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Veröffentlicht am 02.11.2019

Ein Muss für Fans der Dunklen-Turm-Reihe - für alle anderen ebenfalls lesenswert.

Wind
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In seinem Vorwort weist Stephen King darauf hin, dass man dieses Buch durchaus auch lesen kann, wenn man die anderen Bänder der Reihe um den Dunklen Turm nicht kennt. Stimmt. Das kann man durchaus. Aber ...

In seinem Vorwort weist Stephen King darauf hin, dass man dieses Buch durchaus auch lesen kann, wenn man die anderen Bänder der Reihe um den Dunklen Turm nicht kennt. Stimmt. Das kann man durchaus. Aber es macht einfach mehr Spaß, wenn man die anderen Teile schon gelesen hat. Dann ist das Lesen von „Wind“ wie ein Nachhausekommen. Man trifft auf alte Freunde, von denen man sich eigentlich schon verabschiedet hatte. Mit einem Grinsen im Gesicht und erhöhtem Herzschlag blättert man dann Seite um Seite um, nur um gierig mehr über Oy und Jake, Susannah und Eddie und natürlich Roland, den Revolvermann zu erfahren. Wie schön, dass sie doch noch etwas zu erzählen hatten und so dem Leser ein weiteres Lesevergnügen bescheren.

Dabei steht das Schicksal dieses Ka-Tets gar nicht im Vordergrund des Buches. Lediglich auf den ersten 50 und den letzten 5 Seiten begleitet der Leser die Gemeinschaft auf ihrem Weg zum Dunklen Turm. „Wind“ wäre aber wohl kein typischer King, wenn nicht auf diesen ersten und viel zu schnell gelesenen Seiten eine atmosphärisch dichte Spannung aufgebaut würde. King schafft es einfach, seine Handlung voranzutreiben, ohne zu überstürzen. Er nimmt sich Zeit für seine Figuren und auch das Zwischenmenschliche, das sie umgibt. Und dennoch ist das Buch von der ersten Seite an enorm fesselnd. Denn wie der Klappentext verrät, werden die Freunde von einem heraufziehenden Sturm gejagt, der jeden Orkan oder Tornado in den Schatten stellt.

Der Schwerpunkt des Buches liegt aber eindeutig auf den zwei Geschichten, die Roland seinen Gefährten erzählt. Sie sind düster, von unheimlichen Wesen bevölkert und passen dadurch so herrlich zu der bedrohlichen Atmosphäre des Sturms, der aufzieht und ganz Mittwelt in Atem hält. Und nicht zuletzt geben die Geschichten möglicherweise einen weiteren kleinen Einblick in Rolands Persönlichkeit. Viel Informationen rund um den Dunklen Turm bieten die Geschichten nicht, aber nach dem Lesen des Buches gehören sie ganz ohne Zweifel einfach dazu.

Es ist schon faszinierend, wie es der Autor schafft, die Leser von der ersten Seite an in seinen Bann zu ziehen. Schon allein das Vorwort reicht aus, um den Leser nach Mittwelt zu versetzen. Der Schreibstil von Stephen King ist einfach einmalig und besonders und sticht aus der Masse hervor. Das King-Universum nimmt sofort gefangen und als Leser begibt man sich ganz unbesorgt in die Hände des Autors. Möge er ihn führen, wohin er möchte. Ganz egal.

Mein Fazit:

Ein Muss für Fans der Dunklen-Turm-Reihe - für alle anderen ebenfalls lesenswert.

Veröffentlicht am 02.11.2019

überzeugende Fortsetzung

Winter der Welt
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Zwischen Ende des ersten Bandes "Sturz der Titanen" und dem Beginn von "Winter der Welt" liegen gut neun Jahre. Was in der Zwischenzeit passiert ist, erfährt der Leser in Rückblenden. Aber auch nur in ...

Zwischen Ende des ersten Bandes "Sturz der Titanen" und dem Beginn von "Winter der Welt" liegen gut neun Jahre. Was in der Zwischenzeit passiert ist, erfährt der Leser in Rückblenden. Aber auch nur in Form eines groben Überblicks, denn Ken Follett konzentriert sich lieber auf das Hier und Jetzt.

Denn da hat er über genügend Ereignisse zu berichten. Den Schwerpunkt des Buches nimmt die Machtergreifung Adolf Hitlers mit all seinen Folgen ein. Ken Follett nimmt sich Zeit für seine Charaktere und die Handlung und beschreibt in aller Eindringlichkeit das Schicksal von Juden, behinderten Kindern, Anti-Faschisten, Soldaten. Er verfolgt einzelne Figuren auf ihrem Lebensweg und berichtet von Freud und Leid. "Winter der Welt" ist aber zugleich ein sehr politischer Roman. Hervorragend recherchiert gibt Ken Follett wieder, wie zur Zeit des Zweiten Weltkrieges Intrigen gesponnen wurden und Spionage-Agenten ihr Leben riskiert haben, um an wichtige Informationen heranzukommen. Bedeutende historische Ereignisse wie den Ausbruch des Zweiten Weltkrieges, den Angriff der Japaner auf Pearl Harbor oder den Abwurf der Atombombe über Hiroshima und Nagasaki greift er auf, um daran die Schrecken des Krieges zu verdeutlichen und rundherum ein Gefüge aus Einzelschicksalen, die mit diesen Ereignissen verknüpft sind, zu spinnen.

Es ist nicht unbedingt notwendig, auch den ersten Band der Reihe gelesen zu haben, bevor man sich an "Winter der Welt" heranwagt. Die Figuren aus "Sturz der Titanen", die auch hier in der Fortsetzung auftauchen, werden kurz vorgestellt und ihr bisheriges Leben in knappen Worten zusammengefasst. Aber es macht natürlich einfach mehr Freude, wenn man alte Bekannte aus dem ersten Band auch in der Fortsetzung wiedertrifft und dabei weiß, welcher Weg bereits hinter ihnen liegt. Auch sie spielen in diesem zweiten Band oft eine besondere Rolle, wenngleich das Hauptaugenmerk auf der Folgegeneration liegt. Mit ihr wird eine Vielzahl an neuen Charakteren in die Trilogie eingeführt.

"Winter der Welt" ist ein bewegendes Buch. Es ist stellenweise sehr blutig, brutal und erschreckend, in anderen Szenen sehr rührend und überwältigend. Aufgrund des lebendigen Schreibstils des Autors fühlt man sich als Leser vollkommen in der Geschichte gefangen. Und auch die einzelnen Charaktere sind allesamt so bildhaft gezeichnet, dass es eine wahre Freude ist, an ihrem Leben Anteil zu haben und sie durch das Buch hindurch zu begleiten. Ken Follett versteht es einfach, fesselnde und authentische Handlungsstränge zu zeichnen. Er schafft es mühelos, seine Leser für das Schicksal der Figuren zu begeistern. Und so liest sich dieser dicke Wälzer leicht und flüssig und ist nur schwer aus der Hand zu legen.

Mein Fazit:

Eine überaus gelungene und überzeugende Fortsetzung - Ken Follett versteht es einfach, seine Leser zu begeistern.

Veröffentlicht am 02.11.2019

Ein kurzweiliges, unterhaltsames und spannendes Buch - so kann die Reihe weitergehen!

Hades
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Die Handlung von "Hades" beginnt sechs Monate nach den Ereignissen in "Halo". In Venus Cove ist Ruhe eingekehrt. Die Menschen sind fromm und gläubig geworden, besuchen regelmäßig die Kirche. Die Kriminalität ...

Die Handlung von "Hades" beginnt sechs Monate nach den Ereignissen in "Halo". In Venus Cove ist Ruhe eingekehrt. Die Menschen sind fromm und gläubig geworden, besuchen regelmäßig die Kirche. Die Kriminalität ist entschieden zurückgegangen und die sozialen Einrichtungen können sich kaum noch vor freiwilligen Helfern retten. Bethany und Xavier genießen ihre Beziehung und sind unendlich glücklich miteinander. Man sieht sie kaum eine Sekunde getrennt voneinander. Scheint so, als wäre alles in bester Ordnung.

Das Buch beginnt dementsprechend angenehm und ruhig. Die Autorin beschreibt sehr liebevoll die Beziehung zwischen Beth und Xavier, die gar nicht genug voneinander bekommen können, und beschäftigt sich mit dem harmlosen Alltag der Charaktere. Alles ist schön.

Doch bei einer Halloween-Party rufen Beth und ihre Freundinnen bei einer Geisterbeschwörung Jake Thorn herbei, der Bethany kurzerhand mit einer List in die Hölle entführt. Vorbei ist es mit der Ruhe und dem Frieden.

Die Handlung wird nun sehr düster und auch stellenweise sehr erschreckend. Alexandra Adornetto hat ein originelles, aber auch überzeugendes Bild von der Hölle gezeichnet. Hier findet man alles, was die dunkle Seite der Seele begehrt: Spielcasinos, Folterinstrumente, willige Frauen, Alkohol, Partys. Es geht nicht sonderlich gesittet in der Unterwelt zu und die Autorin nimmt sich Zeit, den Alltag anschaulich zu beschreiben. Teilweise gibt es Szenen, die wirklich zum Fürchten sind, aber dennoch eine Einstufung des Buches als Jugendbuch zulassen.

Beth fühlt sich nicht nur wegen ihrer neuen Umgebung furchtbar unwohl, sondern auch aufgrund der Tatsache, dass Jake sie zu seiner Frau nehmen will. Und natürlich vermisst sie Xavier. Der Leser begleitet Beth auf ihrer verzweifelten Suche nach einem Ausweg, bei der sie Höllenbewohner kennenlernt, die ihr bei ihrer Suche behilflich sind.

Die neuen Charaktere sind ebenso wie die altbekannten Figuren sehr liebevoll und interessant gezeichnet. Sie wecken sofort das Interesse des Lesers und es macht Spaß, sie im Verlauf des Buches kennenzulernen. Besonders mi Opa Luzi - ja, der heißt hier tatsächlich so - bekommt das Buch eine interessante neue Figur verpasst, die aber leider nur einen kleinen Auftritt hat. Dafür verrät die Autorin aber einige Hintergründe über die Rolle der Dämonen und Engel im Gesamtgefüge von Himmel und Hölle.

Im Wechsel zu den Szenen um Bethany erfährt der Leser, was auf der Erde geschieht. Xavier, Gabriel, Ivy und Beth's Freundin Molly sind verzweifelt auf der Suche nach Beht und setzen alles daran, sie zu finden. Ihr Weg führt sie in ein Kloster, wo eine Nonne von einem Dämon besessen ist. Auch hier erwarten den Leser gruselige Szenen, die nichts für schwache Nerven sind.

Das Buch ist insgesamt sehr kurzweilig. Die Handlung ist abwechslungsreich und der Stil der Autorin sehr erfrischend und angenehm. Neben all der Düsternis der Hölle sorgt ein angenehmer Humor immer wieder für neuen Lebensmut.

Der Epilog des Buches beweist den Hang der Autorin zum Kitsch. Das ist aber auch der einzige Kritikpunkt.

Vermutlich kann man "Hades" auch lesen, ohne vorher "Halo" gelesen zu haben. Allein für das Verständnis macht das keine Probleme. Aber es ist wohl doch schöner, wenn man die Figuren schon aus dem ersten Band kennt und weiß, wie sich ihre Beziehungen zueinander entwickelt haben. Erst dann macht die Handlung des zweiten Buches so richtig Spaß.

Mein Fazit:

Ein kurzweiliges, unterhaltsames und spannendes Buch - so kann die Reihe weitergehen!

Veröffentlicht am 02.11.2019

Unheimlich, mystisch, gefühlvoll - „Der geheime Name“ ist eine überaus gelungene Märchenadaption für Erwachsene.

Der geheime Name
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Wer kennt es nicht - das Märchen vom „Rumpelstilzchen“.

Nachdem Märchen in letzter Zeit immer wieder Anlass zu Neuverfilmungen, aber auch zu Neuverarbeitungen im literarischen Bereich gegeben haben, wurde ...

Wer kennt es nicht - das Märchen vom „Rumpelstilzchen“.

Nachdem Märchen in letzter Zeit immer wieder Anlass zu Neuverfilmungen, aber auch zu Neuverarbeitungen im literarischen Bereich gegeben haben, wurde nun auch das Märchen vom „Rumpelstilzchen“ in eine neue Form gebracht.

Und dabei hat Diana Winterfeld ganze Arbeit geleistet. “Der geheime Name“ besticht von Anfang an durch eine mystische und unheimliche Atmosphäre. Schon der Prolog sorgt für Gänsehaut und enorme Neugier. Und die Handlungsumgebung - der Wald und das Moor der Lüneburger Heide - sorgen dafür, dass die Spannung durchweg erhalten bleibt und das Buch von einer ganz besonderen Atmosphäre beherrscht wird.

Dazu trägt auch der Stil der Autorin bei, der sehr beschreibend ist und die Stimmung im düsteren Wald mit seinem tückischen Moor sehr gut einfängt. Als Leser fühlt man sich mitten drin im Geschehen, hört Äste knacken und Blätter rauschen. Und war da nicht gerade ein leises Kichern zu hören?

Diana Winterfeld ist es gelungen, ihre ganz eigene Version des bekannten Märchens zu schaffen. Dabei hat sie ein sehr hohes Maß an Fantasie bewiesen und Feinheiten und Erweiterungen eingearbeitet, die dem Buch das ganz besondere Etwas verleihen. Vor allem die Beziehung zwischen Fina und dem geheimnisvollen Jungen, der im Moor lebt, steht dabei im Vordergrund. Hier beschreibt die Autorin sehr feinfühlig, wie sich diese Beziehung entwickelt, von welchen Problemen sie geprägt ist, und von welchen Gefühlen. Denn die Emotionen nehmen einen sehr bedeutenden Raum in diesem Roman ein. Das Buch erzählt von Gier, Angst, Enttäuschung, Wut, Sehnsucht, Liebe.

Und nicht zuletzt wird diese Beziehung bestimmt durch die ständige Bedrohung, die von dem Geheimen ausgeht, der danach giert, Fina an sich zu binden. Er ist wirklich ein unheimlicher Kerl, der zusätzlich zu der mystischen Handlungsumgebung für jede Menge Gänsehaut sorgt.

Die Protagonisten sind alle lebhaft und greifbar gezeichnet. Vor allem Fina und der unbekannte Junge machen eine enorme Entwicklung durch, die absolut authentisch und logisch durchdacht ist. Überhaupt ist die Handlung insgesamt in sich stimmig und klar konstruiert. Allein das Ende kommt dann irgendwie zu plötzlich.

Während Märchen auf eine sehr junge Zielgruppe gerichtet sind, eignet sich diese Version von „Rumpelstilzchen“ wohl eher nur für reifere, erwachsenere Leser. Denn „Der geheime Name“ ist ein teilweise beängstigendes, oft aber auch erotisches Buch. Wobei die Autorin auch hier ein sehr feines Händchen dafür bewiesen hat, die richtigen Worte zu finden und ein sehr hohes Niveau zu wahren.

Mein Fazit:

Unheimlich, mystisch, gefühlvoll - „Der geheime Name“ ist eine überaus gelungene Märchenadaption für Erwachsene.

Veröffentlicht am 02.11.2019

Bedrohlich, fesselnd und enorm spannend - das Labyrinth lässt seine Leser nicht mehr los.

Das Labyrinth erwacht
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Sieben junge Menschen erwachen ohne Erinnerungen an ihre Vergangenheit mitten in einer völlig fremden Welt. Drei Mädchen und vier Jungs, die weder wissen, wer sie sind, noch, wo sie herkommen. Selbst allein ...

Sieben junge Menschen erwachen ohne Erinnerungen an ihre Vergangenheit mitten in einer völlig fremden Welt. Drei Mädchen und vier Jungs, die weder wissen, wer sie sind, noch, wo sie herkommen. Selbst allein für die Beschreibung der fremden Welt fehlen ihnen die Begrifflichkeiten. Sie sind nackt, finden neben sich aber einen Rucksack mit Kleidung und Nahrung. Und einer von ihnen findet zusätzlich einen Zettel mit einer Nachricht, die sie alle betrifft und die eine grausame Wahrheit enthält.

Das Szenario, das Rainer Wekwerth für seine Labyrinth-Trilogie entwickelt hat, ist von Anfang an ungemein interessant und spannend. Als Leser kann man gar nicht anders, als sich zu fragen, wo man hier zusammen mit den jungen Leuten gelandet ist. Warum man dort mit ihnen gelandet ist. Und was es mit dem Labyrinth auf sich hat. Nach und nach streut der Autor Informationen oder auch nur leise Andeutungen ein, die nach und nach ein Bild ergeben. Zwar hat dieses noch einige Lücken, die in den Folgebänden hoffentlich geschlossen werden. Doch man merkt sofort, dass hier ein logisch durchdachter und authentisch konstruierter Plot zugrunde liegt.

Es braucht acht Kapitel, um die sieben jungen Leute vorzustellen und sie zusammenzuführen. Jeder Charakter ist bildhaft gezeichnet und mit Eigenheiten versehen, die ihn von den anderen unterscheiden. Doch nicht jede Figur in diesem Buch ist leicht zu durchschauen. Im Gegenteil: Da meint man, man hätte ihr wahres Wesen erkannt, da verhält sich die Figur auf einmal völlig unerwartet und wider ihre Natur. Und plötzlich steht man als Leser wieder vor der Frage, was man von demjenigen / derjenigen halten soll. Das sorgt natürlich nicht nur für Verwunderung, sondern immer wieder auch für Überraschung und Spannung. Es macht Spaß, die Figuren zu beobachten, ihr Verhalten zu analysieren, um dann doch wieder vor den Kopf geschlagen zu werden, wenn sie sich um 180 Grad drehen.

Als die sieben Figuren als Gruppe zusammentreffen und fortan gemeinsam ihren Weg durch diese unbekannte Welt, in der sie gelandet sind, suchen, erwächst schnell ein Gemeinschaftsgefühl. Denn es wird deutlich, dass man nur gemeinsam in dieser Welt bestehen kann, die so fremd und irgendwie auch unheimlich ist. Denn irgendetwas macht Jagd auf die Gruppe. Immer wieder hören die Charaktere Schreie und Rufe. Und stand nicht auch in der mysteriösen Botschaft etwas davon, dass sich die jungen Leute ihren Ängsten stellen müssen, um das Labyrinth zu durchlaufen?

Doch nicht jeder hat Interesse daran, sich für andere aufzuopfern und die Nahrungsvorräte zu teilen. Manch einer lässt sehr stark seinen Egoismus raushängen, ein anderer Charakter wiederum sucht sich das stärkste Glied der Gruppe, um es auf seine Seite zu ziehen. Es entwickeln sich wahre Machtkämpfe und Intrigen innerhalb der Gruppe, die man als Leser ungläubig beobachten muss. Der Autor hat wirklich ganze Arbeit dabei geleistet, Abwechslung in die Handlung zu bringen.

Obwohl das Buch aus Sicht eines allwissenden Erzählers geschrieben ist, hat der Leser doch Anteil an der Gefühlswelt der Charaktere, da der Autor von Zeit zu Zeit in Kursiv ihre Gedanken wiedergibt. Dadurch wirken die Figuren noch lebendiger und es fällt leichter, sich als Leser in sie hineinzuversetzen und sie besser zu verstehen. Während die Charaktere zunächst ohne jegliche Erinnerungen an ihre Vergangenheit aufwachen, gibt es im Laufe des Buches doch immer wieder Szenen, in denen die Figuren plötzlich von Erinnerungen überrascht werden. Auch diese sind in Kursiv gedruckt und helfen ebenfalls dabei, die Figuren besser kennenzulernen. Nicht jede Erinnerung ist schön. Im Gegenteil: Meist sind es bedrückende und beängstigende Bilder, mit denen die Charaktere aus heiterem Himmel konfrontiert werden. Und hier fragt man sich als Leser natürlich auch, was es mit den Erinnerungen auf sich hat und wie sie in das Gesamtbild passen.

Der allwissende Erzähler springt sehr oft und in kurzen Abständen zwischen den einzelnen Charakteren hin und her. Das hat den Vorteil, dass der Leser jeden einzelnen Charakter umfassend kennenlernen kann und das Buch sich nicht zu stark auf eine Hauptperson konzentriert. Andererseits erfordern diese Sprünge auch ein gewisses Maß an Konzentration. Als Leser muss man sich merken, was zu welchem Charakter verraten wird, um ihn einschätzen und dem Buch folgen zu können.

Der Schreibstil des Autors ist bildhaft und sehr kurzweilig. Einfache Sätze sorgen für einen angenehmen Lesefluss und ein hohes Tempo. Jedes Kapitel bietet einen eigenen Höhepunkt oder eine überraschende Wendung, sodass der Spannungsbogen stets aufrecht erhalten bleibt. Als Leser kann man gar nicht anders, als ständig weiterzulesen. Allein das zweite Buch wird etwas ruhiger. Zwar ist hier immer noch eine unterschwellige Bedrohung vorhanden, aber vor allem auf den letzten 70 Seiten des Buches geht es eher um die zwischenmenschlichen Beziehungen zwischen den Figuren.

Während des Lesens bleibt im Hinterkopf ständig die Frage danach, wie das Buch wohl enden wird. Wer stark genug ist, die Reise durch die fremde Welt zu überstehen. Aber auch, wer stark genug ist, sich gegen die anderen durchzusetzen. Hierzu wird an dieser Stelle aber nichts weiter verraten. Lest am besten selbst!

Mein Fazit:

Bedrohlich, fesselnd und enorm spannend - das Labyrinth lässt seine Leser nicht mehr los.