Platzhalter für Profilbild

heinoko

Lesejury Star
offline

heinoko ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit heinoko über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 30.08.2021

Herzergreifend und herzerwärmend gleichermaßen

Das geheime Leben des Albert Entwistle
0



Welch eine Entdeckung! Ich kannte den Autor bislang nicht und wurde überrascht von diesem Roman, der mich völlig in seinen Bann zog.

Albert Entwistle ist 64 und ein Postbote mit Sozialphobie. Er tut ...



Welch eine Entdeckung! Ich kannte den Autor bislang nicht und wurde überrascht von diesem Roman, der mich völlig in seinen Bann zog.

Albert Entwistle ist 64 und ein Postbote mit Sozialphobie. Er tut seine Arbeit von Jugend an immer gleich pflichtbewusst und gewissenhaft. Dabei ist er stets bemüht, sich möglichst wenig menschlichen Kontakten auszusetzen. Gesprächen geht er eilig aus dem Weg, denn „die Briefe tragen sich nicht von selbst aus“. Seine Kollegen haben sich an den Sonderling gewöhnt und ignorieren ihn. Albert liebt seine Katze Grace. Abends sitzt er mit ihr vor dem Fernseher und hält ihr Pfötchen. Als er von seiner bevorstehenden Pensionierung erfährt und zeitgleich Grace stirbt, bricht sein gesamtes inneres Schutzsystem mit einem Mal zusammen. Und Erinnerungen kommen hoch von Zeiten vergangenen Glücks und tief empfundener Schuld. Er macht sich tatsächlich auf die Suche….

Der Roman ist eine ungewöhnliche Coming-Out-Geschichte. Lange verharrt sie in Zeiten der Einsamkeit, der selbstgewählten Enge und eines erlittenen Verlustes, der sich durch Einschub einzelner erinnerter Szenen dem Leser erst nach und nach erschließt. Ungewöhnlich ist die Geschichte, weil ein Mann im Pensionsalter erstmalig lernt, zu sich selbst zu stehen. Ungewöhnlich auch, weil der Autor eine ganz großartige Mischung zwischen bewegend- trauriger und schräg- komischer Erzählweise gefunden hat, womit die lauernde Gefahr, in Kitsch abzugleiten, gebannt wurde. Albert ist ein ungemein liebenswerter Mensch, rührend sowohl in seiner tiefen Einsamkeit als auch auf seinem Weg in die Welt, was der Leser mit großer innerer Anteilnahme verfolgt. Matt Cain erzählt so detailreich und sensibel, dass man jede Szene, jedes Umfeld, jede Stimmung mitempfindet. Manche Sätze bleiben in ihrer Poetik im Kopf, wenn zum Beispiel der Himmel die Farbe „von einem besonders schmerzhaften Bluterguss“ hat.

Fazit: Ein Buch, das herzergreifend und herzerwärmend gleichermaßen ist, sensibel und einfühlsam, mit leisem Humor geschrieben. Absolut empfehlenswert.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 23.08.2021

Das zauberhafteste Vorlesebuch seit langem

Anouk, die nachts auf Reisen geht (Anouk 1)
0


Als ich las, dass es sich um ein Buch handelt, das die Lebensgefährtin von Peter Maffay zusammen mit ihm geschrieben hat, war ich erst einmal etwas misstrauisch. Wenn Prominente mit eigenen Büchern winken, ...


Als ich las, dass es sich um ein Buch handelt, das die Lebensgefährtin von Peter Maffay zusammen mit ihm geschrieben hat, war ich erst einmal etwas misstrauisch. Wenn Prominente mit eigenen Büchern winken, wurde ich schon oft von deren Inhalt enttäuscht. Aber dieses absolut hinreißende Buch über Anouk und ihre nächtlichen Reisen hat mich restlos verzaubert und begeistert.

Dezenter Goldflimmer (Sternenstaub?) auf dem Cover weist bereits auf die sehr aufwändige, sorgsame und liebevolle Gestaltung des ganzen Buches hin. Durchweg dezent farbige Illustrationen im Buch, auch auf den Vorsatzseiten, hochwertiges festes Papier – alles macht den Eindruck, dass der Verlag an nichts gespart hat. Besonders hervorzuheben sind im Übrigen die wunderbaren, detailreichen, herzberührenden Zeichnungen von Joelle Tourlonias, die sehr fein die Wertigkeit des Buches vermehren. Auf so mancher Seite huscht sogar Tabaluga ins Bild. Und wenn man ganz genau hinschaut, findet man winzige Konterfeis des Autorenpaares. Solche dezent-humorigen Kleinigkeiten verstärken noch den Eindruck der Liebe, mit der das Buch gestaltet wurde.

Anouk ist ein fantasievolles Kind, das das Herz auf dem rechten Fleck hat. Aber sie findet auch, dass Eltern ganz schön anstrengend sein können. Besonders wenn Mama zum Schlafengehen ermahnt, obwohl Anouk doch noch Affi füttern muss. Als Anouk jedoch schließlich im Bett liegt und durch einen Türspalt Licht entdeckt, da muss sie natürlich nachsehen und findet sie sich plötzlich in einer anderen Welt wieder. Sie lernt Kenai, den Indianerjungen, kennen und hilft ihm, seine mutige Seite zu entdecken. Am nächsten und an den folgenden Abenden geht Anouk sehr, sehr gerne schlafen, denn Nacht für Nacht erlebt sie neue Abenteuer und findet neue Freunde, denen sie helfen kann. Zum Beispiel besteht Luka, der Piratensohn, dank Anouks Hilfe seine Piratenprüfung. Levi, der Zirkusjunge, findet endlich sein wahres Talent. Leo, der Musikersohn, überwindet sein Lampenfieber. Und so finden sich insgesamt sieben aufregende Vorlesegeschichten, die allesamt Mut machen, auf die eigenen Stärken zu vertrauen, dabei aber auch stets Verständnis für andere zu haben.

Fazit: Ein feines, kluges und liebevoll gestaltetes Vorlesebuch, das mich restlos verzauberte.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 15.08.2021

Faszinierend, geistreich, begeisternd - Forensic-Crime vom Feinsten

Tote schweigen nie
0



Das ist mir ja noch nie passiert: Ich las und las, und als ich das Buch zuschlug, bemerkte ich, dass ich völlig vergessen hatte, mir wie sonst üblich während des Lesens Notizen für die spätere Rezension ...



Das ist mir ja noch nie passiert: Ich las und las, und als ich das Buch zuschlug, bemerkte ich, dass ich völlig vergessen hatte, mir wie sonst üblich während des Lesens Notizen für die spätere Rezension zu machen. Ein begeisternder Thriller-Reihenauftakt hatte mich völlig in seinen Bann geschlagen!

Cassie Raven ist Assistentin der Rechtsmedizin. Ihr Gothic-Look und ihre Tattoos wirken durchaus etwas befremdlich, und doch besitzt Cassie eine besonders ausgeprägte Sensibilität. Nicht nur, dass sie bei einer Begegnung mit Trauernden ihre zahlreichen Piercings vorher abnimmt, um die Angehörigen nicht allzu sehr zu verstören. Nein, sie geht mit den „Gästen“, wie sie die Toten bezeichnet, sehr achtungsvoll um, spricht mit ihnen und manchmal, ja manchmal erhält sie sogar eine Antwort. Wie zum Beispiel, als sie ihre überaus geschätzte Mentorin auf den Seziertisch bekommt. Angeblich sei sie in ihrer Badewanne ertrunken. Doch Cassie hört genau hin: „Meine Zeit ist noch nicht gekommen“ raunt ihr der Leichnam von Mrs. Edwards zu. Doch wie soll Cassie den Mord, von dem sie überzeugt ist, beweisen? Erst als die Einäscherung kurz bevorsteht, findet sie unerwartet Unterstützung durch die nüchtern-kühle DS Phyllida Flyte.

A.K. Turner ist es gelungen, jenseits der üblichen Thriller-Szenarien eine sehr eigene und damit faszinierende Welt zu schaffen. Cassie Raven und Phyllida Flyte sind jeweils auf ihre Art besondere Menschen. Ihr schwieriges Zueinanderfinden in diesem ersten Band lässt für die Folgebände auf äußerst aufregende weitere Ermittlungsfälle hoffen. Von Anfang bis Ende sehr spannend, abwechslungsreich und lebendig erzählt die Autorin in einem leicht eingängigen, dabei aber sensibel-geistreichen Schreibstil. Der Plot ist schlau und letztlich überraschend konzipiert. Dass sorgfältige Recherche-Arbeit dem Thriller zugrunde liegt, spürt man in allen Details.
Kurzum: Ein begeisternder, überraschend ungewöhnlicher und durchweg spannender Forenic-Thriller.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 12.08.2021

Voyeur sein beim spannenden Spiel zwischen Schein und sein

Home, sweet home
0



Der Originaltitel „Sackgasse“ wäre fast noch ein wenig passender gewesen als „Home, sweet home“. Denn Joy Fielding hat einen unglaublich intensiv wirkenden Roman geschrieben über das, was hinter verschlossenen ...



Der Originaltitel „Sackgasse“ wäre fast noch ein wenig passender gewesen als „Home, sweet home“. Denn Joy Fielding hat einen unglaublich intensiv wirkenden Roman geschrieben über das, was hinter verschlossenen Türen in den Häusern passiert, die entlang einer Sackgasse stehen. Es sind Menschen, die sich auch in ihrem Leben in einer Sackgasse befinden und unterschiedliche Überlebensstrategien entwickeln.

Über den Inhalt braucht man nicht viel zu erzählen. In Palm Beach Gardens in Florida in einer Sackgasse mit Wendeschleife stehen mehrere gepflegte Häuser in einer gepflegten Gegend. Man hat wenig mit den Nachbarn zu tun, grüsst sich und schließt die Tür fest hinter sich zu. Die alltäglichen menschlichen Dramen hinter den Haustüren bleiben normalerweise den Augen der Nachbarn verborgen, bis eines Tages die Dinge eskalieren…

Immer wieder bewundere ich, wie es Joy Fielding gelingt, aus alltäglichen, fast banal wirkenden Situationen und deren Schilderungen eine zunehmende Spannung, eine sich zuspitzende Bedrohung herauszuarbeiten. Im vorliegenden Roman wird der Leser zum Voyeur. Wer würde nicht allzu gerne sehen, was beim Nachbarn hinter verschlossener Tür geschieht? Joy Fielding lässt uns hineinschauen in die verschiedenen Lebensdramen, und sie macht das so geschickt und psychologisch stimmig, dass wir mit den Protagonisten mitleiden, verzweifelt sind, hilflos oder auflehnend, gelassen oder wütend. Die Alltäglichkeit der individuellen Dramen wirkt so entsetzlich, weil sie immer und überall möglich sind. Bis zum Schluss hofft man voller Spannung, dass es im Roman ein gutes Ende geben wird, denn wir alle wünschen uns auch in unserem Leben, dass alles gut wird. Aber Joy Fielding lässt uns wissen, dass manchmal nur noch die totale Zerstörung zum Neuanfang führen wird.
Fazit: Ein Roman mit immanenter Spannung, fesselnd zu lesen und psychologisch stimmig, über Schein und Sein.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 08.08.2021

Liebevoll gestaltetes Mitmach-Buch für die Kleinsten

Meine Schiebebahn-Pappe: Fahr mit auf dem Bauernhof
0


Für die Kleinsten ist ein interaktives Bilderbuch ist immer schön und führt zu einer längeren oder wiederholten Beschäftigung mit dem im Buch dargestellten Thema, insbesondere wenn es so liebevoll gemacht ...


Für die Kleinsten ist ein interaktives Bilderbuch ist immer schön und führt zu einer längeren oder wiederholten Beschäftigung mit dem im Buch dargestellten Thema, insbesondere wenn es so liebevoll gemacht ist wie die Reihe „Fahr mit!“ aus dem Esslinger Verlag.

Im vorliegenden Buch werden die Kleinsten und Kleinen auf einen Bauernhof eingeladen. Die wenigsten Kinder erleben heute noch das Leben auf dem Bauernhof. Deshalb finde ich diesen Titel aus der Reihe „Fahr mit!“ besonders wichtig. Bauer Franz und Bäuerin Frieda haben sehr viel Arbeit auf ihrem Butterblumenhof. Da ist zum Beispiel für das Futter der Kühe das Gras zu schneiden oder das Stroh auf dem Feld zu Strohballen zu pressen als Einstreu für die Tiere, oder es ist mit dem vollbeladenen Transporter auf den Markt zu fahren und vieles mehr.

Auf den dicken, robusten Seiten gibt es ganz viele Details zu entdecken. Viele verschiedene Tiere sind zu finden. Der akkurat angelegte Gemüsegarten hat es mir besonders angetan und die auf verschiedenen Seiten zu findenden Pferde und Hunde. Alles ist freundlich, bunt und lebensfroh dargestellt. Der besondere Gag des Buches ist, dass man auf vorgegebenen Bahnen mit dem Pferdeanhänger oder Mähdrescher oder Milchsammelwagen der Bauernfamilie zu Hilfe kommen kann. Gar nicht so einfach, mit den runden Schiebeelementen, ohne dass der Traktor oder Milchsammelwagen auf dem Kopf steht, über die Wege zu fahren. Das schult die Feinmotorik der Kleinen auf spielerische Weise. Der auf jeder Doppelseite eingefügte Text ist kurz, informativ und lädt dazu ein, die Abbildungen noch genauer anzuschauen.

Fazit: Sehr liebevoll gestaltetes Mitmach-Bilderbuch für die Kleinsten.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere