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Veröffentlicht am 18.01.2021

Glamourös, spannend und interessant

Die Jägerin
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Sydney 1946: Billie Walker hat als Kriegsreporterin gearbeitet und danach die Agentur für Privatermittlungen ihres verstorbenen Vaters übernommen. Die wirtschaftliche Lage ist schlecht, prestigeträchtige ...

Sydney 1946: Billie Walker hat als Kriegsreporterin gearbeitet und danach die Agentur für Privatermittlungen ihres verstorbenen Vaters übernommen. Die wirtschaftliche Lage ist schlecht, prestigeträchtige Kunden bleiben aus, meist ermittelt sie gegen untreue Ehepartner. Doch der Auftrag, den sie von der gutsituierte und extrem aufgewühlten Mrs. Brown bekommt, ist anders. Deren Sohn Adin ist vor 2 Tagen verschwunden, angeblich hat sie keinerlei Hinweise auf seinen Verbleib. Doch Billie hat das Gefühl, dass sie ihr etwas verheimlicht. Bald kommt sie dahinter, dass die Browns jüdische Einwandere aus Deutschland sind und schwere Zeiten hinter sich haben. Von Adins Freunden erfährt sie außerdem, dass dieser vor seinem Verschwinden versucht hat, in einen sehr exklusiven Club zu kommen und abgewiesen wurde. Was wollte der Jugendliche dort? War er in eine der Angestellten verliebt oder steckt etwas anderes dahinter?

„Die Jägerin“ von Tara Moss ist gleichzeitig glamourös, spannend und interessant.
Billie erinnert an Phryne aus „Miss Fishers mysteriöse Mordfälle“. Sie ist sehr sexy, intelligent und selbstbewusst. Ihre Mutter ist eine holländische Baronin die versucht, den früher luxuriösen Lebensstandard mit dem Verkauf ihrer teuren Möbel etc. zu halten. Billie legt großen Wert auf ihr Äußeres, trägt immer „Fighting Red“-Lippenstift und schneidert ihre Kleider nach Schnittmustern von Designern selbst – mit Erfolg, die Männer liegen ihr zu Füßen und sehen trotzdem nicht, welche Waffe sie wo hautnah an ihrem Körper versteckt. Ihr glamouröses Auftreten hilft ihr auch bei der Lösung des Falles, denn die Spur führt von dem Club zu einem vornehmen Auktionshaus, in dem u.a. ausgefallenen Schmuckstücke versteigert werden – und auch dort wurde Adin nicht eingelassen …
Gleichzeitig versucht Billie ihrer Informantin Shyla zu helfen. Sie und ihre Freundinnen sind Aborigines, wurden ihren Familien weggenommen und in christlichen Waisenhäusern zu billigen Arbeitskräften wie z.B. Hausangestellte oder Farmhelfer herangezogen. Jetzt haben 4 der Mädchen einen neuen Dienstherrn, der Shyla extrem unheimlich ist.
Billie wird bei den Ermittlungen von ihrem Assistenten Sam und Detective Inspector Hank Cooper von der Polizei unterstützt. Zwischen Billie und Hank scheint es zu knistern (auch das erinnert etwas an Phryne Fisher) und ich bin gespannt, ob sie noch weitere Fälle gemeinsam lösen werden.

Ich hatte schon früh eine Idee, wie die Auflösung des Falls aussehen könnte. Trotzdem gelingt es Tara Moss, die Spannung geschickt aufzubauen und einen filmreifen Showdown ans Ende zu setzen.

Da ich fast nichts über Australiens Geschichte der Neuzeit weiß, fand ich es sehr interessant, wie Informationen zur Wirtschaft, der Rolle der Frauen in der Gesellschaft und die Behandlung der Aborigines und Einwanderer in die Handlung eingebunden wurden und diese abrundeten.

Ich hoffe, dass „Die Jägerin“ der Auftakt einer Reihe ist und ich bald wieder von Billie lesen kann. Und vielleicht werden im nächsten Band ihr Lippenstift oder ihre Strumpfnähte etwas weniger häufig erwähnt .

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Veröffentlicht am 18.01.2021

„Um acht beim Mond.“

Helenes Versprechen
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… ist Helenes Versprechen, als sie ihren achtjährigen Sohn Moritz 1938 in einen Kinderzug nach England setzt. Sie plant so bald wie möglich nachzukommen, bis dahin werden sie beide jeden Abend um 8 Uhr ...

… ist Helenes Versprechen, als sie ihren achtjährigen Sohn Moritz 1938 in einen Kinderzug nach England setzt. Sie plant so bald wie möglich nachzukommen, bis dahin werden sie beide jeden Abend um 8 Uhr zum Mond schauen, um einander nah zu sein. Zu diesem Zeitpunkt ahnen sie noch nicht, dass bis zu ihrem Wiedersehen 9 Jahre vergehen werden. Als Helene 1947 endlich in New York vom Schiff steigt, erkennen sie sich nicht wieder. „Das soll seine Mutti sein? Eine ängstliche Frau, die nicht einmal das Haus verlässt, um sich New York anzuschauen, aber in sein Leben drängt und fordert, darüber zu bestimmen?“ (S. 202) Moritz, inzwischen ein junger Mann, ist bei Helenes Schwester Marlis aufgewachsen und hat seine Muttersprache verlernt. Helene ist eine gebrochene Frau. Sie kann das Grauen des Krieges nicht vergessen, findet sich in einem normalen Leben ohne Hunger und Angst nicht mehr zurecht. Außerdem kann sie nicht verstehen, dass Moritz und Marlis inzwischen vollkommen amerikanisiert sind, inkl. Vorstadtidylle, Tupperpartys, dem Hass auf Schwarze und der Abgrenzung von osteuropäischen Juden, die an ihren Muttersprachen und Traditionen festhalten. Zu ihnen gehört auch der polnische KZ-Überlebende Marek, den Helene auf der Überfahrt kennengelernt hat und der nicht nur ihr eine große Stütze ist. „An andere zu denken und nicht an mich, hat mir geholfen, nicht wahnsinnig zu werden. Und dabei, an Orten, an denen es keine Menschlichkeit gibt, trotzdem ein Mensch zu bleiben.“ (S. 24/25)

Ein Hinweis vorab, meiner Meinung nach ist der Klappentext vom Verlag nicht besonders günstig gewählt. Von ihm ausgehend hatte ich erwartet, dass es um Helenes Neuanfang in New York nach dem Krieg geht, wie sie die Geschehnisse verarbeitet und sich ihrem Sohn wieder annähert. Aber der Fokus liegt eindeutig auf ihrer Vergangenheit.
Aufgewachsen in den 1920er Jahren einer liberalen, zwar jüdischen, aber nicht gläubigen Familie, setzt sich ausgerechnet ihre Mutter dafür ein, dass Helene ihrem Vater nacheifern und Ärztin werden darf. „Helene kann heute alles werden, Ehefrau, Mutter und Ärztin.“ (S. 46) Ihre große Liebe Leon ist ebenfalls Jude und Journalisten. Doch seine Familie ist strenggläubig und hat Bedenken, dass Helene als Ärztin ihren Pflichten als Ehefrau und Mutter gerecht werden würde. Die Beziehung zerbricht. Leon, der schon früh ahnt, was die „Endlösung“ der Nazis für sie bedeuten wird, emigriert und Helene heiratet einen jungen (arischen) Arzt. Doch bald spitzt sich die Situation in Deutschland immer mehr und die Angst wächst – obwohl gerade am Anfang viele hoffen, dass Hitler nur ein böser Spuk und bald vorbei ist. Als sie nicht mehr praktizieren darf, wechselt sie in ein jüdisches Kinderheim und statt selbst zu fliehen rettet sie mit der Hilfe arischer Freundinnen einige Kinder vor der Deportation.

In bedrückenden und zum Teil gruseligen Bildern erzählt Beate Rösler die Geschichte einer selbstlosen jüdischen Ärztin, die ihre eigene Sicherheit und ihr Schicksal während des 2. Weltkrieges immer hintenanstellt, um für ihre Familie zu sorgen und jüdischen Kinder zur Flucht zu verhelfen. Sie beschreibt, wie Helene auch nach dem Ende des Krieges die Grausamkeiten nicht vergessen kann, wie sie von Halluzinationen und Albträume gequält wird und die Behandlung der Schwarzen sie erschreckend an ihre Zeit als „Mensch zweiter Klasse“ unter der Naziherrschaft erinnert. Zudem muss sie auch um die Liebe ihres Sohnes kämpfen, der nicht mehr damit gerechnet hatte, dass seine Mutter noch lebt, sich für sie schämt und sie vor seinen Freunden verleugnet.

Ich habe mit Helene gelitten, ihre Zerrissenheit und Ängste gespürt und sie und ihre Freundinnen für ihren Mut sehr bewundert. Mit ihrer Schwester hingegen bin ich nicht wirklich warm geworden. Sie wirkte auf mich sehr egoistisch. Obwohl sie die Irrfahrt der St. Louis miterlebt hat, kann sie sich nicht in Helene hineinversetzen und wirft ihr vor, dass sie sich dem neuen Leben nicht anpasst.

Ein weiteres wichtiges Buch #gegendasvergessen .

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Veröffentlicht am 04.01.2021

Anders als erwartet

Meine ferne Schwester
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„Ein Schleier hob sich. Sie war sich selbst verloren gegangen, und nun, plötzlich, hatte sie sich wieder von der Asche ihrer Ehe befreit, brach Farbe sich Bahn durch das Grau. Er begehrte sie und machte ...

„Ein Schleier hob sich. Sie war sich selbst verloren gegangen, und nun, plötzlich, hatte sie sich wieder von der Asche ihrer Ehe befreit, brach Farbe sich Bahn durch das Grau. Er begehrte sie und machte kein Geheimnis daraus. Sie fühlte sich wieder lebendig.“ (S. 20)
London 1936: Rowan ist 23, fühlt sich aber oft viel älter. Ihr Mann Patrick und sie sind sich nicht mehr nahe, die Liebe ist ihnen verloren gegangen. Jetzt führen sie nur noch eine Vernunftehe, die beiden Sicherheit bietet. Doch als Rowan den Lebemann Simon auf einer Party kennenlernt, riskiert sie alles.
Ihre jüngere Schwester Thea geht noch zur Schule und träumt davon, Archäologie zu studieren. Da stirbt ihr Vater und lässt sie mittellos zurück. Bei der Beerdigung fällt ihr eine Unbekannte auf, die behauptet, eine entfernte Freundin ihres Vaters zu sein und dann schnell verschwindet. In den nächsten Jahren denkt Thea immer wieder an sie – was verband sie mit ihrem Vater? War sie seine Geliebte? Da ihre Mutter schon vor vielen Jahren bei einem Bootsunfall ums Leben gekommen ist, hätte einer neuen Beziehung doch nichts im Weg gestanden?! Doch auch um den Tod ihrer Mutter rankt sich ein Geheimnis, das Rowan ihr irgendwann erzählen muss …

In Judith Lennox neuem Buch „Meine ferne Schwester“ begleiten wir Rowan, Thea und die Unbekannte fast 10 Jahre lang durch die Vorkriegszeit und über den 2. Weltkrieg hinaus. Sie haben sehr unterschiedlich Lebensweisen, Träume und Ansichten und emanzipieren sich jeweils auf ihre Art und Weise. Es war faszinierend zu lesen, wie sich ihr Leben jeweils änderte und welche Höhen und Tiefen sie durchlebten, auch wenn mir manchmal etwas Spannung fehlte und die Handlung insgesamt eher ruhig vor sich hinfloss.
Rowan sehnt nach einer liebevollen Beziehung und wird mehrfach bitter enttäuscht. „Eine geschiedene Frau fasst nie wieder Fuß in der Gesellschaft.“ (S. 102) Sie treibt ziellos durch ihr Leben und die Welt, hangelt sich von einem Liebhaber zum nächsten. Erst als der Krieg ausbricht besinnt sie sich und sucht sich eine Aufgabe die sie ausfüllt und bei der sie sich um andere Menschen kümmert, statt immer nur um sich selbst.
Thea hingegen hat kein Interesse an einem Partner. Sie nimmt nach der Schule fast jede Arbeit an, um genügend Geld fürs Archäologiestudium zu sparen. Leider kommt ihr der Krieg dazwischen.
Die beiden Schwestern sind sehr verschieden. Rowan lässt sich treiben, versinkt im Selbstmitleid oder lenkt sich durch Partys ab. Mir war sie manchmal zu weinerlich und ich konnte ihre Beweggründe nicht immer nachvollziehen. Thea hingegen ist nicht nur viel zielstrebiger, sondern auch bodenständig und vernünftig, praktisch veranlagt – dadurch wirkt sie oft erwachsener als ihre Schwester.

Ich bin ehrlich, nach dem Klappentext hatte ich etwas ganz anderes erwartet. Das erwähnte Geheimnis um Theas und Rowans Mutter läuft nur so nebenbei mit und interessiert über Jahre niemanden. Da ist der Strang um die „Unbekannte“ (über die ich hier nicht spoilern will) viel interessanter und mitreißender.
Judith Lennox erzählt in eindringlichen Momentaufnahmen vom Alltag der Frauen und ihren Angehörigen, wie es sich mit dem Krieg arrangieren, versuchen ihn zu überleben und sich dabei weiterentwickeln.

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Veröffentlicht am 21.12.2020

Spannende Geschichte um Deutschlands erste Kinderklinik

Kinderklinik Weißensee - Zeit der Wunder (Die Kinderärztin 1)
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1911 wird in Weißensee bei Berlin die erste Kinderklinik Deutschlands eröffnet. Unter den Rot-Kreuz-Schülerinnen der Klinik sind auch Marlene und Emma Lindow, die nach dem frühen Tod der Mutter im Waisenhaus ...

1911 wird in Weißensee bei Berlin die erste Kinderklinik Deutschlands eröffnet. Unter den Rot-Kreuz-Schülerinnen der Klinik sind auch Marlene und Emma Lindow, die nach dem frühen Tod der Mutter im Waisenhaus aufgewachsen sind. 13 Jahren lang waren die beiden Mädchen die einzige Familie füreinander. Marlene, die ältere und forschere der beiden, fühlt sich für die schüchterne und introvertierte Emma verantwortlich. „Ich habe Angst, dass wir es hier nicht schaffen, Lene.“ „Wir werden es allen zeigen … Du wirst schon sehen. Die können doch den Lindow-Schwestern nichts anhaben.“ (S. 22) „Lass uns vor und nicht zurückschauen.“ (S. 23)

In der Klinik teilen sie zum ersten Mal kein Zimmer und sind oft verschiedenen Stationen zugeteilt. Nach anfänglichen Schwierigkeiten gewöhnen sie sich aber gut ein. Emma geht in der Säuglings- und Kleinkindpflege voll auf, aber Marlene stößt es sauer auf, dass sie nur Anweisungen befolgen muss und keine eigenen Entscheidungen fällen darf. Sie ist extrem wissbegierig und stellt ihren Lehrern immer wieder (die richtigen) Fragen. Schnell keimt in ihr der Wunsch, nach der erfolgreichen Ausbildung zu studieren, um Kinderärztin zu werden. Dem Assistenzarzt Maximilian von Weilert gefallen ihre Ambitionen und er fördert sie, außerdem knistert es zwischen ihnen. Auch Emma ist zum ersten Mal verliebt, in den jungen Melker Tomasz. Die beiden Schwestern entfremden sich immer mehr, schließlich kommt es sogar zum Bruch. „Du greifst nach den Sternen, Marlene, das ist gefährlich.“ (S. 257) „Unsere Welten passen einfach nicht mehr zueinander. Lass uns zukünftig Abstand halten. Tomasz ist jetzt meine Familie.“ (S. 258)

Antonia Blum erzählt in ihrem Buch von den ersten Schritten der bis 1997 wirklich existierenden Kinderklinik, wie sie aufgebaut war, wie die Säuglinge und Kleinkinder behandelt und mit welchen Problemen und Anfeindungen Ärzte und Klinikleitung konfrontiert wurden. Die Klinik war für damalige Zeit sehr fortschrittlich, wollte das Säuglings- und Kleinkindersterben auch durch gesunde, ausreichende Ernährung z.B. mit Kuhmilch minimieren. Darum gehört auch eine Milchwirtschaft zum Krankenhausbetrieb und sorgte neben Spenden für zusätzliche Einnahmen. Außerdem bildeten die Rot-Kreuz-Schwestern dort spezielle Kinderkrankenschwestern aus. Leider wurde gerade über deren Ausbildung nicht ganz so viel erzählt, wie ich nach dem Lesen des Klappentextes erwartet hatte. Stattdessen steht das (Liebes-)Leben von Emma und Marlene und ihren Mitschülerinnen im Vordergrund. Letztere stammen alle aus gutem Hause und machen die Ausbildung zum Teil nur, um sich einen Arzt als standesgemäßen Ehemann zu angeln. Als herauskommt, dass die Lindow-Schwestern im Waisenhaus aufgewachsen sind, werden sie ausgegrenzt und gemobbt. Auch die Oberin traut den Schwestern nicht, da Waisenkinder normalerweise kein Abitur und eine Ausbildung machen durften. Jemand fördert die Mädchen seit Jahren heimlich – aber wer und warum?

Mir hat sehr gut gefallen, wie die Autorin die Beziehung zwischen den beiden Schwestern darstellt, die Entwicklung, wie ihre eingeschworene Gemeinschaft wegen verschiedener Lebensziele und Liebschaften nach und nach zerrüttet. Auch die Suche nach dem Geheimnis ihrer Herkunft, das die Oberin vermutet, ist spannend und lädt zum Miträtseln ein.
Der Klinikalltag wird detailliert und nachvollziehbar beschrieben. Die modernen Behandlungsmethoden, dass Säuglinge und Kleinkinder nicht nur kleine Erwachsene sind, war damals richtungsweisend. Besonders das Ringen der Ärzte um ihre kleinen Patienten hat mich sehr berührt.

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Veröffentlicht am 07.12.2020

Sehr kurzweilig und unterhaltsam, aber eher Roman als Spionagekrimi

Der Stockholm-Code - Die erste Begegnung
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Stockholm 1940: Elisabeth, Signe und Iris arbeiten als Hilfskräfte für die schwedischen Streitkräfte, als ihre jeweils überdurchschnittliche mathematische Begabung erkannt wird. Bei einem Test treffen ...

Stockholm 1940: Elisabeth, Signe und Iris arbeiten als Hilfskräfte für die schwedischen Streitkräfte, als ihre jeweils überdurchschnittliche mathematische Begabung erkannt wird. Bei einem Test treffen sie aufeinander und werden für ein geheimes Projekt ausgewählt – sie sollen die deutschen Funksprüche dechiffrieren.

Die drei Frauen sind sehr unterschiedliche Charaktere und haben auch verschiedene Begabungen, aber gerade darum ergänzen sich perfekt.
Elisabeth stammt aus einer guten Familie und hätte es nicht nötig, zu arbeiten. Aber mit 21 ist sie endlich volljährig, will unabhängig sein, leben und genießen. Das zeigt sich auch in ihrem Charakter, sie ist sehr selbstständig und selbstbewusst – und nicht auf den Mund gefallen. Sie flirtet gern, sucht aber nicht den Mann fürs Leben. „Jemanden lieben möchte ich schon, aber ich glaube nicht, dass ich jemandes Frau werden will.“ (S. 26)
Signe ist schon 27 und hat nur eine rudimentäre Schulbildung. Sie musste den elterlichen Hof verlassen, weil sie ihren verwitweten Schwager nicht heiraten wollte. Dabei hat sie die letzten Jahre dessen gemeinsamen Sohn mit ihrer verstorbenen Schwester aufgezogen und liebt ihn wie ein eigenes Kind. Sie ist sehr schüchtern und versteht nicht, was die anderen in ihr sehen, fühlt sich zum Teil sogar minderwertig.
Iris ist wegen des Krieges mit ihren kleinen Söhnen und gefälschten Papieren aus Lettland nach Schweden geflüchtet. Eigentlich sollte ihr Mann mit- oder wenigstens nachkommen, aber sie hat nach ihrem überstürzten Aufbruch nie wieder von ihm gehört. Sie steht mit beiden Beinen im Leben, versagt sich ihre Trauer und Angst oft, will für ihre Söhne stark sein. Die vermissen ihren Vater sehr, aber Signe kümmert sich rührend um sie. „Vielleicht war Signes eigentliche Lebensaufgabe, sich um verlassene kleine Jungs zu kümmern.“ (S. 313)

In „Der Stockholm-Code - Die erste Begegnung“ ist drin, was draufsteht. Das Buch ist der erste von zwei Bänden, sehr kurzweilig und unterhaltsam, aber (noch?) kein richtiger Spionagekrimi. Man lernt die drei Hauptpersonen kennen, erfährt mehr über ihr Leben, ihrer Herkunft und Familien. Ihre eigentliche Arbeit, die Entschlüsselung der Botschaften beginnt gerade erst, es gibt aber schon kleinere, eher zufällige Erfolge. Ich hoffe, dass man im zweiten Band mehr davon lesen wird.
Einen Punkt Abzug gibt es für die zum Teil recht einfache Sprache und weil ein bisschen viele Zufälle eingebaut waren, damit alles funktioniert. Auch die Geheimnisse der drei Frauen, die im Klappentext erwähnt werden, sind für mich nicht wirklich welche. Aber vielleicht kommt da ja auch noch mehr?! Ich bin gespannt.

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