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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 16.12.2019

Unkaputtbare Ermittler im Erzgebirge

Tod und kein Erbarmen
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Im Erzgebirge gibt es viel Schnee, es ist kalt und man singt gern und oft das Steiger-Lied. Wenn man dann noch einen Cold Case und sehr merkwürdige Menschen dazumischt, hat man schon das gesamte Szenario ...


Im Erzgebirge gibt es viel Schnee, es ist kalt und man singt gern und oft das Steiger-Lied. Wenn man dann noch einen Cold Case und sehr merkwürdige Menschen dazumischt, hat man schon das gesamte Szenario des Buches.

Vor 10 Jahren war die achtjährige Violetta auf dem Weg zur Schule spurlos verschwunden. Dieser Fall konnte nie aufgeklärt werden. Kriminalhauptkommissar Erik Donner, vom Schicksal gebeutelt, befindet sich 10 Jahre später genau am Ort des Verschwindens von Violetta im Erzgebirge und will nichts anderes als seinen Schmerz im Alkohol ertränken. Violettas Cousine spricht ihn an und hat angeblich neue Hinweise auf den Verbleib von Violetta, doch Erik Donner will nichts davon wissen und suhlt sich in seinem eigenen Elend. Am nächsten Morgen findet er sich blutbesudelt in seinem Pensionszimmer wieder ohne jegliche Erinnerung an die Nacht davor. Plötzlich steht er unter Mordverdacht…

Das vorliegende Buch ist bereits der 7. Band rund um den Ermittler Eric Donner. Für mich war es meine erste Begegnung mit ihm, vermutlich wird es auch meine letzte sein. Die Geschichte hat mich durchaus unterhalten, auch wenn spannende und langweilige Stellen sich abwechselten. Die viele wörtliche Rede macht das Lesen kurzweilig ebenso wie die eingestreuten Rückblenden. Auch wird man recht geschickt als Leser durch zahlreiche Wendungen immer wieder in die Irre geschickt. Insofern gut gemacht. Doch mit welch merkwürdigen Protagonisten muss man sich da als Leser herumschlagen? Einer ist seltsamer als der andere. Im Verhalten abstoßend, unsympathisch, in der Ermittlungsarbeit völlig unrealistisch. Und vor allen Dingen sind die Hauptakteure unkaputtbar, sie stapfen unverdrossen mit gebrochenen Gliedern weiter durch den Schnee. Ach neee…

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Veröffentlicht am 12.12.2019

Schuster bleib bei deinen Leisten

Draussen
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Ein schweres Erbe haben die beiden Autoren angetreten mit sich selbst und ihren bisherigen überragenden Erfolgen, indem sie nun das Genre gewechselt haben vom humorigen Regional-Krimi hin zum ernsthaften ...


Ein schweres Erbe haben die beiden Autoren angetreten mit sich selbst und ihren bisherigen überragenden Erfolgen, indem sie nun das Genre gewechselt haben vom humorigen Regional-Krimi hin zum ernsthaften Thriller. Die Erwartungen waren hoch, zu hoch vielleicht. Und eigentlich möchte ich nach Lektüre des Thrillers Klüpfel und Kobr zurufen: Schuster, bleib bei deinen Leisten.

Eine seltsam verworrene Geschichte wird uns da serviert. Einerseits verborgen draußen im Wald, stets bereit zur Flucht, ein Mann mit zwei Jugendlichen mit knallhartem Drill, zwischen Prepper-Denken und Überlebenstraining. Andererseits in der Großstadt zwischen politischen Machenschaften und Stromwirtshaft. Und rückblickend befinden wir uns dann auch noch in der Fremdenlegion. Wer gegen wen und warum, bleibt lange, zu lange für meine Begriffe im Dunkeln. Ein paar geschickte politische Seitenhiebe konnten die Autoren unterbringen. Dennoch bleibt die Handlung übertrieben, an den Haaren herbeigezogen, und, weil nicht überzeugend, nur von mäßiger Spannung. Lediglich die Kampfszenen sind fesselnd geschildert, auch wenn sie ebenso überzogen und unwirklich sind wie die gesamte erzählte Geschichte. Psychologisch gesehen bleiben die geschilderten Personen dem Leser fern, man mag niemandem einen Sympathie-Bonus gewähren. Die hölzernen Gespräche und die abfälligen Sicht- und Ausdrucksweisen sollten vielleicht die Härte der Protagonisten unterstreichen, erzeugten bei mir jedoch nur distanzierte Abneigung.

Was in der Summe bleibt, ist eine mäßig spannende, wenn auch unterhaltsame Lektüre. Damit eine Geschichte jedoch zum packenden Thriller wird, braucht es mehr, viel mehr, als eine emotionsarme Erzählung rund um harte Superhelden bei Stromausfall.

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Veröffentlicht am 11.12.2019

Verwirrende Ideenvielfalt

Die Fowl-Zwillinge und der geheimnisvolle Jäger (Die Fowl-Zwillinge 1)
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Es passiert ja relativ selten, aber bei diesem Buch muss ich doch erkennen: Es gibt Bücher, für die ich schlichtweg zu alt bin.

Die Zwillinge Myles und Beckett Fowl leben auf einer irischen Insel und ...


Es passiert ja relativ selten, aber bei diesem Buch muss ich doch erkennen: Es gibt Bücher, für die ich schlichtweg zu alt bin.

Die Zwillinge Myles und Beckett Fowl leben auf einer irischen Insel und sind so unterschiedlich, wie man es sich kaum vorstellen kann. Myles ist hochintelligent und Beckett isst die IQ-Testblätter lieber auf, als sie auszufüllen. Bewacht werden die beiden auf dem Anwesen der Familie Fowl von Nanni, einem elektronischen Sicherheitssystem. Und dann gibt es noch diesen Bösewicht Lord Teddy Bleedham-Drye, dessen einziges Bestreben darin liegt, das Geheimnis der ewigen Jugend zu lüften. Als er hört, dass eine Quelle auf der irischen Insel, nahe des Anwesens der Familie Fowl, genau dieses ermöglicht, macht er sich sofort auf den Weg dorthin. Ein Troll auf der Flucht, ein ruchloser Adliger, eine seltsame Nonne - die Zwillinge geraten mit größter Begeisterung mitten hinein in eine wirbelnde Geschichte, wie sie fantasievoller nicht sein könnte.

Der Ideenreichtum des Autors ist offensichtlich unbegrenzt. Anzüge aus dem 3D-Drucker, ein laminierter toter Goldfisch als Krawatte sind nur die harmlosesten Beispiele aus der Gedankenwelt des Autors, der aus seiner überbordenden Fantasie eine rasante Geschichte zwischen Fantasy und Situationskomik, zwischen Spannung und Verwirrung, zwischen Magie und Technik, bastelt. Einerseits faszinierend zu lesen, weil man gar nicht glauben mag, was sich da Seite um Seite an skurrilen Einfällen auftut. Andererseits genau wegen der Überfülle an krusen Ideen mühsam zu lesen, zumindest für mich als älteres Semester. Spaßig aber allemal.

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Veröffentlicht am 02.12.2019

Enttäuschend zähe Lektüre

Das Ritual des Wassers
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Hatte ich zu hohe Erwartungen? Hätte ich den ersten Band zuerst lesen müssen? Las ich das Buch zum falschen Zeitpunkt? Wie auch immer: Für mich war die Lektüre des vorliegenden zweiten Falles des Inspector ...

Hatte ich zu hohe Erwartungen? Hätte ich den ersten Band zuerst lesen müssen? Las ich das Buch zum falschen Zeitpunkt? Wie auch immer: Für mich war die Lektüre des vorliegenden zweiten Falles des Inspector Ayala quälend mühsam.
Nach einem Kopfschuss leidet Kommissar Ayala, genannt Kraken, an einer Broca-Aphasie und kommuniziert weitgehend schriftlich mit seiner Umwelt. Noch ist er vom Dienst freigestellt, wird jedoch beratend zu Hilfe gezogen, als man eine schwangere Tote findet, kopfüber an einem Ast hängend, mit dem Kopf in einem historischen Wasserkessel steckend. Eine Hinrichtung, die an ein keltisches Ritual denken lässt. Und es bleibt nicht bei diesem einzigen Mord.
In verschiedenen Zeitebenen wird erzählt. Doch dies ist meiner Meinung nach nicht der Grund, weshalb der Thriller so mühsam zu lesen ist. Sondern es liegt an der ausufernden Detailfreude der Autorin. Der Anfang des Buches bereits ist verwirrend. Die vielen Ortsnamen sind verwirrend. Die aufgeführten Namen sind verwirrend, insbesondere da sie nicht einheitlich eingesetzt werden. So heißt der Ich-Erzähler beispielsweise Inspector Ayala, aber auch Unai und auch Kraken. Die Beziehungen zwischen den Ermittler-Kollegen sind ebenso verwirrend, weil nicht überzeugend nachvollziehbar dargestellt. Leblos wirkt auch der Kontakt der früheren Freundesgruppe des Kraken untereinander. Und Inspector Ayala selbst wirkt auf mich wie eine sehr seltsame Person, emotional fern und fremd bleibend, trotz all der vielen, oftmals unnützen Informationen, der geschilderten Gedankenfülle und des vielerlei Geplänkels, was allesamt nicht dazu dient, den Menschen Kraken lebendig werden zu lassen. Die dargestellte Form der Broca-Aphasie dürfte aus medizinischer Sicht auch angreifbar sein. Das Thema rund um keltische Rituale wird langatmig abgehandelt. Dass die Autorin letztlich weit ausholt bis zur Zeit des Hundertjährigen Krieges und zu Gilles de Rais, der tausende von Kindern gefoltert, vergewaltigt und gemordet hat, macht das Buch nicht spannender. Die Handlung dümpelt mehr oder weniger durch die Seiten dahin und erschlägt sich selbst durch die Detailfreude der Erzählerin. Ach ja, den Begriff „Modus operandi“ alle paar Seiten erneut zu benutzen, soll vielleicht intelligent wirken, nervt aber nur.
Kurzum: Eine rundum enttäuschend zähe Lektüre.

Veröffentlicht am 24.11.2019

Nett erzählt, aber langweilig

Verhängnisvolle Provence (Hannah Richter 3)
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Da ich die Vorgänger-Bände nicht kenne, waren mir die Protagonisten und deren Vorgeschichten neu, was ich beim Lesen jedoch nicht als Nachteil empfand. Die Autorin räumt dem Privatleben der Kommissarin ...

Da ich die Vorgänger-Bände nicht kenne, waren mir die Protagonisten und deren Vorgeschichten neu, was ich beim Lesen jedoch nicht als Nachteil empfand. Die Autorin räumt dem Privatleben der Kommissarin Hannah Richter sehr breiten Raum ein. So wurde sie mir schnell vertraut, ob ich wollte oder nicht.
Den Inhalt kann man kurz fassen: Ein in Köln erschossener Franzose, tätig für ein französisches Kosmetikunternehmen, ist Auslöser für die Ermittlungstätigkeit in der Provence durch Hannah und parallel dazu durch ihren Kollegen Michael in Köln. Eine weitere Leiche in der Provence lässt die Gefährlichkeit der geldgierigen Kosmetikkonzerne erahnen.
Der vorliegende Kriminalroman hat Stärken und Schwächen. Seine Stärken sind eindeutig die schön ausgearbeiteten Schilderungen und stimmungsvollen Beschreibungen von Landschaften, Ambiente, Menschen und Situationen. Außerdem haben mir gut gefallen die sorgfältig recherchierten Hintergründe, was Naturkosmetik und deren mögliche Tricks in der Zusammensetzung betrifft. Weiterführende Informationen zum Thema findet man im Anhang des Buches. Der Kampf zwischen David und Goliath in der Kosmetikbranche wird ausführlich dargelegt und lässt den Leser durchaus kritischer gegenüber vollmundiger Werbung werden. Doch ist das für einen Kriminalroman genug? Der Autorin gelingt es nicht, den Leser ernsthaft zu fesseln. Zwar lässt sich die Geschichte einigermaßen kurzweilig lesen, doch Spannung entwickelt sich zu keiner Zeit. Im Gegenteil: Streckenweise habe ich mich herzhaft gelangweilt, insbesondere beim Breittreten all des privaten und oftmals belanglosen „Gedöns“. Schwer genervt haben mich außerdem die ständigen französischen Einschübe. Wozu sollen die gut sein? Um französisches Flair zu vermitteln? Da würde es genügen, gelegentlich mal ein Wort einfließen zu lassen, aber nicht jede wörtliche Rede mit französischen Ausdrücken zu würzen. Glaubt die Autorin tatsächlich, man würde ständig im Glossar nachschauen wollen? Genauso unangenehm habe ich den Berliner Slang des Vorgesetzten empfunden. Was so aufgesetzt wirkt, verfehlt jegliche Wirkung.
Kurzum: Ein nett erzählter Roman mit vorhersehbarer Handlung, leider ohne jegliche Spannung.