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Veröffentlicht am 09.08.2022

Eine wunderbare Geschichte mit Tiefgang

Ein Lied für Molly
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Meine Meinung:

Eine wunderbare Geschichte mit Tiefgang

Bonnie Milligan ist eine junge Frau, die mir noch lange im Gedächtnis bleiben wird. Mit ihrem kleinen Sohn Josh lebt sie in Dublin. Das Leben ist ...

Meine Meinung:

Eine wunderbare Geschichte mit Tiefgang

Bonnie Milligan ist eine junge Frau, die mir noch lange im Gedächtnis bleiben wird. Mit ihrem kleinen Sohn Josh lebt sie in Dublin. Das Leben ist für die alleinerziehende Mutter kein Zuckerschlecken. Ein Wasserschaden macht ihr Haus unbewohnbar. Ihren Job als Bedienung verliert sie. Ihre geliebte ist Mutter verstorben. Stets hat sie in bestimmten Situationen die Stimme der geliebten Mutter im Ohr. Als sie in einem Bus einen blauen Ordner mit handgeschriebenen Noten findet, erfährt ihr Leben eine entscheidende Wende. Sie verspricht ihrem Sohn den Besitzer ausfindig zu machen. Anhand eines alten Zeitungsartikel im Ordner führt sie ihre Suche zum deutschen Starpianisten Robert Brenner. Der sonderbare alte Mann weiß erst nichts mit Molly und ihrem Sohn anzufangen. Jedoch üben die Noten auf ihn eine magische Anziehung aus. Zusammen macht sich das Trio auf den Weg nach Ballystone. Mit im Gepäck der einäugige Kater Sir Francis.

Obwohl die Reise nicht reibungslos verläuft, verlieben sich die drei auf Anhieb in den malerischen Ort an der Westküste. Wir erleben hier zwei Liebesgeschichten, wie sie dramatischer nicht sein können. Mal in der Vergangenheit 2001, mal in der Gegenwart 2019. Trotz vieler trauriger Ereignisse habe ich sehr viel Liebe und Romantik bei beiden Paaren erlebt. In der Vergangenheit hat sich Robert seiner Molly langsam genähert. Ich hatte Klavier und Geigenklänge im Ohr. In der Gegenwart lernt Bonnie einen Mann kennen der sich ihr gegenüber unmöglich benimmt und ihr Herz aus dem Takt bringt. Die Bewohner von Ballystone sind einfach nur wunderbar. Betrachten Fremde als Freunde, die man halt noch nicht kennt. Nachbarschaftshilfe wird groß geschrieben.

Die Geschichte dürfte vor allem Irland-Fans gefallen. Ich hatte den malerischen Ort stets vor Augen. Habe das Meer rauschen gehört und wunderbare Geigenklänge genossen. Dann wurde ich wieder mit romantischen Klavierklängen verwöhnt. Mein hungriger Magen wurde mit dem traditionellen Irish Stew gefüllt. Das ist nicht mein erstes Buch von Claudia Winter. Doch es ist das erste Mal, dass mich die Autorin zum Weinen gebracht hat. So viele Missverständnisse und so viel Leid mussten die Liebenden ertragen. Ein Lied, welches zu spät gespielt wird. Ein Kind welches seine Mutter vermisst und in dem Glauben lebt, dass diese nichts mehr von ihm wissen will. Beim Geigenspiel My Bonnie is over the Ocean ist es dann endgültig um mich geschehen. Aber da war ich nicht die Einzige. Kaum einer aus Ballystone hatte noch trockene Augen. Was die Geschichte mit mir gemacht hat, hätte ich so nicht erwartet.

Fazit:

In dieser wunderbaren Geschichte finden Menschen zusammen, die eigentlich schon von jeher zusammen gehören. Man sollte sie nicht gelesen haben. Nein, man muss sie lesen. Wer verzichtet denn schon freiwillig auf eine wunderschöne Reise nach Irland. Wer will denn schon auf die Bekanntschaft toller Menschen verzichten. Wer würde sich nicht auf die Suche nach einem einäugigen Kater begeben. Ach, und noch was. Es ist nie zu spät, für ein persönliches Lied …..

Danke Claudia Winter.

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Veröffentlicht am 26.07.2022

Heilende Reise in die Vergangenheit

Wir sehen uns zu Hause
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Meine Meinung:


Beim Fall der Berliner Mauer am 9. November 1989, lernt Anne ihren Peter kennen, der gerade die ehemalige DDR verlässt. Die Stimmung ist bombastisch. Wessis und Ossis fallen sich um den ...

Meine Meinung:


Beim Fall der Berliner Mauer am 9. November 1989, lernt Anne ihren Peter kennen, der gerade die ehemalige DDR verlässt. Die Stimmung ist bombastisch. Wessis und Ossis fallen sich um den Hals. Anne teilt sich mit Peter eine Flasche Sekt. Der Beginn einer großen Liebe.

Dieser Roman lebt von einer Reise, die FÜR Westdeutsche sehr interessant sein dürfte. Als Annes geliebter Peter verstorben ist, findet sie ein paar vergilbte Fotos und Dokumente. Wird sich so richtig bewusst, wie wenig sie aus der Vergangenheit ihres Mannes wusste. Sie macht sich Vorwürfe, dass sie Peter nicht mehr und öfter danach gefragt hatte. Um ihre große Trauer zu bewältigen, tritt sie in ihrem alten Wohnmobil eine Reise auf die Insel Rügen an. Ihre Tochter Alina findet die Idee gut, macht sich aber große Sorgen um ihre Mutter. Ist sie doch stets mit ihrem Vater im Wohnmobil unterwegs gewesen.

Anne fühlt sich auf der Insel Rügen so richtig wohl. Möchte wissen, warum ihr Peter sagte: Nie wieder Insel Rügen! Das wollte ich selbst auch wissen, da Binz mein bevorzugter Urlaubsort ist. Ich hatte sämtliche Orte vor Augen. Anne hat das einzig Richtige gemacht. Sie hat sich ihrer Trauer gestellt. Mit ihrem Wohnmobil ist sie ihrem Peter mit jedem Kilometer ein Stückchen näher gekommen. Wunderbare Begegnungen haben ihren Weg gepflastert. Nicht alle waren auf Anhieb sympathisch. Doch gerade die harten Nüsse haben sich als besonders wertvoll erwiesen. Ich weiß. Die Personen sind fiktiver Natur. Ansonsten würde ich es mir nicht nehmen lassen, bei meinem nächsten Besuch auf Rügen sämtliche Campingplätze zu besuchen.

Dieses Buch ist ein Stück Geschichte, deren Beginn ich selbst über das Fernsehen mit verfolgt habe. Ich spüre heute noch die Gänsehaut, wenn ich daran denke, wie die Menschen sich in die Arme gefallen sind. Wäre wirklich sehr gerne dabei gewesen. Christiane Wünsche hat sehr gut recherchiert. So habe ich zum ersten mal von den Bausoldaten in Prora gelesen. Anne hat eine Antwort auf Nie wieder Rügen bekommen. Anhand ihrer alten Fotos sehr viel über Peters traurige Vergangenheit erfahren. War im Nachhinein verzweifelt ob der Verschwiegenheit ihres Mannes. Ich habe mich wirklich auch selbst gefragt, warum Peter so verschwiegen war. Konnte aber am Ende sein Schweigen sehr gut nachvollziehen. Fand es jedoch sehr schade. Anne hätte es eventuell geschafft, diesem Drama einen besseren Verlauf zu verpassen. Aber wie heißt es immer:

„Gehe hundert Schritte in den Schuhen eines anderen,
wenn du ihn verstehen willst.“ (Indianische Weisheit)

Anne ist viele Kilometer gefahren, um ihren Peter zu verstehen.
Fazit:

Was hat dieses Buch mit mir gemacht? Mir vor Augen geführt, wie gering mein Interesse für die Menschen der ehemaligen DDR war. Viel zu wenig habe ich hinterfragt. Ich weiß, dieser Peter ist fiktiver Natur. Es gibt jedoch bestimmt viele Menschen, die so ein Schicksal zu verkraften haben. Denen man allein mit Empathie ein Stück ihres Leides nehmen könnte. Anne hat großen Mut bewiesen und sich ihrer Trauer gestellt. Gestärkt und mit viel mehr Selbstbewusstsein hat sie die Heimreise angetreten. Der Schreibstil ist angenehm flüssig. Aus der Sicht von sämtlichen Personen. Abwechselnd aus der Gegenwart und Vergangenheit. So konnte ich zumindest versuchen, auch die etwas übleren Charaktere zu verstehen. Mir vor Augen halten, dass deren Verhalten dem System der ehemaligen DDR geschuldet war.

Ich möchte meine Besprechung mit einem berühmten Zitat beenden:

Ich weiß, dass ich nichts weiß.

Liebe Christiane Wünsche, nun weiß ich wieder etwas mehr. Danke für diese tolle Geschichte. Ich werde meinen nächsten Besuch auf der Insel Rügen mit anderen Augen sehen.

Da ich mir selbst das e-Book gekauft habe, geht das Überraschungsbuch vom Fischer-Verlag an die Meggi aus Berlin.Übergabe findet auf der Insel Rügen statt. Ein herzliches Dankeschön an den Fischer-Verlag.

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Veröffentlicht am 20.07.2022

Es war einmal ....

Als das Böse kam
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Meine Meinung:

Und als sie sah, wo sie war, da fing sie so bitter an zu weinen, denn von allen Seiten war Wasser, sie konnte nicht an Land kommen. (Hans Christian Andersen)

Ich weiß ehrlich gesagt ...


Meine Meinung:

Und als sie sah, wo sie war, da fing sie so bitter an zu weinen, denn von allen Seiten war Wasser, sie konnte nicht an Land kommen. (Hans Christian Andersen)

Ich weiß ehrlich gesagt nicht, wann ich das letze mal so durch ein Buch gerast bin. Herzklopfen, Haareraufen und der eine odere ander Ausruf NEIN waren gerade zum Ende hin Nebenwirkungen dieses Buches. Medikamente haben Verlag und Autor vorsorglich mitgeliefert. Leider wusste ich das während des Lesens nicht.

Auf einer einsamen Insel, umringt von Wäldern, lebt eine vierköpfige Familie. Aus der Sicht von der 16jährigen Juno erfahren wir, was dort so alles passiert. Nicht viel, auf den ersten Blick. Wahnsinn, auf den Zweiten! Mit ihrem 12jährigen Bruder Boy und ihren Eltern führt sie ein Leben, ohne Kontakt mit anderen Menschen. Das Festland ist kaum sichtbar. In der Blockhüte duftet es nach Blaubeerkuchen. Jeden Sonntag vertreiben Gesellschaftsspiele die Langeweile. Fernseher, Radio und Telefon gibt es in der blauen Blockhütte nicht. Unterrichtet werden die Kinder von der Mutter. Die Sirene warnt vor Fremdlingen, die der Familie nach dem Leben trachten. In regelmäßigen Abständen findet ein Probealarm statt. Dann begibt sich die Familie in einen Schutzraum. Dort gibt es Lebensmittel, die sie eine Zeit lang über Wasser halten. Besonders begehrt sind die Trostpillen, die die Mutter selbst herstellt. Süß und unheimlich lecker nach Beeren schmeckend.

Innerhalb weniger Stunden habe ich diese Geschichte durchgesuchtet. Die Thematik ist einfach spannend und könnte auch im realen Leben passiert sein. Juno hinterfragt das Leben auf der einsamen Insel immer mehr. Was ihr der Vater darüber erzählt klingt logisch. Dennoch bemerkt das Mädchen, dass sein Verhalten nicht zu seinen Erzählungen passt. Bei den Gesellschaftsspielen darf nichts zu anderen Ländern hinterfragt werden. Als Juno es dennoch wagt, bekommt sie Hausarrest und der Spielenachmittag wird unterbrochen. Boy ist ein lieber Junge, der auch manchmal an der Aufrichtigkeit der Eltern zweifelt. Jedoch lässt er sich mit ein paar Erklärungen von den Eltern wieder beruhigen. Die Kinder müssen die sieben Gebote befolgen ….

Juno hat immer wieder Träume, in denen sie Erlebnisse hat, die sie normalerweise gar nicht haben kann. Wenn sie lügt entwickelt ihr Zeigefinger ein Eigenleben. Die Bibliothek des Vaters dürfen sie nicht betreten. Einzig ihr Märchenbuch spendet ihr Trost. Besonders das Märchen Däumelinchen fasziniert sie immer wieder. Einst hat es ihr die Mutter vorm knisternden Kamin erzählt. Mir haben Junos Alleingänge auf der Insel wahnsinnig spannende Lesestunden beschert. Zum Teil war mir klar, was es mit der Familie auf sich hat. Das ganze Ausmaß ist jedoch mehr als schockierend. Junos Erkundungstouren, Nachts am Ufer, muten gruselig an. Die Erlebnisse die sie hat, lassen sie zu einer richtigen Kämpferin werden. Bescheren ihr Gefühle, die absolut neu für sie sind. Nicht nur ihr Märchenbuch spendet ihr Trost. Ein schwarzer Stein ihrer verstorbenen Schwester ist ihr ständiger Begleiter. Er stammt vom Festland ….

Von der ersten Silbe an enthält dieser Thriller eine Spannung, die sich kontinuierlich steigert. Einmal zu lesen begonnen ist es unmöglich, das Buch zur Seite zu legen. Ich verschreibe Euch diese Geschichte. Bei Nebenwirkungen wendet Euch an den Autor oder Verlag. Vor allem, übt Euch bitte in Geduld!

Ungeduld ist ein Mückenstich, den man nicht kratzen darf. (Seite 105)


Fazit:

Es war einmal eine vierköpfige Familie. Die hatten einander so lieb. Wer Märchen genau liest, erfährt die Wahrheit. Entdeckt die Gefahr.

Herzlichen Dank Ivar Leon Menger. Über eine Verfilmung würde ich mich sehr freuen.

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Veröffentlicht am 19.07.2022

*Eine wunderschöne Geschichte, deren Atmosphäre mich von Anfang an in ihren Bann

Dunbridge Academy - Anywhere
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Eine wunderschöne Geschichte, deren Atmosphäre mich von Anfang an in ihren Bann gezogen hat

Meine Meinung:

In dieser Geschichte geht es um Henry und Emma. Zwei junge Menschen, die von Anfang an mein ...

Eine wunderschöne Geschichte, deren Atmosphäre mich von Anfang an in ihren Bann gezogen hat

Meine Meinung:

In dieser Geschichte geht es um Henry und Emma. Zwei junge Menschen, die von Anfang an mein Herz erobert haben. Deren Gefühlschaos einfach unter die Haut geht. Auf dem Frankfurter Flughafen stoßen sie im wahrsten Sinne des Wortes aufeinander. Sie müssen laufen um ihren Flug nach Schottland rechtzeitig zu erreichen. Was Henry da noch nicht weiß: Laufen wird ein wichtiger Bestandteil seines Lebens.

Emma ist für ein Jahr Austauschschülerin auf der Dunbridge Academy und auf der Suche nach ihrem Vater. Henry ist Schulsprecher dort. Beide haben ihre Päckchen zu tragen. Henrys Beschützerinstinkt gegenüber Emma ist nicht nur seinem Amt als Schulsprecher geschuldet. Er ist bereits in festen Händen und muss eine schwere Entscheidung treffen. Emma hilft Henry seine sportlichen Defizite mit Joggen auszugleichen. Henry möchte fit für ein wichtiges Rugbyspiel werden. Henry hat eine tolle Familie. Seine Eltern sind Ärzte ohne Grenzen.

Alleine schon das Setting hat mir die Kaufentscheidung leicht gemacht. Die Kombination von Schottland und einer Academy ist für mich einfach umwerfend. In dieser Geschichte passt alles. Die Protagonisten könnten nicht besser gezeichnet sein. Egal ob gut oder weniger gut. Sie passen in die Geschichte wie die Faust aufs Auge. Die Story kommt anfangs ziemlich ruhig daher. Dennoch weiß sie mit ihrem magischen Schreibstil zu fesseln. Emmas Eltern sind vor vielen Jahren die gleichen Schulflure entlang gelaufen. Haben größtenteils die gleichen Lehrer gehabt. Emma möchte in Schottland ihren Vater finden, der die Familie vor vielen Jahren verlassen hat, um als Musiker Karriere zu machen. Der ihr sogar einen Song gewidmet hat.

Das eine oder andere mal konnte ich das Verhalten von Henry nicht nachvollziehen. Sein Handeln war mir zu langsam. Seine Entscheidungen zu zögerlich. Jedoch bin ich später mit meiner Meinung total zurückgerudert. Was ich als zögerlich und langsam empfunden habe, war einfach nur Reife!

Zwischen Klassenzimmern und Mitternachtspartys bekommt man in dieser Geschichte jede Mengen Emotionen serviert. Ich war stellenweise von der Reife mancher Teenager beeindruckt. Habe mich gefragt, wie ich in dem Alter auf sämtliche Situationen reagiert hätte. Ich weiß es nicht. Aber eins weiß ich. Liebe kann weh tun. Liebe kann glücklich machen. Liebe kann heilen. Egal in welchem Alter. Vor allem die Liebe einer wahren Freundschaft vermag Berge zu versetzen. Jedoch wird auch sehr deutlich, welchen Schaden nicht verarbeitete traumatische Erlebnisse anrichten können.

Fazit:

Eine wunderschöne Geschichte, deren Atmosphäre mich von Anfang an in ihren Bann gezogen hat. Ich wollte eigentlich noch gar nicht Abschied nehmen. Mein Trostpflaster: "Dunbridge Academy - Anyone" liegt bereit. Ich hoffe dort wieder viele empathische Menschen aus Band 1 zu treffen.

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Veröffentlicht am 10.07.2022

Eine Reise in die Vergangenheit

Wodka mit Grasgeschmack
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Eine Reise in die Vergangenheit
Meine Meinung:

Über den zweiten Weltkrieg und die Nachkriegszeit wird viel erzählt. Jedoch bietet diese Geschichte weitaus mehr. Ich durfte an einem Familienausflug teilnehmen. ...

Eine Reise in die Vergangenheit
Meine Meinung:

Über den zweiten Weltkrieg und die Nachkriegszeit wird viel erzählt. Jedoch bietet diese Geschichte weitaus mehr. Ich durfte an einem Familienausflug teilnehmen. In einem quitschgelben VW-Beetle ( Mein Kopf war auf Bentley programmiert. Der Autor möge mir verzeihen!) reist eine vierköpfige Familie nach Polen. Für die Eltern ist es eine Reise nach Schlesien. Für mich war es Neuland. Ich habe die Geschichte von Vertriebenen nun von einer ganz anderen Seite kennen gelernt.

Der fast 90jährige Vater wird von Emotionen gerade nur so gebeutelt. Hat Angst, den Ort seiner Kindheit zu besuchen. Das Haus, in dem er viele Jahre gelebt hat. Von den Söhnen fährt überwiegend der ältere Sohn. Aus der Sicht des jüngeren begleiten wir die Reise. In Polen angekommen genießt unser Erzähler die leckeren Backwaren, für die Polen so berühmt ist. Der Sprachwitz lockert dieses ernste Thema ungemein auf. Sehr gut gefallen hat mir, wie freundlich die Polen auf die Schlesier reagiert haben. Gastfreundlich und mitfühlend wurde die Familie im Haus des Vaters empfangen. Ohne Vorwürfe was die Deutschen Böses gemacht haben. Vielmehr als Gleichgesinnte, die einst die Hölle durchquert haben. Und so war es ja auch wirklich. Darauf einen Wodka!

Ich glaube daran: Es gibt keine Nationalitäten. Es gibt nur Menschen und einen Himmel über diesen Menschen. (115)

Die Söhne sehen ganz einfach neue Orte. Der Vater sieht die gleichen Orte mit ganz anderen Augen. Sucht nach Erkennen. Sucht nach Gefühlen. Durchlebt stellenweise die Vergangenheit, die ja auch gute Seiten hatte. Ich habe solche Geschichten von meinen Schwiegereltern gehört, die in der Nähe von Breslau (Twardogóra) lebten. Damals hieß der Ort Festenberg. Auch sie waren Vertriebene. Leider muss ich gestehen, dass ich immer nur mit halben Ohr zugehört habe. Dabei hätten wir doch auch mit ihnen einen Ausflug in die Vergangenheit machen können!

Das Cover gefällt mir sehr gut. Es strahlt Lebensfreude aus. Es enthält für mich eine wichtige Botschaft: Egal was passiert ist. Das Leben geht weiter und kann wundervoll sein. Der Titel Wodka mit Grasgeschmack ist irreführend und in meinen Augen unpassend. Ich hätte auf das Buch nicht zugegriffen. Danke Markus Mittmann, dass sie mir das Buch bereit gestellt haben. Ich hätte ansonsten eine wunderbare Geschichte verpasst. Die Polen sind sehr gläubige Menschen. Gerne würde ich dort sämtliche Kirchen besichtigen.
Fazit:

Immer wieder frage ich mich, was dieser verdammte Krieg gebracht haben soll. Für diesen Mist gibt es nur ein polnisches Wort: Kurwa! (Verdammte Scheiße!) Lasst Euch bitte nicht von dem Titel des Buches abschrecken und lest es! Beenden möchte ich meine Besprechung mit einem wunderbaren Zitat von Markus Mittmann:

Vergangenheit ist der falsche Begriff für die Vergangenheit. Je genauer man hinsieht, umso deutlicher erkennt man, wie lebendig sie sich unter uns herumtreibt.

Danke Markus Mittmann. Ich denke, ich werde in naher Zukunft Twardogóra besuchen.

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