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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 19.03.2019

Spannend

Die Mädchenwiese
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Mädchenwiese, das klingt nett, harmlos und irgendwie niedlich. Doch die Bedeutung dieses Ortes hat sich gewandelt, plötzlich wird eine Tote dort abgelegt. Und Lisa, die Tochter von Laura, ist verschwunden. ...

Mädchenwiese, das klingt nett, harmlos und irgendwie niedlich. Doch die Bedeutung dieses Ortes hat sich gewandelt, plötzlich wird eine Tote dort abgelegt. Und Lisa, die Tochter von Laura, ist verschwunden. Ist die Sechzehnjährige wirklich nur abgehauen, weil sie die Schnauze voll hat von ihrer ewig nörgelnden, seit Kurzem alleinerziehenden Mutter? Ihr kleiner Bruder Sam weiß etwas, doch er hat versprochen, zu schweigen. Er, der von den großeren Kindern immer nur geärgert wird, ist für mich neben Berta, der „Dorfhexe“, eine der interessantesten Figuren der Geschichte. Wie er sich der Angst um seine Schwester stellt, und, weil ihm niemand zuhört, selbst aktiv wird, ist nachvollziehbar und liebenswert beschrieben. Die Handlung springt immer wieder in die Vergangenheit, als Berta jung war, Träume hatte. So begreift man als Leser langsam, welche Ereignisse von damals ihre bösen, tödlichen Schatten bis in die Gegenwart werfen.

Laura als hoffnungslos überforderte Mutter, die alles richtig machen will und doch das Gefühl hat, nichts wirklich hinzubekommen. Alex, der Expolizist, der nun die Dorfkneipe führt und selbst einen dunklen Fleck in seiner Vergangenheit hat. Frank, Lauras Nachbar, Schwager und ermittelnder Polizist. Lisa, die verschwunden ist ... Fast alle Figuren wirken sehr lebensecht und unverwechselbar mit ihren Sehnsüchten und in ihrer Unperfektheit. Manche Szene wollte in meinem Kopf aber einfach kein schlüssiges Bild ergeben, z.B. Lisas Begegnung mit Silke und wie sie gemeinsam herumkichern. Oder die Auflösung, weil aus meiner Sicht lange nichts an der Figur auf „die Bestie“ hindeutete. Natürlich sollte das, wie die vielen gut platzierten Cliffhanger, die Spannung erhöhen. Aber in so einem Fall fühle ich mich als Leser ein bisschen an der Nase herumgeführt. Auch zeitlich hatte ich ein Problem mit der Einordnung von Berta, der „Greisin“, die lt. meiner Rechnung um die 60 Jahre als sein müsste. Diese kleinen Stolpersteinchen ändern aber nichts daran, dass ich mich richtig gut unterhalten gefühlt habe und das Buch innerhalb von zwei Tagen durchlesen musste.

Fazit: Ein geschickt und spannend konstruierter Thriller. Leseempfehlung. 4****

Veröffentlicht am 11.03.2019

Warum gutes Hören lebenswichtig ist

Ganz Ohr
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Vor wenigen Tagen, am 3. März, war der Welttag des Hörens. Passend dazu erschien Ende Februar "Ganz Ohr - Alles über unser Gehör und wie es uns geistig fit hält“. Thomas Sünder begann aus persönlicher ...

Vor wenigen Tagen, am 3. März, war der Welttag des Hörens. Passend dazu erschien Ende Februar "Ganz Ohr - Alles über unser Gehör und wie es uns geistig fit hält“. Thomas Sünder begann aus persönlicher Betroffenheit, sich mit dem Thema Gehör zu befassen. Zwölf Jahre lang arbeitete er als DJ, hatte sich an seinen Tinnitus und einseitig eingeschränkte Hörfähigkeit gewöhnt. Heftige Schwindelanfälle warfen ihn aus der Bahn. Gemeinsam mit seinem Freund, dem Mediziner Dr. Andreas Borta, recherchierte Thomas Sünder. Dabei geht er zurück bis zu den Urtierchen, denn vor dem Gehör entstand der Gleichgewichtssinn, der heute ebenfalls in unseren Ohren zu finden ist.

Das Buch liest sich von Anfang an gut und flüssig. Mir persönlich waren die Erklärungen über die Entwicklung seit der Urzeit allerdings etwas zu ausführlich, diese hätte ich mir kompakter gewünscht. Die persönliche Geschichte Thomas Sünders dagegen liest sich sehr viel spannender. Traurig sind die Einblicke in unser „Akkord-Gesundheitssystem“. Ohne seinen Freund, Dr. Andreas Borta, wäre Herr Sünder als Patient niemals optimal behandelt worden. Auch das ist ein Grund, warum ich dieses Buch für wichtig halte. Je mehr wir als medizinische Laien wissen, um so besser können wir vorbeugen, um im besten Fall gar nicht erst zum Patienten zu werden. Das ist für mich die wichtigste Botschaft des Buches. Auch dass Schwerhörigkeit mehr als nur ein lästiges Übel ist und Menschen, die ihr Hörgerät nicht regelmäßig benutzen, „... weil die Batterien so teuer sind“, sich erhöhtem Demenzrisiko aussetzen, war für mich neu. Und falls wir doch als Patienten zum Ohrenarzt müssen, hilft dieses Buch, die richtigen Fragen zu stellen. Insofern finde ich es schade, dass das Buch zwar den Untertitel trägt „Alles über unser Gehör ...“, aber z.B. die Mittelohrentzündung samt ihren Risiken nicht aufgeführt ist. Ebenso vermisse ich ein Register, um bestimmte Schwerpunkte später noch einmal gezielt nachlesen zu können. Viele interessante Fakten, die Erwähnung finden, lassen sich nur schwer wiederfinden.

Fazit: ein interessantes, wichtiges Buch. Das vermittelte Wissen über unser Gehör kann helfen, die eigene Gesundheit zu erhalten. 4****

Veröffentlicht am 04.02.2019

Lesenswertes Drama

Dunkelmädchen
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Kann einer Mutter das eigene Kind so fremd sein, dass sie glaubt, es könnte vertauscht worden sein? Diese Vermutung stellt Elena auf, als Julia fast zwei Jahre alt ist. Natürlich klingt das unglaublich, ...

Kann einer Mutter das eigene Kind so fremd sein, dass sie glaubt, es könnte vertauscht worden sein? Diese Vermutung stellt Elena auf, als Julia fast zwei Jahre alt ist. Natürlich klingt das unglaublich, und trotzdem steigert Elena sich immer mehr hinein, sucht Beweise. Aber alle Indizien und Argumente lässt ihr Mann nicht gelten. Und mal ehrlich, welche Mutter käme ernsthaft auf die Idee, dass ihr Kind vertauscht wurde? Nicht bei der Geburt, sondern im Alter von einem halben Jahr? Klingt eher nach einem Fall für den Psychiater. Ich fand es sehr spannend, zu lesen, wie Elena immer wieder anfängt von dem Thema, weil es ihr keine Ruhe lässt. Genauso konnte ich aber ihren Mann verstehen, dass er einfach nur genervt war und weiterhin das schöne Familienleben haben wollte.

Die Autorin ließ mich erst ganz langsam ahnen, wo die Geschichte hinläuft ... um mich dann doch noch zu überraschen. Vielen Dank für dieses tiefgründige Drama, das mit wenigen Figuren auskommt, die dafür alle sehr lebensecht wirken. Elena als übervorsichtige, besorgte Mutter, Johannes, der Harmonie möchte, Noah und Florence mit ihrer Gelassenheit und dazwischen Julia, das Kind, um das sich alles dreht. Später dann noch Louanne, die Elenas Freundin wird. An der Stelle wurde mir erst klar, wie einsam Elena vorher gewesen sein musste, dass sie keine beste Freundin hatte, der sie sich anvertrauen konnte.

Der Thriller kommt fast ohne rohe Gewalt aus. Gerade das macht es so realistisch – das Gruselige passiert im Kopf und man fragt sich immer wieder, ob es echt ist oder nicht. Ein paar Stolpersteinchen gab es für mich im Text, die ich hier allerdings nicht aufzählen möchte. Trotzdem hat mich das Buch gepackt und bis zur letzten Seite nicht mehr losgelassen. Vielen Dank dafür.

Fazit: Lesenswerter Thriller, der Mitgefühl auslöst. 4****

Veröffentlicht am 20.11.2018

Adventsstimmung

Mama im Advent - Ein Adventskalender für alle Mütter
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Mamas haben nicht nur im Advent viel zu tun. Aber in dieser speziellen, vorfreudigen Zeit sind sie besonders gefordert. Es gibt unzählige Dinge zu tun - dekorieren, Plätzchen backen, Geschenke vorbereiten, ...

Mamas haben nicht nur im Advent viel zu tun. Aber in dieser speziellen, vorfreudigen Zeit sind sie besonders gefordert. Es gibt unzählige Dinge zu tun - dekorieren, Plätzchen backen, Geschenke vorbereiten, Geschichten erzählen ... eben alles, was das Haus mit vorweihnachtlichem Zauber erfüllt. Und ganz „nebenbei“ noch kochen, aufräumen, Wohnung, Popos und Näschen putzen. Wann bleibt da noch Zeit für Besinnlichkeit? Dieses Büchlein ist ein Adventskalender speziell für Mamis. Ganz sicher findet sich jeden Tag im Advent ein bisschen Zeit, um darin zu lesen und sich von den Texten, Gedichten, Rezepten und Ideen des jeweiligen Tages inspirieren zu lassen. Dabei wurden sowohl klassische Quellen wie z.B. Christian Morgenstern, als auch Texte der Autorin verwendet. Die letzten vier Seiten bieten Raum für eigene Notizen.

Sehr schön auch die Illustrationen. Ich vernute, sie sind ebenfalls von der Autorin, konnte aber leider keine Angeben dazu im Buch finden. Die Osterei-Form der bunten Bilder scheint das Markenzeichen der Illustratorin zu sein, denn Cover und „Schwanger im Advent“ sind ebenso gestaltet.

Das quadratische Büchlein mit Softcover hat insgesamt 112 Seiten. Zum einen sollte es besser nicht in die Hände kleiner Kinder geraten. Zum Anderen erscheint mir der Preis von 19,90 Euro dafür sehr hoch. Für so viel Geld hätte ich mir doch ein anderes Format gewünscht - Hardcover oder Aufstellkalender zum Umblättern.

Fazit: Inhaltlich eine sehr schöne Mischung, um als Mama mit Kindern in adventliche Stimmung zu kommen. 4****

Veröffentlicht am 26.09.2018

Zukunftsvision mit starken Parallelen zur Gegenwart

Die Optimierer
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Die Optimierer

Deutschland ist im Jahr 2052 Teil der Bundesrepublik Europa (BEU), die sich nach außen durch hohe Grenzzäune vom Rest der Welt abgeschottet hat. Denn hier, in der BEU, leben die Menschen ...

Die Optimierer

Deutschland ist im Jahr 2052 Teil der Bundesrepublik Europa (BEU), die sich nach außen durch hohe Grenzzäune vom Rest der Welt abgeschottet hat. Denn hier, in der BEU, leben die Menschen fast wie im Paradies. Der offizielle Gruß lautet „Jeder an seinem Platz“ und erinnert stark an These des Kommunismus „Jeder nach seinen Fähigkeiten, jedem nach seinen Bedürfnissen.“ Dass jeder in der BEU einen Platz findet, der seinen Fähigkeiten entspricht, dafür sorgen sogenannte Lebensberater. Samuel Freitag ist einer von ihnen. Er ist überzeugt davon, in der optimalen Gesellschaftsform zu leben, sammelt fleißig Sozialpunkte, freut sich auf seine bevorstehende Beförderung und darauf, seiner langjährigen Freundin Melanie einen Heiratsantrag zu machen. Um das System der Optimalökonomie weiter zu perfektionieren, schreibt Samuel regelmäßig Korrekturvermerke, die ihm weitere zusätzliche Sozialpunkte einbringen. Die Beschreibung dieser zukünftigen Gesellschaft überzeugt zunächst. Den Menschen geht es gut, sie laufend lächelnd durchs Leben. Es gibt keine Massentierhaltung mehr und kaum noch Umweltverschmutzung. Roboter verrichten niedere Arbeiten, sorgen für Sicherheit auf den Straßen und in den Häusern. Kriminalität ist fast nicht mehr vorhanden, die Menschen nutzen ein sehr viel weiter entwickelte digitale Technik. Doch zwischen den Zeilen kommen erste Zweifel auf, weil Parallelen zur heutigen Gesellschaft erkennbar sind. Alles wird aufgezeichnet und gespeichert. Der Rundum-Überwachung ist fast nicht zu entkommen. Offiziell natürlich zum Wohle der Menschen.

Eines Tages gerät Samuels Lebenstraum ins Wanken. Ein kleines Missverständnis, denkt er, als ihm einige Sozialpunkte abgezogen werden und seine Beförderung in die Ferne rückt. Plötzlich läuft es auf allen Ebenen gewaltig schief für ihn, und er muss erkennen, dass er sich in einer Abwärtsspirale befindet. Wir beobachten Samsons Begegnungen mit Menschen, die dem System kritisch gegenüberstehen, u.a. auch seine Eltern. Trotzdem glaubt er weiter an das System, sucht nach Ursachen und Schuldigen. Im letzten Drittel verändern sich Charakter und Geschwindigkeit der Handlung. Das Ende der Geschichte will logisch erscheinen, kam mir aber doch etwas zu weit hergeholt vor.

Fazit: Zukunftsvision mit starken Parallelen zur Gegenwart. Lesenswert. 4****