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Veröffentlicht am 26.10.2020

Unaufgeregt erzählte Geschichte eines außergewöhnlichen Mädchens

Sal
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Mit ihrer kleinen Schwester Peppa flieht Sal in die schottische Wildnis, denn sie befürchtet, dass das Jugendamt sie trennen wird, wenn die familiären Zustände bekannt werden. Um in den Wäldern überleben ...

Mit ihrer kleinen Schwester Peppa flieht Sal in die schottische Wildnis, denn sie befürchtet, dass das Jugendamt sie trennen wird, wenn die familiären Zustände bekannt werden. Um in den Wäldern überleben zu können, hat sich Sal akribisch vorbereitet, viel Survival-Wissen aus Youtube-Videos gelernt und die benötigte Ausrüstung beschafft. Zunächst scheint Sals Plan aufzugehen, doch als Peppa krank wird, ist es gut, dass die ehemalige Ärztin Ingrid, die ebenfalls in einer Hütte fern aller Zivilisation lebt, den Mädchen hilft.

"Sal" von Mick Kitson ist ein Buch über ein ungewöhnliches Mädchen, für ihre dreizehn Jahre ist die Protagonistin sehr ruhig und überlegt. Ruhig ist auch der Erzählstil, dennoch hat mich die Geschichte von der ersten bis zur letzten Seite gefesselt. Die Handlung wird aus Sals Perspektive in der Ich-Form erzählt, zwischen dem aktuellen Fortgang ihres Abenteuers schweifen die Gedanken des Mädchens immer wieder in die Vergangenheit, so dass sich dem Leser nach und nach das Grauen erschließt, vor dem Sal mit ihrer Schwester geflohen ist, um Peppa zu schützen.

Auch Ingrids Vergangenheit lernt der Leser mit den Mädchen bei abendlichem Erzählen am Feuer kennen. Der Autor versteht es, dieses Abschweifen zu vergangenen Ereignissen nahtlos in den Tagesablauf der Figuren einzufügen, so dass die Handlung strukturiert wirkt und ich beim Lesen immer ein wenig mehr aus dem Leben der Mädchen und der alten Frau erfahren habe.

Sals nüchterne Art über die alkoholkranke Mutter und deren übergriffigen Freund zu berichten, hat den Schrecken für mich lebendig werden lassen. Die Figuren und auch der Hintergrund waren so umfassend und realistisch beschrieben, dass ich bald das Gefühl hatte, mit Sal und Peppa durch die Wildnis zu streifen. Insgesamt hat mich dieses Buch sehr bewegt und es wird einen bleibenden Eindruck hinterlassen, daher spreche ich gern eine Leseempfehlung aus.

Fazit: Unaufgeregt erzählt Mick Kitson von einem außergewöhnlichen Mädchen, das sich von klein auf in unhaltbaren familiären Zuständen um die alkoholabhängige Mutter und die kleine Schwester kümmern musste. Der ruhige, schlichte Erzählstil transportiert das Grauen, vor dem Sal mit Peppa flieht, realistisch und beklemmend, doch ihr Leben in der Wildnis ist von Optimismus geprägt. Mich hat die Geschichte gefesselt und berührt, darum empfehle ich sie gern weiter.

Veröffentlicht am 23.10.2020

Jugendgeschichte, die sich mit wichtigen Themen auseinander setzt

Rules For Being A Girl
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Marin ist siebzehn Jahre alt und führt ein durchschnittliches Teenagerleben, sie hat eine beste Freundin, geht seit einem Jahr mit Jacob aus und ist in ihrer Schule beliebt und anerkannt. Im Englisch-Leistungskurs ...

Marin ist siebzehn Jahre alt und führt ein durchschnittliches Teenagerleben, sie hat eine beste Freundin, geht seit einem Jahr mit Jacob aus und ist in ihrer Schule beliebt und anerkannt. Im Englisch-Leistungskurs ist sie eine der Besten und ist sicher, nach dem Schulabschluss einen Platz an der gewünschten Eliteuniversität zu bekommen. Als der allseits beliebte Lehrer Bex sie gegen ihren Willen küsst, beginnt Marin gegen all die ungeschriebenen Regeln zu rebellieren und bemerkt immer mehr, wie viel Diskriminierung in ihrem Schulalltag als selbstverständlich hin genommen wird.

"Rules For Being A Girl" von Candace Bushnell und Co-Autorin Katie Cotugno prangert feinfühlig das Thema Diskriminierung im Alltag an, der Leser erlebt an Marins Seite ihre Entwicklung und die Erkenntnisse, die sie im Lauf der Handlung findet. Das Buch habe ich auf den dringenden Wunsch meiner elfjährigen Tochter besorgt, laut Verlagsangabe entspricht sie der empfohlenen Altersgruppe. Nach einer Leseprobe war ich zunächst sehr unsicher, ob die Geschichte wirklich schon für sie geeignet ist, jetzt nachdem ich den Roman zu Ende gelesen habe, glaube ich, dass die Altersempfehlung in Ordnung ist.

Zweifel hatte ich wegen einer Szene am Anfang, in der die Protagonistin mit ihrem Freund "parkt" und sich dabei Gedanken macht, wie weit sie ihn gehen lassen möchte. Doch ich finde dieses Thema wird behutsam formuliert, später rückt eher Marins Auseinandersetzung mit den Regeln, die nirgends aufgeschrieben sind und doch für den Großteil ihrer Mitschüler Gesetz zu sein scheinen, in den Vordergrund. Wenn ich meine Tochter und ihre Freundinnen ansehe, denke ich, genau jetzt befassen sie sich mit ihrer eigenen Entwicklung und der Welt um sich herum, jetzt lernen sie "die Regeln ein Mädchen zu sein" und daher sehe ich genau jetzt den richtigen Zeitpunkt, sich mit dieser Lektüre auseinander zu setzen.

Auch mir selbst hat das Buch einige Denkanstöße gegeben, wie oft nehmen wir im Alltag etwas als Selbstverständlichkeit hin, nur weil es eben immer schon so war. Candace Bushnell ermutigt ihre Leser*innen, Dinge zu hinterfragen und genauer hin zu sehen. Dabei liest sich ihre Geschichte angenehm, wie ich es von einem Jugendbuch erwarte. Für diesen aufrüttelnden Roman gebe ich eine unbedingte Leseempfehlung.

Fazit: Während der flüssig zu lesenden Romanhandlung werden wichtige Themen angesprochen, mit der Protagonistin werden auch dem Leser die Augen für unterschwellige Diskriminierung geöffnet, daher empfehle ich das Buch gern weiter.

Veröffentlicht am 20.10.2020

Wie in einem Tarantino-Film

Love & Bullets
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Nachdem er seine früheren Auftraggeber um viel Geld erleichtert hat, ist Bill auf der Flucht und natürlich geht schief, was nur schief gehen kann, der Gebrauchtwagen streikt und unser Flüchtling strandet ...

Nachdem er seine früheren Auftraggeber um viel Geld erleichtert hat, ist Bill auf der Flucht und natürlich geht schief, was nur schief gehen kann, der Gebrauchtwagen streikt und unser Flüchtling strandet irgendwo im Nirgendwo. Das bestohlene Gangster-Syndikat hat mehrere Killer losgeschickt, auch Bills Freundin Fiona wurde beauftragt, ihn zu töten, doch die flüchtet lieber mit ihm zusammen, nur scheint es für Leute wie sie keinen Ruhestand zu geben.

"Love & Bullets" von Nick Kolakowski ist eine herrlich abgefahrene Geschichte, die mich von der ersten bis zur letzten Seite königlich amüsiert hat. Allerdings würde ich dieses Buch nicht unbedingt als Thriller bezeichnen, wer Spannung erwartet, bei der man sich die Fingernägel bis zum Nagelbett abknabbert und schon die Herztabletten und ein Glas Wasser bereit stehen hat, wird hier enttäuscht werden. Die trocken-humorvolle Schreibweise, der durchaus spannende, dabei aber ziemlich schräge Handlungsverlauf (bei dem auch einiges an Blut und Gewalt vorkommt) und die teilweise recht skurril beschriebenen Figuren erinnern mich an einen Tarantino-Film.

Neben den Protagonisten Bill und Fiona hatte es mir besonders einer der Killer angetan, der im Roman als Erzähler fungiert. Anfangs berichtet er ungerührt davon, wie er Bills Komplizen erledigt hat, gleichzeitig ergeht er sich in heftigem Selbstmitleid, weil ihn seine Frau verlassen hat. Dieser Typ könnte direkt aus einem Film des oben genannten Regisseurs entsprungen sein, auch die schräge Szenerie passt perfekt dazu. Diese Art Humor ist sicher nicht jedermanns Sache, mich hat die Geschichte prächtig unterhalten und ich empfehle sie gern weiter.

Wer nicht sicher ist, ob ihm Nick Kolakowskis Schreibweise zusagt, sollte sich eventuell zuerst eine Leseprobe zu Gemüte führen, schon die ersten Seiten des Buches geben den Gesamteindruck der Erzählung gut wieder.

Fazit: Die Geschichte hat viel Ähnlichkeit mit einem Tarantino-Film, schräger Humor und skurrile Gestalten kommen genau so vor, wie Szenen voller Gewalt und Blutvergießen, für mich hat sich das Alles zu einem spannenden und unterhaltsamen Gesamtbild zusammen gefügt.

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Veröffentlicht am 06.10.2020

Einzigartig und von bildgewaltigem Schreibstil

Der Schatten des Windes
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Daniel Sempere wächst allein mit seinem Vater in dessen Buchhandlung auf, die Mutter ist schon früh verstorben. Als der Junge zehn Jahre alt ist, nimmt ihn sein Vater mit zum "Friedhof der vergessenen ...

Daniel Sempere wächst allein mit seinem Vater in dessen Buchhandlung auf, die Mutter ist schon früh verstorben. Als der Junge zehn Jahre alt ist, nimmt ihn sein Vater mit zum "Friedhof der vergessenen Bücher", wo sich Daniel ein Buch aussuchen soll, für das er dann die Verantwortung übernimmt. Daniel wählt "Der Schatten des Windes" von Julián Carax aus, das ihn fortan nicht mehr los lässt. Über Jahre hinweg sucht Daniel nach Spuren des mysteriösen Autors, so intensiv, dass es scheint, ein Teil von Juliáns Geschichte würde sich in Daniels Leben wiederholen.

"Der Schatten des Windes" von Carlos Ruiz Zafón ist das erste von vier Büchern, deren Handlung sich um den Friedhof der vergessenen Bücher bewegt. Für mich war es das erste Werk des Autors und es hat mich regelrecht überwältigt. Der Schreibstil Zafóns ist unvergleichlich, voller Poesie, Wortgewalt und stellenweise auch unerwartetem Humor, der mich mehr als einmal laut auflachen ließ. Die Atmosphäre hat mich beim Lesen in das Barcelona kurz nach dem zweiten Weltkrieg versetzt, wie Daniel von Carax´ Werk, war auch ich von Zafóns Roman regelrecht besessen und wollte den E-Reader kaum aus der Hand legen.

Neben Daniel sind auch andere Figuren so bildgewaltig und plastisch dargestellt, dass die Geschichte beinahe wie ein Kinofilm vor meinem geistigen Auge abgelaufen ist. Dabei hat sich die Spannung im Verlauf der Handlung immer weiter gesteigert, dennoch fände ich es schwer, für dieses Buch eine Kategorie zu finden. Es ist vielschichtig und lässt sich nicht auf ein einziges Genre reduzieren. Carlos Ruiz Zafón hat mich mit "Der Schatten des Windes" fasziniert und begeistert und ich habe immer noch das Gefühl, nicht genügend Worte zu finden, die diesem Roman und seinem begabten Autor gerecht werden. Lest das Buch unbedingt und lasst euch selbst von Zafóns wunderbarer Schreibweise bezaubern!

Fazit: Dieses Buch lässt sich mit nichts vergleichen, das ich bisher gelesen habe, es ist von bildgewaltiger und blumiger Sprache geprägt und hat mich nicht mehr los gelassen. Für diese Geschichte gebe ich eine unbedingte Leseempfehlung.

Veröffentlicht am 05.10.2020

Sanfte Liebesgeschichte vor der wunderbaren Kulisse des Nationalparks

Wild like a River
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Seit sie ein kleines Mädchen ist, lebt Haven mit ihrem Vater, der als Ranger arbeitet, in einem abgelegenen Waldhaus im Jasper-Nationalpark. In ihrem grünen Zuhause kennt sie jeden Pfad und auch beinahe ...

Seit sie ein kleines Mädchen ist, lebt Haven mit ihrem Vater, der als Ranger arbeitet, in einem abgelegenen Waldhaus im Jasper-Nationalpark. In ihrem grünen Zuhause kennt sie jeden Pfad und auch beinahe jedes Waldtier. Mit fremden Menschen kommt sie dagegen kaum in Kontakt, erst als sie Jackson trifft, überlegt Haven, ihr Fernstudium gegen ein Gastsemester an einer großen Universität einzutauschen. Doch wird die Faszination, die Jackson und Haven füreinander empfinden, im städtischen Alltag erhalten bleiben?

"Wild like a River" ist der erste Roman, den ich von Kira Mohn gelesen habe - es wird nicht der letzte bleiben. Denn mich hat die sich sanft entwickelnde Liebesgeschichte von der ersten bis zur letzten Seite gefesselt, der Schreibstil der Autorin ist wunderbar entspannt zu lesen. Die Protagonisten waren mir beide schnell ans Herz gewachsen, im Lauf der Geschichte mussten sich sowohl Jackson als auch Haven mit ihren Vorstellungen und denen ihrer Familien auseinander setzen, dabei haben sie sich weiter entwickelt und es hat einfach Spaß gemacht, sie dabei zu begleiten.

Auch die Figuren um sie herum waren bildlich beschrieben, so dass ich mir jeden Einzelnen gut vorstellen konnte. Besonders hat mir die Darstellung des Hintergrunds gefallen, gerade die wilde Natur des Jasper-Nationalparks war so herrlich beschrieben, dass ich beim Lesen beinahe meinte, die Blätter rauschen oder den Dachs vorbei tapsen zu hören. Die Liebesgeschichte hat sich ruhig entwickelt, die Gefühle zwischen Haven und Jackson waren für mich sehr greifbar und die gesamte Handlung hat mir eine Wohlfühlatmosphäre mit gebracht. Deshalb gebe ich für dieses romantische Buch gern eine Leseempfehlung.

Fazit. Mein erster Roman von Kira Mohn hat mich direkt begeistert, ich habe einfach alles gemocht: die Figuren, den Schreibstil und natürlich den traumhaften Hintergrund der wunderbaren Liebesgeschichte, Ich empfehle dieses Buch sehr gerne weiter und werde mit Sicherheit auch die Fortsetzung lesen.

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