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Veröffentlicht am 04.09.2020

Gut und Böse fein säuberlich getrennt

Mehr als die Erinnerung
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Gut Mohlenberg, 1920: Eine Einrichtung, die psychisch kranken Menschen mit einem für diese Zeit untypsichen menschenfreundlichen Ansatz die Möglichkeit bietet, ein gutes Leben zu führen. Als in der Umgebung ...

Gut Mohlenberg, 1920: Eine Einrichtung, die psychisch kranken Menschen mit einem für diese Zeit untypsichen menschenfreundlichen Ansatz die Möglichkeit bietet, ein gutes Leben zu führen. Als in der Umgebung zwei Morde geschehen, ist man mit der Verdächtigung schnell bei der Hand: Es muss einer der „Geisteskranken von Mohlenberg“ gewesen sein.

Friederike von Aalen, die dort als junge Medizinerin ihren Vater bei der Leitung unterstützt und deren Ehemann nach einem Kriegestraumata selbst zu den Patienten gehört, will die Bewohner schützen und stellt eigene Ermittlungen an.

„Mehr als die Erinnerung ist eine dieser Geschichten, bei der man durch die Seiten fliegt, gut aufgebaut und der das fachliche Hintergrundwissen der Autorin Tiefe und historische Glaubwürdigkeit gibt. Der Krimi ist homogen mit dem Setting verwoben und verliert bis zum Ende nicht an Spannung. Gleichzeitig gibt die Geschichte einen guten Einblick in die psychiatrischen Behandlungsmethoden damaliger Zeiten und der Ausgrenzung der Erkrankten.

Die zeittypischen Rollenklischees werden plastisch transportiert und es ist unterhaltsam zu lesen, wenn eine Frau sich dem widersetzt. Der Spaß potentiert sich zum Ende, als es daran geht, den Täter zu überführen.

Einen Stern Abzug gibt es jedoch: Die Charaktere bleiben sehr flach trotz ausreichendem psychischen Konfliktpotenial. Gut und Böse war schnell sortiert. Dies schwächt die emotionalen Bindung an die Protagonisten. Besonders Friederike von Aalen hatte mir viel zu wenig Ecken und Kanten und war zu übertrieben die treusorgende liebende Ehefrau und Menschenfreundin. Dem Thema hätte es gutgetan, wenn die Menschen vielschichtiger gezeigt worden wären.

Fazit: Eine tolle Mischung aus historischen Frauenroman und Krimi mit gut recherchiertem Hintergrund.

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Veröffentlicht am 31.08.2020

Eine Welt wie im Märchen

Yo
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Yo fällt aus ihrem einsamen, unspektakulären Leben in die bunte Märchenwelt Pardalis. Von einem Tag auf den anderen trägt die unsichere und ängstliche 23jährige die Verantwortung fürs das Überleben der ...

Yo fällt aus ihrem einsamen, unspektakulären Leben in die bunte Märchenwelt Pardalis. Von einem Tag auf den anderen trägt die unsichere und ängstliche 23jährige die Verantwortung fürs das Überleben der Welt mit all ihren wunderbaren Kreaturen. Es bleibt ihr keine Zeit sich einzugewöhnen, denn die dunklen Schatten von Omieda drohen die Welt zu verschlingen. Ein geheimnisvolles Medaillon, die kleine pelzige Suna und der anziehende Vogelmann Miran sind die einzigen, die sie bei ihren Aufgaben unterstützen.

Die Geschichte entspricht einer klassichen Heldenreise, in der die Heldin mit jeder neuen Aufgabe einen Entwicklungsschritt macht. Das Besondere ist die liebevoll erschaffene Welt mit all ihren unterschiedlichen Bewohnern. Ihre Farbenpracht und Vielvalt hat mich des Öfteren an die bunte und atemberaubende Welt von Pandora in dem Film Avatar erinnert.

Immer wieder lernt Yo neue Kreaturen, neue Lebensformen, Gesellschaften und Landstriche kennen, die in einzigartigen bunten Farben der ganzen Geschichte eine märchenhafte Atmosphäre verleihen. Die Bewohner sind mehr als ungewöhnlich, teils bizarr, teils niedlich aber manches Mal auch gruselig. Sie bescheren der Geschichte immer wieder humorige, überraschende und spannende Wendungen. Yos Aufgaben sind sehr gut eingebettet in diese Welt, wenn auch die einzelen Aufgaben manches Mal recht einfach und zufällig gelöst werden.

Eine große Schwachstelle für mich ist die Romanze. Liebe auf den ersten Blick, ohne dass die Anziehung untereinander begründet und nachvollziehbar ist. Es findet keinerlei Entwicklung statt. Yo benimmt sich wie ein 13jähriger Backfisch und hätte mit solch einem Benehmen, niemals eine Chance, bei einer erwachsenen, selbstbewussten Kämpfer Interesse zu wecken. Da große Teile der Geschichte beide aber voneinander trennt, war dieses Ärgernis nicht ständig präsent.

Ein großer Pluspunkt ist das ungewöhnliche und offene Ende. Ein guter Bruch des ansonsten klischeehaften Verlaufs.

Fazit: Leseempfehlung für Fans von Heldenreisen in bunten, innovativen Welten und mit ungewöhnlichen Bewohnern

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Veröffentlicht am 30.08.2020

Romantisch, lesbisch, leicht ...

Mut ist der Anfang vom Glück
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Die 16-jährige Kim gerät langsam unter Druck. Ihre besten Freundinnen können schon längst einen Freund vorweisen und ihre Eltern warten gespannt, wann sie sich endlich in einen Typen verguckt. Doch der ...

Die 16-jährige Kim gerät langsam unter Druck. Ihre besten Freundinnen können schon längst einen Freund vorweisen und ihre Eltern warten gespannt, wann sie sich endlich in einen Typen verguckt. Doch der Funke will nicht überspringen. Erst als die neue Mitschülerin Ella in Kims Klasse kommt, gerät ihr Herz ins Stolpern und plötzlich ist es nicht mehr so einfach mit der ersten Liebe …

Die Geschichte ist locker leicht erzählt. Es gibt reichlich Hindernisse bis zur ersten großen Liebe ; vor allem Kim selbst steht sich immer wieder im Weg.

Sehr sympathische Charaktere und unterhaltsame Wendungen in einer Erzählung von der Entdeckung der eigenen Sehnsucht und wie viel Mut es braucht, sie nach außen zu zeigen.

Fazit: gelungenes Jugenbuch zum queeren Alltag

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Veröffentlicht am 07.08.2020

humoriges Fantasyabenteuer mit vielen innovativen Ideen

Eiswelt
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Charlie Worthing tritt seine neue Stelle als Novize des Winterkonsul an. Und steht damit vor seinem ersten Winter, den er wach überstehen/überleben will. Zu Beginn scheint er alles falsch zu machen, bis ...

Charlie Worthing tritt seine neue Stelle als Novize des Winterkonsul an. Und steht damit vor seinem ersten Winter, den er wach überstehen/überleben will. Zu Beginn scheint er alles falsch zu machen, bis erst einmal klar ist, das Richtig und Falsch gar nicht auf den ersten Blick erkennbar ist.

Als Wintergreenhorn hat Charlie seine ganz eigene Art die Dinge zu betrachten und zu gewichten und sich durch den Dschungel an gutgemeinten Ratschlägen und Wintermärchen seinen Weg zu bahnen.

Es entwickelt sich eine temporeiche Geschiche, die fast an einen Politthriller erinnert, wären da nicht die skurrilen Persönlichkeiten in den Machtpositionen, die unvorsehbaren Herausforderungen und die bizarren winterlichen Lebensformen, die oftmals zu einer brüllende Situationskomik führen.

Die Eiswelt ist klasse durchdacht mit wirklich witzigen gesellschaftlichen Regeln - ich sage nur „Fat-Thursday“. Der Autor erschafft mit seinem Humor und seinen innovativen Ideen eine sehr ungewöhnliches Gesellschaft unter eisigen Bedingungen.

Der Einstieg ist mir etwas schwer gefallen und auch die vielen Anmerkungen zu Beginn im Text unterbrechen den Lesefluss. Davon hätte ich mir weniger gewünscht oder am Ende ein Glossar, in dem man nachschauen kann. Das ist aber der einzige Kritikpunkt.
Als die Geschichte erst einmal Fahrt aufgenommen hatte und ich die Orientierung gefunden hatte, wollte ich das Buch nicht mehr aus der Hand legen.

Fazit: Humor, Spannung und Fantasy verknüpft zu einem ungewöhnlichem Abenteuer

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Veröffentlicht am 02.08.2020

Über einen Wissenschaftler, der auch Vater ist

Der Junge, der zu viel fühlte
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Das Buch schildert den Weg der wissenschaftlichen Erforschung und der Suche nach Behandlungsmethoden von Autismus und erzählt gleichzeitig die Geschichte der Familie Markram und ihres autistischen Sohnes ...

Das Buch schildert den Weg der wissenschaftlichen Erforschung und der Suche nach Behandlungsmethoden von Autismus und erzählt gleichzeitig die Geschichte der Familie Markram und ihres autistischen Sohnes Kai.

Es wurde von einem Journalisten geschrieben, basierend auf den Interviews und Briefen und Dokumenten, die von der Familie zur Verfügung gestellt wurden. Leider kommt für meinen Geschmack Kai zu kurz. Er ist am Ende der Geschichte bereits 22 Jahre und mich hätte seine Sicht ebenfalls sehr interessiert. So basiert der Großteil der Erzählung auf den Erinnerungen von Vater und Mutter später auch auf die Schilderung Markrams zweiter Ehefrau. Der ständige Zwiespalt zwischen der Sicht der Eltern als Wissenschaftler und als Mutter und Vater wird gut transportiert. Besonders gut hat mir auch die Schilderung der wissenschaftlichen Erforschung und der Skepsis der alteingesessenen Spezialisten gefallen.

Das Buch gibt einen guten Einblick in die Besonderheiten von Autisten und weist immer wieder darauf hin, diese Entwicklungsbesonderheit nicht als Krankheit oder Behinderung anzusehen. Autisten sind vollwertige Menschen, die über außergewöhnliche Talente verfügen. Besonders wichtig ist die Einzigartigkeit des Einzelnen. Laut Auffassung von Markram sagt die Diagnose Autismus nichts über die Stärken und Schwächen des Einzelnen aus. Sie ist nur eine Zusammenfassung veschieden möglicher „Symptome“ einer Mutationsgruppe in der langen Geschichte der Evolution. Viele der geschilderten Erlebnisse und Forschungsergebnisse haben mein Bild von Autisten verändert. Integration ist unsere Aufgabe.

Leider ist das Buch mit sehr viel emotionalem Abstand geschrieben und kommt als reine Nacherzählung daher. Trotzdem habe ich es gerne gelesen. Der Inhalt zählt.

Fazit: Es gibt einen Unterschied zwischen Krankheit und Besonderheit. Lesenswert!

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