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Veröffentlicht am 20.05.2019

Auf in ein langweiliges Abenteuer!

Dschungel
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Von Friedmann Karigs "Dschungel" hatte ich recht viel erwartet und wurde dann leider sehr enttäuscht. Dies liegt vielleicht bereits daran, dass die Grundidee seines Buches annähernd mit Doris Knechts neuem ...

Von Friedmann Karigs "Dschungel" hatte ich recht viel erwartet und wurde dann leider sehr enttäuscht. Dies liegt vielleicht bereits daran, dass die Grundidee seines Buches annähernd mit Doris Knechts neuem Roman "weg" übereinstimmt. Während bei ihr die Tochter nach Kambodscha abhaut, ist es hier der beste Freund des Protagonisten. Felix ist weg, einfach verschwunden, ohne irgendeine Nachricht hinterlassen zu haben. Und natürlich muss er nun seinen Kumpel suchen, er hat zwar Angst loszulassen und sich einfach treiben zu lassen, aber er tut dies für seinen besten Freund und dessen Mutter, die ihn auf die Reise schickt. Und dafür setzt er nun einfach alles aufs Spiel... seinen Job, seine Beziehung mit Lea, sein Leben. Er verrennt sich in kleinsten Hinweisen, durchforstet Kambodscha, das Land der Menschen aus aller Welt, die einfach alles zurücklassen wollten und hier unabhängig und frei aufblühen. Er verfolgt jeden Hinweis, trifft Leute mit denen Felix zutun hatte und eine wilde Schnipseljagd zwischen Kindheitserinnerungen, Hoffnung und Realität beginnt.

"War es das wert? Ein Leben verlieren, um ein neues zu bekommen? Was war es überhaupt wert, wenn ich erst herkommen musste, um es zu sehen? Um unsere ganze Geschichte erzählen zu können?"

Normalerweise hätte ich die Geschichte sicherlich toll gefunden, aber ich hab hier weder sprachlich noch inhaltlich etwas wirklich fesselnd, rasantes entdecken können. Karigs Figuren bleiben für mich auch nach Beendigung des Romans eher schleierhaft, fremd und überhaupt nicht greifbar. Einer ist ein Schisser, der andere ein Draufgänger und beide leben eher in ihrer eigenen Welt. Die Geschichte entwickelt sich auch eher langsam, hat zahlreiche Längen und Karig driftet immer mal wieder ab. Das hat dann leider auch dazu geführt, dass ich recht schnell die Lust verloren habe. Mir fehlte da einfach die Nähe und auch sprachlich irgendeine Besonderheit. Karig schreibt zwar sehr klar, erzeugt einzelne sehr interessante Bilder, aber auch nicht mehr. Ich würde beinahe sagen, dass die Geschichte bis auf die Angst, dass er seinen Freund verliert, recht kühl gehalten ist. Es stehen alle Möglichkeiten offen und trotzdem verrennt sich der Protagonist in seinem eigenen Ding. Auch die Spielerei mit den Erinnerungen fand ich zwar einzeln nett, aber den wirklichen Sinn daran konnte ich leider auch nicht feststellen. Es gibt an den Haaren herbeigezogene Hinweise, die sich dann immer mal wieder mit dem darauf folgenden Kapitel decken, aber dieses Sprunghafte macht es für mich sehr, sehr schwierig. Wahrscheinlich ist dies eher so eine Art 'Draufgänger'-buch und daher mag der aktuelle Hype etwas gerechtfertigt sein, für mich hingegen war es einfach zu platt.

Veröffentlicht am 31.07.2018

Der Drang nach Vollkommenheit

Der Duft des Lebens
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Während es in ihrem ersten Buch eher um das Finden zu sich selbst und der Suche nach dem Glück ging, handelt Clara Maria Bagus zweites Buch "Der Duft des Lebens" hauptsächlich von der Vergänglichkeit des ...

Während es in ihrem ersten Buch eher um das Finden zu sich selbst und der Suche nach dem Glück ging, handelt Clara Maria Bagus zweites Buch "Der Duft des Lebens" hauptsächlich von der Vergänglichkeit des Lebens. Wir lernen Aviv kennen, der seine eigentliche Mutter bereits mit seiner Geburt verlor und in einer nahezu wundervollen Ersatzfamilie aufwuchs. Er schien ein recht unbekümmertes Leben geschenkt bekommen zu haben und unterstützt seinen Ersatzvater stets in der Glasbläserei. Eines Tages gibt ein unheimlicher Doktor namens Kaminski eine Bestellung von 50 Glasfläschchen auf. Doch diese möchte er nicht nur aus Spaß besitzen. Er sammelt Seelen oder besser gesagt das Seelenkondensat der verschiedenen Menschen. Er möchte die Beschaffenheit erforschen, den Duft der Seele konservieren und nur das Beste jeder einzelnen Seele für sich selbst nutzen, denn er fühlt sich schwarz, leer und kaum noch existent.

"Auf was richten wir denn unseren Blick? Sind es nicht oftmals kranke Ziele? Genährt durch die falschen Ideale unserer Zeit? Schnell sind wir bloß noch Marionetten unserer unendlichen Wünsche..."

Der Wunsch nach Vollkommenheit führt Kaminski an den Rand dunkler Machenschaften. Während er zunächst noch abwartet, bis der Tod gekommen war, macht er nun einfach keinen Halt mehr. Als seine Machenschaften jedoch auch Avivs Leben betreffen und er Kaminski auf die Schliche kommt, beginnt ein Wettlauf mit der Zeit...

"Überall gibt es Scheusale. Daher sind Menschen wie du so wichtig, die einen Unterschied machen und etwas wagen. Ein Stück weit tragen wir alle die Verantwortung, das Gute in der Welt zu bewahren und sie zu einem friedvollen Ort zu machen."

Ach ja... eigentlich tut es mir in diesem Fall wirklich Leid sagen zu müssen, dass ich das Buch zwar gerne gelesen habe, aber es kommt an ihr Erstlingswerk nicht ansatzweise. Viel zu gestellt und voraussehbar. Die einzelnen Aussagen zwischen den Zeilen und ihre einfache, nicht esoterische oder belehrende Sprache mag ich sehr, aber an der Geschichte hapert es recht häufig. Aviv scheint alles mögliche ahnen zu können oder zu wissen, es geschehen komische 'Zufälle' und generell argh, nein, ich bin einfach kein Freund der Geschichte. Man erahnt einfach jeden noch so kleinsten Schritt und so kommt weder Spannung, noch Freude, noch irgendetwas anderes auf.
Allen, die eine wirklich schöne Fabel oder kleines Märchen lesen/verschenken wollen oder gerne mal Bücher von Sergio Bambaren oder John Strelecky lesen, empfehle ich "Vom Mann, der auszog, den Frühling zu suchen." mit bestem Gewissen, aber hier tut man sich einfach keinen große Gefallen. Schade.

"Manchen von uns wird es leicht gemacht, die Spitze der Nadel zu sein, die in den Stoff sticht. Andere bleiben ein Leben lang das Ende der Nadel, das am Faden hängt."

Veröffentlicht am 01.04.2018

Am Anfang war der Berg oder das Meer oder wie nun?

Alles was glänzt
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"Von nun an war das Glänzen im Inneren des Berges nicht mehr zu beruhigen, es leuchtete bis hinunter ins Tal. aus der Ferne sah es aus wie ein Glitzern, das im Tageslicht aufstaubte. Er funkelte ach nachts ...

"Von nun an war das Glänzen im Inneren des Berges nicht mehr zu beruhigen, es leuchtete bis hinunter ins Tal. aus der Ferne sah es aus wie ein Glitzern, das im Tageslicht aufstaubte. Er funkelte ach nachts in Grün bin Dunkelblau, fast schwarz."

Alles was glänzt von Marie Gemillscheg handelt von der Geschichte eines Berges, eines Ortes mit samt seiner verbliebenen Bewohner im Umbruch. Einst wurden im Berg Erz abgebaut und Touristen überfluteten die Gegend. Doch nun scheint alles im Wandel zu sein und der Berg scheint bald einzustürzen. Es kann nicht mehr lange dauern, erste Risse auf Wiesen eröffnen sich und neulich erst ist Martin auf mit seinem Auto auf dem Berg umgekommen. "Es trifft uns mitten ins Herz" und dies beteuert nicht nur der Bürgermeister mehrere Male. Eine Geschichte übers Bleiben und Gehen, Beobachten und Hoffen...

"Wer durch den Ort geht, der weiß: Hier ist was passiert. Noch immer kommt jeden Morgen der Schulbus, bleibt stehen, fährt weiter. Das Licht im Kiosk geht an, und die Glocke im Schichtturm schlägt.
Aber jetzt schläft alles. Alles ist dunkel."

Eigentlich weiß ich gar nicht so recht was ich von diesem Roman halten und über ihn schreiben soll. Er wirkt für mich nicht zu Ende gedacht, nicht gradlinig, emotionslos distanziert und für mich nicht passend. Vielleicht ist es auch nur mein aktueller Eindruck und irgendwann fände ich das gerade toll. Was zunächst noch als eine interessante Mischung aus vielschichtigen Gedanken und Ereignissen zusammengesetzt war, machte für mich das Lesen nach und nach schwieriger und ich verlor die Lust an der Geschichte. Mehrfache Wiederholungen und nicht abgeschlossene Gedanken und Gedankensprünge kamen hinzu. Dieser Roman hat ein total tolles, reduziertes Cover und ein paar tolle Zwischenkapitel, aber das waren dann leider auch schon meine einzigen Highlights an diesem Buch. Vielleicht hat mich auch einfach der Glanz nicht erreicht. Schade!

"Normalerweise gehen jetzt Lichter an, und dann wird die Geschichte vom Blintelmann erzählt, wie er die Sonne über dem Ort fallen lässt, aber das ist kaputt gerade"de"

Veröffentlicht am 12.11.2017

Ein Fantasy-Roman voller Fragen und Geschichten

Ein Reif von Eisen
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Mit den Königschroniken - ein Reif von Eisen eröffnet Stephan M. Rother uns eine Welt voller Machtkämpfe, Prophezeiungen, Intrigen und tiefer Verbundenheit. Die detailreiche und sehr bildlich, historische ...

Mit den Königschroniken - ein Reif von Eisen eröffnet Stephan M. Rother uns eine Welt voller Machtkämpfe, Prophezeiungen, Intrigen und tiefer Verbundenheit. Die detailreiche und sehr bildlich, historische Sprache macht dieses Buch zu etwas Besonderem. Und...

"Was die Rabenstadt aber tatsächlich uneinnehmbar machte, war nichts von alledem. Was sie von allen anderen Städten und Burgen der bekannten Welt unterschied, war die heilige Esche. Die Stadt war wenige um den Baum herumgewachsen. Der Baum war die Stadt."

Die Blätter des heiligen Baumes beginnen jedoch zu welken und Schädlinge machen sich breit. Die Götter zürnen und ein Machtwechsel steht kurz bevor, doch Stammesfürst Morwa der seine ganze Kraft dafür einsetzt den Norden zu einen, steht vor einer großen Entscheidung. Welcher seiner Söhne soll den Reif aus Eisen bekommen?
Auf der Suche nach ihrer Schwester fällt Leyken in die Hände von Söldnern. Sie wird gefangen genommen und muss nun im Kerker um ihr Leben fürchten. Doch nicht nur das, sie erhält eine ganz besondere Mission und lernt Rabenstadt auf eine ganz andere Weise kennen. Kann sie helfen die heilige Esche und das Volk zu beschützen?

"Der Zorn der Vergessenen Götter ließ sich nicht länger beschwichtigen, und die Häuser der Reichen haben die Hütten der Armen unter sich zermalmt. Die gesamte Stadt bezahlt nun den Preis, den einige wenige ausgehandelt haben."

Dieser Roman ist von einer sehr vielschichtigen Natur, so springen wir von Geschichten und Handlungen zwischen Sölva, Leyken, Morwa und Pol etwas hin und her. Eigentlich war ich vom Klappentext mehr als begeistert, doch die Geschichte kann für mich nicht richtig Fahrt aufnehmen und am Ende zielt dieses Buch einfach zu sehr auf einen nachfolgenden Teil ab. Es bleiben viele Fragen und Möglichkeiten offen. Pols Weg fand ich von allen Protagonisten mit unter am spannendsten, doch grade dieser bleibt offen. Die Geschichte als solches greift verschiedene Themen von Mystik, Altertum, Machtkämpfen der einzelnen Völker und Stämme, Gottheiten auf. Sobald sich alles um ein Schachspiel drehte, erinnerte mich die Geschichte etwas zu stark an Harry Potter. Obwohl ich solche Romane gerne zwischendurch lese, fand ich diesen sehr unruhig und unrund. Mein Lesefluss kam häufig ins Stocken, sodass das Lesen teilweise auch gar keinen Spaß mehr machte. Vielleicht kann der im Januar erscheinende zweite Teil helfen das Gesamtbild zu vervollständigen, dennoch bin ich mir eher unsicher, ob ich diesen lesen werde.

"Deine Vaterstadt braucht dich. In der Stunde höchster Not erhälst du Gelegenheit, ihr einen Dienst zu erweisen, und dein eigener, stolzer Ziehvater legt dir ans Herz, die Reise zu wagen. Wer wird da noch zögern?"

Veröffentlicht am 28.08.2017

Von Schregeln und Glücksziplinen

Lebe nach deinen eigenen Regeln
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"Lebe nach deinen eigenen Regeln" oder lerne Vishen Lakhianis Gesetze und Anregungen kennen. Von Ratgebern kann man ja immer halten, was man mag - entweder passt es zu einem und seiner Lebensansicht oder ...

"Lebe nach deinen eigenen Regeln" oder lerne Vishen Lakhianis Gesetze und Anregungen kennen. Von Ratgebern kann man ja immer halten, was man mag - entweder passt es zu einem und seiner Lebensansicht oder eben nicht. Dieses Buch war für mich allerdings eine große Herausforderung. Den Autor würde ich schon als eine Art Guru betrachten, der weiß, worüber er spricht und was er vermitteln möchte. Allerdings eckt er mit seiner Einstellung häufig bei mir an, sodass es zunächst eher eine Art Hassliebe wird. So ist auch seine Einstellung gegenüber Religion für mich etwas kontrovers zu sehen. So werden in Kapiteln wie "Die Lügen, die wir glauben wollen", "Die Merkwürdigkeiten der Kultur" oder "Wie sich unsere Überzeugungen auf Aussehen und Gesundheit auswirken" Behauptungen und Zusammenhänge aufgestellt, denen ich überhaupt nicht folgen kann und auch nich als richtig erachte. Vieles kann man in verschiedenen Richtungen deuten und hier versucht der Autor ganz klar uns von seiner, doch etwas fraglichen, zu überzeugen.


Das Buch ist in 4 grobe Abschnitte geteilt, von denen für mich gerade mal zwei entscheidend sind und mit denen man auch arbeiten kann. Es ist großteils leider ein 'in den nächsten Kapiteln werden wir folgendes betrachten'-Verweis oder eine Art Selbstdarstellung mit Eigenwerbung für das, was Lakhiani in seinem Leben bisher aufgebaut hat. Teilweise schildert er sehr überspitzt seine Ansichten, welches zum Denken und Aufregen einlädt. Es ist dadurch auch kein klassischer 'ich erarbeite mit Dir etwas'-Ratgeber wie man ihn hier erwarten würde.


Ich bin ein großer Freund seines Glücksziplinsystems, welches den Ursprung in Dankbarkeit, Vergebung und Geben sieht. Seine Unterscheidung zwischen Zweckzielen und Bestimmungszielen sowie sein 3-teiliger Bauplan der Seele sind durchaus gut durchdacht und greifbar. Das Wesentliche dieses Buch bildet für mich jedoch erst der Anhang mit seinen "Tools für die Reise" - Zusammenfassung und Anwendungen.


Insgesamt komme ich so zu dem Schluss, dass man dieses recht mächtige Werk sehr stark auf nur einzelne Kapitel reduzieren kann, die dann auch recht hilfreich daherkommen. Was man daraus macht und wie man damit umgeht und ob man bestehende Regeln durch seine vorgeschlagenen Gesetze und Worterfindungen ersetzt, ist dann wiederum jedem selbst überlassen.