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Veröffentlicht am 21.09.2016

Die Hoffnung hält sie am Leben

Die Nachtigall
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Frankreich, August 1939: Vianne ist Lehrerin auf dem Land, ihre Tochter Sophie 8, als ihr Mann Antoine einberufen wird. Ihre kleine Familie bedeutet Vianne alles, da sie nach dem Tod der Mutter schon mit ...

Frankreich, August 1939: Vianne ist Lehrerin auf dem Land, ihre Tochter Sophie 8, als ihr Mann Antoine einberufen wird. Ihre kleine Familie bedeutet Vianne alles, da sie nach dem Tod der Mutter schon mit 14 erwachsen werden musste. Noch schlimmer war es nur für ihre damals erst 4jährige Schwester Isabelle. Der Vater gab beide in eine Pflegestelle, wollte sich nicht um seien Töchter kümmern. Mit 16 war Vianne schwanger, mit 17 verheiratet – und endlich angekommen. Isabell wurde von da an von einem Internat zum nächsten weitergereicht, fühlte sich unwillkommen, ungeliebt.

Juni 1940: Isabelle ist inzwischen 19 und fliegt schon wieder von der Schule. Sie kann und will sich nicht anpassen – wird es auch später im Leben nicht tun. Ihr Vater will sie nicht in Paris, in seinem Buchladen. Aber sie bleibt trotzdem, denn sie will eine Kriegsheldin werden. Dass ihr dies niemand zutraut, stachelt sie erst recht an. Doch dann marschieren die Deutschen in Paris ein und ihr Vater schickt sie gegen ihren Willen zu Vianne. Auf der Flucht dahin lernt Gaëton kennen und verliebt sich sofort. Er ist auf dem Weg zur Résistance, sie will mit. Von nun an wird es für sie nur darum gehen, ihm und allen anderen zu beweisen, dass sie für ihre Überzeugungen und gegen jede Vernunft kämpft – und dass sie es wert ist, geliebt zu werden.

Vianne und Isabelle erleben den Krieg auf verschieden Art und Weise.
Vianne bleibt in ihrem Dorf, hofft die ganze Zeit nur darauf, dass der Krieg endlich vorbei ist und ihr Mann nach Hause kommt. Eigentlich versucht sie sich auch aus allem rauszuhalten, nur ja nicht auffallen. Es reicht schon, dass der deutsche Hauptmann Beck bei ihr einquartiert wird. Zu Beginn arrangiert man sich nur, doch es ist Krieg, beide sind einsam, verzweifelt. Und dann sind da die jüdischen Kinder, welche von ihren Eltern getrennt werden. Sie hätten eine minimale Überlebenschance, wenn man ihnen falsche Pässe besorgen würde. Vianne denkt nicht wirklich über die Konsequenzen nach, sie tut es einfach, rettet unzähligen Kindern das Leben!

Isabelle hingegen entwickelt den Pfad der Nachtigall: geheime Fluchtwege für die abgestürzten gegnerischen Piloten. Sie bringt viele von ihnen über die Pyrenäen, immer mit der Gefahr im Nacken, dass einer ein Spion ist oder die Deutschen im Gebirge auf sie lauern. Doch sie kämpft für ihre Überzeugung, will ihr Leben leben, brennt auf kurzer Flamme, wie man so schön sagt – aber sie lebt es in vollen Zügen und nimmt alles mit, was sich ihr bietet. Am Kriegsende bereut sie nichts. Sie hat alles erreicht, was sie je wollte!

Letzten Endes führt der Krieg die Schwestern wieder zusammen, Vianne wird Isabelles Basis, wenn man so will. Sie lernen sich endlich besser kennen und können den Lebensentwurf der Anderen verstehen, akzeptieren und vor allem achten.

Ich hatte mit dem Beginn des Buches einige Probleme, es war mir nicht eigenständig genug, erinnerte mich zu sehr an Jojo Moyes „Ein Bild von Dir“. Aber bald entwickelte es eine ganz eigene Dynamik, wurde extrem fesselnd und sehr emotional. Für das letzte Drittel habe ich sogar eine „Nachtschicht“ eingelegt, weil ich unbedingt wissen wollte, wie es ausgeht und habe dabei Rotz und Wasser geheult. Selten hat mich ein Buch so berührt wie die Geschichte dieser beiden starken Schwestern, die auf ihre jeweils ganz eigene Art und Weise für ihre Überzeugungen kämpfen.
5 Sterne und meine unbedingte Leseempfehlung für „Die Nachtigall“.

Veröffentlicht am 30.03.2024

Die unsichtbaren Frauen

Der wunderbare Garten der Mrs P.
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„An den meisten Tagen war es ihr Garten, der sie über Wasser hielt. Ihrem Leben einen Sinn gab. … Wie lange würde sie ohne dieses Rettungsfloß durchhalten, strampelnd und um Hilfe flehend über der schwarzen ...

„An den meisten Tagen war es ihr Garten, der sie über Wasser hielt. Ihrem Leben einen Sinn gab. … Wie lange würde sie ohne dieses Rettungsfloß durchhalten, strampelnd und um Hilfe flehend über der schwarzen Tiefe?“ (S. 53) Janet Pimm ist 72 und einsam. Die ehemalige Agentin lebt sehr zurückgezogen und verlässt das Haus nur, um täglich von 13 bis 18 Uhr in ihrem Kleingarten zu arbeiten. Ihr Leben hätte sich wahrscheinlich nie geändert, wenn in der Gartenanlage nicht plötzlich Japanischer Staudenknöterich gefunden worden wäre. Da der wegen seiner invasiven Ausbreitung in Großbritannien verboten ist, will der Stadtrat die Anlage sofort schließen. Janet entdeckt, dass der Knöterich ganz frisch absichtlich eingepflanzt wurde – aber von wem und warum?! Um das herauszufinden und beweisen zu können, freundet sie sich endlich mit ihren Gartennachbarn und Google an und reaktiviert ihre alten Verbindungen zum Geheimdienst …

Janet hat in ihrem Leben einige Verluste hinnehmen müssen, ihre erste große Liebe, ihren Mann, ihren Job. Darum hat sie sich immer mehr zurückgezogen und ist nur glücklich, wenn sie sich um ihre Pflanzen kümmert. Es scheint, als würde sie wegen ihres Alters von ihrer Umgebung ignoriert, aber es ist genau andersherum – Janet will keinen Kontakt, weder zu den anderen Gärtnern, die ihre Art der biologischen Bewirtschaftung nicht verstehen (wollen), noch zu ihrer Nachbarin Bev, die ihr immer wieder Veranstaltungsflyer in den Briefkasten steckt. Doch ausgerechnet Bev wird ihr in ihrem Kampf gegen den Stadtrat zur besten Freundin und Unterstützern. Denn auch Bev sucht nach einem neuen Sinn, einer Aufgabe abseits vom Beruf. Sie ist mit Leib und Seele Hebamme, aber schon lange nicht mehr mit dem Klinikalltag und den Behandlungsmethoden einverstanden, hat immer weniger Zeit für ihre Patientinnen und darf keine (bewährten) Hausmittel mehr anwenden. So richtig wird ihr das erst klar, als sie Janet davon erzählt. Zudem ist sie ihrem Mann seit ihrer Menopause zu anstrengend, weil er, genau wie ihr Hausarzt, ihre gesundheitlichen Probleme nicht versteht. Frauen in ihrem Alter sind plötzlich unsichtbar, werden von ihrer Umwelt kaum noch wahr- oder ernst genommen.
Auch wenn Gärtnern und die Menopause auf den ersten Blick nichts miteinander zu tun haben, zeigt Helen Frances Paris hier, wie ähnlich sich die beiden Themen doch sind – es geht um Aufmerksamkeit und Pflege, um (Selbst-)Wahrnehmung und (Selbst-) Liebe.

Wie schon „Das Fundbüro der verlorenen Träume“ ist auch „Der wunderbare Garten der Mrs P.“ anders als erwartet und hat mich mit seiner Emotionalität, Themenvielfalt und -tiefe sehr überrascht. Der Klappentext klingt zwar nach Cosy Crime und Janets Spurensuche ist auch sehr spannend, aber hauptsächlich geht es um Einsamkeit im Alter, Diskriminierung von Frauen im Beruf, Leidenschaft, Freundschaft, Gemeinschaft und Zusammenhalt, und dass man auch mit über 70 noch neue Freunde finden kann – und um die Liebe, denn für die ist man nie zu alt.

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Veröffentlicht am 15.02.2024

Die Nacht, in der das Wasser kam

Als der Sturm kam
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„Das Wasser schiebt sich die Elbe hoch. Zu Hause kriegen sie bestimmt wieder nasse Füße.“ (S. 12) Die Matrosen des Feuerschiffs Elbe 1 merken am Nachmittag des 16.2.1962 als erstes, dass der Sturm Vincintette ...

„Das Wasser schiebt sich die Elbe hoch. Zu Hause kriegen sie bestimmt wieder nasse Füße.“ (S. 12) Die Matrosen des Feuerschiffs Elbe 1 merken am Nachmittag des 16.2.1962 als erstes, dass der Sturm Vincintette für Hamburg gefährlich wird.
Kurze Zeit später kommt die Sekretärin Marion von ihrer Arbeit im Polizeihaus nach Hause in die Laubenkolonie HH-Wilhelmsburg, wo sie seit dem Krieg mit ihrer bettlägerigen Mutter lebt. Ein Nachbar hört 17 Uhr im Radio die Warnung vor dem Sturm und als gegen 22.30 Uhr ein anderer Nachbar vom THW zum Einsatz gerufen wird, meldet sie sich freiwillig im Polizeihaus – noch nicht wissend, dass sie es für 2,5 Tage nicht mehr verlassen können wird.
Mit den ersten Warnungen wird die Bereitschaftspolizei wird in gefährdete Gebiete geschickt, um die Bewohner zu wecken und in Sicherheit zu bringen, nicht bedenkend, dass die Flüchtenden die Straßen verstopfen und Rettungskräfte behindern.
Um 22.05 Uhr brechen die ersten Deiche, um 1 Uhr fallen der Strom und die Telefone aus.
Der Hubschrauberpilot Georg Hagemann und seine Kameraden fliegen am nächsten Morgen auf eigene Verantwortung los, nachdem sie stundenlang in Alarmbereitschaft waren, aber wegen des Sturms keine Starterlaubnis bekommen.
Da der neue Polizeisenator Helmut Schmidt nicht in Hamburg ist, leitet Polizeioberrat Martin Leddin die Organisation der ersten Einsätze, bis Schmidt am Morgen übernimmt.
Um 3 Uhr erfährt Marion, dass die Kolonie nicht mehr zu retten und ihre Mutter wahrscheinlich ertrunken ist. Dann wird sie Schmidt als Sekretärin zugeteilt und bekommt alle Informationen und beunruhigenden Ausmaße der Sturmflut und ihrer Vernichtungen noch vor der Presse zu hören. „Wir sind nicht für zivile Rettungseinsätze gerüstet …“ (S. 208)

Anja Marschalls historischer Roman „Als der Sturm kam“ ist nichts für schwache Nerven und zeichnet erschreckende Bilder der damaligen Ereignisse. Sie berichtet vom unerträglich Leid der Betroffenen, von in der Nacht vom Wasser überraschten Bewohnern, von immer leiser werdenden Hilferufen aus überfluteten Häusern, von Menschen, die auf ihren Dächern oder in Bäumen ertrunken oder erfroren sind, von Rettern, die ihr Leben für andere gaben. Sie erzählt von ganz normalen Menschen, die über sich hinauswuchsen und zu Helden wurden („Helfen hält einen davon ab, verrückt zu werden.“ (S. 311)), von der Nachbarschaftshilfe der Eingeschlossenen und anderen, die nur ihr eigenes Wohl im Sinn hatten. Und von Helmut Schmidts Alleingang, als er die Alliierten und die Marine um Hilfe bittet, die er aus seiner Zeit im Verteidigungsausschuss kennt.

Sie hat für ihr Buch einen ungewöhnlichen Stil gewählt, der an ein Sachbuch oder einen Zeitstrahl erinnert, und die Vorgänge in zum Teil sehr kurzen Kapiteln aus der Sichtweise verschiedener Personen an unterschiedlichen Orten im Minuten- bzw. Stundentakt erzählt. Das verdeutlicht die Dringlichkeit der Situation und die vielfältigen Bemühungen, das Drama in den Griff zu bekommen. Daran musste ich mich beim Lesen erst gewöhnen, allerdings packt einen das Erzählte schnell und dann kann man nicht mehr aufhören.
Geschickt bindet sie reale, hervorragend recherchierte Fakten in ihre Handlung ein und erzählt, wie Hamburg damals aussah und die Menschen lebten. Mir war z.B. nicht bewusst, dass auch fast 20 Jahre nach Kriegsende noch so viele Menschen in Kleingärten u.ä. wohnten und die Deiche nur provisorisch repariert worden waren.

Ein sehr spannendes und aufwühlendes Buch über die Sturmflut von 1962 und eine faszinierende Studie über das Verhalten von Menschen.

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Veröffentlicht am 02.02.2024

Vegan für Einsteiger und Fortgeschrittene

Veganuary
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Schon seit 2014 gibt es den Veganuray, der Menschen motivieren soll, sich wenigstens einen Monat vegan zu ernähren. Zur Unterstützung bei der Rezeptfindung gibt es jetzt das offizielle Kochbuch. Dort wird ...

Schon seit 2014 gibt es den Veganuray, der Menschen motivieren soll, sich wenigstens einen Monat vegan zu ernähren. Zur Unterstützung bei der Rezeptfindung gibt es jetzt das offizielle Kochbuch. Dort wird für Neulinge erklärt, was Veganer überhaupt essen und warum sich vegane Ernährung nicht nur auf unsere Gesundheit, sondern auch auf den Planeten positiv auswirkt. Dazu gibt es Tipps für den Einstieg, was auf die Einkaufsliste und in den Vorratsschrank gehört, und wie man Reste verwertet. Praktisch ist auch der Beispiel-Wochenplan.

Die Rezepte sind in Frühstück, Hauptgerichte, Kleinigkeiten, Salate, Dips, Suppen und Brote, Desserts und süßes Gebäck gegliedert. Wir habe aus fast jeder Kategorie etwas probiert und bis auf den Erdbeerteekuchen hat alles sehr gut geschmeckt. Schade fand ich nur, dass es nicht zu allen Rezepten Fotos gibt und das (wiedermal) die Nährwertangaben und Zubereitungszeiten fehlen.

Ich muss zugeben, dass ich mich im Januar nicht komplett vegan, aber doch vegetarisch ernährt habe. Das Kochbuch war dabei eine tolle Unterstützung und Anregung. Mein Mann hat allerdings unterwegs immer mal Fleisch oder Fisch gegessen.
Besonders gut haben uns die Mediterrane One-Pot-Pasta und der gebackene Kürbis mit Perl-Couscous und Kokos-Limetten-Joghurt geschmeckt. Und der gegrillte Cesar Salat ist so lecker, dass wir ihn sogar schon mehrfach gegessen haben. Die leicht gesüßten Brotwürfel und das gut gewürzte Dressing geben ihm den besonderen Pfiff. Ich hab ihn auch schon mal mit Tomaten ergänzt, die ich mit dem Brot im Ofen gegrillt habe. Übrigens muss man den Salat nicht zwingend auf dem Grill machen, in der Pfanne wird er auch super.

Und was ist jetzt mein Fazit? Ich habe in meiner Jugend schon mal 10 Jahre vegetarisch gelebt, damals war die Auswahl an Ersatzproduktauswahl noch deutlich kleiner und auch Obst und Gemüse noch nicht so vielfältig und fast immer verfügbar wie heute. Trotzdem würde es mir dauerhaft schwerfallen, auf alles zu verzichten. Fleisch muss nicht sein, aber ich liebe Fisch.
Fast alle probierten Rezepte waren sehr lecker, gesund und abwechslungsreich und die Portionen genau richtig. Bei uns wird es auf jeden Fall weiter vegane Gerichte aus dem Buch geben, aber ganz umsteigen werden wir wohl nicht.

Das offizielle Veganuary Kochbuch bietet abwechslungsreiche und gesunde Rezepte Einsteiger und Fortgeschrittene.

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Veröffentlicht am 08.01.2024

Skandal!

Queen of Fashion
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„Auf ihrer Reise war sie so ziemlich alles gewesen: alleinerziehende Mutter, Sozialhilfeempfängerin, Ausgestoßene, Skandalfigur, Hassobjekt, umjubelter Undergroundstar. Der Punk war der Anfang von allem ...

„Auf ihrer Reise war sie so ziemlich alles gewesen: alleinerziehende Mutter, Sozialhilfeempfängerin, Ausgestoßene, Skandalfigur, Hassobjekt, umjubelter Undergroundstar. Der Punk war der Anfang von allem gewesen.“ (S. 13)
Wenn ich den Namen Vivienne Westwood höre, denke ich an eine energische, exzentrische Dame, ausgefallene Mode und DAS Brautkleid von Carrie Bradshaw. Sonst wusste ich bis zu dem Buch von Stephanie Holden nichts über diese Ausnahmekünstlerin, die sich selbst lange Zeit eher als Handwerkerin und Handlangerin ihres Geschäftspartners Malcolm McLaren sah.
Dabei wurde ihr ihr künstlerisches Talent schon in der Schule bescheinigt, doch statt etwas daraus zu machen, heiratete sie und bekommt ein Kind. Doch schnell wird ihr klar: „Sie wollte sich weiterentwickeln, wollte Freiheit, Selbstverwirklichung, Bildung. … Sie wollte mehr sein als Hausfrau und Mutter.“ (S. 20) Also lässt sie sich scheiden – ein Skandal – und zieht in die Künstler-WG ihres Bruders, in der sie die einzige Frau ist – noch ein Skandal. Über ihren Bruder lernt sie ihren späteren Geschäfts- und Lebenspartner Malcom kennen, der sie gleichzeitig beeinflussen und unterdrücken wird. Zusammen bauen sie einen Laden auf, in dem sie Secondhand-Mode und von Vivienne nach Malcoms Vorgaben geschneiderte Kleidung verkaufen, wobei sie ihrer Zeit immer voraus sind: sie erfinden den Punk und machen Fetischkleidung straßentauglich: „Schönheit ist radikal. Schönheit bedeutet, vor nichts zurückzuschrecken!“ (S. 65). Aber immer gibt Malcom den Ton an und Vivienne folgt ihm, wagt erst nach und nach, ihre eigenen Ideen einfließen zulassen.

Genauso ungesund, wie diese geschäftlich Beziehung, ist auch ihre private. Vivienne, die sich nicht binden wollte, hängt an Malcom, der sein Leben trotz eines gemeinsamen Kindes weiterlebt, als wäre er Single – und sie entschuldigt es mit seiner eigenen schweren Kindheit.
Stephanie Holden zeigt, wie lang und schwer Viviennes Weg und die Abnabelung von Malcom war. Obwohl ihr von anderen Künstlern und Modeschöpfern immer wieder bestätigt wird, wie innovativ und kreativ sie ist, ist sie ihm geradezu hörig.

Neben Viviens schwierigen geschäftlichen und privaten Umständen bekommt man auch einen sehr guten Einblick in die Kunst- und Kulturszene. Malcom gründete die Sex Pistols und Madonna trug Viviennes Entwürfe, für die Keith Hearing die Designs lieferte, um nur einige bekannte Namen zu nennen.

„Queen of Fashion“ erzählt die Geschichte einer sehr spannenden Persönlichkeit und ist gleichzeitig ein beeindruckendes Zeitzeugnis.

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