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Veröffentlicht am 03.08.2018

Von Klütz nach Hollywood?

Mein wunderbarer Küstenchor
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„Beziehungen kommen und gehen, aber der Klützer Chor bleibt bestehen.“ (S. 52) dachten Britta und die anderen Chormitglieder immer, doch dann eröffnet ihnen ihr Chorleiter Dustin, dass er endlich eine ...

„Beziehungen kommen und gehen, aber der Klützer Chor bleibt bestehen.“ (S. 52) dachten Britta und die anderen Chormitglieder immer, doch dann eröffnet ihnen ihr Chorleiter Dustin, dass er endlich eine Festanstellung bekommen hat. 900 km entfernt. Dabei wollen sie bald in Finnland an einem Chor-Wettbewerb teilnehmen. Aber ohne ihn?! Nicht zu schaffen. Sie brauchen dringend Ersatz und veranstalten ein Casting. Aber die Bewerber, die sich da vorstellen, passen einfach nicht.
Zufällig lernt Britta den Klavierlehrer und Pianisten Jasper kennen. Er ist überzeugt, dass Britta selbst die perfekte Chorleiterin wäre ...

Britta geht auf die 50 zu und arbeitet im Boltenhagener „Hotel Bernstein“. Das hat wegen der Winterpause ein halbes Jahr geschlossen und so sind die wöchentlichen Chorproben ihr Highlight. Nach Klütz hat es sie vor über 25 Jahren wegen ihrer Großtante Sybille verschlagen. Die ist inzwischen 83 und hat den Chor damals zusammen mit Britta gegründet. Genau wie die anderen fast ausschließlich weiblichen Mitglieder genießen sie gemeinsame regelmäßige Auszeit vom Alltag, das Zusammengehörigkeitsgefühl und dass sie auch über das Singen hinaus immer füreinander da sind.
Um den Chor zu retten, brauchen sie aber nicht nur einen neuen Leiter sondern auch mehr männliche Mitglieder. Also muss Britta ihre Komfortzone verlassen und versuchen, alte Freunde und ehemalige Mitglieder zurückzugewinnen. Auch ihren langjährigen Ex-Freund Olli.

Britta und Sybille sind sehr sympathische Figuren, die man gern als Freundinnen hätte. Gestandene Frauen, im Leben angekommen und mit sich selbst im Reinen. Britta kümmert sich rührend um ihre Großtante, die wegen ihres aristokratischen Auftretens „die Gräfin“ genannt wird.
Auch die anderen Mitglieder sind liebenswerte Protagonisten, Menschen wie Du und ich. Da ist die Pastorin Julika, die schwanger von einer Urlaubsliebe in Südfrankreich zurückkam. Galeristin Regina wirkt immer etwas abgehoben. Dorfpolizist Rainer, die russische Krankenschwester Ludmilla und Wendy mit ihrem Obst- und Gemüsestand sind herrlich bodenständig. Friseurin Gerda ist bei ihren Strähnchen zwar experimentierfreudig, scheut aber die große Bühne. Physiotherapeutin Jenny und Lehrerin Anika sind noch auf der Suche nach der großen Liebe und hoffen auf jüngeren Männerzuwachs. Die introvertierte Gewandmeisterin Sarah schneidert die Kostüme für den Auftritt und wächst beim Singen über sich hinaus. Und Jasper bringt frischen Wind in den Chor und Brittas Leben. Er glaubt an sie und unterstützt sie, aber was sind seine Beweggründe?

Ich habe Janne Mommsen erst vor kurzem für mich entdeckt, aber schon jetzt ist er für mich ein Garant für entspannte, heitere Lesestunden, die mich an die See entführen. Er beschreibt sehr bildlich die Landschaft und das gemütliche Leben in der Kleinstadt, wo man sich kennt, zusammenhält und wenn nötig hilft. Seine Bücher machen Sehnsucht nach Mee(h)r.

Veröffentlicht am 30.07.2018

Wenn Liebe geht ...

Der Duft des Glücks ist stärker, wenn es regnet
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„Sollte ich eines Tages das Gefühl haben, ich hätte dich über, dann musst du alles tun, um mich wieder zur Besinnung bringen, denn ich irre mich bestimmt.“ (S. 152) hat Ben vor Jahren zu Pauline gesagt. ...

„Sollte ich eines Tages das Gefühl haben, ich hätte dich über, dann musst du alles tun, um mich wieder zur Besinnung bringen, denn ich irre mich bestimmt.“ (S. 152) hat Ben vor Jahren zu Pauline gesagt. Als er jetzt die Scheidung will, weil er sie nicht mehr liebt, erinnert sie sich daran. Sie hat das Ende nicht kommen sehen, liebt Ben immer noch, er ist ihr Seelenverwandter. Außerdem haben sie einen kleinen gemeinsamen Sohn, Jules.
Pauline zieht zurück zu ihren Eltern ins ehemalige Jugendzimmer und leckt ihre Wunden. Als die ganze Familie in den Urlaub ans Meer fährt, meint ihr Therapeut, sie solle mitfahren, sich mit allen aussprechen. Denn auch da gibt es viele nie verarbeitet Erlebnisse.

Ihre Mutter war in ihrer Kindheit 1 Jahr verschwunden, bis heute wissen sie und ihre Geschwister nicht warum und wohin. Ihr Vater war bis zu seiner Krebserkrankung schwerer Alkoholiker und die Angst, dass er rückfällig wird, begleitet sie bis heute. Ihre Schwester führt ein scheinbar perfektes Leben, aber wo Licht ist, ist auch Schatten. Ihr Bruder lebt seit Jahren mit einem Mann, was ihre Eltern schockiert hat. Der Familienurlaub holt diese und noch mehr Sachen ans Licht. Es kracht gewaltig.

Pauline erzählt die Geschichte aus ihrer Sicht. Sie beschreibt ihre momentane Situation, ihren Alltag, den psychischen Zusammenbruch nach der Trennung: „Nicht nur Ben hat mich verlassen. Meine Lebensfreude ist mit ihm gegangen.“ (S. 32)
Den Kontakt zu ihren glücklichen, verheirateten Freunden kann sie nicht ertragen, von ihrer Mutter fühlt sie sich immer wieder angegriffen (dabei will die nur, dass sie sich endlich wieder aufrappelt) und von ihrer Schwester ignoriert.

Sie schreibt Ben fast täglich einen Brief, in dem sie ihn an ihre gemeinsame Vergangenheit, ihre große Liebe erinnert. Genau wie Pauline habe ich das Ende von Bens Liebe nicht kommen sehen, dazu war ihre Story zu romantisch. Sie waren so lange zusammen, sind immer liebevoll miteinander umgegangen, haben Jules. Pauline stellt Ben nie als den Bösen hin, er hat keine Neue, sich einfach nur „entliebt“.
Doch dann kommt er zu Wort, schreibt ihr ebenfalls Briefe und erzählt alles aus seiner Sicht – und alles ändert sich. Sie hat nämlich einen ganz wichtigen Teil ihrer gemeinsamen Vergangenheit einfach ausgeblendet, verdrängt!

Das Buch ist unglaublich emotional und ich habe mir sogar ein paar Tränen verdrücken müssen. Es ist überraschend anders, dramatisch und doch ganz zart, hat einen feinen leisen Humor. Man leidet mit Pauline – und Ben. Und alles klingt es so real, dass ich mich gefragt habe, ob Virginie Grimaldi ihre eigenen Erlebnisse verarbeitet hat ...

Veröffentlicht am 27.07.2018

„Wir machen einfach weiter.“

Die Zeit der Kraniche
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„Wir machen einfach weiter.“ (S. 198): Freddys Ehemann Gebhard zu Mansfeld und dessen Mutter Heide wurden verhaftet, weil sie heimlich den verbotenen Radiosender BBC gehört haben - obwohl man es ihnen ...

„Wir machen einfach weiter.“ (S. 198): Freddys Ehemann Gebhard zu Mansfeld und dessen Mutter Heide wurden verhaftet, weil sie heimlich den verbotenen Radiosender BBC gehört haben - obwohl man es ihnen nicht beweisen kann. Wie schon nach der Erkrankung ihres ersten Mannes, steht Freddy wieder mal allein einem großen Gut vor. Nur wird ihr diesmal ein „Aufpasser“ zur Seite gestellt. Der ehemalige Vorarbeiter Hittlopp – ein Nazi durch und durch – wird zum Verwalter bestimmt und Freddy damit quasi entmündigt, sie steht nur noch ihrem Haushalt vor.
Trotzdem der Repressalien durch Hittlopp geht es den Leuten auf Mansfeld aber noch relativ gut. Während Berlin und Potsdam immer mehr durch Bomben zerstört werden, bleibt das Prignitzer Gebiet verschont. Freddys Sorgen drehen sich vor allem um Gebhard und Heide und darum, die Leute weiterhin satt zu bekommen. Die Lage wird immer schlimmer, immer mehr Trecks (Flüchtlinge) aus Ostpreußen ziehen durch, nur ihre Familie aus Fennhusen ist nie dabei und angebliche rückt die russische Front immer näher ...

Ich hatte das Gefühl, „Die Jahre der Schwalben“ gestern erst aus der Hand gelegt zu haben, so flüssig geht es in „Die Zeit der Kraniche“ weiter, dem Abschluss der Trilogie um Freddy.
Die ist immer noch eine sehr taffe, kämpferische und bewundernswerte Frau, welche sich nie unterkriegen oder Angst machen lässt oder gar die Hoffnung verliert. Besonders ihre Menschlichkeit und ihr Durchhaltevermögen haben mir mehrfach imponiert. Zum Glück steht ihr immer noch Lore, die Köchin, zur Seite. Sie ist gewitzt, klug, bauernschlau; schmeichelt, besticht und betrügt die Nazis geschickt. Und sie ist Freddy treu ergeben. Eine echte Seele von Mensch.

Sehr eindringlich beleuchtet Ulrike Renk die Menschen und wie verschieden sie mit dem Krieg und dessen Folgen umgehen. Während Freddy und Lore versuchen, aus jeder Situation das beste zu machen, jammert ihre Schwägerin Thea immer nur rum – genau wie Frau Walter, die bei einem Bombenangriff alles verloren hat und auf Mansfeld einquartiert wurde.
Sie erzählt sehr bewegend von Freddys Kampf um ihren Mann, der dramatischen Flucht der Vertriebenen und denen, die vor der vorrückenden Front fliehen mussten, aber auch vom Todesmarsch von Sachsenhausen und den Gräueltaten, die in den KZs verübt wurden. Etwas, was heute leider immer mehr in Vergessenheit gerät.
Auch die Zeit der russischen Besatzung lässt sie nicht aus. Wieder muss Freddy um ihre Rechte, ihr Land, ums blanke Überleben kämpfen. Am Ende bleibt auch ihr nur die Flucht (wie der Klappentext leider verrät) „Jetzt habe ich nichts mehr. Nur drei Kinder, drei Koffer und zwei Taschen. Das ist alles, was mir geblieben ist.“ (S. 402)

Besonders erschütternd finde ich die Geschichte, weil sie auf dem Leben von Frederike von Plato und deren Sohn Gebhard Gans Edler zu Putlitz beruht. Viele der geschilderten Begebenheiten haben sich wirklich so oder ähnlich zugetragen.

5 Sterne und meine unbedingte Leseempfehlung.

Veröffentlicht am 16.07.2018

Essen wie Gott in Frankreich

Französisch kochen mit Aurélie
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Vor einem Jahr bin ich über „Französisch backen“ von Aurélie Bastian gestolpert und seitdem ein Fan der Food-Bloggerin. Ich folge ihr u.a. auf Instagram und mir läuft jedes Mal das Wasser im Mund zusammen, ...

Vor einem Jahr bin ich über „Französisch backen“ von Aurélie Bastian gestolpert und seitdem ein Fan der Food-Bloggerin. Ich folge ihr u.a. auf Instagram und mir läuft jedes Mal das Wasser im Mund zusammen, wenn sie dort ihre neuesten Kreationen zeigt. Da wir dieses Jahr ausgerechnet am französischen Nationalfeiertag ein relativ großes Fest mit 20 Gästen feierten stand schnell fest, dass es ein französisches Menü geben sollte. Zufällig zeigte Aurélie an diesem Tag eine Quiche mit Ratatouille und so war die Idee geboren, auch ihr Kochbuch zu testen.

Die Rezepte aus „Französisch kochen mit Aurélie“ gliedern sich in Vorspeisen, kleine Speisen, Geflügelgerichte, Fleischgerichte, Fischgerichte, Gemüsegerichte und Nachtisch, so dass man passend zu jeder Jahreszeit und für jeden Geschmack fündig wird. Und wie schon bei ihrem Backbuch, hat Aurélie auch die wunderbar appetitanregenden Fotos für diese Kochbuch selber gemacht.

Ich habe mich nach dem Probekochen (über dass sich meine Kollegen sehr gefreut haben) für Soupe au Pistou (Provenzialische Gemüsesuppe) mit Ma baguette magique (französisches Baguett), Tarte fleur carottes-courgettes (Möhren-und Zucchini-Tarte), Coq au vin (In Rotwein geschmortes Hähnchen) und Mousse au Chocolat (Schokoladenmousse) entschieden.
Alle Gerichte waren leicht nachzukochen, lediglich die Gemüse-Schnippelei für 20 Personen hatte ich etwas unterschätzt. Die Rezepte sind relativ unkompliziert und werden Schritt für Schritt erklärt (zum Teil mit Bildern). Die Portionsgrößen und Zeitangaben haben sehr gut funktioniert.

Fazit: Das Essen hat hervorragend geschmeckt und wir haben am nächsten Tag Lobes-Anrufe und Mails von unseren Gästen bekommen. Wenn ich noch mal jemanden mit meinen Kochkünsten beeindrucken oder meine Familie mit etwas Besonderem verwöhnen möchte, werde ich wieder auf Aurélies Lieblingsrezepte zurückgreifen.

Veröffentlicht am 16.07.2018

Die Schnüffelschwestern ermitteln wieder

Meerjungfrauen morden besser
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Es ist, als hätte ich den ersten Band der K & K-Schwestern („Der Gärtner war´s nicht“) gestern erst aus der Hand gelegt, so nahtlos geht es weiter.
Konny und Kriemhild, das ungleiche Zwillingspärchen, ...

Es ist, als hätte ich den ersten Band der K & K-Schwestern („Der Gärtner war´s nicht“) gestern erst aus der Hand gelegt, so nahtlos geht es weiter.
Konny und Kriemhild, das ungleiche Zwillingspärchen, kommen von einer Hochzeit und finden ihre Pension komplett verwüstet vor. Die Verursacher fordern ihren Anteil an dem Schatz, den sie angeblich vor 25 Jahren zusammen mit dem Kommodore gehoben habe. Gleichzeitig kommt das Gerücht auf, dass der Kommodore damals gar keinen Herzinfarkt hatte, sondern ermordet wurde. Und wenn die Schwestern den Schatz nicht finden und herausrücken, steht ihnen das gleiche Schicksal bevor!

„Kriemhild war sauer und Konny cool.“ (S. 96) Da sie an ihrem Leben hängen und sich auch nicht wirklich vorstellen können, dass der Kommodore all die Jahre einen Schatz vor Kriemhild versteckt hat, müssen sie in dessen alte Wohnung nach Hamburg reisen. Natürlich stilecht auf Konnys Harley Davidson, mit Kriemhild und Nacktkatze Amenhotep (im Katzenkorb) im Beiwagen. Und los geht der wohl ungewöhnlichste, skurrilste und lustigste Roadtrip aller Zeiten. Bereits auf einer Autobahnraststätte lernt Konny ihre Erpresser kennen – leider in einer sehr verfänglichen Situation.
Auch die Ermittlungen gestalten sich als schwieriger als erwartet. Sie müssen sich nicht nur gegen ihre Verfolger zur Wehr, sondern auch mit dem Besitzer eines Swingerclubs, mehreren Dragqueens, einer überspannten Yogalehrerin, der ehemaligen Geliebten des Kommodore (!), einem uneinsichtigen Hotelbesitzer und Kommissarin Klum (vom ersten Fall) auseinandersetzen. Eine unerwartete Hilfe hingegen sind Frauke Knudsen, angeblich Sekretärin bei der Hamburger Polizei, und Wolli - reicher Student, 32. Semester, Hauptfach Kiffen. Aber können die Schnüffelschwestern den beiden wirklich trauen oder verfolgen sie ganz eigene Ziele?!
Natürlich sind auch Gabi, Herrn Hirsch und Bauer Schober wieder mit von der Partie; Konny und Kriemhild zoffen sich fast ununterbrochen „Wenn Ihre Schwester sich verletzt, was spüren Sie dann?“ „Freude!“ (S.31) und am Ende ist Konny eine echte Rockerbraut mit nem coolen Tattoo und Amenhotep nicht mehr allein ...

Ich habe sogar ein Grillfest bei meinen Eltern lesend verbracht, weil ich unbedingt wissen musste, wie das Buch ausgeht.
Tatjana Kruse begeistert mich immer wieder. Sie hat einen ganz eigenen, sehr lustigen Schreibstil, sodass man beim Lesen fast ununterbrochen entweder Kichern oder herzhaft lachen muss. Kostprobe gefällig? „Warum steht man morgens auf? Um jemand glücklich zu machen? Und die Welt zu retten? Um nicht ins Bett zu pinkeln? Um nicht ermordet zu werden? Nicht unbedingt in dieser Reihenfolge.“ (S. 199)
Sie hat ein unglaubliches Gespür für Situationskomik und peinliche Momente und am liebsten lacht man ja sowieso über das Missgeschick Anderer. Hoffentlich werden die Bücher mal verfilmt – die passenden Bilder und Gesichtsausdrücke der Handelnden hatte ich beim Lesen auf jeden Fall schon im Kopf. Auch Kummerkasten-Konny kommt wieder zu Wort und ich hoffe, dass Tatjana irgendwann für eine echte Frauenzeitschrift solche Briefe (garantiert satirisch) beantwortet.
5 Sterne und hoffentlich ermitteln die K&K´s bald wieder.