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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 06.04.2021

In herausfordernder Geschwindigkeit erzählt

Die Modeschöpferin
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Weil die Autorin selbst ehedem als Model und Modedesignerin in Paris gearbeitet hatte, waren meine Erwartungen an das Buch hoch. Denn es geht um die Modeschöpferin Simonetta de Rosa, die 1961 in Rom wie ...


Weil die Autorin selbst ehedem als Model und Modedesignerin in Paris gearbeitet hatte, waren meine Erwartungen an das Buch hoch. Denn es geht um die Modeschöpferin Simonetta de Rosa, die 1961 in Rom wie besessen an ihrer neuen Kollektion arbeitet, um sie im Herbst auf einer fulminanten Modenschau präsentieren zu können. Sie erfährt, dass ihre Schwester Chiara, ebenfalls Modedesignerin, zu der sie seit Jahren keinen Kontakt mehr hat, offensichtlich auf Rache aus ist. Angeblich hat sie eine Affäre mit dem Partner von Simonetta. Und wie gelangen zwei ihrer streng geheim gehaltenen Entwürfe in die Hände eines amerikanischen Modehauses, das Massenware vertreibt? Misstrauen macht sich breit. Ein Mord lässt die persönliche Verunsicherung allerdings plötzlich unwichtig werden.

Ich empfand es als sehr interessant und bereichernd, tief in die Welt der Mode der Sechziger Jahre in Rom eintauchen zu können. Die Autorin schildert so lebendig und intensiv, dass ich ständig Bilder dieser Zeit vor Augen hatte, umso mehr, da ich selbst in dieser Zeit, damals im Teenie-Alter, Modezeitschriften und Filme mit allergrößtem Interesse verfolgte. Katja Maybach hat meiner Meinung nach den Geist der Zeit perfekt eingefangen, weit über die Mode-Perspektive hinaus. Denn einerseits gab es den Drang nach wachsender Freiheit, andererseits die gesellschaftlichen Einschränkungen und Verbote, die noch längst nicht alle in Frage gestellt wurden. In vielen Perspektivwechseln, die mir allerdings bisweilen zu rasch hintereinander erfolgten, wird die Handlung flott vorangetrieben. So rastlos, wie Simonetta arbeitet, so schreibt auch die Autorin. Sie eilt von Szene zu Szene in großem Tempo, wodurch ich mich zeitweilig geradezu gehetzt fühlte. Die komplizierte Beziehung zwischen den Schwestern wird geschickt und psychologisch nachvollziehbar beleuchtet, indem der Leser die Denk- und Sichtweise jeder der Schwestern vor Augen geführt bekommt. Ich habe diesen temporeichen Roman sehr gerne gelesen.

Fazit: Bilderreicher, in herausfordernder Geschwindigkeit erzählter historischer Familien-Roman aus der italienischen Modewelt. Sehr lesenswert.



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Veröffentlicht am 06.04.2021

Viel Trostlosigkeit spannend verpackt

Blütengrab
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Wer verbirgt sich hinter dem Pseudonym Ada Fink? Auf jeden Fall ein(e) Autor(in), der/die das Schreib-Handwerk versteht. Denn der vorliegende Thriller ist gut geschrieben. Er fesselt, hat einen sich steigernden ...


Wer verbirgt sich hinter dem Pseudonym Ada Fink? Auf jeden Fall ein(e) Autor(in), der/die das Schreib-Handwerk versteht. Denn der vorliegende Thriller ist gut geschrieben. Er fesselt, hat einen sich steigernden Spannungsbogen, ein interessantes Sujet zum Thema und lässt zudem ein ungewöhnliches Ermittler-Paar tätig werden. Ich habe das Buch sehr gern gelesen.

Wir bewegen uns in zwei Zeitebenen, zum einen 1993, also relativ kurz nach der Wende, in Ostdeutschland und 1975 in der ehemaligen DDR. Zudem gibt es noch gelegentlich eingestreute kursiv gesetzte Erinnerungsfragmente. Die in der mecklenburgischen Provinz tätige Kommissarin Ulrike Bandow und ihr neuer Kollege Ingo Larssen aus Westdeutschland müssen erstmals gemeinsam in einem rätselhaften Mordfall ermitteln. Eine seltsam aufgebahrte Mädchenleiche wurde in einem abgelegenen Waldstück gefunden, mit mehreren auf der Haut eingeritzten Runen. Die rätselhaften Spuren führen das Ermittlerpaar immer tiefer in die deutsch-deutsche Vergangenheit und zu einer bislang unentdeckten bizarr anmutenden Mordserie, aber auch tief in Ulrikes verdrängte Vergangenheit.

Der Thriller macht es dem Leser erst einmal nicht ganz leicht. Der Einstieg geht langsam voran. Denn Ada Fink erzählt detailreich, allerdings dadurch auch atmosphärisch dicht. Gleichzeitig schaffen die ungekennzeichneten, etwas unstrukturiert wirkenden Perspektivwechsel allerlei Verwirrung. Doch man liest sich ein und die Geschichte nimmt zunehmend an Fahrt auf. Im Präsens geschrieben, hat man das Gefühl, dass einem die Sätze manchmal sehr hart um die Ohren fliegen, was das Lesen knackig macht, aber ganz und gar nicht sympathisch. Die Grundstimmung ist trostlos. Die Örtlichkeiten sind trostlos. Und was sind bitte „DDR-Büromöbel“? Auch die stelle ich mir trostlos vor. Interessant ist es zu beobachten, wie Ulrike und Ingo zunächst alle Klischees von Ost und West als Gegenspieler verkörpern, aber sich im Fortlauf der Geschichte zunehmend annähern, je mehr sie die Stärken des anderen erkennen und respektieren. Die Handlung vertieft sich mehr und mehr in altgermanisches rituelles Denken, in Fremdenfeindlichkeit, in blühendes Nazi-Gedankengut dank der vorherrschenden Perspektivlosigkeit, aber auch in Mauscheleien und Lügen bis in die obersten Ränge hinein. Auch das ist im Grunde alles trostlos. Aber eben auch spannend erzählt.

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Veröffentlicht am 25.03.2021

Leichte Kost, unterhaltsam und humorvoll

Mein Glück in deinen Händen
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Manchmal darf es zwischendurch auch einmal ein Buch sein, dessen besondere Stärke darin liegt, den Alltag wegzuschieben und zu unterhalten, reine Unterhaltung, nichts sonst, ohne weiteren Anspruch.

Sara ...


Manchmal darf es zwischendurch auch einmal ein Buch sein, dessen besondere Stärke darin liegt, den Alltag wegzuschieben und zu unterhalten, reine Unterhaltung, nichts sonst, ohne weiteren Anspruch.

Sara und Mariel sind zwei Schwestern, die sich nie wirklich verstanden. Mariel ahmte bereits von Kindheit an alles nach, was Sara anfing und machte es dadurch für Sara wertlos. Als Mariel Sara auch noch deren Freund Carter wegschnappt und die Hochzeit kurz bevorsteht, trifft das Sara so sehr, dass ihr allerlei Sabotage-Gedanken in den Sinn kommen. Doch wie meistens im Leben kommt alles ganz anders…

Vorweg: Besondere Erwähnung sollte die ausnehmend schöne Gestaltung des Buches finden. Eine farbig mit Blüten verzierte Schnittkante habe ich tatsächlich noch nie gesehen. Ein perfekter Hingucker, auch das Cover spricht an.

Mary Simses schreibt mit leichter Hand. Der lockere Schreibstil ist gefällig und gut zu lesen, die sehr detaillierten Schilderungen von Menschen und Örtlichkeiten lassen mühelos innere Bilder entstehen. Es fällt beim Lesen relativ leicht, sich in die Protagonisten einzufühlen, insbesondere mit Sara konnte ich gut mitempfinden. Spaß macht das Lesen zusätzlich durch die teils recht humorvollen bis komischen Szenen, auch wenn diese teilweise recht wirklichkeitsfern überzeichnet sind. Und ja, Mohnkuchen macht Krümel zwischen den Zähnen.
Fazit: Ein Buch, das man genießen sollte wie eine Praline – zwar ohne Nährwert, aber dennoch ein süßer Genuss.

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Veröffentlicht am 23.03.2021

Ein (fast) perfekter Psychothriller

Trauma – Kein Entkommen
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Vieles gefiel mir an diesem Thriller, jedenfalls so vieles, dass ich auch die beiden Folgebände lesen möchte. Dennoch reicht es nicht für ein uneingeschränktes Lob, denn es gab durchaus etwas, das mir ...


Vieles gefiel mir an diesem Thriller, jedenfalls so vieles, dass ich auch die beiden Folgebände lesen möchte. Dennoch reicht es nicht für ein uneingeschränktes Lob, denn es gab durchaus etwas, das mir ganz und gar nicht gefiel.

Worum geht es? Hauptsächlich um Katja Sand, eine Münchner Mordermittlerin, die von ihren eigenen Schatten aus der Vergangenheit gejagt wird. Die dennoch zäh, fast verbissen in ihrer Arbeit ihre eigenen Theorien verfolgt. Und dann hat sie zu allem Überfluss auch noch eine pubertierende Tochter, die für sich genommen schon Herausforderung genug ist. Zwei Tote werden gefunden, deren Vorgeschichte Traumata offenbart. Sie sollen gemäß Anweisung „von oben“ als Suizide aus der Welt geschafft werden. Doch Katja Sand glaubt nicht an Selbstmord. Gut, dass sie stets auf ihren Kollegen Rudi Dorfmüller bauen kann…

Was es heißt, traumatisiert zu werden, erfährt man im Prolog und in einigen weiteren Szenen im Buch. Diese Szenen sind in ihrer psychischen und physischen Brutalität kaum zu ertragen, umso mehr, da ein kleines Kind das Opfer ist. Insofern würde ich das Buch eher dem Genre der Psychothriller zuordnen, denn die auf Dauer beschädigten Seelen, die ihre individuellen Wege des Überlebens suchen, sind sozusagen der rote Faden im Geschehen. Der Kriminalfall als solcher ist logisch und nachvollziehbar aufgebaut, wenngleich in manchen Sequenzen unglaubwürdig überzeichnet. In nahezu gleichbleibender Spannung liest man das Buch schnell und gerne, denn der klare und punkgenaue Schreibstil im Präsens fesselt. Insbesondere die jeweiligen Kapitelenden schreien geradezu danach, dass man weiterliest. Auch das Buchende verlockt geschickt, die Nachfolgebände lesen zu wollen. Doch was auf die Dauer des Buches hinweg entsetzlich nervt, ist das pseudopsychologische Stochern in Katjas Vergangenheit und ihrer desolaten Mutter-Tochter-Beziehung, ohne dass der Leser wirklich erfährt, worum es eigentlich geht. Was vermutlich als ein über 3 Bände hinweg gesetzter Spannungsbogen konzipiert ist, macht ärgerlich, da dieser Bogen schlichtweg überspannt ist.

Fazit: Weniger Katja, mehr Thriller – dann wäre das Buch perfekt.

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Veröffentlicht am 19.03.2021

Gut gemachtes Buch, Rezepte allerdings sehr fetthaltig

Heimathäppchen – Für Gäste und Feste
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Mehr als 15 Jahre lebte ich im Bergischen Land und wurde nie wirklich heimisch dort. Nun kam mir vorliegendes Buch in die Finger. Damit hoffte ich, wenigstens im Nachhinein eine gewisse Verbindung zu ...


Mehr als 15 Jahre lebte ich im Bergischen Land und wurde nie wirklich heimisch dort. Nun kam mir vorliegendes Buch in die Finger. Damit hoffte ich, wenigstens im Nachhinein eine gewisse Verbindung zu NRW aufbauen zu können. Da ich weder die Sendung noch die Autorin kannte, ging ich recht erwartungsfroh und neugierig auf das Thema zu.
Bereits beim oberflächlichen Durchblättern fällt die sehr geschickte und übersichtliche typographische Gestaltung auf, die insbesondere den Arbeitszeitaufwand hervorhebt und damit bereits die Vorab-Auswahl des Rezeptes erleichtert. Aber auch die Zutatenliste und die einzelnen Arbeitsschritte sind gut gegliedert. Nettes Beiwerk ist, dass bei jedem Rezept ein orangefarbenes Auto durch die Lande braust und auf seiner Spur die Herkunft des Rezeptes hinterlässt. Appetitanregende Fotos machen Lust aufs Nachkochen.
Mit den Rezepten allerdings wurde ich genauso wenig warm wie mit den Menschen. Ich durfte einmal als Gast die Bergische Kaffeetafel erleben und staunte über die seltsame Zusammenstellung der einzelnen Zutaten, im Buch recht geschickt als „Brunch“ vorgeschlagen. Beim Kartoffelsalat mit Mayonnaise schaudert es mich, ebenso bei dem vielen Fettgebackenen. Andere Rezepte dagegen werde ich tatsächlich gerne ausprobieren, insbesondere mehrere der sehr leckeren Kuchen- und Tortenrezepte. Natürlich ist zu bedenken, dass es um Rezepte geht, die man Gästen vorsetzt, insofern geht es nicht um meine ganz persönlichen Essensvorlieben. Unter diesem Aspekt finde ich das Buch insgesamt gut gemacht.
Wollen wir hoffen, dass es bald wieder die Möglichkeit gibt, mit Freunden zusammen das eine oder andere Rezept aus diesem gut gemachten Buch gemeinsam auszuprobieren.

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