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heinoko

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 07.02.2022

Ein vielversprechendes Debüt

Fuchsmädchen
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Thriller- und Krimi-Debüts zu entdecken, finde ich immer besonders interessant. Entsprechend neugierig war ich auf das vorliegende Buch. Es handelt sich um einen Thriller, der es mir als Leserin erst einmal ...

Thriller- und Krimi-Debüts zu entdecken, finde ich immer besonders interessant. Entsprechend neugierig war ich auf das vorliegende Buch. Es handelt sich um einen Thriller, der es mir als Leserin erst einmal nicht ganz leicht machte aufgrund des Schreibstils. Erst nach ungefähr einem Drittel fanden wir wirklich zueinander.

In eisiger Kälte wird auf einer Insel vor der Küste Schwedens die Leiche eines jungen Mädchens entdeckt. Die Tote ist mit einer unheimlich wirkenden Fuchsmaske ausgestattet. Die Ermittlerin Sanna Berling wohnt in einer Garage und kämpft sich trotz eines erlittenen Traumas durch die Tage. Und sie muss sich bei diesem aktuellen Fall an ihre neue Kollegin Eir Pedersen gewöhnen, die es ihrer Umwelt nicht gerade leicht macht. Wenige Tage später wird eine weitere tote Frau aufgefunden, und wieder gibt es eine Maske in der Wohnung der Toten. Es scheint, als ob ein Serienmörder auf der Insel ein grausames Spiel treibt. Sanna gerät zudem aufgrund ihrer Vergangenheit in einen abgrundtiefen Strudel.

Die Geschichte ist wendungsreich konstruiert und lange Zeit für den Leser nicht wirklich durchschaubar. Dass die Autorin Drehbuchautorin ist, spürt man, wie ich meine. Denn sie erzählt die Geschichte in wirkungsvoll filmisch inszenierten Szenen. Dass sich für mich die Spannung insgesamt dennoch in Grenzen hielt, mag vielleicht am Schreibstil liegen. Einerseits rücken im Präsens erzählte Handlungen dem Leser nahe, andererseits fehlt es dadurch jedoch etwas an wortgewandter Geschmeidigkeit und damit flüssigerer Lesbarkeit. Mir gefällt sehr, dass die Autorin die für mich fremde Landschaft sehr bildhaft, ja geradezu liebevoll skizziert und damit anschaulich macht. Das individuell-eigenwillige Ermittlerinnen-Paar wird psychologisch nachvollziehbar beschrieben, obwohl es mir in den Verhaltensweisen nicht unbedingt sympathisch näher kommt.

Fazit: Ein vielversprechendes Debut mit einem originellen Plot und originellen Protagonisten.

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Veröffentlicht am 29.01.2022

Detailreicher Kriminalroman mit Niveau

Gefrorenes Herz
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Auch wenn dem Kriminalroman der beiden dänischen Autorinnen, die von Beruf Journalistinnen sind, eine sorgfältige Kürzung gut getan hätte, habe ich ihn insgesamt gesehen sehr gerne gelesen.

Maria Just ...


Auch wenn dem Kriminalroman der beiden dänischen Autorinnen, die von Beruf Journalistinnen sind, eine sorgfältige Kürzung gut getan hätte, habe ich ihn insgesamt gesehen sehr gerne gelesen.

Maria Just ist Polizeihistorikerin, übrigens ein Beruf, von dessen Existenz ich bislang nichts wusste. Maria sucht noch den richtigen „Aufhänger“ für eine geplante Ausstellung zum Thema „100 Jahre ungelöste Mordfälle“ im Polizeimuseum von Kopenhagen. Da erschüttert ein bestialischer Mord die Stadt. Der Generalsekretär des Roten Kreuzes hängt wie gekreuzigt an einem Geländer, seine Haut versehen mit rätselhaften eingeritzten Zeichen. Maria entdeckt einen 50 Jahre zurückliegenden ungeklärten Doppelmord, der eine seltsame Verbindung zum aktuellen Mord an dem Generalsekretär aufweist. Die Ermittler Mikael Dirk und sein neuer Kollege Frederik Dahlin werden in ihrem Bemühen, dem Mörder auf die Spur zu kommen, mitten hineingezogen in ein ganz finsteres Kapitel der dänischen Geschichte und in einen Rachefeldzug ohnegleichen.

Der intelligente, herausfordernde Schreibstil von Line Holm und Stine Bolther gefällt mir sehr. Allerdings wird mir der Hang der beiden Autorinnen, alles, wirklich alles außerordentlich detailreich, geradezu ausufernd detailreich zu schildern, manchmal zu viel. Zwar konnte ich so ganz präzise der mühseligen, kleinteiligen Ermittlungsarbeit minutiös folgen, doch es nahm dem Kriminalroman mitunter auch die Spannung. Jedem Fahrweg, der mit dem Auto zurückgelegt wird, kann der Leser en detail verfolgen. Bewundernswert empfand ich dennoch die Schilderungskraft der Autorinnen. Bestes Beispiel hierfür ist die Schilderung der Szene mit der Wohnsituation und der Kunst von Marias Bruder Jakob. Auch die Protagonisten werden bis ins kleinste beschrieben, was sie in der Fantasie des Lesers sehr lebendig werden lässt. Abstoßende Einblicke in die Hasstiraden im Internet, erschreckende Darstellung von Politikern, die gleichermaßen feige und machtgeil agieren und so manch nachdenkliche Passagen über ethische Fragen heben diesen Kriminalroman weit heraus aus der Masse der üblichen Romane aus dem Whodonit-Genre.

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Veröffentlicht am 12.01.2022

True-Crime-Thriller, dessen Stärke Fachwissen ist

Abgetrennt
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Nachdem ich bereits ein Buch von Michael Tsokos gelesen hatte, waren meine Erwartungen „angemessen“, das heißt nicht zu hoch geschraubt. Und genau das war die richtige Einstellung, denn auch dieses Buch ...



Nachdem ich bereits ein Buch von Michael Tsokos gelesen hatte, waren meine Erwartungen „angemessen“, das heißt nicht zu hoch geschraubt. Und genau das war die richtige Einstellung, denn auch dieses Buch hat mich sehr gut unterhalten, hat mir einige Schauder über den Rücken gejagt, manch Ekelgefühl aufkommen lassen, aber wiederum auch die annähernd gleichen Kritikpunkte wie zum Buch „Abgetrennt“ entstehen lassen.

Wieder ein brisanter Fall für Paul Herzfeld, denn in einem medizinischen Lehrinstitut wird mit Leichenteilen gearbeitet, deren Herkunft offensichtlich fragwürdig ist. Denn wie ist es möglich, dass man dort einen Arm mit einem auffälligen Tattoo findet, wobei Herzfeld vor nicht langer Zeit den Mann mit eben diesem Arm in der Kieler Rechtsmedizin sezierte? Wie zu erwarten, kann Herzfeld es nicht lassen, auf eigene Faust nach Antworten zu suchen und gerät damit in das Visier des Täters und damit in höchste Gefahr…

Bestechend finde ich auch in diesem Buch, wie Tsokos sein fundiertes Fachwissen und seine tatsächlich erlebten Kriminalfälle aus seinem Seziersaal heraus zu einem fesselnden True-Crime-Thriller verdichtet. Der Autor ist Professor für Rechtsmedizin und ein international anerkannter Experte für Forensik, und genau diese realen Grundlagen machen das Lesen so besonders. Die realistischen Szenen von Seziervorgängen jagten mir wieder sehr besondere Schauer über den Rücken. Enttäuschend für mich jedoch war auch hier wiederum der Schreibstil, der teils etwas altväterlich, teils arg bemüht-spröde, ja fast möchte ich sagen, unbeholfen daher kommt. Der Spannungsbogen ist lange Zeit eher mäßig gespannt, nimmt aber im Laufe der Geschichte zu, was sich auch in den immer kürzer werdenden Kapiteln zeigt.

Fazit: Wenn man an die Bücher von Michael Tsokos keinen literarischen Maßstab anlegt, sondern Freude hat an einem mit fundiertem Fachwissen ausgestatteten True-Crime-Thriller, wird auch an diesem Band seine Freude haben.

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Veröffentlicht am 21.11.2021

Schönes Geschenk für die nächste Grillsaison

Rob’s Barbecue
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Wer ist Robin Schulz? Keine Ahnung. Ist mir auch egal, ehrlich gesagt. Dass im Vorsatzblatt des Buches ein QR-Code zu finden ist, mit dem die Playlist von Robin Schulz heruntergeladen werden kann, ist ...


Wer ist Robin Schulz? Keine Ahnung. Ist mir auch egal, ehrlich gesagt. Dass im Vorsatzblatt des Buches ein QR-Code zu finden ist, mit dem die Playlist von Robin Schulz heruntergeladen werden kann, ist ein netter Gag, für mich jedoch völlig uninteressant. Ein Grillbuch interessiert mich ausschließlich wegen seiner Rezepte und möglicher neuer Anregungen. Der Verlag Gräfe und Unzer ist immer gut für sorgfältig und aufwändig gestaltete Koch- und Backbücher. Deshalb waren meine Erwartungen an das vorliegende Buch hoch.

Das Buch ist insgesamt durchaus hochwertig gemacht. Festes und unempfindliches Papier lässt es zu, dass man das Buch beim Vor- und Zubereiten aufgeschlagen in der Küche liegen lassen kann. Gewöhnungsbedürftig ist für mich die insgesamt sehr dunkle Gestaltung, wie sie sich bereits auf dem Cover andeutet. Zudem empfinde ich die curryfarbenen Seiten wenig appetitanregend. Aber das mag jeder anders empfinden. Die Fotos zu den Rezepten sind größtenteils sehr appetitanregend. Über die häufigen Selbstdarstellungen des Robin Schulz habe ich allerdings hinweggeblättert. Die ausführliche Darstellung der Basics sind für Grill-Neulinge sicher hilfreich, auch hier gab es für mich nichts Neues zu finden. Das Buch begann für mich erst interessant zu werden mit den Rezepten für verschiedene Marinaden, wobei Australian Love und Cherry Lemon zu meinen Favoriten zählen. Auch bei den Rezepten fand ich so einige, die ich in der neuen Grillsaison ausprobieren möchte, z. B. die Pizza Roll oder die Chicken Nuggets mit Coffee Cajun Rub, aber auch die Frikadellen auf holländische Art werde ich probieren. Salate, Snacks und sogar Süßes vom Grill beschließen das Buch. Die Rezepte sind sehr gut und ausführlich beschrieben, sodass alles, das richtige angegebene Equipment vorausgesetzt, gelingen sollte. Mehrheitlich wirken sie schnell und unkompliziert umsetzbar, was mir besonders gefällt. Und wer kein Fleisch isst, findet auch genügend Gemüse- und vegane Rezeptvorschläge zur Bereicherung der Grillsaison.

Das Buch ist ein ideales Geschenk für alle, die der Grill-Leidenschaft frönen und Lust haben, auch mal etwas anderes als Würstchen und Steaks zu grillen.

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Veröffentlicht am 09.11.2021

Gekonnt konstruiert, spannend, lesenswert

Kant und der sechste Winter
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Ein Kriminalroman, der absolut passend zu der vor uns liegenden Weihnachtszeit seine spannende Handlung zwischen Weihnachtsbraten und verschneiten Straßen ausbreitet. Diesen unterhaltsam und psychologisch ...


Ein Kriminalroman, der absolut passend zu der vor uns liegenden Weihnachtszeit seine spannende Handlung zwischen Weihnachtsbraten und verschneiten Straßen ausbreitet. Diesen unterhaltsam und psychologisch klug geschriebenen Roman habe ich sehr gerne gelesen und hoffe auf weitere spannende Unterhaltung dieses Autors.

Bei Hauptkommissar Kant, einem nachdenklich-eigenwilligen Typ, seit 12 Jahren allein lebend, ist vor 4 Wochen Frida, seine pubertär-anstrengende Tochter, eingezogen. Ausgerechnet als er den Weihnachtsbraten in den Ofen schieben will, wird er zu einem Einsatz gerufen: Ein Toter liegt auf der vereisten Straße. Eigentlich sieht das Ganze aus wie ein Unfall mit Fahrerflucht. Doch eine Anwohnerin will gesehen haben, dass die Fahrerin des Unfallwagens den bereits am Boden liegenden Mann erwürgte. Glaubwürdig oder nicht? Kant und sein Team nehmen die Ermittlungen auf und geraten immer tiefer in seltsame Verstrickungen aus früherer Zeit. Alle möglichen Überlegungen und Spuren scheitern an der Mauer des Schweigens der befragten Personen, insbesondere in einem kleinen Dorf am Ammersee….

Gekonnt geschrieben ist der Kriminalroman, spannend und unterhaltsam gleichermaßen. Dank wechselnder Perspektiven wird der Leser tief in die Geschichte hineingezogen, in eine Geschichte um Schuld und Rache, aber auch um Lug und Trug und – natürlich - auch um Liebe. Kant gehört meine ganze Sympathie. Hoffentlich kann ich ihm bald wieder begegnen!
Fazit: Unterhaltsam-spannend, lesenswert!

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