Platzhalter für Profilbild

heinoko

Lesejury Star
offline

heinoko ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit heinoko über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 28.06.2019

Opulentes Lesefutter

Das Gemälde der Tänzerin
0


Zwar war mein Lesevergnügen etwas eingeschränkt, weil die digitale Version etliche Fehler enthält, bis hin zu Satzverworrenheiten und Zeilen mit (arabischen?) Unleserlichkeiten. Lesefreude sieht eigentlich ...


Zwar war mein Lesevergnügen etwas eingeschränkt, weil die digitale Version etliche Fehler enthält, bis hin zu Satzverworrenheiten und Zeilen mit (arabischen?) Unleserlichkeiten. Lesefreude sieht eigentlich anders aus. Dass mich der Roman dennoch gefesselt hat, spricht für die Qualität des Textes.
Hauptperson Helena lebt am Existenzminimum. Sie ist arbeitslos und versucht, sich und ihre pubertären Zwillinge durchzubringen. Leider ist sie gezwungen, ausgerechnet in dem Schweizer Hotel als Zimmermädchen zu arbeiten, dessen Besitzer Kronenberg schuld ist an ihrer Lebensmisere. Helena erfährt von einem Mord an einem Zimmermädchen im Jahr 1942 und von einem seitdem verschollenen Gemälde. Nach dessen Verbleib forscht eine Amerikanerin namens Jessica Dixon-Löwenfeld ebenso wie der Sohn Noah der Familie Kronenberg. Helene will helfen, um dem Rätsel auf die Spur zu kommen. Doch je weiter sie eindringt in die damaligen Zusammenhänge, desto mehr gerät ihr eigenes bestgehütetes Geheimnis in Gefahr, ans Licht zu kommen.
In verschiedenen Zeitsträngen und Perspektivwechseln wird auf wunderbare Weise in einem großen Zeitbogen ein Familienroman erzählt, dessen verworrene familiäre Verstrickungen mit Schuld und Sühne beladen sind. In überbordener Erzählfreude, mit malerisch ausgearbeiteten, atmosphärisch dichten Schilderungen bringt uns die Autorin mitten hinein in eine Familiengeschichte voller Geheimnisse. Die gefühlvollen Darstellungen der vielen Protagonisten, dazu eine krimigleiche Geschichte um ein verschollenes Gemälde, halten die Lesefreude auf jeder Seite hoch. Die Autorin hat sorgfältig recherchiert und gibt durch die im Roman enthaltenen Einblicke in die politische Lage der Juden während der Nazizeit in der Schweiz und in das große Thema entartete Kunst bzw. Beutekunst dem Buch eine besondere Tiefe.
Fazit: Absolut lesenswert.

Veröffentlicht am 25.06.2019

Zerzaust und entflammt

Find mich da, wo Liebe ist
0


Meine ursprüngliche Erwartung an das Buch war, eine leichte, vielleicht sogar ein wenig kitschige, locker und leicht lesbare Sommerlektüre vorzufinden. Ich war nicht darauf gefasst gewesen, dass mich ...


Meine ursprüngliche Erwartung an das Buch war, eine leichte, vielleicht sogar ein wenig kitschige, locker und leicht lesbare Sommerlektüre vorzufinden. Ich war nicht darauf gefasst gewesen, dass mich die Geschichte in ihrer Intensität so komplett in ihren Bann zog, dass ich mich nicht mehr davon lösen konnte.
Grace steht als leidenschaftliche Cellistin am Beginn ihrer Karriere, bricht diesen Weg jedoch nach einer traumatischen Erfahrung rigoros ab und repariert in einem kleinen Örtchen in England Musikinstrumente. Ihr ganzes Denken und Handeln ist auf David ausgerichtet, der seit 8 Jahren ihre große Liebe ist, David, der beruflich erfolgreich, einfühlsam, liebevoll ist. Grace trifft sich mit ihm immer nur für wenige Stunden oder Tage in Paris, hat sich mit diesem Arrangement abgefunden und zweifelt keine Sekunde an David. Mit Sicherheit wird er irgendwann Frau und Kinder verlassen und das gemeinsame Leben mit ihr beginnen. Doch Grace wird durch ein unerwartetes Ereignis jäh aus ihrem ruhigen und hoffnungsfrohen Lebensgleichmaß gerissen und verliert völlig den Boden unter den Füßen…
Soweit klingt die Handlung tatsächlich nach einem üblichen Klischee: Junge Frau ist Geliebte eines verheirateten Mannes, der entgegen seiner Versprechungen die Familie nie verlassen wird. Doch die Autorin schafft es schier unbemerkt, dem Leser seine eigenen Vorurteile vor Augen zu führen und der Handlung eine unerwartete Wendung zu geben. Plötzlich befinden wir uns mitten in einer Geschichte der Selbstfindung, der wachsenden Selbstachtung, der Wertschätzung dessen, was ist, und der Gelassenheit gegenüber Unveränderbarem. Alle Protagonisten sind auf ihre besondere Art sympathisch dargestellt, weshalb es dem Leser unmöglich ist, Distanz zu wahren. Er wird unweigerlich hineingezogen in das Geschehen und erlebt die ganze Welt der Gefühle direkt mit. Die schmerzhaftesten Sätze graben sich ein wie Tattoos in die Haut. Und das Buch ist eine Hymne an die Musik! „Zerzaust und entflammt“ bleiben Nadja und Grace nach dem gemeinsamen Musizieren zurück. Und zerzaust und entflammt bleibt der Leser nach Lektüre dieses wunderbaren Buches zurück.

Veröffentlicht am 24.06.2019

Lebendig erzählter historischer Roman

Die Erleuchtung der Welt
0


Biggi Rist, Autorin von Kriminalromanen, hat uns unter dem Pseudonym Johanna von Wild einen wunderbar erzählten historischen Roman geschenkt. In Kurzfassung beschreibt der Klappentext den Inhalt so: „Heidelberg, ...


Biggi Rist, Autorin von Kriminalromanen, hat uns unter dem Pseudonym Johanna von Wild einen wunderbar erzählten historischen Roman geschenkt. In Kurzfassung beschreibt der Klappentext den Inhalt so: „Heidelberg, 1427. Da Helenas Vater seine Schulden nicht bezahlen kann, verkauft er seine Tochter an einen Winzer als Magd. Dem Mädchen widerfährt Schreckliches auf dem Weingut und es flieht. Das Schicksal lässt Helena zur engsten Vertrauten von Prinzessin Mechthild von der Pfalz werden, und sie folgt ihr nach Stuttgart und Urach. Doch ihre Vergangenheit holt Helena ein, sie trifft eine falsche Entscheidung und die Freundschaft zu Mechthild wird auf eine harte Probe gestellt …“
Der Roman ist mit routinierter Feder geschrieben. Er fesselt den Leser von Anfang bis Ende. In lebendig gestalteten Szenen erleben wir hautnah die Zeit Anfang 15. Jahrhundert rund um die historische Figur Mechthild von der Pfalz, eine gebildete, fortschrittliche Frau, und die fiktive Figur Helena, Tochter armer Tagelöhner. Der Spannungsbogen spannt sich ohne Unterbrechung über das gesamte Buch. Atmosphärisch dicht und intensiv werden grausamste Geschehnisse detailreich und voller überraschender Wendungen erzählt. Die gut recherchierten historischen Hintergründe, z. B. die Machtkämpfe zwischen dem Geschlecht der Wittelsbacher und der Habsburger, die dominante Stellung der Kirche, die gewaltige Diskrepanz zwischen Arm und Reich, geben dem Roman bei aller Freiheit fantasievoller Gestaltung die nötige solide Substanz, um den aufgeschlagenen historischen Bilderbogen glaubwürdig zu machen.
Rundum lesenswert.

Veröffentlicht am 24.06.2019

Dem Körper bewusst und mit Freude Gutes tun

My Little Green Kitchen
0


Das Buch ist als Herzensprojekt aus dem Bedürfnis der Autorin heraus entstanden, ihren gesundheitlichen Problemen durch pflanzliche Ernährung zu begegnen. Und genau diese persönliche Leidenschaft spürt ...


Das Buch ist als Herzensprojekt aus dem Bedürfnis der Autorin heraus entstanden, ihren gesundheitlichen Problemen durch pflanzliche Ernährung zu begegnen. Und genau diese persönliche Leidenschaft spürt man dem Buch auf jeder Seite an. Es ist wunderschön gestaltet, mit Lesebändchen versehen und auf festerem Papier gedruckt, das den regelmäßigen Gebrauch in der Küche nicht sofort übel nimmt. Unglaublich schöne Fotos bringen uns Natur und Kochergebnisse so nahe, dass wir gar nicht anders können, als uns von der Autorin mitnehmen zu lassen auf eine Reise durch das Jahr mit vielen „grünen Tipps“ und den damit verbundenen oftmals überraschenden Lieblingsrezepten. So wechseln sich zum Beispiel im Frühjahr interessante Rezepte wie Löwenzahn-Gelee ab mit Anregungen zum Gemüseanbau. Im Sommer finden wir neben Karotten-Hummus Hinweise zum Wildkräuter-Sammeln. Und so geht es liebevoll und die Natur achtend weiter durch das Jahr.
Das Buch ist viel mehr als ein reines Kochbuch. Es ist eine Liebeserklärung an all das, was uns die Natur schenkt. Und es ist eine Anregung für uns, mit Freude zu ernten, zu kochen und mit allen Sinnen zu genießen.

Veröffentlicht am 14.06.2019

Pupsfröhliche Mutmachgeschichte

Furzipups, der Knatterdrache (Bd. 1)
0


"Nein, nicht viele Ungeheuer
spucken, wenn es ernst wird, Feuer.
Für Drachen ist es sogar Pflicht,
die meisten tun es – einer nicht!"

Feuerspeien ist Drachenpflicht, das ist bekannt. Und alle können ...


"Nein, nicht viele Ungeheuer
spucken, wenn es ernst wird, Feuer.
Für Drachen ist es sogar Pflicht,
die meisten tun es – einer nicht!"

Feuerspeien ist Drachenpflicht, das ist bekannt. Und alle können es. Alle, bis auf den kleinen Furzipups. Er strengt sich an und übt und übt mit großem Eifer – und schafft letztlich doch nur kleine Rauchwölkchen. Also probiert er es wieder, diesmal mit allergrößtem Krafteinsatz, denn er möchte doch so gerne sein wie alle Drachen, und was passiert da? Na, was wohl? Ja, er pupst. Und Furzipups übt weiter, bis er etwas ganz Besonderes kann, nämlich im Rhythmus pupsen. Wer kann das schon?
Der Verlag Coppenrath ist immer gut für ungewöhnliche und besonders schön gestaltete Bücher. Ein zauberhaftes Mutmach-Buch ist die vorliegende Geschichte von Furzipups. Denn es ist gar nicht schlimm, wenn du nicht bist wie die anderen, wenn du etwas nicht so kannst wie die anderen. Du bist einzigartig, du bist etwas Besonderes und kannst mit Sicherheit irgendetwas besser als die anderen. In eingängigen Reimen bringt der Autor und Songwriter Kai Lüftner die witzige Geschichte von Furzipups und seine Mutmach-Botschaft zu Papier. Wiebke Rauers hat dazu einmalig schöne ausdrucksstarke Bilder gemalt, deren beeindruckende Farbigkeit und Lebendigkeit besticht. Nicht zu vergessen der im Buch integrierte „Pups-Knopf“. Buch und Pups-Button machen übrigens nicht nur kleinen Kindern Spaß…