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Veröffentlicht am 07.08.2021

solider Thriller mit kleinen Schwächen

Die Verlorenen
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Seitdem Jonahs Sohn Theo verschwunden ist, ist für ihn nichts mehr, wie es einmal war. Obwohl inzwischen zehn Jahre vergangen sind, beschäftigen ihn die schlimmen Ereignisse, die Ungewissheit nagt an ihm ...

Seitdem Jonahs Sohn Theo verschwunden ist, ist für ihn nichts mehr, wie es einmal war. Obwohl inzwischen zehn Jahre vergangen sind, beschäftigen ihn die schlimmen Ereignisse, die Ungewissheit nagt an ihm und die Schuldgefühle sind sein ewiger Begleiter. Etwa genauso lange hat der Ermittler einer bewaffneten Spezialeinheit der Londoner Polizei keinen Kontakt mehr zu seinem ehemaligen besten Freund. Als dieser sich überraschend bei ihm meldet, gibt es für Jonah keinen Zweifel: er kommt der Bitte von Gavin nach und begibt sich zu dem ausgemachten Treffpunkt. Was ihn dort jedoch erwartet, wird sein Leben erneut auf den Kopf stellen…

Der Großteil des Buches spielt in der Gegenwart, zwischendurch gibt es jedoch auch Rückblicke in die Vergangenheit, die dazu dienen, einige Zusammenhänge herzustellen und zu zeigen, welche Geschehnisse die Charaktere geprägt haben, welche Verbindungen und Verknüpfungen es zwischen ihnen und auch einigen der Ereignisse gibt oder geben könnte. Dadurch bekommt man vor allem zu Jonah noch einen intensiveren Bezug und versteht, welche Dinge vorgefallen sind, die ihn auch nach zehn Jahren noch nicht loslassen. Aber auch einige der anderen Personen spielten in der Vergangenheit bereits eine Rolle. Die meiste Zeit begleitet man den Protagonisten Jonah Colley, um den sich das Hauptgeschehen rankt. Perspektivwechsel ermöglichen es jedoch auch, einige andere Einblicke zu bekommen, an denen der Polizist nicht beteiligt ist.

Im Verlauf der Geschichte setzen sich Stück für Stück die Hinweise und Beweise zusammen, die am Ende dann zur Auflösung des verstrickten Falles führen. Durch einige Ungereimtheiten, Möglichkeiten und fehlende logische Erklärungen rückt auch Jonah immer wieder selbst in den Mittelpunkt der Ermittlungen. Jonah selbst hält sich allerdings auch nicht immer an die Vorschriften und Regeln, was es für die anderen Polizisten nicht leicht macht, mit ihm zu arbeiten und zu wissen, inwieweit sie ihm vertrauen und glauben können. Für Jonah steht dadurch schnell mehr auf dem Spiel, als er zu Beginn erwartet hätte.
Insgesamt gesehen war der Stil von Simon Beckett angenehm zu verfolgen. Es gab einige Überraschungen und Offenbarungen im Laufe des Buches, andere Dinge kamen jedoch nicht unbedingt unerwartet. Das Tempo innerhalb der Geschichte war unterschiedlich. Einige Passagen waren sehr turbulent und temporeich, die Ereignisse überschlugen sich, es wurde teilweise ziemlich brutal und blutig. In anderen Abschnitten war es deutlich ruhiger und man hatte das Gefühl, es geht nicht so ganz voran, auch wenn einige Ermittlungen und Recherchen natürlich auch einfach Zeit benötigen. Zusätzlich ausgebremst wurde Jonah durch seine schwere Verletzung, die ihn für meinen Geschmack manchmal jedoch eigentlich noch zu wenig beeinflusst hat, wenn man bedenkt, was er immer wieder und immer wieder einstecken musste. Trotzdem war es insgesamt auf jeden Fall interessant Colley zu begleiten, auch wenn er als Beteiligter die Ermittlungen nicht offiziell führt. Je nachdem auf wen er getroffen ist, hat sich dann auch sein Verhalten geändert und man hat hin und wieder auch ein paar privatere Einblicke bekommen. Viele der anderen Charaktere sind eher blass geblieben, was in einem Thriller allerdings auch nicht komplett ungewöhnlich ist. Von Kommissar Fletcher, der die Aufklärung des Falles leitet, bekommt man hingegen einen recht genauen Eindruck: er ist ein absolutes Ekelpaket, für den ich keine Sympathie entwickeln konnte, aber vermutlich soll man das auch nicht.
Manche der Gespräche haben mir richtig gut gefallen, es gab auch hin und wieder schlagfertige Auseinandersetzungen, sehr deutliche Worte und dadurch in die Enge getriebene Figuren auf unterschiedlichen Seiten. Leider waren andere Dialoge dagegen etwas platt und mir zu nichtssagend. Ich kann noch gar nicht mal genau sagen, ob das jetzt nur inhaltlich war oder ob es daran lag, dass mir kleinere Passagen zu emotionslos gelesen waren. Teilweise kam für mich die Stimmung nicht besonders intensiv rüber, ich konnte mich nicht so richtig einfinden und einfühlen und dadurch ist die Atmosphäre zwischenzeitlich auf der Strecke geblieben. Das war nicht dauerhaft der Fall und an sich hat mir die Klangfarbe des Sprechers auch gut gefallen. Die Stimme passte für mich zu dem Protagonisten und durch Anpassungen in der Tonlage, dem Sprechtempo und der Betonung waren die unterschiedlichen Personen gut voneinander zu unterscheiden. Es hätte jedoch einfach noch düsterer, bedrückender und bedrohlicher an der einen oder anderen Stelle sein können, da ich den Eindruck hatte, dass der Text das eben durchaus hergibt und man es beim selbstlesen vielleicht auch anders empfunden hätte. Ich würde daher sagen, für mich ist bei der Hörbuchumsetzung in einigen Abschnitten ein bisschen Atmosphäre auf der Strecke geblieben, auch wenn mir andere Passagen wiederrum gut gefallen haben.
Fazit

Insgesamt gesehen war es kein schlechter Thriller. Es gab spannende und turbulente Passagen, auch blutige und brutale Momente, Verstrickungen und Überraschungen, auch wenn nicht jede Wendung völlig aus dem Nichts kam. Für Jonah Colley wurde es zu einem ziemlich persönlichen Fall, der ihn auf unterschiedliche Art und Weise gefordert und an seine Grenzen gebracht hat. Vielleicht lag es an der Kürzung im Hörbuch, vielleicht auch an der Handlung selbst, an einigen Stellen wirkte es für mich nicht hundertprozentig stimmig und rund und leider sind für mich in manchen Dialogen, aber teilweise auch in anderen, kleineren Szenen die Emotionen und die unheimliche Atmosphäre etwas auf der Strecke geblieben.

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Veröffentlicht am 11.04.2021

spannend, aber auch viel Gefühlschaos/3,5-4 Sterne

Stolen 2: Verwoben in Verrat
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Achtung: zweiter Band! Meine Rezension kann kleine Spoiler enthalten. Vorwissen zum Lesen der Fortsetzung notwendig.

Abby hatte zwar keine besonders große Lust auf ihren Aufenthalt in Darkenhall, was ...

Achtung: zweiter Band! Meine Rezension kann kleine Spoiler enthalten. Vorwissen zum Lesen der Fortsetzung notwendig.

Abby hatte zwar keine besonders große Lust auf ihren Aufenthalt in Darkenhall, was sie seit ihrer Ankunft dort erlebt, sprengt allerdings alle ihre Befürchtungen und Erwartungen bei weitem. Die Schule und Kurse zum „auf die richtige Bahn bringen“, spielen eher eine untergeordnete Rolle, obwohl sie genau dafür dort sein sollte. Seitdem sie die Tremblay Brüder kennengelernt hat, steht ihr Leben Kopf, ihr Herz fährt Achterbahn und es wird mit jedem Tag schlimmer. Die Ereignisse lassen sie zweifeln und bald weiß Abby nicht mehr, wem sie überhaupt noch trauen kann. Wer steht auf ihrer Seite? Wer kämpft für die gleichen Ziele? Wer kann sie unterstützen, wer wird sie nur ausnutzen? Und kann sie eigentlich ihren eigenen Gedanken und Gefühlen noch trauen?

Der erste Band endet an einer sehr spannenden Stelle, so dass ich sehr neugierig war, wie es wohl weitergehen würde. Zunächst taucht man auch kurz in die turbulenten Ereignisse wieder ein, bevor es dann deutlich ruhiger wird und das gesamte Gefühlschaos mehr Raum einnimmt. Besonders das erste Drittel der Geschichte ist geprägt von den aufgewühlten, teilweise manipulierten Emotionen, die vor allem in Abby, aber auch in einigen der anderen Figuren wüten. Diese Thematik ist nicht unwichtig für den Verlauf und den Fortgang der Handlung, insgesamt war es mir persönlich aber doch fast etwas zu viel. Die Dreiecksgeschichte nimmt sehr viel Platz ein, immer wieder wird es neu entfacht, auch wenn man zwischendurch dachte, dass es nun eine „Klärung“ der Situation gibt. Dass die Gefühle, Empfindungen, Gedanken, Zweifel, Hoffnungen und Erwartungen eine Rolle spielen, finde ich sehr verständlich und es hat auch einen direkten Bezug zur Handlung und Auswirkungen, nur in der Fülle war es mir einfach etwas zu intensiv. So zog sich das erste Drittel des Buches leider ein wenig und ich hatte den Eindruck, in der Hauptstory nur wenig voranzukommen. Mit dem Voranschreiten der Geschichte wurde es dann aber auch wieder turbulenter und ereignisreicher, die Verstrickungen zwischen den Charakteren nehmen zu und die Dinge, die passieren, haben Auswirkungen an unterschiedlichen Stellen. Dabei scheint allerdings jede Figur ihre ganz eigenen Absichten zu verfolgen und so muss man sich irgendwann fragen, wem man eigentlich trauen kann und wer nur Interesse und Zusammenhalt vorspielt, bevor er sich dann seinen persönlichen Zielen widmen wird.

Wie auch im ersten Band sind unterschiedliche Perspektiven enthalten. Der Wechsel zwischen diesen sorgt für eine schöne Dynamik und sorgt teilweise für eine Steigerung der Spannungsmomente. Während man Abby aus der Ich-Perspektive begleitet, werden die anderen Figuren von einem personalen Erzähler übernommen. So ist man besonders intensiv bei der jungen Protagonistin, deren Welt im Moment ziemlich Kopf steht und die an unterschiedlichen, besonders emotionalen Fronten, kämpfen muss. Ich fand es jedoch auch interessant die anderen Charaktere zu begleiten. Dadurch werden die Zusammenhänge und Verstrickungen noch greifbarer und verständlicher, teilweise erlangt man einen Wissensvorsprung, der das weitere Verfolgen der Handlung jedoch nicht langweilig macht und man erhält zusätzlich auch noch Einblicke in die Gedanken- und Gefühlswelt einiger Figuren, wodurch man sie besser kennenlernen kann. Auch wenn es das nicht immer einfacher macht, sie richtig einschätzen zu können. Einige der Charaktere kennt man bereits aus dem Auftakt, darüber hinaus gibt es aber noch weitere Figuren, die nun mehr in den Mittelpunkt rücken oder ganz neu dazu kommen. So entsteht eine bunte Mischung, die für einiges an Turbulenzen, Streitigkeiten, aufgewühlten Gefühlen und unbändigem Verlangen – vor allem nach kraftvollen Weben- sorgt.
Besonders faszinierend finde ich nach wie vor all die Aspekte rund um die unterschiedlichen Weben, die in den Menschen vorkommen. Zu dem Thema erfährt man jetzt auch noch mal mehr, als im Auftakt der Reihe, was mir gut gefallen hat. Seelen-, Herz- und Erinnerungsweben haben unterschiedliche Funktionen und kommen bei jedem in verschiedener Kombination und Intensität vor. Was die Weben mit den Trägern machen, was passiert, wenn man sie verliert und was sie in denen auslösen, die sie aufnehmen, wird nun noch intensiver präsentiert, so dass mehr Zusammenhänge klar werden.

Am Ende des Buches war ich irgendwie hin und hergerissen. An sich mag ich den Schreibstil von Autorin Emily Bold. Sie verknüpft unterschiedliche Themen, hat einige Zusammenhänge aufgedeckt und ich bin sehr gespannt, wie es nun weitergehen wird, wer auf welcher Seite steht und an welcher Front weiter mitkämpft, wer wen hintergeht und was am Ende vielleicht noch mal ganz anders ist, als es bisher scheint. Ich mochte auch die kleinen Rückenblenden, die schön in das aktuelle Geschehen eingebunden waren und die turbulenteren Ereignisse, die nach dem ruhigeren ersten Drittel kamen. Die Intensität an Gefühlschaos war mir allerdings zu viel, teilweise sind die Figuren sehr sprunghaft und damit weniger greifbar, wobei man teilweise eben auch verstehen kann, wieso es ihnen so schwer fällt, was sie umtreibt und wie schwierig es für sie sein muss, mit ihren Fähigkeiten und dem Wüten klar zu kommen. Ich hätte mir auf jeden Fall weniger Dreiecksproblematik gewünscht und hoffe sehr, dass es im nächsten Buch nicht wieder so im Vordergrund stehen wird.
Fazit

Eine Fortsetzung, die Unterschiedliches zu bieten hatte. Auf der einen Seite werden Verstrickungen aufgedeckt, die Verbindungen zwischen den Charakteren werden noch deutlicher und auch zu der Thematik der Weben gibt es mehr Informationen. Auf der anderen Seite stehen die unterschiedlichen Emotionen der einzelnen Figuren sehr im Fokus des Geschehens. Verrat, Lügen, Zuneigung, Erinnerungen… da kommt ein ziemlicher Gefühlscocktail auf die Protagonisten zu und oft wissen sie nicht, was sie denken und wem sie noch trauen sollen. Und auch wenn die unterschiedlichen Empfindungen sehr wichtig sind und auch einen direkten Bezug zu den Geschehnissen hat, war es mir an einigen Stellen doch zu viel und hat besonders das erste Drittel des Buches etwas zäh erscheinen lassen. Dennoch bin ich sehr gespannt auf den Fortgang und freue mich auf die Fortsetzung.

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Veröffentlicht am 08.02.2021

nicht uninteressant, aber mit Schwächen

Der Zwillingscode
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Vincent ist 17 und würde sein Leben eigentlich gern anders gestalten, aufgrund seiner niedrigen Sozialpunkte, bleiben ihm allerdings viele Wege verschlossen. Kategorisiert und bewertet durch Ereignisse, ...

Vincent ist 17 und würde sein Leben eigentlich gern anders gestalten, aufgrund seiner niedrigen Sozialpunkte, bleiben ihm allerdings viele Wege verschlossen. Kategorisiert und bewertet durch Ereignisse, für die er teilweise nichts kann, muss er schauen, wie er mit seinem Vater über die Runden kommt und aufpassen, dass er nicht noch mehr Punkte verliert, denn dann drohen weitere Konsequenzen.
In seiner kleinen Werkstatt widmet Vincent sich der Reparatur von künstlichen, mechanischen Tieren. Nicht ganz legal, aber erfolgreich genug, um damit das bescheidene Leben mit zu finanzieren, das ihr kleiner Männerhaushalt führt. Ein ungewöhnlicher Auftrag führt ihn in einen Laden für Copypet Tiere. Eigentlich nur, weil er selbst nicht das passende Werkzeug hat, doch sein Besuch in dem Shop löst eine Vielzahl an Ereignissen aus, die für Vincent alles verändern werden…

So gern man beim oder nach dem Lesen vielleicht sagen würde >es ist eine Dystopie und nichts davon wird jemals eintreten<, so klar ist einem auch, dass das nicht der Wahrheit entsprechen würde. Es ist möglicherweise nicht eins zu eins umsetzbar – vielleicht auch doch- aber auf jeden Fall ist nicht alles davon aus der Luft gerissen. Die Entwicklung der Technik schreitet immer weiter voran, Maschinen und Computer übernehmen immer mehr Abläufe in unterschiedlichen Bereichen des Lebens. Künstliche Intelligenz ist ein Thema, das die Gesellschaft schon länger beschäftigt und das sicher in den nächsten Jahren noch weiter ausgebaut wird. Dass es irgendwann eine Welt voller als Menschen getarnter und kaum von echten Tieren zu unterscheidender Roboter geben könnte, ist da nicht so unwahrscheinlich, wie man es vielleicht gern hätte. Maschinen kann man programmieren und ihnen bestimmte Reaktionen eintrichtern, ohne dass sie selbst darüber nachdenken. Damit geht zwar Individualität und Selbstbestimmung verloren, aber das ist wohl auch nicht das Hauptaugenmerk der Entwickler.
Vincent lebt in so einer Welt. Überall gibt es künstliche Tiere und Menschen, hochtechnisierte Abläufe, selbst fahrende Autos mit speziellen Programmen, die im Falle eines Unfalls auswählen, für wen der Schaden nicht so „schlimm“ wäre und noch einiges mehr. Durch die Überwachung und Bewertung aller Dinge, wird man in ein Sozialsystem gepresst, in dem man sich kaum frei entwickeln kann, wenn man nicht zur Elite gehört. Zur Schule gehen, studieren, sich für einen Beruf entscheiden, der einen interessiert, eine gute Wohnumgebung – alles nur möglich, wenn man in der sozialen Struktur weit oben angesiedelt ist. Und dann gibt es da noch die virtuelle Welt, der man mehr Bedeutung beimessen sollte, als die meistens es tun.
Einige Elemente der Welt sind auf jeden Fall faszinierend, andere sind aber auch ein wenig gruselig und erschreckend. Die Zusammenstellung und der Aufbau haben mir auf jeden Fall gut gefallen. Im Verlauf der Geschichte bekommt man dann auch noch einige Informationen zu den Hintergründen, Entwicklungen und vergangenen Ereignissen, die bis heute Auswirkungen haben. Dadurch werden die Zusammenhänge greifbarer.

Das Buch wird aus der Erzählerperspektive geschildert, die Vincent durch die Handlung begleitet. Man erfährt mit der Zeit einiges über den 17jährigen, die anderen Charaktere, die ihn teilweise auf seinem Weg begleiten, blieben hingegen sehr blass. Abgesehen von der direkten Verbindung, die sie mit Vincent haben, weiß man kaum etwas über sie. Dadurch sind sie alle wenig greifbar und schwer einschätzbar – was zum Teil sicher gewollt ist, was es aber manchmal auch einfach etwas unpersönlich macht.
Ich bin ein bisschen zwiegespalten, was meine abschließende Meinung zum Buch angeht. Es gab sowohl spannende oder temporeiche Passagen, die mir gut gefallen und die Handlung auch vorangetrieben haben. Es gab aber auch immer wieder Abschnitte, die mich nicht so wirklich mitgenommen haben und in denen mir alles zu oberflächlich und blass blieb. Einige der Wendungen waren schon gut gemacht, aber die Dramatik, die besonders im letzten Teil des Buches aufkam, hat mich dennoch nicht komplett erreicht. Und dabei kann ich gar nicht mal genau sagen, woran es lag. Es war nicht uninteressant und durchaus turbulent, aber es hat mich eben auch nicht so richtig gepackt.
Fazit

Auch wenn mich das Buch zum Nachdenken über Künstliche Intelligenz und die möglichen Folgen der fortschreitenden Technisierung angeregt hat, konnte es mich nicht komplett überzeugen. Es gab ein paar wirklich interessante Passagen und ich mochte auch den generellen Weltenaufbau und die Dinge, die es dann zu erledigen und entdecken gab. Insgesamt blieb es mir an fielen Stellen aber zu oberflächlich und blass, mich hat die Handlung einfach nicht komplett gepackt und mitgenommen, obwohl bei den Figuren einiges los war. Der unheimliche Nachklang, was eine Welt voller Roboter so für einen bedeuten könnte, bleibt aber auf jeden Fall…

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Veröffentlicht am 27.12.2020

besonders und berührend, aber nicht komplett überzeugend

Diese eine Lüge
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Es ist wie ein Sturm, der über sie hinweg fegt
Dinge anstößt,
umstößt,
umwirft,
durcheinander wirbelt
und sie aufgewühlt und zerzaust zurück lässt
gefangen in ihren wirren Gedanken,
in dem Schmerz,
in ...

Es ist wie ein Sturm, der über sie hinweg fegt
Dinge anstößt,
umstößt,
umwirft,
durcheinander wirbelt
und sie aufgewühlt und zerzaust zurück lässt
gefangen in ihren wirren Gedanken,
in dem Schmerz,
in all dem, was sie verloren zu haben glaubt
und doch mit der Bestätigung,
dass es anders ist,
wie sie es erwartet hat
aber doch anders
als sie es erwartet hat
(©Dana)

Cordelia ist auf der Suche nach ihren Wurzeln. Bei einem Schulprojekt für ihren Abschluss, für das sie ihre Gene analysieren lässt, findet sie heraus, dass ihr Vater nicht ihr Vater ist. Eine Information, die sie verständlicherweise ziemlich aus der Bahn wirft, obwohl sie schon lange vermutet hatte, dass sie anders ist, als der Rest ihrer Familie. Während der Suche nach ihrer Herkunft begibt sie sich auch auf eine Suche nach sich selbst.

Dieses Buch ist definitiv etwas Besonderes, schon allein aufgrund des Stils, in dem es sich präsentiert. Weite Strecken der Geschichte sind in Gedichtform geschrieben und sorgen für einen völlig anderen Lesefluss und ein ungewohntes Empfinden beim Lesen, als man es in anderen Büchern hat.
Protagonistin Cordelia schreibt selbst gern Gedichte und will auch ihr Schulprojekt, durch das sie die Nachforschungen überhaupt angestellt hat, in lyrischer Form anfertigen. Damit hat man eine direkte Verbindung zwischen der Figur und dem Stil, in dem die Handlung präsentiert wird, die ich an sich zwar mochte, die mich aber trotzdem nicht restlos überzeugen konnte.
Die anderen Passagen des Buches werden in Form von E-Mail-Kommunikation und dem Austausch von Handynachrichten über Messangerdienste dargestellt. Eine reine Textform, wie man es in den meisten anderen Werken findet, gibt es hier also gar nicht, allerdings hätte ich persönlich mir diese ab und an gewünscht. Durch die ständige Nutzung der Gedichte war es für mich irgendwann nichts so besonderes mehr bzw. die Gedichte, die ich wirklich sehr intensiv und berührend fand, sind im Gesamtkontext fast ein wenig untergegangen, da es immer wieder Abschnitte gab, in denen für mich zu wenig rüberkam. In diesen Passagen wurde mein Lesefluss durch die Gedichtform eher behindert und ins Stocken gebracht, als dass ich es als wirklich sinnvoll empfunden habe. Natürlich geschieht auch in diesen Szenen etwas, aber es sind eher Erzählungen dessen, was gerade passiert, zum Beispiel dass sie Abendbrot essen, wer vielleicht sauer auf wen ist und warum, mit wem sie unterwegs ist oder Ähnliches. Da fehlte es mir teilweise an Inhalt und Emotionen und damit fehlte mir auch irgendwie ein Grund, das in ein Gedicht zu packen. Diese Textstücke wären für mich in einer „normalen“ schriftlichen Form vermutlich viel angenehmer gewesen. Man wäre trotzdem auf dem aktuellen Stand gewesen, hätte gewusst, was gerade passiert ist und wo es Streit gab und dann hätte im Anschluss eines der bewegenden Gedichte kommen können, das zum Ausdruck bringt, wie zerrissen und aufgewühlt Cordelia ist. So hätte das Buch für mich definitiv besser funktioniert. Denn es gibt wirklich sehr, sehr schöne, berührende Momente in der Handlung, in denen ich mich richtig gut in Cordelias Situation und ihre Gefühle hineinversetzen konnte, in denen sie mich mit ihren Gedanken und Gedichten total abgeholt und mitgenommen hat. Das Spiel mit den Worten, ihre Vergleiche und Metaphern waren stellenweise wirklich großartig und tiefgründig. Dieser Eindruck wurde durch den Rest rundrum aber teilweise abgeschwächt, was ich total schade fand, weil ich das Thema der Identitätsfindung und das Herausfinden der eigenen Wurzeln usw. wichtig und auch bedeutungsvoll finde. Es werden innerhalb der Geschichte einige tolle Botschaften transportiert.

Man könnte jetzt vielleicht den Eindruck bekommen, ich habe generell etwas gegen Gedichte, aber so ist es nicht. Ich schreibe selbst auch Gedichte, meistens zwar bezogen auf Anlässe wie Hochzeiten, Geburtstage oder solche Dinge, aber auch aus anderen Gründen und über andere Themen (wie zum Einstieg in diese Rezension). Einige sind emotionaler, andere auch einfach lockerer oder witzig. Es ist also nicht so, dass ich Gedichte nicht mag oder keinen Bezug zu ihnen habe, im Gegenteil, aber dennoch haben mich einige der im Buch präsentierten einfach überhaupt nicht erreicht oder mitgenommen.
Neben Cordelia sind weitere Figuren in die Handlung integriert, mit denen sie auf unterschiedliche Weise kommuniziert. Einige der Gespräche verarbeitet sie in ihren Gedichten, der andere Austausch findet über Mails oder das Handy statt.
Die Passagen mit den Chatverläufen und den ausgetauschten E-Mails mochte ich gern. Die direkte oder etwas zeitverzögerte Kommunikation ist noch mal was anderes, als normale Gespräche und passte zum einen gut zu den jungen Charakteren, aber auch dazu, dass man sich in der Familie oder im Freundeskreis eben durchaus auch mal Nachrichten schickt, um an Sachen zu erinnern, auf irgendwas hinzuweisen oder zu fragen, wo der andere sich befindet oder wie es einem gerade geht.
Dass es für Cordelia gerade keine leichte Zeit ist und sie durch die aufgewühlten Gefühle, ihre Ängste, Hoffnungen und Zweifel auch mal falsche Entscheidungen trifft und Menschen von sich stößt, die sie eigentlich bräuchte, empfand ich als nachvollziehbar. Sie muss sich über viele Dinge klar werden und weiß selbst einfach noch nicht so richtig, wo sie mit sich und ihren Gedanken hin soll. Dass auch die Menschen in ihrer Umgebung nicht perfekt sind, ebenfalls mal Fehler machen oder gemacht haben, ist authentisch und gehört zu Freundschaften und Familienleben einfach mit dazu. Besonders Kodiak empfand ich als interessanten Charakter, der selbst sein Päckchen zu tragen hat und Cordelia bei ihrer zermürbenden Suche trotzdem zur Seite steht.
Fazit

Dieses Buch lässt mich hin- und hergerissen zurück. Es gab einige Passagen, die mich sehr berührt haben und in denen mich die Autorin mit ihren Worten total mitgenommen und gepackt hat und ich sehr intensiv bei der Protagonistin war. Es gab aber dazwischen immer wieder Stellen, in denen mich die Gedichtform eher rausgebracht hat, ich den Stil als nicht so optimal für den Inhalt empfand und dadurch auch einfach kaum etwas bei mir ankam.
Auf der einen Seite eine wirklich tolle, bewegende Lektüre mit wichtigen Botschaften, auf der anderen Seite für mich persönlich einfach nicht durchweg überzeugend.

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Veröffentlicht am 30.11.2020

Auftakt mit Schwächen

Falkenmädchen (Divinitas 1)
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Miranda ist anders als ihre elf Geschwister. Während sie alle ein recht normales, wenn auch nicht gerade wohlhabendes, Leben führen, kann Miranda nur davon träumen, normal zu sein oder Freunde an ihrer ...

Miranda ist anders als ihre elf Geschwister. Während sie alle ein recht normales, wenn auch nicht gerade wohlhabendes, Leben führen, kann Miranda nur davon träumen, normal zu sein oder Freunde an ihrer Seite zu haben. Jeden Tag verwandelt sie sich in einen Falken und kann ihrer Tiergestalt nur entfliehen, sobald der Mond am Himmel steht. Dieser uralte Fluch lastet seit Generationen auf ihrer Familie und niemand hat Einfluss darauf, welches Kind mit den göttlichen Genen geboren wird.
Als Miranda unfreiwillig dem Prinzen in die Hände fällt, scheint ihr Schicksal besiegelt zu sein. Sie kann sich nicht allein befreien und auf Hilfe von außen braucht sie nicht zu hoffen, denn sie hat niemanden, der noch hinter ihr stehen würde, nachdem sie ihren einzigen Verbündeten verloren hat. Doch dann entwickelt sich alles ganz anders, als sie es jemals für möglich gehalten hätte.

Die Welt, in die man eintaucht, hat ein mittelalterlich anmutendes Setting. Es gibt keine großen, technischen Errungenschaften, Wege werden zu Pferde zurück gelegt, die Wäsche im Fluss gewaschen. Hinzu kommt dann jedoch die magische Komponente, die auf zwei verschiedene Arten einzieht. Zum einen gibt es da die Elfen, die unterschiedliche Fähigkeiten besitzen und dann noch die verfluchten Menschen, die ihre Gestalt wandeln können bzw. müssen.
Die Geschichte wird aus zwei Ich-Perspektiven erzählt, so dass man die beiden Protagonisten Aeric und Miranda sehr intensiv begleiten kann und detaillierte Einblicke in ihre Gedankenwelt und ihre Gefühlslage bekommt. Den überwiegenden Teil der Handlung ist man mit der Protagonistin unterwegs, deren Leben sich im Verlauf des Buches stark verändert. Als verfluchte Bauerntochter fristet sie ein ziemliches trostloses Dasein. Am Tage ist sie ein Falke, in der Nacht muss sie sich von ihrer mürrischen Mutter schikanieren lassen. Nach ihrer Ankunft am Königshof, an dem sie sich alles andere als passend aufgehoben fühlt, beginnt sich für sie viel zu verändern. Es ist jedoch keinesfalls so, dass ihr fortan alles in den Schoß fällt, die Widrigkeiten, die es zu bestehen gilt, sind nur immer wieder andere. Es ist schon eine Entwicklung in ihrer Figur zu spüren, die durch verschiedene Dinge beeinflusst wird. Und auch wenn sie ein gewisses Maß an Stärke und Selbstbewusstsein dazu gewinnt, so ist es doch so, dass sie bis zum Schluss manchmal etwas blass bleibt und sich im Hintergrund hält. Es ist schwer das näher zu beschreiben, ohne zu spoilern. Auf der einen Seite entscheidet sie nach ihrem Herzen und nach dem, was sie für angemessen hält, auf der anderen Seite konnte ich einen Teil ihrer Entscheidungen aber eben auch nicht so richtig nachvollziehen und sie muss von anderen darauf gestoßen werden, was doch eigentlich so offensichtlich ist und was ihr eigentlich ja auch nicht entgangen ist, womit sie sich aber vielleicht trotzdem nicht genug beschäftigt hat. Sie war für mich keine unsympathische Figur, aber sie hat mich auch nicht so mitgerissen, wie manch andere Charaktere es schon geschafft haben.
Aeric hat als Prinz, und im Verlauf dann König, einige Pflichten zu erfüllen, denen er sich nur schwer entziehen kann. Als die Unstimmigkeiten mit den Elfen größer werden, muss er seinen Schwur erfüllen und in den Kampf ziehen, auch wenn er nicht unbedingt selbst der ist, der den Ausgang des Kampfes auf die Weise herbeisehnt, wie er ihn anstreben soll. Auf ihm lastet ein ziemlicher Druck und für die, die er liebt, ist er bereit einiges zu tun, auch wenn das düstere Konsequenzen mit sich bringt. Auch wenn er selbst manchmal nicht ganz verstanden hat, was mit ihm los war, so war es doch für mich als Leserin häufig ziemlich offensichtlich. Was irgendwie auch schade war.
Es passiert schon einiges im Buch, aber es ist eben nicht so, dass es immer die großen Überraschungen oder Wendungen waren. Die Verstrickungen nehmen zu, die Intrigen und Geheimnisse ebenfalls und doch gab es irgendwie wenige Augenblicke, in denen ich dachte „damit habe ich nicht gerechnet“ oder „das bringt neue Fahrt in die Handlung“. Dabei haben die Welt und die Figuren durchaus Potenzial. Die Zeitsprünge im Buch haben die Geschehnisse zwar in gewisser Weise voran gebracht, haben für mich die Spannung jedoch auch nicht unbedingt immer verstärkt. Am Ende des Bandes ist es dann auch ziemlich offensichtlich, in welche Richtung es sich in der Fortsetzung entwickeln wird, was die Vorfreude ein wenig schmälert – ich hoffe daher „Wolfsprinz“ wird noch einiges mehr zu bieten haben.

Dieses Buch lässt mich mit gemischten Gefühlen zurück. Auf der einen Seite mochte ich die Idee hinter den Gestaltenwandlern und auch den Zwist zwischen den Menschen und den Elfen, der in der Handlung dann mehr und mehr Raum einnimmt, auf der anderen Seite waren mir einige Passagen einfach zu langatmig und handlungsarm. Die beiden Protagonisten waren nicht uninteressant und auch die Figurenmischung um die beiden herum sorgt für Streitpotenzial, Verbündete und Hoffnungsträger. Man lernt nicht so sehr viele von den anderen Charakteren intensiver kennen, es beschränkt sich eher auf den engsten Kreis rund um Aeric und Miranda. Der Beginn der Geschichte war noch geprägt von schönen, gefühlvolleren Momenten, die im Verlauf dann abgenommen haben. Dann gibt es zwar auch unterschiedliche Emotionen, diese sind aber eher negativer Natur und nicht mehr so voller Zuneigung und Zuversicht.

Am Ende des eBooks gab es eine Bonusgeschichte, die die Vorgeschichte und damit die Entstehung der Götterkinder behandelt. Da es in groben Zügen Teil der Hauptgeschichte war, war das vom Verlauf zwar nicht sehr überraschend, insgesamt aber trotzdem schön zu lesen.
Fazit

Die Welt an sich und auch die Grundidee fand ich interessant und es gibt unterschiedliche Konflikte, die thematisiert werden, in der Umsetzung gab es für mich allerdings Schwächen. Einiges empfand ich als recht langatmig, wenig überraschend und handlungsarm. Die Figuren entwickeln sich zwar und werden vor unterschiedliche Probleme gestellt, einige der Dinge, die sie versuchen herauszufinden und zu beheben, sind aber eben auch ziemlich offensichtlich. Es gab einige schöne Entwicklungen und auch das Setting an sich mochte ich gern, es wäre aus meiner Sicht aber einfach mehr drin gewesen.

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