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Veröffentlicht am 14.06.2018

Ein Buch, das Mitdenken erfordert

Verfolgung
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Klappentext
Im Frauengefängnis Flodberga herrscht ein strenges Regiment. Alle hören auf das Kommando von Benito Andersson, der unangefochtenen Anführerin der Insassinnen. Lisbeth Salander, die eine kurze ...

Klappentext
Im Frauengefängnis Flodberga herrscht ein strenges Regiment. Alle hören auf das Kommando von Benito Andersson, der unangefochtenen Anführerin der Insassinnen. Lisbeth Salander, die eine kurze Strafe absitzt, versucht tunlichst, den Kontakt zu vermeiden, doch als ihre Zellennachbarin gemobbt wird, geht sie dazwischen und gerät ins Visier von Benitos Gang. Unterdessen hat Holger Palmgren, Lisbeth Salanders langjähriger Mentor, Unterlagen zutage gefördert, die neues Licht auf Salanders Kindheit und ihren Missbrauch durch die Behörden werfen. Salander bittet Mikael Blomkvist, sie bei der Recherche zu unterstützen. Die Spuren führen sie zu Leo Mannheimer, einem Finanzanalysten aus sehr wohlhabendem Hause. Was hat dieser mit Lisbeth Salanders Vergangenheit zu tun? Und wie soll sie den immer schärfer werdenden Attacken von Benito und ihrer Gang entgehen?

Einstieg ins Buch
Holger Palmgren saß in seinem Rollstuhl im Besucherraum. ...

Meine Meinung
Lisbeth Salander sitzt im Frauengefängnis Flodberga und versucht möglichst wenig mit den anderen Insassen in Kontakt zu kommen. Doch in der Zelle neben ihr wird eine junge muslimische Frau immer wieder misshandelt. Benito Andersson, selbst Insassin, hat das absolute Kommando über ihre Gang und jeder im Gefängnis fürchtet sich vor ihr und ihren Flüchen. Sogar das Personal scheut sich vor jeglicher Konfrontation mit ihr. Auch sie können die junge Faria Kazi nicht vor Benito schützen. Nur Lisbeth will etwas dagegen tun und legt sich so heftig mit Benito an, dass diese schwört sie umzubringen. Doch Lisbeth interessiert etwas ganz anderes: Sie will herausfinden, was für ein geheimes Projekt damals in ihrer Kindheit von den Behörden durchgeführt wurde. Dass es irgendwas mit ihr und ihrer Zwillingsschwester Camilla zu tun hat, weiß sie bereits. Doch was steckte wirklich hinter den Absichten der Behörden? Zusammen mit dem Journalist Mikael Blomkvist findet Lisbeth eine Menge Ungereimheiten heraus und je näher sie der Wahrheit kommen, desto mehr Menschen um sie herum sterben. Werden sie die Wahrheit rechtzeitig herausfinden, bevor die Verantwortlichen auch sie umbringen?

"Verfolgung" ist bereits der fünfte Band aus der Millenium-Serie, die vor einigen Jahren von Stieg Larsson angefangen wurde. Leider verstarb der Autor bevor er sein Werk vollenden konnte. David Lagercrantz hat die ehrenvolle Aufgabe bekommen, das Werk fortzuführen.

Ich habe die vier Bände davor nicht gelesen. Bis ich das Buch in den Händen hielt, wusste ich nicht einmal, dass es sich bereits um den fünften Band einer Serie handelt. Trotzdem konnte ich dem Plot gut folgen. Es war am Anfang, also im ersten Drittel etwa, etwas verwirrend für mich, weil es so viele Personen gab, zwischen denen immer hin- und hergesprungen wurde. Das wäre sicherlich einfacher gewesen, wenn ich die Figuren bereits aus den vorherigen Büchern gekannt hätte. Nach dem ersten Drittel hatte ich mich aber gut eingelesen und hatte keine Schwierigkeiten mehr die Personen auseinanderzuhalten. Im letzten Drittel wurde es dann sehr spannend, sodass ich das Buch gar nicht mehr aus der Hand legen wollte. Der Spannungsbogen wird ab der Hälfte des Buches stetig aufgebaut um am dann in einem spannenden Finale zu enden. Es blieben für mich keine Fragen offen, das ist mir immer sehr wichtig am Ende eines Buches.

Die Charaktere hat David Lagercrantz gut dargestellt. Er hat sie nach und nach für mich lebendig und authentisch werden lassen. Niemand hat den Superhelden gespielt. Besonders gut konnte ich mich mit der Protagonistin Lisbeth Salander identifizieren. Sie ist eine schlaue und zähe Frau, die sich für die Schwachen einsetzt und Ungerechtigkeit nicht ausstehen kann. Mikael Blomqvist habe ich schnell ins Herz geschlossen. Mit seiner offenen und selbstkritischen Art und seiner Sorge um Lisbeth war er für mich der menschlichste Charakter hier. Aber auch die Nebenfiguren wie der reiche Leo Mannheimer oder die skrupellose Rakel Greitz blieben nicht oberflächlich, sondern gewannen mit der Zeit an Tiefe.

Insgesamt finde ich den Roman sehr gelungen, auch wenn mir der Vorlauf der ersten Bände fehlt. Ich habe mitgefiebert und mitgerätselt. Ich wurde zum Mitdenken animiert. Nur manchmal wurde es mir ein bisschen zu viel, wenn es um die vielen Begriffe an der Börse ging. Das hat der Story jedoch keinen Abrruch getan.

Zitat
"Die Börse ist ein bisschen wie ein Mensch, der gerade aus einer Depression erwacht ist. Alles, was eben noch schmerzlich war, rückt plötzlich in weite Ferne. ..." (Seite 54)

Fazit
"Verfolgung" von David Lagercrantz ist ein Buch, das den Leser zum Mitdenken animiert und dabei Einblicke in unterschiedlichste Branchen gibt. Ein lesenswerter Roman, der auch eigenständig gelesen werden kann. Von mir eine klare Leseempfehlung.

Vielen Dank an das Team vom bloggerportal und dem Heyne Verlag für dieses tolle Rezensionsexemplar!

Veröffentlicht am 25.05.2018

Ein charmanter Roman

Wenn's einfach wär, würd's jeder machen
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Meine Meinung
Annika liebt ihren Job als Lehrerin am Werther-Gymnasium. Sie macht es sich leicht und halst sich nie mehr Arbeit auf als nötig. Das ist auch der Grund, warum sie plötzlich ersetzbar ist. ...

Meine Meinung
Annika liebt ihren Job als Lehrerin am Werther-Gymnasium. Sie macht es sich leicht und halst sich nie mehr Arbeit auf als nötig. Das ist auch der Grund, warum sie plötzlich ersetzbar ist. Sie wird wegen Lehrermangels an die Problemschule ALS in Hamburg versetzt und schon gerät ihr Leben völlig aus den Fugen. Annika sieht sich mit Kindern konfrontiert, die keine Perspektive im Leben haben. Im Gegenteil: Die meisten Kinder dort glauben nicht mal daran, dass aus ihnen jemals etwas anderes als ein Sozialfall werden kann. Hier kümmern sich Eltern zum größten Teil nicht um ihre Kinder (entweder weil sie nicht können oder weil sie nicht wollen). Viele von ihnen leben selbst am Existenzminimum.

Annika wird mit Perspektivlosigkeit, Vernachlässigung, Misshandlungen und einer Menge Wut konfrontiert und die ganze Situation droht ihr über den Kopf zu wachsen. Sie gründet eine Musical-AG. Zuerst verfolgt sie dabei ganz eigennützige Ziele, doch schon bald schliesst sie die Kinder nach und nach ins Herz und identifiziert sich mit ihren Schicksalen. Spätestens da wird ihr klar, dass es im Leben nicht immer nur um sich selbst geht - aber auch, dass man alleine die Welt nicht retten kann.

Dieser Roman von Petra Hülsmann befasst sich mit pikanten und aktuellen Themen wie Mobbing und Diskriminierung. Mit der Protagonistin Annika hat sie einen herzlichen Charakter entworfen, dem sie Dank einer geschickt ausgewählten Vergangenheit von Anfang an eine tolle Authentizität verleiht. Im Verlauf der Geschichte bekommt Annika die Möglichkeit sich selbst weiter zu entwickeln und ihren Horizont zu erweitern, so dass sie am Ende als eine völlig andere Person dasteht. Das hat mir wirklich gut gefallen. Generell hat die Autorin sich viel Zeit genommen um alle Figuren echt und menschlich aufzubauen: die unsichere Annika, der Sunnyboy Sebastian, der berühmte und unerreichbare Tristan, aber auch die einzelnen Kinder sind toll dargestellt.

Der Schreibstil ist leicht zu lesen, allerdings bekommt der Leser es hier öfter mit einer modernen Jugendsprache zu tun. Das ist sicherlich nicht für jeden etwas, für mich hat es den Plot jedoch nur realistischer erscheinen lassen. Ich kann mir gut vorstellen, das auch Jugendliche das Buch lesenswert finden.

Alles in allem finde ich das Buch sehr unterhaltsam, auch wenn es mich nicht überrascht hat. Ich bekam Stoff zum Nachdenken, ein bisschen was zum Lachen und etwas Romantik, ohne dabei kitschig zu werden. Also alles, was ich mir von einem leichten Sommerroman wünsche. Leider fehlten mir an der ein oder anderen Stelle ein paar Überraschungen, Vieles war hervorsehbar.

Vielen Dank liebes Team von Bastei Lübbe und an das Team der Lesejury für dieses tolle Rezensionsexemplar!

Zitat
"Ich fände es schön, wenn wir uns darauf einigen könnten, Ellerbrook nicht als Ghetto zu bezeichnen", mischte ich mich ein und fühlte mich verpflichtet hinzuzufügen: "Außerdem liegt es an euch, was ihr aus euch macht, nicht an dem Stadtteil, aus dem ihr kommt." (Seite 52)

Fazit
Der Roman befasst sich mit Themen wie Mobbing und kulturellen Unterschieden, die in einer witzigen und charmanten Geschichte untergebracht sind. Für mich sind das Themen, über die nie genug nachgedacht werden kann und jedes Buch, dass wie dieses zum Nachdenken anregt, bekommt von mir eine klare Leseempfehlung.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Charaktere
  • Erzählstil
  • Gefühl
  • Lesespaß
Veröffentlicht am 03.05.2018

Niedlich mit toller Wertevermittlung

Der zauberhafte Eisladen
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Klappentext
Elli spürte ein Kribbeln auf der Kopfhaut, als würden sich ihre Locken ganz von alleine kringeln. Und das konnte nur eines bedeuten: Sie war einem Geheimnis auf der Spur.

Elli ist samt Familie ...

Klappentext
Elli spürte ein Kribbeln auf der Kopfhaut, als würden sich ihre Locken ganz von alleine kringeln. Und das konnte nur eines bedeuten: Sie war einem Geheimnis auf der Spur.

Elli ist samt Familie und den drei Familienhühnern umgezogen - und verbringt seitdem ihre Freizeit am liebsten im Eisladen ihres Großvaters. Bei Sorten wie Vanikirsch, Krokantnuss oder Banandel fällt die Auswahl im Leonardos schwer. Aber warum macht das Eis mal glücklich, und ein andermal fühlt man sich auf zauberhafte Weise plötzlich albern oder mutig? Als Elli dann noch ein Geheimfach unter der Eistheke entdeckt und das Karamelleis in ihrem Mund plötzlich bitter schmeckt, wird sie stutzig. Könnte es sein, dass in Leonardos Eisladen Magie im Spiel ist?

Einstieg ins Buch
"Elli, hol bitte das Huhn aus dem Backofen!" ...

Meine Meinung
Elli ist ein neugieriges und aufgewecktes kleines Mädchen, das gerade mit ihrer Familie umgezogen ist. Sie freut sich auf ihre neue Klasse und ist gespannt auf ihre neue Klassenlehrerin. Doch am meisten freut sich Elli, dass sie nun ganz in der Nähe ihres Großvaters Leonardo wohnt. Und das Beste daran ist: Er besitzt eine eigene Eisdiele. Vor dem ersten Schultag wird es Ellie aber dann doch etwas mulmig. Zum Trost wird sie von ihrem Großvater auf eine Kugel Eis eingeladen und plötzlich ist das mulmige Gefühl verschwunden. Der erste Schultag wird ein voller Erfolg. Alle sind so nett zu Elli und die Lehrerin schließt sie auch sofort ins Herz. Elli ist glücklich. Doch irgendetwas an dem Eis in Großvaters Eisdiele ist seltsam. Was für ein Geheimnis hütet Leonardo? Und was macht er morgens um 6 Uhr in dem Schuppen in seinem Garten? Elli ist schon immer neugierig gewesen und will unbedingt das Geheimnis herausfinden. Koste es, was es wolle.

Das Buch ist wirklich ganz zauberhaft und niedlich geschrieben. Auch die kleinen Bilder sind sehr liebevoll und detailliert gezeichnet und sind immer sehr passend. So kann sich der Leser gleich ein Bild machen von Elli, die für ihr Leben gerne näht und ihrem Huhn "Ente", Großvater Leonardo oder dem griesgrämigen Lehrer Herr Kaltwasser. Der Schreibstil und das Schriftbild sind hervorragend geeignet für Leser zwischen 8 und 10 Jahren. Auch wenn das Buch äußerlich wahrscheinlich eher Mädchen ansprechen wird, finde ich, dass auch Jungs an dieser Geschichte Freude haben werden. Der Humor und die frechen Klassenkameraden belustigen alle Kinder. Und natürlich geht es um Eis. Welches Kind liebt denn kein Eis? Vor allem wenn es das von Leonardo ist. Ich kann mir gut vorstellen, dass einige Kinder nach der Geschichte ebenfalls in einer Eisdiele arbeiten wollen oder aber die nächste Eisdiele ganz genau im Auge behalten werden.

Die Geschichte fängt gemütlich an, wird ab der Mitte allerdings richtig spannend. Elli baut Mist und muss alles daran setzen, die Sache schnell wieder gerade zu biegen, bevor allzu viel Schlimmes passiert. Auch für mich als erwachsenem Leser, war das sehr spannend. Besonders gut finde ich, dass das Buch bzw. die Geschichte Werte wie Ehrlichkeit, Fleiß und Geduld anspricht und auch Elli lernen muss, dass man für Fehler, die man macht, gerade stehen muss. Das ist eine sehr schöne und wichtige Moral. Trotz der ganzen Probleme steht in der Geschichte die Familie im Vordergrund. Sie hält immer zusammen und bildet so einen tollen Rahmen für Elli, die sich in ihrer Welt und in der Schule durchschlagen muss.

An manchen Stellen erschien mir die Geschichte etwas in die Länge gezogen und ich bin mir nicht sicher, ob Kinder in dem Alter das Durchhaltevermögen besitzen, die Geschichte ganz zu Ende zu lesen. Zum Vorlesen finde ich sie aber einwandfrei.

Zitat
Keine der Sorten, die sie hinter der Theke gesehen hatte, war so honigfarben wie Bennis Eis. Hatte sie nicht richtig hingeguckt - oder hatte Großvater Leonardo etwa nicht die ganze Wahrheit gesagt? (Seite 57)

Fazit
"Der zauberhafte Eisladen" ist ein niedliches Buch, das nicht ausschließlich für Mädchen gedacht ist. Es vermittelt Werte wie Ehrlichkeit, Fleiß und Geduld. Zum Vorlesen und selber Lesen absolut empfehlenswert.

Vielen Dank liebes Team von lesejury.de für das tolle Leseexemplar!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover "Der zauberhafte Eisladen"
  • Cover "Ellas Welt"
  • Bastelspaß
  • Lesespaß
Veröffentlicht am 12.04.2018

Ein wunderschönes Buch zum Träumen und Entspannen

Barfuß im Sommerregen
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Klappentext
Romy will mit ihrem Sohn Tommi einen Neuanfang auf dem Land wagen. Doch ihr erster Versuch scheitert. Da entdeckt die Singlemutter aus München einen Aushang im Supermarkt: "Kostenlos Wohnen ...

Klappentext
Romy will mit ihrem Sohn Tommi einen Neuanfang auf dem Land wagen. Doch ihr erster Versuch scheitert. Da entdeckt die Singlemutter aus München einen Aushang im Supermarkt: "Kostenlos Wohnen auf dem Bauernhof. Gegenleistung: Unterstützung unseres noch rüstigen Onkels Alfred." Als sie sich auf dem Hof vorstellt, ist der eigenbrötlerische Bauer wenig begeistert. Erst nach anfänglichen Schwierigkeiten entsteht eine besondere Freundschaft zwischen ihm und Romy. Und da gibt es noch Hannes, einen jungen Koch, dessen Leben ebenfalls Veränderungen nötig hätte und der sich zu Romy hingezogen fühlt. Die Idylle ist bedroht, als der Hof vor finanziellen Problemen steht. Romy entwickelt eine Geschäftsidee und versucht, sie mit Hilfe von Alfred und Hannes umzusetzen. Doch gerade als alles gut zu laufen scheint, holt sie die Vergangenheit ein ...

Einstieg ins Buch
Ich muss dringend wieder mehr Sport machen, dachte ich, als ich zwischen Regalen mit Frühstücksflocken und Marmelade meinem Sohn hinterherhastete. ...

Meine Meinung
Romy und ihr Sohn Tommi wollen einen Neuanfang. Doch das ist als alleinerziehende Mutter in München gar nicht so einfach. Als sie sich kurzentschlossen auf einem Bauernhof vorstellt, um dem rüstigen Alfred unter die Arme zu greifen, bekommt sie überraschend die Stelle bei dem alten Griesgram. Nach und nach blickt sie hinter die raue Schale und findet in Alfred einen ganz besonderen Freund. Auch Tommi findet es auf dem Hof mit den ganzen Tieren einfach toll. Zum ersten Mal muss Romy lernen los zulassen und sich nicht die Schuld für alle Schicksalsschläge dieser Welt verantwortlich zu fühlen. Wird sie ihren Drang nach Sicherheit nachgeben und endlich anfangen zu leben? Oder wird ihre Vergangenheit sie einholen und den mühsam aufgebauten Neuanfang einfach niederreißen?

"Barfuß im Sommerregen" ist ein wirklich sehr gelungenes Buch. Die Charaktere hat Angelika Schwarzhuber so liebevoll und detailliert aufgebaut, dass ich die meisten sofort ins Herz geschlossen habe. Vor allem Romy, die sich durch nichts unterkriegen lässt, auch wenn sie manchmal etwas überreagiert. Sogar den am Anfang ziemlich miesepetrigen Alfred habe ich schnell ins Herz geschlossen. Die Autorin fundiert sehr gut, warum jede Figur in diesem Buch so ist wie sie ist und lässt sie dadurch sehr real und authentisch werden. Romy ist eine gute Mutter, die sich aber nicht nur ständig Sorgen um ihren einzigen Sohn Tommi macht, sondern sich selbst auch versagt, glücklich zu sein. Sie schließt einen Pakt mit dem Schicksal, nie glücklich zu sein, wenn sie nur mit ihrem Sohn zusammen sein kann. Doch dieser Pakt wird auf dem Hof auf eine harte Probe gestellt.

Sehr gut hat mir der Schreibstil gefallen. Das Buch ließ sich locker und sehr leicht durchlesen. Während des Lesens hatte ich immer einen Film vor meinem geistigen Auge ablaufen, der mich meine Umgebung völlig vergessen ließ. Natürlich haben die tollen Beschreibungen der ländlichen Umgebung einen beträchtlichen Teil dazu beigetragen und da ich selbst in einer sehr ländlichen Umgebung lebe, konnte ich mich direkt in das Buch hineinversetzen.

Der Plot an sich ist recht einfach gehalten, aber dadurch nicht weniger ergreifend. Eine alleinerziehende Mutter will sich alleine durchschlagen und versucht alles, was ihr irgendwie möglich ist, damit sie und ihr Kind ein einigermaßen gutes Leben führen können. Doch was Angelika aus dieser Grundidee rausholt ist einfach toll. Mit ganz kleinen und einfachen Dingen schafft sie es eine Atmosphäre zu schaffen, in der ich mich als Leser sehr wohl gefühlt habe und emotional mitten in der Geschichte war. Am Ende des Buches musste ich mir sogar ein, zwei Tränchen verkneifen, weil es mich total berührt hat.

Zitat
Meistens schaffte ich es, die Gedanken nur auf die Zeit zu konzentrieren, in der wir eine glückliche Familie waren. Ich hatte die großartigsten Eltern der Welt gehabt, ... (Seite 133)

Fazit
Ein wunderschönes Buch zum Entspannen und Träumen. Eine Geschichte, die durch kleine, fast unscheinbare Dinge auf einzigartige Weise berührt. Von mir eine klare Leseempfehlung!

Vielen Dank an blanvalet und das Bloggerportal für dieses schöne Rezensionsexemplar!

Veröffentlicht am 05.04.2018

Ein kritischer Blick auf Wilderei und illegalem Tierhandel

Mit Haut und Haar
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Klappentext
Die Koffer sind schon gepackt, und ihr erster Urlaub seit Jahren steht endlich in Aussicht. Tempe Brennan kann es kaum erwarten, der drückenden Hitze in Charlotte, North Carolina, und ihrer ...

Klappentext
Die Koffer sind schon gepackt, und ihr erster Urlaub seit Jahren steht endlich in Aussicht. Tempe Brennan kann es kaum erwarten, der drückenden Hitze in Charlotte, North Carolina, und ihrer Arbeit als forensische Anthropologin für ein paar Tage zu entfliehen. Doch daraus soll nichts werden. Im Garten eines abgelegenen Farmhauses spürt ihr Hund Boyd einen Plastikbeutel auf, dessen Inhalt Tempe als Knochen von Bären identifiziert. Wer könnte Interesse am Abschlachten dieser Wildtiere haben? Der neue Freund ihrer Tochter ist Park-Ranger und verhält sich verdächtig. Hat sich Katy Hals über Kopf in einen Killer verliebt? Wer auch immer die Täter sind, sie haben offenbar auch Menschenleben auf dem Gewissen, denn Boyd findet auf dem verlassenen Grundstück eine Leiche, der Kopf und Hände abgetrennt wurden. In der Folge überschlagen sich die Ereignisse. Der Absturz einer Cessna gibt den Behörden Rätsel auf. Warum zerschellte das Flugzeug am hellichten Tag in einem Maisfeld? Und was hat es mit der Substanz auf sich, die das Cockpit des Flugzeugs und die getöteten Insassen bedeckt? Die Wissenschaftlerin trägt mehr und mehr Teile eines Grauen erregenden Puzzles zusammen - und vergisst dabei fast, ihre eigene Haut zu retten.

Einstieg ins Buch
Als ich die Überreste des toten Babys einpackte, raste der Mann, den ich töten sollte, nordwärts nach Charlotte. ...

Meine Meinung
Einfach mal wieder Urlaub machen. Da hat sich Tempe Brennan so sehr drauf gefreut. Doch sie macht die Rechnung ohne ihren Hund Boyd. Der findet nämlich erst ein paar Teile von einem Bären und kurz darauf noch eine Leiche ohne Kopf und Hände. Aus dem Urlaub weit weg von der drückenden Hitze Charlottes wird also erstmal nichts. Tempe gerät bei ihren Ermittlungen in ein Netz aus illegalem Tierhandel und deren Schmugglern, die vor nichts zurückschrecken um ihr Geld zu verdienen. Zusammen mit Detective Andrew Ryan deckt sie Stück für Stück das illegale Wildern auf und gerät selbst in große Gefahr.

Der sechste Teil der Serie um Temperance Brennan beschäftigt sich mit dem Thema Wilderei und dem Schmuggel der vom Aussterben bedrohten Tiere. Kathy Reichs hat hier wieder sehr gut recherchiert und bringt Zahlen auf den Tisch, die bei mir eine Gänsehaut auslösen. Nicht nur die Anzahl der geschmuggelten Tiere, sondern auch die Art und Weise wie respektlos die Wilderer mit anderen Geschöpfen umgehen macht mich wütend. Ich kann nicht verstehen, warum sich Menschen das Recht herausnehmen, über den Dingen zu stehen und noch weniger kann ich Menschen verstehen, die glauben, dass Bärenkrallen fein zu Puder gerieben und einmal täglich eingenommen die Potenz steigern kann. Und das ist nur ein Beispiel von vielen. Insgesamt verpackt sie die reichlichen Informationen sehr geschickt, sodass der Lesefluss nicht gestört wurde. Allerdings interessiere ich mich auch generell sehr für das Thema der vom Aussterben bedrohten Tiere und die Ursache davon. Deswegen ging fiel mir das Aufnehmen der vielen Informationen auch nicht schwer.

Die Charaktere sind auch im sechsten Teil immer noch sehr gut ausgearbeitet, also auch für die Leser geeignet, die die Reihe nicht von Anfang an gelesen haben. Obwohl die Bände natürlich irgendwie aufeinander aufbauen, ist jeder Roman ein abgeschlossenes Buch für sich. Ich finde es einfach schön, immer mal wieder auf Tempe und Ryan zu stoßen und zu schauen, wie sich die beiden und vor allem ihre Beziehung entwickelt. In diese Band geht es auch im Privatleben von Tempe mal wieder ein bisschen nach vorne. Randcharaktere beschreibt Kathy Reichs relativ oberflächlich und verliert sich dadurch nicht im Mitteilen von unnötigen Informationen.

Der Schreibstil ist sehr flüssig zu lesen und so langsam verschwinden auch die vielen französischen Ausdrücke, obwohl die mich gar nicht mehr stören. Die Kapitel haben eine angenehme Länge und enden wie immer mit einem schönen Cliffhanger, der sofort zum Weiterlesen einlädt. Die Spannung wird hier nicht durch einen Killer aufrechterhalten, der alle paar Seiten jemanden umbringt. Es geht eher darum einen Schritt schneller zu sein als die Wilderer und dabei nicht selbst zur Zielscheibe zu werden. Kontinuierlich wird der Spannungsbogen aufgebaut, bis am Ende wieder alles ganz rasant zugeht und ich gar nicht mehr schnell genug die Seiten umblättern konnte um weiterzulesen. Das Ende ist zwar nicht überraschend, aber doch anders als ich es erwartet habe, denn Kathy Reichs streut ganz bewusst einige Hinweise, die dem Leser Raum und Zeit geben sich eigene Gedanken zu machen. Mich lockte sie dadurch auf eine falsche Fährte.

Zitat
Das Flugzeug stank nach verkohltem Fleisch und Kerosin. Ruß wirbelte durch die Luft und verwandelte die enge Kabine in eine kleine Staubwüste. Rücken und Knie taten mir weh. Ich suchte vergeblich nach einer bequemeren Haltung. (Seite 71)

Fazit
"Mit Haut und Haar" ist ein Thriller, der wirklich lesenswert ist. Er befasst sich kritisch mit Wilderei und dem illegalen Handel mit Tieren. Für Fans von unterhaltsamen Thrillern eine gute Wahl. Von mir eine klare Leseempfehlung.