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heinoko

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 24.01.2021

Von allem zu viel

Das Geschenk
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Von allem zu viel

Dass Sebastian Fitzek ein Könner seines Faches ist, bleibt meiner Meinung nach unbestritten. Dennoch habe ich langsam das Gefühl, dass er von seinem eigenen Erfolg gejagt wird: Immer ...

Von allem zu viel

Dass Sebastian Fitzek ein Könner seines Faches ist, bleibt meiner Meinung nach unbestritten. Dennoch habe ich langsam das Gefühl, dass er von seinem eigenen Erfolg gejagt wird: Immer schneller, immer exzentrischer, immer abstruser, immer brutaler werden seine Bücher – aber nicht unbedingt immer besser, leider.
An einer Ampel wartend sieht Milan Berg im Wagen neben ihm ein Kind, das einen Zettel an die Seitenscheibe presst. Das Kind wirkt verängstigt. Aber was steht auf dem Zettel? Milan Berg ist Analphabet! Weil ihm der Vorfall keine Ruhe lässt, macht er sich auf die Suche. Es beginnt ein unfassbarer Albtraum.
Nach wie vor gelingt es dem Autor, den Leser schwindelig zu schreiben mit seinen gekonnt eingesetzten Twists. Kaum hat man im Schleudersitz des Buches Platz genommen, schon beginnt die rasende Fahrt durch eine Handlung voll von Grausamkeiten, Ekel, Schreck, unerträglichen Schmerzen und entsetzlicher Angst. Nichts ist wie es scheint. Dazu ein Protagonist, der durch sein Unvermögen, Buchstaben zu entschlüsseln, permanent an seine eigenen Grenzen stößt. Trotz aller Spannung verliert der Leser irgendwann allerdings jegliche Orientierung, weil die permanenten Drehs zuviel werden und vor allen Dingen die Brutalitäten ein solch unerträgliches Ausmaß annehmen, dass sich statt Lesefreude Übelkeit breit macht , ja schlimmer noch: Überdruss. Ich brauche dringend eine Fitzek-Pause!

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Veröffentlicht am 28.12.2020

Man sollte dem Titel nicht auf den Leim gehen

Automatisch abnehmen
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Der provokante Buchtitel hat mich sofort angesprungen: Das wär’s – automatisch abzunehmen ohne teuere Mitgliedsbeiträge, ohne Gruppentreffen, ohne Punkte- oder Kalorien- oder Gramm-Zählen, ohne wissenschaftlich ...


Der provokante Buchtitel hat mich sofort angesprungen: Das wär’s – automatisch abzunehmen ohne teuere Mitgliedsbeiträge, ohne Gruppentreffen, ohne Punkte- oder Kalorien- oder Gramm-Zählen, ohne wissenschaftlich akribisches Einkaufen, ohne zeitaufwändige Rezeptsuche nach Gerichten, die auch eine Laienköchin wie ich schaffen kann mit Zutaten, die mir nicht schon beim Lesen Brechreiz verursachen oder die nur in einer Großstadt erhältlich sind. Überhaupt wenn Nahrungsaufnahme zum täglichen zeitstehlenden, spaßstehlenden Akt wird, da wäre es doch das Höchste, wenn es einen Weg gäbe, automatisch abzunehmen.
Das seriöse Schwarz des Covers, der seriöse Doktor-Titel des Autors und der seriöse Verlag lassen mich sehr hoffnungsfroh in die Lektüre des Buches starten. Und es fängt ja schon gut an. Lesen und nicken genügt nicht. Notizen soll ich mir machen und Gedanken auch noch. Und dann bin ich mittendrin im Lesen, in den Gedanken-Bildern, in denen mir der Autor aufzeigt, welch ein Unterschied zwischen MÜSSEN und WOLLEN besteht. Und je weiter ich lese, desto komplizierter wird es plötzlich. Denn da gibt es doch Kalorien zu zählen und es geht um Proteine, um Krafttraining, um den Fettanteil in meinem Gewicht, um allerlei Rechnungen und nicht zuletzt um das Verändern von Gewohnheiten. Da geschieht nichts automatisch! Und ich ahne, da bin ich dem werbewirksamen Titel auf den Leim gegangen, denn es ist doch vor dem Automatismus harte Arbeit angesagt. Aber es sei auch deutlich gesagt. Genau mit der Wahrheit, dass es doch eine Menge Eigeninitiative, Selbstachtung und psychologisch geschickte Strategien braucht, um erfolgreich abzunehmen, wird das Buch bzw. sein Autor ernsthaft und glaubwürdig. Und er lässt den Leser nicht allein, denn viele Seiten sind dem Überthema „Erste Hilfe bei typischen Problemen“ gewidmet mit vielen bekannten, aber auch einigen überraschenden Tipps. Besonders gut gefällt mir, wie perfekt strukturiert die Inhalte angeboten werden. Neben den ausführlicheren informellen Ausführungen gibt es farblich und typographisch hervorgehobene Zusammenfassungen, gut geeignet zum Vertiefen oder Erinnern. Leider geht der Autor nur von seiner eigenen Altersgruppe aus. Für ältere Menschen sind nicht alle Tipps realisierbar, vor allen Dingen sind die vorgeschlagenen 3 Körperübungen von älteren Menschen nicht durchführbar. Und leider versteht man erst im Laufe der Lektüre, dass der Autor sein eigenes Abnehmprogramm mit App und diversen Unterstützungen verkaufen will.

Mein Fazit: Ein verständliches, optimal strukturiertes, sachlich fundiertes Buch, das die Psyche ausreichend berücksichtigt. ABER: Abnehmen geht NICHT automatisch. Viele Vorschläge sind nur für Menschen jüngeren Lebensalters geeignet. Die Körperübungen zum Beispiel sind für ältere Menschen geradezu gefährlich bzw. nicht durchführbar. Und die komplizierten Rechenexempel fordern geradezu heraus, sich die Unterstützung des Autors direkt zu holen, dessen Eigenwerbung reichlich oft im Buchtext auftaucht.

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Veröffentlicht am 29.11.2020

Schön gemacht, Inhalt enttäuschend

Flo, der Flummi und das Schnack
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Ach, ich hatte mir als Lesepatin so viel versprochen von dem Buch! Aber leider hat es den Praxistest nicht bestanden.

Um das Gute vorweg zu nehmen: Das Buch ist aufwändig gemacht (und entsprechend schwer ...


Ach, ich hatte mir als Lesepatin so viel versprochen von dem Buch! Aber leider hat es den Praxistest nicht bestanden.

Um das Gute vorweg zu nehmen: Das Buch ist aufwändig gemacht (und entsprechend schwer in der Hand) mit Lesebändchen und farbig-künstlerisch gestalteten Illustrationen. Auch zur Benutzung des Buches hat man sich sinnvolle Gedanken gemacht, denn die Angabe von Vorlesezeit und Zielgruppenalter zu jeder Geschichte ist sehr hilfreich.

Aber wer nur hat den Inhalt zusammengestellt? Das kann niemals jemand gewesen sein, der auch nur die geringste Ahnung davon hat, wie man Kinder zum Zuhören bewegt, wie man sie fesselnd unterhält. Vermutlich ist der Herausgeber jemand, der einen guten Draht zu Literatur oder zu Autoren hat, aber gar keinen zu Kindern. Die vorliegende Sammlung enthält neben einigen gut geeigneten Geschichten, besonders für die Kleinen, leider etliche Vorlesetexte, die nicht Hand und Fuß haben, die ohne rechten Anfang und ohne schlüssiges Ende auf die Seiten gesetzt wurden, sodass mich nach dem Vorlesen die Kinder nur noch fragend anschauen. Oder es gibt die Texte, denen die Kinder nach ganz kurzer Zeit überhaupt nicht mehr zuhören und sich mit anderen Dingen beschäftigen wie zum Beispiel „Der Hund heißt Haavo“ von Michal Hvorecky. Gefallen finden dagegen Geschichten wie die von den Schnarchferkelchen von Frank Schulz. Der besondere Witz von Wladimir Kaminer dagegen kommt nur bei wenigen Kindern an, bei Erwachsenen dagegen umso mehr. Mit dem langweiligen Text übers Haarewaschen kann ein Vorleser nicht punkten. Und will ich 6-Jährigen wirklich von der „neuen Oma“, die verwirrt im Altersheim lebt, vorlesen? Amelie Fried trifft dagegen in ihrer Geschichte „Lila haut ab“ sehr viel eher das, was Kinder im Vorlesealter nachvollziehen können.
Fazit: Ein schön aufgemachtes Buch mit vielen kurzen Vorlesegeschichten, von denen allerdings leider nur recht wenige kindgerechte Themen in kindgerechter Weise erzählen.

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Veröffentlicht am 27.11.2020

Unterhaltsames Lesefutter

Die Mühlenschwestern - Die Hoffnung wird dich finden
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Zwar habe ich Band 1 dieser Reihe nicht gelesen, doch empfand ich dies nicht als Nachteil. Sehr schnell fand ich hinein in die Familienstruktur der Mühlenschwestern. Auch gab es im Buch immer wieder Anmerkungen ...

Zwar habe ich Band 1 dieser Reihe nicht gelesen, doch empfand ich dies nicht als Nachteil. Sehr schnell fand ich hinein in die Familienstruktur der Mühlenschwestern. Auch gab es im Buch immer wieder Anmerkungen zu Details in der Vorgeschichte, die Aufschluss über in der Vergangenheit liegende Zusammenhänge vermittelten.

Rosa betreibt die Mühle am Sternsee zusammen mit ihrer Tante Lou mit Herzblut und ist glücklich und stolz auf ihren Beruf. Rosa, die als „Mittelkind“ unter den Schwestern früh gelernt hatte zu vermitteln und ausgleichend zu wirken, kommt allerdings an ihre Grenzen, als der Halbbruder ihres Freundes Julian ein Buch veröffentlicht, das ihre Person klischeehaft bösartig in den Schmutz zieht und damit sowohl ihr als auch dem Betrieb schadet. Zudem erfährt sie von den Affären ihres Freundes und setzt Julian deshalb kurzerhand vor die Tür. Doch David, der Halbbruder und Buchautor, bleibt im Berchtesgadener Tal und verursacht weiterhin allerlei Durcheinander…

Es passiert so allerlei mit den Mühlenschwestern und in ihrem Umfeld in diesem Buch. Und dies alles wird sehr unterhaltsam, abwechslungsreich und lebendig erzählt. Auch der Humor blitzt immer wieder durch. Über die 500 Seiten hinweg habe ich mich an keiner Stelle gelangweilt, habe viel Sympathie für (fast) alle Protagonisten entwickelt und mit ihnen mitgelitten, mitgestritten und mitgehofft, auch wenn ich mir gelegentlich ein wenig mehr Tiefe in der Geschichte gewünscht hätte. Mitunter stolperte ich auch über sprachliche Holpersteine und Wiederholung an Wortbildern. Am meisten störte mich jedoch, dass das Buch geradezu zwanghaft auf Band 3 zusteuert. Wenn man so deutlich spürt, dass man unbedingt Band 3 kaufen muss, ist man doch ein wenig verstimmt.
Fazit: Eine leichte, durchweg unterhaltsame Geschichte ohne großen Anspruch.

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Veröffentlicht am 29.10.2020

Alice Schwarzer würde es gefallen

Aleja und die Piratinnen, Band 1: Das Schattenschiff. Ausgezeichnet mit der "Ulmer Unke 2021" als Bestes Kinderbuch ab 10 Jahren!
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In diesem Kinderbuch ab 10 spielt Aleja die Hauptrolle. Aleja ist ein mutiges und wissbegieriges Mädchen, das besessen ist davon, alles über Entdecker zu lesen und das davon träumt, selbst einmal auf ...


In diesem Kinderbuch ab 10 spielt Aleja die Hauptrolle. Aleja ist ein mutiges und wissbegieriges Mädchen, das besessen ist davon, alles über Entdecker zu lesen und das davon träumt, selbst einmal auf Entdeckungsreise gehen zu können. Aleja lebt in ärmsten Verhältnissen in Sevilla, in irgend einer früheren Zeit. Und wie es ja manchmal geschieht: Wenn man sich etwas sehr, sehr wünscht und alles dafür tut, dann kann es schon mal passieren, dass solch ein Wunsch in Erfüllung geht. Und so wird Aleja tatsächlich von der Besatzung des legendären Schattenschiffs, das nur aus Frauen besteht, aufgenommen. Die Piratinnen sind auf der Suche nach einer magischen Schatzkarte, die in einer versunkenen Wüstenstadt liegen soll. Aleja kann dank ihres vielen angelesenen Wissens und mit Mut und Kreativität die Piratinnen beim Bestehen der zahlreichen Abenteuer tatkräftig unterstützen.

So weit so gut. Ein Abenteuerbuch, das für Mädchen geschrieben ist. Ein Schiff, das nur von Frauen gesteuert wird. Alice Schwarzer würde es gefallen, aber verkaufstechnisch vielleicht nicht ganz ideal. Das Buch ist für die Altersgruppe recht dick und dürfte deshalb nur von echten Leseratten in Angriff genommen werden. Das Cover gefällt mir nicht. Insbesondere das Bild, das wohl Aleja darstellen soll, empfinde ich als völlig unpassend, denn es zeigt in recht kitschiger Manier eher eine junge Frau, keineswegs ein Mädchen. Die Geschichte als solche ist streckenweise durchaus spannend und lebendig erzählt und auf Fortsetzung angelegt. Leider hat es auch einige Längen, insbesondere bei den ausufernden Beschreibungen des Schiffes. Ob die magischen Momente in ein Abenteuerbuch passen, mag Geschmackssache sein. Was ich jedoch für ein Kinderbuch ab 10 völlig unpassend finde, sind die vielen spanischen Wörter, die das Lesen unnütz erschweren. Deshalb nur eine eingeschränkte Leseempfehlung, und zwar für echte abenteuerlustige Leseratten.

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