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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 09.11.2018

mittelmäßiger Thriller mit enttäuschendem Ende

Das andere Haus
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Caroline und Francis haben in ihrer Ehe schwere Zeiten hinter sich. Ein Kurzurlaub soll das Paar wieder zueinander bringen. Dazu lassen sie sich auf einen Haustausch ein. Doch als sie ihr seltsam leeres ...

Caroline und Francis haben in ihrer Ehe schwere Zeiten hinter sich. Ein Kurzurlaub soll das Paar wieder zueinander bringen. Dazu lassen sie sich auf einen Haustausch ein. Doch als sie ihr seltsam leeres Feriendomizil betreten, scheint sich für Caroline eine Tür in die Vergangenheit zu öffnen. Der Blumenstraus auf der Fensterbank, das vergessene After-Shafe im Badezimmerschrank: Kleine Dinge, die sie an ihre Affaire mit Carl erinnern. Doch Carl hatte rigoros mit ihr gebrochen. Wem gehört also dieses Haus und wer ist wirklich in ihrer Wohnung? Caroline muss die Wahrheit herausfinden, um die zu schützen, die sie liebt.


„Das andere Haus“ ist das Debüt der Engländerin Rebecca Fleet und ich war sehr gespannt, da mich der Klappentext wirklich ansprach. Doch irgendwie kam für mich kein wirkliches Thrillergefühl auf. Die Erzählung ist in zwei hauptsächliche Stränge gegliedert: Zum einen ist das „Hier und Jetzt“ im Jahr 2015, zum anderen das Jahr 2013. Zu dieser Zeit steckt die Ehe von Caroline und Francis bereits seit längerem in der Krise und der Roman beschreibt, wie es zu Carolines Affaire kam, wie sie verlief und vor allem, wie sie endete. Diese Passagen waren zwar interessant erzählt, aber an sich wollte ich immer nur wissen, was im Feriendomizil bzw. bei Caroline und Francis zu Hause gerade passiert.

Irritierend fand ich zudem, wie Caroline auf ihre neugierige und teilweise übergriffige (Urlaubs)Nachbarin reagiert. Da hätte ich mir manches Mal mehr „Kontra“ von ihr gewünscht. Aber vermutlich hätte dann der Plot nicht so gut funktioniert und wäre ich nicht lange Zeit auf einer verkehrten Fährte gewesen. Tatsächlich kam mir der Gedanke, dass noch eine weitere Person involviert sein könnte, erst kurz bevor dieses auch in der Geschichte klar ersichtlich wurde und ab diesem Zeitpunkt war dieser Thriller dann auch spannend – wenngleich noch immer nicht wirklich „thrillig“ - und das Ende empfand ich dann beinahe als etwas enttäuschend.

Veröffentlicht am 06.09.2018

Wenn dich die Vergangenheit einholt

Der Alphabetmörder (Ein Grall-und-Wyler-Thriller 1)
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Der Fallanalytiker Jan Grall kommt nach Jahren in seinen Heimatort zurück, den er nach dem Unfalltod seines Bruders fluchtartig verlassen hatte.
Zusammen mit seiner Kollegin Rabea soll er mit seinem Fachwissen ...

Der Fallanalytiker Jan Grall kommt nach Jahren in seinen Heimatort zurück, den er nach dem Unfalltod seines Bruders fluchtartig verlassen hatte.
Zusammen mit seiner Kollegin Rabea soll er mit seinem Fachwissen die örtliche Polizei bei der Ergreifung eines Serienmörders unterstützen.
Niemand ahnt, dass der Täter nur auf Jans Erscheinen gewartet hat …

„Der Alphabetmörder“ ist das Erstlingswerk des deutschen Schriftstellers Lars Schütz und ich muss zugeben, dass mich der Beginn des Krimis nicht sonderlich begeistert hat.
Die beiden Fallanalytiker wurden (für mich) nicht gerade symphatisch beschrieben und ich hatte den Eindruck, der Autor verzettelt sich bei der Darstellung eines bestimmten Ereignisses. Ausserdem konnte ich nicht so recht verstehen, warum Lars Schütz wie mit dem Holzhammer darauf eingeht, dass etwas furchtbares in Jans Vergangenheit geschehen sein muss. Die Suche nach dem Täter wirkte daher lange Zeit beinahe ziellos und erst als Jan begreift, dass die Taten mit ihm in Zusammenhang stehen, wurde für mich klar, weshalb. Hier hätte ich es besser gefunden, wenn dieser Zusammenhang wesentlich früher zu Tage getreten wäre. Zwar hätte das die Dynamik des Geschehens verändert, aber mein Verständnis für die Reisen in die Vergangenheit geweckt.
Richtig spannend wird es daher auch erst, als Jan klar wird, dass es nicht nur einen Täter gegeben hat und es zum Aufeinandertreffen mit seinem Gegner kommt.
Den Schreibstil des Autors fand ich - vom Beginn abgesehen - durchaus gut und spannend, mit einem Chris Carter würde ich ihn jedoch nicht vergleichen wollen.

Veröffentlicht am 03.07.2018

zu viele Baustellen

Wir sehen uns im Sommer
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Die Geschichte der Sommerfreundinnen geht weiter:
Sieben Jahre nach dem Tod ihrer gemeinsamen Freundin machen sich Rebecka, Maggan und Susanne auf den Weg, um Sonjas letzten Wunsch zu erfüllen: Die Verstreuung ...

Die Geschichte der Sommerfreundinnen geht weiter:
Sieben Jahre nach dem Tod ihrer gemeinsamen Freundin machen sich Rebecka, Maggan und Susanne auf den Weg, um Sonjas letzten Wunsch zu erfüllen: Die Verstreuung ihrer Asche an für Sonja bedeutsamen Plätzen. Auf ihrer Reise werden die drei von Briefen begleitet, die Sonja vor ihrem Tod geschrieben hat und die die Geschichte von ihrer großen Liebe Luke erzählt.

Während ich von dem Vorgänger „Sommerfreundinnen“ noch schwer begeistert war, hat mich der vorliegende Roman „Wir sehen uns im Sommer“ nur bedingt überzeugt.
Zwar schreibt Asa Hellberg noch immer bildhaft, doch die drei Freundinnen wollten mir lange nicht mehr so sympatisch sein, wie zuvor. Ständig war eine beleidigt!
Auch dass Sonja so vieles aus ihrem Leben gerade denen, die sie seit bald vierzig Jahren als ihre „besten Freundinnen“ bezeichnet hat, verheimlichte, kann ich nur schwer nachvollziehen.
Genau so fiel es mir wieder recht schwer, die drei Protagonistinnen auseinander zu halten und musste immer wieder überlegen, welche nun wie mit wem eine (Nicht)Beziehung pflegte. Das waren meiner Meinung nach zu viele Baustellen, die gleichzeitig bearbeitet sein wollten.
Aber zu einem netten Schmöker für Zwischendurch reicht das Buch allemal.

Veröffentlicht am 24.04.2018

nett für zwischendurch

Wie man die Zeit anhält
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Tom Hazard hat schon viele Leben unter ebenso vielen Namen gelebt, denn obwohl er wie ein vierzigjähriger aussieht, ist er aufgrund einer Veranlagung über 400 Jahre alt. Jahre, die er zumeist einsam verbracht ...

Tom Hazard hat schon viele Leben unter ebenso vielen Namen gelebt, denn obwohl er wie ein vierzigjähriger aussieht, ist er aufgrund einer Veranlagung über 400 Jahre alt. Jahre, die er zumeist einsam verbracht hat. Doch da gab es Rose und die gemeinsame Tochter Marion, die Toms Veranlagung geerbt hat.
Nun ist Tom in die Stadt zurückgekehrt, in der er mit Rose glücklich war und trifft auf Camille, die sein Leben auf den Kopf stellt. Doch über allem liegt die verzweifelte Suche nach Marion, die seit über 400 Jahren verschwunden ist.

Matt Haig lässt den Leser gemeinsam mit seinem Protagonisten Tom erleben, was es bedeutet, ein überlanges Leben zu führen. Seine Wünsche, seine Hoffnungen, aber auch seine Verzweiflung und seine Einsamkeit, denn die erste Regel eines „Albas“ - eines Menschen mit überlanger Lebensdauer - lautet, er dürfe sich nie verlieben.Doch natürlich verliebt Tom sich und bringt damit nicht nur sein Leben, sondern auch das seiner Lieben und aller „Albas“ in Gefahr.

Matt Haig hat einen schönen Schreibstil und dennoch bin ich mit seiner Geschichte über die Zeit nicht so richtig warm geworden. An sich mag ich Geschichten, die zu verschiedenen Zeiten spielen, aber hier ist mir der Autor zu oft hin und her gesprungen. Befand sich Tom eben noch im London des Jahres 1623, so wechselte der Schauplatz für 10 Seiten ins Jetzt, nur um dann wieder für einige Seiten im 19. Jahrhundert zu verweilen. Da bekommt nicht nur Tom Kopfschmerzen.
Durch diesen ständigen Wechsel sind mir die Protagonisten fremd geblieben, nur Hendrich – Toms Kontakt zur Gesellschaft der Albas – war mir die ganze Zeit über suspekt. Zu sehr war er darauf aus, Tom in der Gesellschaft zu halten und hat ihn geradezu bevormundet.
Leider hat mich auch das Ende nicht mit der Geschichte versöhnt. Überhaupt Geschichte – warum Tom nun so ein viel besserer Geschichtslehrer sein soll als andere, blieb mir ein Rätsel. Zumal er ja alles tut, damit niemand hinter sein Geheimnis kommt.

Alles in Allem war "Wie man die Zeit anhält" ein netter Roman für zwischendurch, jedoch nichts, das man unbedingt gelesen haben sollte.

Veröffentlicht am 03.10.2017

Grauners persönlichster Fall

Nachts am Brenner
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Ein alter Mann wurde an ein Pferd gebunden zu Tode geschleift. Nachforschungen führen Commissario Grauner nicht nur zu einer Gruppe älterer Herren, die gemeinsam Karten gespielt haben. Hinweise deuten ...

Ein alter Mann wurde an ein Pferd gebunden zu Tode geschleift. Nachforschungen führen Commissario Grauner nicht nur zu einer Gruppe älterer Herren, die gemeinsam Karten gespielt haben. Hinweise deuten ebenfalls an, dass der Fall etwas mit Grauners Eltern zu tun hat, die vor Jahren bei einer Tragödie auf dem eigenen Hof ums Leben kamen. Doch wie passt das Verschwinden einer Nazi-Größe kurz nach dem Krieg dazu?

Grauner muss die Puzzleteile zusammensetzen, wenn er einen Mörder fangen will.



Nach „Der Tote am Gletscher“ und „Die Stille der Lärchen“ ist „Nachts am Brenner“ der dritte und persönlichste Fall des Johann Grauner, Commissario und Viechbauer in Südtirol.

Die Covergestaltung passt sich gut an die der Vorgänger an.

Leider hat der Autor meiner Meinung nach in diesem Krimi zu vieles miteinander verwoben. Denn neben dem alten Mann geht es irgendwie noch um die bereits früher verunglückte, treulose Ehefrau eines Bäckers, die ehrgeizigen Pläne der Bürgermeisterin und auch immer wieder um den Tod von Grauners Eltern.

Als dann noch Hinweise um das Geschehen nach Ende des 2. Weltkrieges und eine mögliche Verwicklung von alten Nazi-Schergen auftauchen, musste ich mich schon ein wenig zwingen, das Buch weiterzulesen, zumal die Aufklärung des Falles keinen Schritt weiter zu kommen schien. Zu dieser Zeit wirkte alles etwas spannungsarm.

Doch nachdem Grauner die Fäden entwirren konnte und der Schuldige für die verschiedenen Morde offenbar gefunden ist, sieht es für den Leser so aus, als wäre der Fall doch komplizierter. Das lässt zwar Möglichkeiten für weitere Fälle des Commissario offen, hat mich persönlich aber arg gestört und lässt mich letztlich unzufrieden zurück.