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Veröffentlicht am 23.04.2018

Das ganze Leben ist Wasser

Die Geschichte des Wassers
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Die Geschichte des Wassers, ein Buch, auf das ich mich schon recht lange gefreut habe. Eigentlich bin ich mir bei Bestseller-Büchern bzw. Autoren immer etwas unschlüssig, ob ich wirklich zugreifen mag. ...

Die Geschichte des Wassers, ein Buch, auf das ich mich schon recht lange gefreut habe. Eigentlich bin ich mir bei Bestseller-Büchern bzw. Autoren immer etwas unschlüssig, ob ich wirklich zugreifen mag. Die Geschichte der Bienen steht zumindest hier im Rossmann schon gefühlte Jahre im Regal und obwohl ich es schon immer mal lesen wollte, konnte ich mich bisher noch nicht dazu durchringen es auch wirklich zu kaufen. Nun gut, die Geschichte des Wassers und somit den zweiten Teil der Reihe von Maja Lunde musste ich dann nun endlich lesen.


"Alle Gletscher schmelzen, das wusste ich ja, doch es zu sehen ist trotzdem etwas anderes. Ich bleibe stehen, atme einfach nur ein und aus, das Eis ist noch immer da, aber nicht mehr an der Stelle, wo es früher einmal war."


Zunächst treffen wir in Norwegen auf die 67-jährige Umweltaktivistin Signe im Jahre 2017. Ihre Geschichte ist aktuell, sie blickt zurück auf ihre Kindheit und die 'Anfänge', den Eingriff in die Natur und Umleitung von Flüssen um Strom zu produzieren - Strom für eine wachsende Population und Produktion. Bereits da macht sie sich dank ihres Vaters Gedanken über die Auswirkungen eines trocken gelegten Flusses und setzt sich später dann auch aktiv dagegen ein. Dass andere nun nicht diese Meinung teilen und hierzu auch ihre Mutter gehörte, ist dann das größte Hindernis dieser bzw. unserer Generation ist. "Du sagst, es ist unser Instinkt, für unsere Nachkommen zu sorgen [...]Aber eigentlich sorgen wir nur für uns selbst. Uns selbst und unsere Kinder. Höchstens noch für unsere Enkel. Diejenigen, die danach kommen, vergessen wir. Und gleichzeitig sind wir dazu in der Lage, Eingriffe vorzunehmen, die hunderte Generationen in der Zukunft beeinflussen, die alles zerstören für alle, die nach uns kommen." Signe wird erneut aktiv und will ihrer damaligen großen Liebe, dem Mann, der so dachte wie die alle anderen, die nur an sich und ihren Profit interessiert sind, zur Rede stellen. Doch ihre Reise zu ihm wird schwieriger als erwartet.
Im Gegensatz dazu lernen wir David im Jahre 2041 kennen. Er, der wie viele andere mit dem Auswirkungen des Klimawandels und des fehlenden Süßwassers zu kämpfen hat. Erst als die Stadt beinahe verlassen ist, Brände und südliche Kriege alles bedrohen, erkennt auch er die Notlage und will mit seiner Familie in Richtung der nördlicheren Wasserländer fliehen. Dass auch dies kein einfaches Unterfangen wird, seine Familie mehr oder minder daran auseinanderbricht und eine Notlage zwischen Hoffnung und Verdursten entsteht, wird an dieser Stelle nun noch nicht verraten.


"Und dann schloss ich die Augen und betete zu einem Gott, an den ich nicht glaubte, betete dafür, dass das Meer, wenn ich die Augen wieder öffnete und die Hand hineinstreckte, zu etwas anderem geworden wäre, und meine Finger, wenn ich an ihnen leckte, nach nichts schmecken würden, wie Süßwasser. Wie reines, klares Nichts."


Es ist eine sehr eindrucksvolle Geschichte, eine Idee, dessen Ausmaß eigentlich jedem bereits klar sein sollte. Wasser ist etwas so essenziell wichtiges. Maria Lunde schafft es, in Form eines Romans auf die Auswirkungen vorherrschender Klimaänderungen und Sturheit der Menschheit, die alles beeinflussen will, aufmerksam zu machen.

Nun, es ist kein hoch komplex-literarischer Roman. Man merkt eindeutig, dass es ein Buch für eine breite Zielgruppe gedacht ist und eigentlich ist auch gerade das so mitentscheidend, denn die Auswirkungen von dem was wir tun und das Leben als solches geht uns alle was an. Dass sich die Welt verändert, merken wir bereits heute. Sauberes Trinkwasser zu finden wird teilweise immer schwieriger und doch handelt der Mensch immer noch grob fahrlässig. Dass daraus einmal Lebensmittelknappheit, riesige Unzufriedenheit, Kämpfe und Angst entstehen können, ist heute noch nicht vorstellbar, aber genau auf dies geht der Roman ein. Ich könnte nun eine ganze Umweltdebatte lostreten, aber was ich eigentlich sagen will ... der zweite Teil des "Klima-Quartetts" ist dem Wasser, dem Element aus dem das Leben entsteht und unser aller Leben möglich ist, gewidmet. Ein Element so extrem kostbar, und doch überall um uns herum. Was passiert, wenn die Quelle allen Lebens so langsam versiegt, schildert Maja Lunde total treffend und realistisch. Mit großer Action und herzzerreißenden Liebesszenen kann man in diesem Roman jedoch nicht rechnen. Mir persönlich fehlt ein gewisses Etwas. Ich kann es gar nicht direkt in Worte packen, aber es ist kein so mitreißender Roman, es ist eher eine konstante, konstruierte Geschichte ohne große Spannungsbögen. Dennoch hat dieses Buch zum Denken angeregt und abseits von "Du musst dies und das tun um das Klima zu schützen" auf die Auswirkungen unseres heutigen Handelns gelegt. Und gerade darum habe ich es gern gelesen. Die Geschichte der Bienen wird nun in naher Zukunft folgen und die beiden folgenden Bände werden dann höchstwahrscheinlich auch in meinen Besitz übergehen.


"Wasser hat keine eigene Farbe, es ist die Welt ringsherum, die ihm seine Farbe verleiht, die Spiegelung des Himmels, der Umgebung, Wasser ist nie einfach nur Wasser."

Veröffentlicht am 09.10.2017

Glück ist die Idee von Glück

Herrn Haiduks Laden der Wünsche
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Ein Buch das Glück und Pech vereint - "Herrn Haiduks Laden der Wünsche" von Florian Beckerhoff. Es beginnt als recht ruhige Geschichte. Wir lernen Herrn Haiduk und seinen kleinen Zeitschriften- und Lottoladen ...

Ein Buch das Glück und Pech vereint - "Herrn Haiduks Laden der Wünsche" von Florian Beckerhoff. Es beginnt als recht ruhige Geschichte. Wir lernen Herrn Haiduk und seinen kleinen Zeitschriften- und Lottoladen kennen. Doch diese Ruhe ist plötzlich vorbei, als seine Kundin Alma einen Lottoschein findet. Es war das Gewinnerlos des großen 13 Millionen Jackpots, doch statt es für sich zu behalten, möchte sie den rechtmäßigen Eigentümer finden. Gemeinsam mit Herrn Haiduk und seinem Angestellten Adamo beginnt nun eine spannende Suche.

"Die Situation ist kompliziert, da wir den Gewinner finden müssen, dadurch aber sein Leben zerstören könnten. Wir tragen eine große Verantwortung, verstehen Sie? So ein Glück kann schnell Pech werden ..."

Sie rufen zu einer Art Casting auf. Jeder, der meint, der rechtmäßige Eigentümer zu sein, bekommt die Chance sich vorzustellen. Wir lernen allerhand komisch bis abstruse Charaktere kennen und eine Art Kampf um das große Glück entsteht. Mit viel Witz und ... schafft Beckerhoff den Leser in diese Geschichte mit eintauchen zu lassen und zum Mitfiebern zu bewegen.

"Die Aussicht auf so viel Geld wird die Leute ganz schön verändern, ein bisschen so wie im Flugzeug, wenn sie plötzlich Todesangst kriegen, nur eben andersrum. "

Alles in allem ist es eine eher niedliche Geschichte über Glück und Freundschaft, Neid und Gier. Leider gelingt es dem Autor nicht, meine Begeisterung bis zur letzten Seite aufrecht zu erhalten. Meine Erwartungen waren aufgrund des Klappentextes recht hoch. Das Ende mit der Auflösung, Kehrtwende und dessen Übergang ist für mich einfach nicht optimal und eher enttäuschend. Da der Ausgang der Geschichte eigentlich das Spannendste am gesamten Buch ist, spiegelt sich dies auch deutlich in meiner Bewertung wieder. Schade!

Veröffentlicht am 29.08.2017

Über den Wahn des Krieges, der Liebe und der Psyche

Der große Wahn
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Das 20. Jahrhundert war eine Katastrophe, "oder genauer vielleicht: ein großer Wahn. Womöglich erwachen wir eines Tages und stellen fest, dass es sich um eine psychotische Episode handelte, die wir abschließen ...

Das 20. Jahrhundert war eine Katastrophe, "oder genauer vielleicht: ein großer Wahn. Womöglich erwachen wir eines Tages und stellen fest, dass es sich um eine psychotische Episode handelte, die wir abschließen sollten. Aber von dort aus, wo wir heute stehen, scheint das Ganze kein Ende zu nehmen."
Die Ausprägungen des Wahns, die in diesem Roman zum Vorschein kommen, sind sehr vielfältig, genauso vielfältig, wie die Anzahl verschiedener Szenen und Erinnerungen zwischen denen der Autor umherspringt. Vorrangig geht es um Hendricks, ein Mensch, für den die Einsamkeit Normalität zu sein scheint. Eines Tages erhält dieser einen Brief des ihm bis dato unbekannten Psychiaters und Kollegen Dr. Pereira, der ihn um einen Besuch auf seiner kleinen französischen Insel bittet, einen Nachlassverwalter sucht und in seinen alten Tagebüchern etwas über Hendricks Vater gefunden hat.


Sein Vater hatte ihn schon früh verlassen, eigentlich kann er sich kaum noch an ihn erinnern, so wie an vieles andere. "Von dem, was dann geschah, habe ich bis heute nur ein verworrenes Bild. Viele Jahre lang habe ich versucht, eine Abfolge von Ereignissen zu verstehen, bei der die Zeit zusammenbrach, und bin daran gescheitert."
Durch die Gespräche mit Dr.Pereira arbeitet Hendricks seine verdrängte Vergangenheit und Erinnerungen neu auf. Er geht wieder auf Menschen zu, wird nahbarer und empfänglicher für Gefühle. "Wir dürfen bereits nachgewiesen haben, dass ein Großteil der menschlichen Persönlichkeit durch die Art und Weise geformt wird, wie sie sich erinnert. Wohlgemerkt, nicht an was sie sich erinnert, sondern wie sie sich erinnert."

Wir bewegen uns zwischen Kriegserlebnissen, Wiedersehen alter Freunde, Arbeit, psychischen Erkenntnissen, beruflichen Vorhaben und Zielen, Sex, Vorlieben und Beziehungen zu verschiedenen Frauen ... die Anzahl der behandelten Themen ist gar riesig. Die immer wieder einfließenden psychiatrischen Erkenntnisse und Erforschungen der damaligen Zeit sowie tiefgründigen Abschnitte über das Leben und die Psyche machen dieses Buch zu etwas Besonderem. Sebastian Faulks schafft es innerhalb kurzer Zeit eine mitfiebernde Spannung zu erzeugen. Die Beschreibungen des Krieges gegen die Deutschen sind sehr intensiv und bildhaft, allerdings widmen wir uns danach wieder anderen Themen und die Spannung ist mehr oder weniger schlagartig verflogen. Manchmal hat man das Gefühl, es wäre eine reine Abarbeitung von Themenkomplexen und Einschüben, die dem Autor immer mal wieder einfallen. Es ist leider kein thematisch fokussierter und aufeinander aufbauender Roman, was das Verständnis etwas erschwert. Des Weiteren empfinde ich Hindricks "Liebeswahn" und die Beschreibungen weiblicher Schenkel auch eher störend als unterstützend. Alles in allem ist es ein guter Roman, der allerdings noch viel mehr Potenzial gehabt hätte.

Veröffentlicht am 12.12.2023

Vom Bleiben und Verschwinden

Hinter der Hecke die Welt
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Vor einer Weile habe ich Johanna Sebauers Roman "Nincshof" gelesen und war sehr begeistert von dieser eher unterhaltsamen Geschichte in der eine kleine Gruppe alles dafür tut, damit ein Dorf von der Landkarte ...

Vor einer Weile habe ich Johanna Sebauers Roman "Nincshof" gelesen und war sehr begeistert von dieser eher unterhaltsamen Geschichte in der eine kleine Gruppe alles dafür tut, damit ein Dorf von der Landkarte und aus dem Gedächtnis der Menschen verschwindet. Abgeschiedenheit gilt hier als eine Art Flucht vor einer verrückten, anstrengenden Welt. Im Herbst erschien nun mit Gianna Molinaris Roman "Hinter der Hecke die Welt" sowas wie ein entsprechendes Pendant. Die Geschichte ist schnell erzählt, denn in ihrem Buch liegt der Fokus auf einem Dorf, das immer weiter schrumpft. Ein Dorf, in dem die (verbliebenen) Kinder Pina und Lobo nicht wachsen, vieles stehengeblieben scheint und in dem "das Aufregendste, was geschieht, das Wachsen der Pflanzen ist." So wie eben jene Hecke am Westrand, die Tourist*innen in den Ort lockt und alles irgendwie am Leben hält.
"Wie die Hecke ins Dorf gekommen war, wusste niemand. Vielleicht war zuerst die Hecke da gewesen und erst dann das Dorf. Vielleicht wurde die Hecke zur Abwehr des Windes gepflanzt, der hier fast immer über die Dächer der wenigen Häuser zog und ohne Hecke noch wildere Wege ginge. Vielleicht wurde sie aus ästhetischen Gründen gepflanzt oder als Sichtschutz, wobei unklar blieb, welchen Blick sie hätte verbergen sollen, den Blick nach draußen ins Umland oder den Blick von Dort ins Dorf."

Oder vielleicht ist die Hecke auch etwas, was die Welt zurückhält und gerade deshalb so viel Faszination ausübt - für die beiden Kinder des Dorfes, die von der Welt dahinter abgeschirmt aufwachsen und gleichzeitig von ihr angezogen werden, sowie von eben jenen Besuchern, die mit dem Bus ins Dorf gebracht und nach ein paar Fotos und Schritten um die Hecke wieder weggebracht werden. Was jedoch immer bleibt, egal, was passiert, ist die Angst vor dem Verschwinden.

Und gerade diesen Gedanken, der mit der Natur bzw. Hecke steht und fällt, fand ich unglaublich spannend. Die Angst vor Verschwinden, vor einer sich wandelnden Welt, vielleicht sogar der Zukunft im Allgemeinen. Molinari nähert sich auf zwei verschiedenen Ebenen dem Wandel der Natur oder dem Versuch des Menschen die Oberhand über die Natur zu gewinnen. Einerseits lernen wir die Geschichte aus Sicht der Kinder kennen, die in diesem aussterbenden Dorf leben. Und dann ist da noch Pinas Mutter.

"Pinas Mutter Dora lebte auf einem Forschungsboot in der Arktis. Sie sammelte dort zusammen mit einer Meeresforscherin Sedimentproben vom Meeresgrund, um daraus Informationen herauszulesen, über das Schmelzen der Gletscher, über die Veränderung des Klimas, über das Verhalten der Gletscher im veränderten Klima."

Es sind die leisen Töne, die großen Bilder und Anekdoten, die diesen Roman ausmachen. Der Mensch kämpft gegen die Veränderung an und ist doch so hilflos. Die schmelzende Arktis, Brände, die Gefährdung von Bäumen oder eben Hecken, das Zurückdrängen und Töten von Tieren steht in Beziehung zum Leben der Menschen bzw. in diesem Fall eines ganzen Dorfes. Und das ist dann auch schon fast alles, was man darüber erzählen kann, so wie eben auch dieser Ort in wenigen Worten beschrieben ist. Ich empfand dieses Buch weniger mitreißend, recht überschaubar und auch sehr konzentriert auf die (Nicht-)Veränderung.
Obwohl ich nun nicht behaupten würde, dass es ein Lesehighlight geworden ist, macht Molinari sehr bewusst darauf aufmerksam, wie wir mit der Natur, unserer Grundlage umgehen und wie abhängig wir zeitgleich von ihr sind. Und das ist dann vielleicht auch schon der Punkt in diesem Buch und entweder findet man sich darin oder sehnt sich nach anderem, aufregenderem hinter der Hecke.

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Veröffentlicht am 30.11.2023

Tolle Geschichte, mit Abzügen

Marschlande
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Was "Marschlande" von Jarka Kubsova betrifft, bin ich sehr zwiegespalten. Denn einerseits hat mich die Geschichte rund um Abelke und ihren Hof sofort mitgerissen und durch dieses Buch getragen. Andererseits ...

Was "Marschlande" von Jarka Kubsova betrifft, bin ich sehr zwiegespalten. Denn einerseits hat mich die Geschichte rund um Abelke und ihren Hof sofort mitgerissen und durch dieses Buch getragen. Andererseits nervte mich Brittas Erzählstrang schon von Beginn an wahnsinnig. Diese Naivität, diese überraschenden, teils aus dem Hut gezauberten, Vorfälle und diese übertriebenen Emotionen... fand ich, ehrlich gesagt, sehr schlimm. Hätte ich Brittas Erlebnisse nicht teilweise nur überflogen, hätte es mir sicherlich auch die Freude an diesem Roman genommen. Ich habe zwar verstanden, dass Kubsova die damaligen Geschehnisse und Abelkes Erlebnisse von übler Nachrede, Vertrauen und Trennung und Co in die heutige Zeit überführen wollte, aber in dieser Form und mit Brittas Nachforschungen in Kombination mit diesen unglaubwürdigen Entwicklungen im Ort und mit ihrer Familie ergab es leider kein rundes Gesamtbild. Dennoch hat sie damit sehr gut gezeigt, welche Auswirkungen Neid, Gier und Missgunst haben können und konnten. Und wie schnell so ein Gerücht oder besser gesagt die Zuschreibung "Hexe" die Runde macht, nur weil sich jemand etwas nicht erklären kann oder wahr haben will und wie schnell so ein losgetretenes Feuer einen Menschen zu Fall bringt, insbesondere, wenn es sich dabei um eine Frau handelte, beweist Abelkes Erzählstrang mit einer ungeheuren Kraft. Übertragen in die Neuzeit wäre Mobbing wohl das passende Pendant dazu, zwar ohne Scheiterhaufen - ein Glück - dafür ähnlich schlimm.
Ob es nun sinnvoll ist, die Schlussszene bereits an den Anfang zu stellen und somit Abelkes Verurteilung vorwegzunehmen oder gerade dies neugierig macht, möchte ich an dieser Stelle nun nicht ausdiskutieren. Dieser Roman hat schon viel lesenswertes und lebt von den historischen Gegebenheiten mit denen sich Kubsova sehr intensiv auseinandersetzte. Ein bisschen mehr damals, ein bisschen weniger heute oder nur Abelkes Geschichte hätte mir voll und ganz ausgereicht und vielleicht wäre es dann mein Lieblingsbuch des Herbstes geworden, aber so habe ich's dann doch lieber weitergereicht.

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