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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 01.10.2019

Psycho-Krimi

Tagebuch meines Verschwindens
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Mir war nicht bekannt, dass Camilla Grebe inzwischen alleine ihre Bücher schreibt. Deshalb hat sich auch ihr Erzählstil, finde ich, etwas geändert. Gleich geblieben ist die Art, wie sie ihre Krimis sehr ...

Mir war nicht bekannt, dass Camilla Grebe inzwischen alleine ihre Bücher schreibt. Deshalb hat sich auch ihr Erzählstil, finde ich, etwas geändert. Gleich geblieben ist die Art, wie sie ihre Krimis sehr emotional und psychologisch ausgetüftelt erzählt. Das hat mir schon in ihrer ersten Reihe (geschrieben noch mit der Schwester zusammen) sehr gut gefallen. Der Krimi liest sich sehr schnell weg, denn das Tempo ist trotz eines ruhigeren Mittelteils sehr hoch. Schnelle Wechsel der Erzähler, geheimnisvolle Geschehnisse und eine Ermittlerin, die eine Art von fortschreitender Demenz hat, sind die Inkredenzien, die den Fall spannend und aus der Masse herausragend machen.

Mir hat auch dieses Grebe-Buch wieder gut gefallen und ich kann es empfehlen. Ich habe den Vorgänger nicht gelesen, hatte aber keine spürbaren Unkenntnisse, die gestört hätten. Das Ende hat mich zufrieden zurückgelassen. Auch wenn Hanne mir sehr leid tut.

Veröffentlicht am 01.10.2019

trauriger Sommer

Dunkelsommer
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Dunkel ist der Sommer in „Dunkelsommer“ tatsächlich. Das liegt weniger am fehlenden Licht als an den deprimierenden, traurigen Lebenssituationen der beiden Hauptpersonen. Die Dramatik des einen Erzählstrangs ...

Dunkel ist der Sommer in „Dunkelsommer“ tatsächlich. Das liegt weniger am fehlenden Licht als an den deprimierenden, traurigen Lebenssituationen der beiden Hauptpersonen. Die Dramatik des einen Erzählstrangs ist das Verschwinden von Lelles 17jähriger Tochter. Auch wenn dieses bereits drei Jahre zurückliegt, bleibt die Frage was passiert ist? Deshalb ist der Mathematiklehrer immer noch auf der Suche nach Antworten. Aber hier spielt auch noch das Persönliche, die Trauer und Trauerverarbeitung eine große Rolle. Das gefällt mir sehr an Romanen und auch wenn das Buch dadurch noch etwas düsterer wird, mag ich das.

Zum anderen gibt es da Meja, einen Teenager, der mit der Mutter zu deren neuem Freund zieht. Auch hier ist zu wenig Liebe im Spiel und auch wenn man nicht gleich weiß, wie diese zwei Handlungsstränge zusammenhängen, so hat man doch schon eine gefühlsmäßige Ahnung, wo die Geschichte hingehen könnte.

Durch den regelmäßigen Wechsel zwischen den Erlebnissen von Meja und Lelle wird Spannung aufgebaut. Der Wald spielt tatsächlich eine wichtige Nebenrolle in der Geschichte, weil er das einsame und abgelegene Leben erklärt, dass die Darsteller teilweise innerlich und äußerlich führen.

Mir war die Geschichte fast etwas zu kurz aber sie hat mir sehr gut gefallen

Veröffentlicht am 25.09.2019

eine Leseempfehlung für Histo-Fans

Der Geschmack von Schmerz
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Am Anfang eines jeden Buches steht eine gewisse Erwartungshaltung an die Geschichte. Ausgelöst wird dies durch den ersten Eindruck. „Der Geschmack von Schmerz“ hat mit seinem Titel bereits eine Richtung ...

Am Anfang eines jeden Buches steht eine gewisse Erwartungshaltung an die Geschichte. Ausgelöst wird dies durch den ersten Eindruck. „Der Geschmack von Schmerz“ hat mit seinem Titel bereits eine Richtung eingeschlagen, die das samtige rote Cover mit der Maske noch verstärkt. Außerdem sieht man Notre Dame und weiß, dass es nach Frankreich geht und dass de Sade eine nicht unwesentliche Rolle spielen wird. Und der Covertext spricht von dunklen Gelüsten im Paris des 18. Jahrhunderts, Tarotabenden, Lust und Schmerz. Nicht schwer sich vorzustellen, welche Vorstellungen ich hatte, als ich die Geschichte zur Hand nahm.

Von de Sade wusste ich so gut wie nichts. Ich kannte aber Cornelia Haller schon als hervorragende Autorin.
Und ich wurde nicht enttäuscht, bekam eine Histo-Mischung, wie ich sie liebe. Eine junge Heldin, die aus den konventionellen Normen der damaligen Zeit ausbricht und dabei auf den charismatischen de Sade trifft und sich in ihn verliebt. Ungeklärte Mordfälle geschehen und der Marquis wird verdächtigt, etwas damit zu tun zu haben. Vor allem die Entwicklung der beiden Hauptakteure war sehr spannend und überraschend. Die "erfundenen" Teile passten für mich sehr gut zu den realen "Fakten". Dadurch, dass de Sade und auch Isabeau etwas "aus ihrer Zeit fallen" wurde die Geschichte noch abwechslungsreicher und man konnte der damalige Zeit noch besser nachspüren.

Und für alle, die noch zögern. Es handelt sich nicht um einen seichten „Fiftiy-Shades-Histo-Roman“. Keine Sorge. Wer die Autorin kennt und schätzt, weiß wovon ich rede. Ein schöner Roman mit ein bisserl Sex und Crime – aber durch und durch ein Histo.

Veröffentlicht am 18.07.2019

überraschend

Wir von der anderen Seite
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Rahel Wald erwacht aus einem Alptraum. Um festzustellen, dass es gar kein Traum war, denn sie war schwer krank und findet gerade erst ins Bewusstsein und ins Leben zurück. Das klingt nach schwerer Kost ...

Rahel Wald erwacht aus einem Alptraum. Um festzustellen, dass es gar kein Traum war, denn sie war schwer krank und findet gerade erst ins Bewusstsein und ins Leben zurück. Das klingt nach schwerer Kost und nach Krankheit, Krankenhaus und Beklemmung. Aber von Anfang an setzt die Autorin Anika Decker auf Humor und ein Augenzwinkern und lässt ihre Heldin mit sarkastischem Unterton erzählen, was ihr so alles auffällt und widerfährt in ihrer langwierigen Rekonvaleszenz.

Es geht vor allem darum, wie Rahel, die so plötzlich aus ihrem Alltag gerissen wurde und die anfangs kaum fähig ist zu sprechen oder sich selbstständig zu bewegen, erkennt, was wichtig und überlebenswichtig ist und dass sie ihr Leben von Grund auf ändern will. Und es geht um den Zusammenhalt einer Familie und die Beziehung zu Freunden und geliebten Menschen, die plötzlich auf dem Prüfstand stehen und von denen nicht jede dem Druck stand halten kann und einige sich dadurch überraschend ändern.

Das Cover passt eigentlich sehr gut zu dieser erfrischend abwechslungsreichen und unkonventionellen Geschichte. Die Autorin versteht zu unterhalten und ich werde sie sicher im Auge behalten.

Veröffentlicht am 11.07.2019

Routiniert

Eklipse
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Sehr lange habe ich keinen Science Fiction von Andreas Brandhorst mehr gelesen. Ich glaube, der letzte war „Der Metamorph“. In Erinnerung habe ich behalten, dass mir die Grundidee immer sehr gut gefallen ...

Sehr lange habe ich keinen Science Fiction von Andreas Brandhorst mehr gelesen. Ich glaube, der letzte war „Der Metamorph“. In Erinnerung habe ich behalten, dass mir die Grundidee immer sehr gut gefallen hat, aber ich nicht immer mit der Umsetzung bzw. dem Spannungsbogen ganz zufrieden war. Manchmal war es mir auch etwas zu technisch, denn in der Beziehung bin ich schon in der Gegenwart nicht gerade ein Crack. Deshalb dachte ich damals schon, dass Brandhorst vor allem für Männer schreibt.

Mit dem Buch „Eklipse“ kam ich dann doch recht gut zurecht. Also was die technischen Begriffe und Gegebenheiten betrifft. Tatsächlich ist es bodenständiger oder erdverbundener als gedacht, denn die Raumschiff-Abschnitte sind relativ kurz und dann geht es um mehr menschliche oder biologische Probleme.

Der Plot war für mich vor allem durch den Mix spannend. Es wurden mehrere Themen bzw. Handlungsstränge miteinander verwoben und routiniert aufbereitet. Ich tat mir ein bisschen schwer, für mich einen Helden, eine Heldin zu finden. Als ab-und-zu-SF-Leser war ich zufrieden auch wenn es nicht an meine Lieblinge herankommt. Der Wüstenplanet und Denkende Wälder gehören nach wie vor zu meinen All-Time-Favorits an denen Brandhorst sich messen muss.