platz für ihre einzigartige Liebe zum englischen Captain Jeremy Frazer, der plötzlich aus ihrem Leben verschwand, noch bevor sie ihm von ihrer Schwangerschaft erzählen konnte. Die Tagebücher sind Zeugnis ihrer unverbrüchlichen Treue trotz der Ungewissheit, zugleich leuchten sie aber auch das Leben in der Nachkriegszeit aus. Nicht nur was die Dinge des täglichen Lebens betraf, sondern auch die philosophische Frage nach dem Sinn des Krieges und erst recht nach dem Sinn des Lebens. Anna nimmt alle Entbehrungen auf sich, weil sie dem Kind ihrer großen Liebe ein gutes Leben ermöglichen möchte, doch Charlotte ist nur fordernd und aufsässig. Sie ist ihrer Mutter für nichts dankbar, und auch die Annäherung an ihren Vater, den sie als Erwachsene endlich kennenlernen darf, verläuft holprig. Bis zum Schluss erklärt sich Charlottes permanente Gekränktheit und unterschwellige Aggression nicht.
Insgesamt sind die drei Hauptpersonen Anna, Charlotte und Jeremy sehr verschlossene, eigenwillige und starke Charaktere, jedoch keine Sympathieträger. Das macht es schwer, sich mit dem Buch anzufreunden, auch nicht zuletzt weil manche Passagen doch recht trocken und zäh geschrieben sind. Dann plötzlich findet sich der Leser in Annas Betrachtungen über das Leben wieder und es bleibt etwas hängen, das auch noch da ist, wenn man das Buch aus der Hand gelegt hat. Deshalb gibt es eine klare Leseempfehlung von mir, auch wenn mir der Klappentext eigentlich eine geheimnisvolle Liebesgeschichte suggeriert hat.