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Veröffentlicht am 31.07.2019

Intrigen, Geheimnisse und gefährliche Gefühle – etwas zäh, aber auch interessant

Die Prinzessinnen von New York - Scandal
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Wenn man zu den alten, reichen, hochangesehenen Familien in New York gehört, sind die Aufgaben für die Töchter des Hauses recht überschaubar: hübsch aussehen, brav und freundlich sein, auf den Bällen tanzen, ...

Wenn man zu den alten, reichen, hochangesehenen Familien in New York gehört, sind die Aufgaben für die Töchter des Hauses recht überschaubar: hübsch aussehen, brav und freundlich sein, auf den Bällen tanzen, sich umwerben lassen und irgendwann mit einer guten Partie verheiratet werden. Allerdings reicht das nicht allen der jungen Damen. Sie wollen ihr Leben zu einem gewissen Teil selbst in die Hand nehmen, lassen sich von ihren Gefühlen und Wünschen leiten und müssen immer damit rechnen, erwischt und abgestraft zu werden.
Auch Elizabeth Holland gehört zu diesen Kreisen und sie hütet ein für sie gefährliches Geheimnis. Ihr Herz ist bereits vergeben, an einen Jungen, den sie nicht lieben darf. Doch kann sie wirklich gegen ihr Herz entscheiden und einen anderen heiraten?

Der Einstieg in das Buch ist mir eher schwer gefallen. Der Prolog spielt einen Monat vor der Handlung, die danach kommt und könnte damit mehr oder weniger an das Ende des Buches angeschlossen werden, um wieder in die zeitliche Reihenfolge gebracht zu werden.
Auf der einen Seite macht das zwar neugierig darauf, wie es dazu kommt, dass die Charaktere in dieser Situation sind, andererseits fühlte ich mich von all den Namen irgendwie auch erschlagen. Es gibt im Prolog recht wenig Handlung, dafür aber unzählige Namen und Beschreibungen von Beziehungen und dem Aussehen der Anwesenden. Mir hat es den Eindruck vermittelt, sofort alles abspeichern zu müssen, damit man danach noch weiß, wer wie mit wem in Verbindung steht und warum sich das so entwickelt haben könnte, obwohl man dazu zunächst ja nichts erfährt.
Nach dem Prolog wurde es zwar ein wenig leichter, ich habe allerdings doch einige Zeit gebraucht, um mich richtig einzufinden.

Das Buch nimmt einen mit ans Ende des 19. Jahrhunderts und präsentiert dem Leser die Highsociety des damaligen New Yorks. Rauschende Feste, bunte Bälle, Klatschpresse mit Gerüchten oder wenn man einen falschen Schritt gemacht hat, Aufwartungen und Interessenbekundungen an den jungen Töchtern der angesehenen Häuser – all das gehört zum Alltag der Figuren, die man im Laufe des Buches kennenlernt. Dabei hat jeder seine ganz eigenen Interessen und Vorgehensweisen, um möglichst gut durch sein Leben und all die gesellschaftlich bedingten Schwierigkeiten zu kommen. Intrigen, Geheimnisse und kleine Skandale gehören dabei genauso dazu wie falsche Freundschaften, heimliche Treffen und gut gehütete Sorgen, um das Ansehen nicht zu verlieren.
Durch den personalen Erzähler ist es möglich, verschiedene Charaktere im Laufe der Handlung zu begleiten. Viele Passagen ist man bei der Familie Holland und trifft dort auch immer wieder auf andere Personen, wie Penelope Hayes und Henry Schoonmaker, die man in anderen Szenen einzeln begleitet. Dadurch erhält man einen recht umfassenden Blick auf die Handlung, deren einzelne Stränge sich alle auf die eine oder andere Weise bedingen, mit der Zeit verbinden und beeinflussen.
Neben den für die Damen wichtigem Thema „Liebe“ geht es auch viel um schöne Kleider, die Präsentation in der Öffentlichkeit und Einladungen zu Festen, die man erhalten sollte, um seinen Ruf zu wahren. Das war auch nicht unbedingt anders zu erwarten, wenn man bedenkt, in welchen Kreisen sich die Protagonisten bewegen. Immer wieder brechen die jungen Erwachsenen aber auch aus ihren Grenzen aus uns verhalten sich nicht unbedingt standesgemäß –für sie ein ziemlich gefährliches Spiel, denn jede ihrer Handlungen kann gegen sie genutzt werden. Diese Passagen haben mir allerdings mit am besten gefallen, weil sie ein wenig mehr Lockerheit und Leichtigkeit versprühen, als die anderen Abschnitte.

Die Sprache ist der Zeit angepasst, altertümliche Ausdrücke und höfliche Floskeln machen immer wieder deutlich, in welcher Epoche man sich bewegt. Durch die anschaulichen Beschreibungen der Personen und der Umgebung konnte man sich die Schauplätze und die wichtigsten Figuren gut vorstellen. Von vielen Charakteren hatte ich beim Lesen ein sehr genaues Bild im Kopf. Nachdem ich mich ein wenig an die Umstände, die Zeit und den Stil gewöhnt hatte, hat sich das Buch flüssig lesen lassen.
Ein wenig schade fand ich, dass ich im Prolog bereits einige Teile der Handlung geahnt habe, die dann auch genauso eingetreten sind. Zwar wusste man an einigen Stellen nicht, wie genau es dazu kommt, aber der Weg war doch teilweise recht deutlich. Dadurch wurde nicht so viel Spannung aufgebaut und die Handlung hat nicht so richtig an Fahrt aufgenommen. Am Ende des Buches bin ich nun aber trotzdem neugierig, wie es weitergehen wird. Man hat viele Charaktere etwas kennen gelernt, wobei sicherlich immer noch genug Geheimnisse und Intrigen aufzudecken wären, einige Stränge sind angefangen, die noch weiter geführt werden könnten und vor allem die Entwicklungen bei Familie Holland interessieren mich sehr.

Fazit
Nach einem etwas zähen und holprigen Start habe ich mich dann doch ganz gut in das Buch eingefunden. Die Sprache und Beschreibungen sind schön an die Zeit des späten 19. Jahrhunderts angepasst und die Gesellschaft, in die man eintaucht, kann man sich richtig gut vorstellen. Leider kamen viele Handlungsverläufe nicht wirklich überraschend, am Schluss des Auftaktes bin ich aber dennoch gespannt, wie es weitergehen wird.

Veröffentlicht am 04.06.2019

topaktuelles Thema, kleine Schwächen in der Umsetzung

Show. Ein Netz aus Liebe und Lügen
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Eine App hier, eine App da, Kommunikation übers Handy – welchen jungen Menschen sieht man schon noch ohne sein Smartphone? Auch Valerie und Klara nutzen ihr Handy viel und als es eine neue App gibt, machen ...

Eine App hier, eine App da, Kommunikation übers Handy – welchen jungen Menschen sieht man schon noch ohne sein Smartphone? Auch Valerie und Klara nutzen ihr Handy viel und als es eine neue App gibt, machen sie gern mit. Durch das Posten von Fotos kann man Punkte sammeln und sogar richtig bekannt werden, wenn man gut genug ist bzw. gute Bewertungen bekommt. Valerie ist mit der Hilfe von Klara richtig erfolgreich, doch dann passiert es: Valerie verschwindet spurlos und niemand scheint etwas mitbekommen zu haben. Wohin kann die junge Frau nur verschwunden sein, in der medienüberwachten Liveshow?

Das Buch bezieht sich auf ein topaktuelles Thema: Social Media, Apps und Co. Wer kennt und nutzt sie nicht? Ich vermute, davon kann sich niemand so richtig frei sprechen. Die Frage ist natürlich nur, wie man selbst damit umgeht, was die Nutzung mit einem macht, ob es einen beeinflusst, hemmt, zweifeln lässt oder was auch immer. Die Idee eine App zu entwickeln, in der es nur um positive Dinge geht und die Chancen negative Feedbacks zu erhalten, eingeschränkt wird, finde ich an sich gut. Aber ob es eben wirklich so funktioniert?! Vergleicht man sich nicht dennoch mit dem Rest? Wer bekommt welche Bewertung, wieso bekommt der andere vielleicht mehr Punkte als ich, warum bin ich nicht so beliebt?! Schnell ist man wieder in der Gedankenspirale, die einen dazu antreibt, Dinge zu tun, die man sonst vielleicht gar nicht tun würde. Neid, Missgunst, vielleicht sogar Hass entsteht, nur hat man keine direkte Plattform, um es los zu lassen. Wirklich ein Fortschritt?

Das Buch hinterlässt gemischte Gedanken bei mir. Auf der einen Seite finde ich es schön, dass auf ein sehr sensibles Thema hingewiesen und es auch recht ausführlich, auf verschiedene Weisen behandelt wird. Auf der anderen Seite hat man den teilweise sehr spannenden, zeitweise dramatischen Handlungsverlauf, der einen immer wieder zu der Frage führt: was ist mit Valerie passiert?! Darüber kann man die anderen Dinge dann schon mal vergessen.
Wie oben schon erwähnt, finde ich die Umsetzung der eigentlich schönen App-Idee eben auch nicht komplett gelungen, weil es aus meiner Sicht nicht das abdeckt, was eigentlich erreicht werden soll bzw. für meinen Geschmack dann nicht genug reflektiert wird, was eben nicht so läuft, wie eigentlich gedacht.

Der Schreibstil an sich ist angenehm und man kann die Geschichte flüssig lesen. Durch die Ich-Perspektive ist man sehr intensiv bei Klara, die verzweifelt nach ihrer einzigen, besten Freundin sucht. Für sie bricht eine Welt zusammen, als Valerie einfach verschwindet und es scheinbar keinen plausiblen Grund für all das gibt, die Bemühungen rund rum jedoch auch eher mäßig sind, um sie wieder zu finden. Diese Szenen erzeugen viel Spannung und man möchte selbst irgendwie helfen und herausfinden, was mit Valerie passiert ist und ob hinter all dem eine viel größere Sache steckt, als es den Anschein macht. Zeitweise wird die Suche dann jedoch immer wieder unterbrochen bzw. gerät etwas ins Stocken, was an verschiedenen Aspekten liegt, die ich hier jetzt nicht vorweg nehmen möchte. Trotzdem schreitet die Handlung auf andere Weise voran und man kommt der Lösung Stück für Stück näher. Gleichzeitig lernt man auch viel über Klara, über ihre Entwicklung, ihren Stand in der Gesellschaft und ihre Sicht auf viele Dinge. Klaras Gefühlsleben wird auf verschiedene Weisen auf den Kopf gestellt. Zum einen ist da ihre verschwundene, beste Freundin, die ihr Kummer und Sorge bereitet, auf der anderen Seite sind da junge Männer, die ihr mal etwas bedeutet haben, etwas bedeuten könnten oder gerade anfangen sich in ihr Herz zu schleichen. Das klingt jetzt vielleicht nach einer komischen Dreiecksgeschichte, das ist es aber auf keinen Fall. Es spielen einfach nur verschiedene Männer auf unterschiedliche Weise eine Rolle auf ihrem Weg. Schön fand ich Klaras Entwicklung zum Ende des Buches hin, denn da hinterfragt sie doch noch Mal viele Sachen, betrachtet sich, Freundschaften und Geschehnisse von einer anderen Seite.

Der Schluss der Geschichte beleuchtet dann noch mal eine andere Seite, viele offene Fragen werden beantwortet, die Geschehnisse bekommen einen Ursprung und man versteht, was hinter allem steckte. Mit so einer Auflösung hätte ich zwar nicht gerechnet, aber irgendwie weiß ich auch nicht, ob sie mich 100%ig glücklich macht. Einige Gedanken dahinter kann man sogar nachvollziehen, auch wenn es vielleicht der falsche Weg war. Aber die Naivität von einer Vielzahl junger Frauen hat mich dann doch ein wenig gestört. Einmal in dem Kreislauf gefangen, kommt man zwar vielleicht nicht so leicht wieder raus, aber ob wirklich so viele da freiwillig mitmachen? Oder wussten sie nicht genug? Vielleicht lässt das Buch an der Stelle dann auch einfach einiges offen, so dass es schwer wird, das komplett nachzuvollziehen.

Fazit
Eine Geschichte, die viele wichtige Aspekte beinhaltet, über die man vielleicht das eine oder andere Mal intensiver nachdenken sollte. Auch der Grundgedanke hinter der thematisierten App gefällt mir ganz gut, nur mit der Umsetzung bin ich nicht so ganz zufrieden. Das Buch vereint spannende und gefühlvolle Momente und beinhaltet einige Überraschungen zum Ende der Handlung. Trotz einiger Tage, die nach dem Lesen bereits vergangen sind, hinterlässt es unterschiedliche Gefühle bei mir und auch wenn ich die Geschichte an sich nicht schlecht fand, haben mich eben doch auch ein paar Punkte gestört.


Veröffentlicht am 06.03.2023

interessant, aber noch zu wenig Tiefe, zu viel Distanz

Farus-Chroniken I - Schwarzrot
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Der Klappentext des Auftaktbandes trifft den Kern der Handlung schon ziemlich gut. Für Ich-Erzähler Sain gab es bisher nur eine Weise die Xerks zu betrachten: Als gefährliche, blutrünstige Wesen, die man ...

Der Klappentext des Auftaktbandes trifft den Kern der Handlung schon ziemlich gut. Für Ich-Erzähler Sain gab es bisher nur eine Weise die Xerks zu betrachten: Als gefährliche, blutrünstige Wesen, die man vernichten muss, wenn sie zu nah an den Unterschlupf der Menschen gelangen. Was ist auch dabei die Biester umzubringen, die als gefühllos und unzivilisiert gelten? Sains Welt wird ziemlich aus den Angeln gerissen, als er dann auf den Xerk Deejen trifft, der gar nicht so unkultiviert und ungebildet scheint, wie Sain immer eingetrichtert wurde. Aus einem Impuls heraus hilft er dem Verletzten und besiegelt damit ein Schicksal, von dem er gar nichts geahnt hat. Für Sain wird es fortan immer schwieriger unter den Menschen zu leben und sein Geheimnis zu bewahren, auch wird es für ihn fast unmöglich, seinen Aufgaben innerhalb der Gemeinschaft gewissenhaft nachzukommen. Nach einigen blutigen Ereignissen ändert sich die Lebenssituation für den Menschen komplett und er findet bei den Xerks, seinen einstigen Feinden, Unterschlupf. Allerdings ist er dort alles andere als gern gesehen. Keine leichte Zeit für Sain, der noch sehr viel lernen muss, um in der für ihn neustrukturierten Welt nicht ständig Fehler zu begehen.

Ich habe ein wenig gebraucht, um mich so richtig in den Schreibstil reinzufinden. Einige der Ausdrücke sind sehr altertümlich und der oft mittelalterlich anmutenden Welt angepasst. Die Formulierungen waren ungewohnt, aber nicht unverständlich und auch einfach mal anders als man es aus anderen Büchern vielleicht kennt. Im Verlauf fühlte ich mich dann auch gut mitgenommen und habe mich in der Handlung und den Geschehnissen zurechtgefunden. Vom Weltenentwurf erfährt man insgesamt nicht ganz so viel, was mich beim Lesen aber nicht besonders gestört hat. Man ist sehr fokussiert auf Sain und die Xerks. Von den Orten, an denen man sich mit den Charakteren befindet, bekommt man eine Vorstellung und auch von dem groben Aufbau drumherum. Lieber hätte ich mehr Informationen zu den Gestaltwandlern gehabt, als zur Welt ans sich.
Obwohl man Protagonist Sain aus der Ich-Perspektive begleitet, bleibt eine gewisse Distanz erhalten. Man bekommt zwar Einblicke in seine Gedanken- und Gefühlswelt, so richtig viel Nähe wird zu ihm aber trotzdem irgendwie nicht aufgebaut. Das machte das Einfühlen etwas schwieriger und ich habe die Handlung nicht so nah an mich rangelassen (was in einigen Abschnitten aber vielleicht auch ganz gut war). Trotzdem fand ich den Stil irgendwie auch interessant, vielleicht auch weil es eben nicht ganz so Mainstream ist.
Etwas schade fand ich, dass man recht lange nicht besonders viel von den Xerks erfährt. Deejen, dem Sain hilft, ist sehr verschlossen und gibt nur wenig preis. Dass er misstrauisch gegenüber den Menschen ist, kann man schon verstehen, schließlich jagen und töten sie die Xerks. Dass er Sain also nicht brühwarm alle Geheimnisse anvertraut, ist nachvollziehbar. Die beiden kommen sich aber recht schnell sehr nah und leben irgendwann dann auch unter einem Höhlendach, da wäre es eben schon nicht schlecht gewesen, den Menschen in die Strukturen, Rangordnungen und so einzuweihen, damit er nicht ständig aneckt und Fehler begeht. Sain hält sich nämlich nicht so gern an Regeln, die ihm nicht logisch erscheinen oder deren Sinn er nicht versteht. Es ist nicht so, dass Sain nicht fragt, manchmal sogar mehrfach, aber Deejen ist so verschlossen, dass der Mensch nur wenig über den Xerk und sein Coral erfährt. Und dann eben selbst versucht, herauszufinden, was ihn interessiert und Kontakt zu knüpfen. Ein ziemlich gefährliches unterfangen, nicht nur für Sain.
Erst mal hat der Mangel an Wissen die Xerks für mich noch interessanter gemacht, weil man einfach verstehen wollte, wie sie ticken, was noch dahintersteckt und wie sie gemeinsam funktionieren. Um das Ganze greifbarer zu machen, wären aber mehr Einblicke eben schön gewesen. Stück für Stück gibt es dann zwar mehr Informationen, so richtig tief geht man letztendlich aber noch nicht rein. Die Dinge, die man erfahren hat, fand ich aber interessant, auch wenn einige ihrer Vorgehensweisen schon ziemlich streng sind. Besonders spannend fand ich die Einblicke in die Entstehung der Xerks.

Das Buch enthält Passagen, die schon etwas heftiger sind. In den Momenten kommt es einem zugute, dass es nicht zu detailliert formuliert wird und eine gewisse Distanz erhalten bleibt. Es wird düster, brutal und teilweise auch recht blutig. Auf der anderen Seite gibt es aber auch Szenen, in denen die Verbindung zwischen Deejen und Sain im Vordergrund steht und Erotik Einzug hält. Ich persönlich hatte bei der Zuordnung in das Genre vermutet, dass diese Abschnitte ausführlicher sein würden. Auch hier ging es nicht zu sehr in die Tiefe, man kann sich zwar vorstellen, was die beiden Männer miteinander machen, es geht aber nicht seitenweise ins Detail. Was mich nicht gestört hat, ich hätte es nur anders vermutet, wenn es schon extra auf dem Buch drauf steht. Allgemein ist die Bindung zwischen den beiden Charakteren aber auch nicht immer so ganz greifbar. Es wird zwar klar, was da zwischen ihnen ist, aber ich konnte es nicht so richtig fühlen. Auch hier bleibt es teilweise ein wenig distanziert und wodurch die beiden nicht so richtig viel miteinander sprechen, baut sich hier nicht so viel Tiefe und Zuneigung auf. Die Distanz zieht sich ziemlich konsequent durch das gesamte Buch. Für mich stellte sich trotzdem ein ganz guter Lesefluss ein und durch Sains Alleingänge und sein Unwissen ergeben sich immer wieder Augenblicke, in denen man dann Neues erfährt, es zu weiteren Problemen kommt und die Strukturen der Xerks ein wenig aufgedeckt werden, aber es wurde eben nicht alles so ganz greifbar und emotional mitgenommen oder berührt haben mich die Ereignisse eher nicht.

Am Ende wurde es dann noch mal turbulenter und man geht mit einem Cliffhanger aus dem Buch raus, der neugierig auf die Fortsetzung macht. Insgesamt hat mich das Buch auch gut unterhalten, auch wenn ich einige Kritikpunkte habe oder mir manches anders gewünscht hätte. Aber es war dennoch eine interessante Mischung, ich finde die Xerks faszinierend und hoffe sehr, man wird von ihnen noch etwas mehr Einblicke bekommen und im Verlauf der Trilogie dann auch noch etwas mehr Nähe aufbauen.

Fazit

Ein Reihenauftakt, der neugierig auf den Fortgang der Geschichte macht, der aber auch Potenzial verschenkt. Durch die erhalten gebliebene Distanz zu den Charakteren und den Geschehnissen wird manches nicht ganz so greifbar und man fühlt einfach nicht so intensiv mit. Auch hätte ich gern einfach mehr zu den Xerks erfahren, die ich total spannend finde, die teilweise aber noch etwas blass bleiben. Der Cliffhanger am Ende sorgt noch mal für Spannung und hinterlässt zusätzliche Fragen.

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Veröffentlicht am 28.10.2022

interessantes, eher düsteres Setting, einige Längen in der Handlung

Market of Monsters
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Nita stammt aus einer Familie von Jägern. Sie handeln auf dem Schwarzmarkt mit Trophäen von Monstern aller Art. Ein lukratives Geschäft, denn viele glauben, sie könnten deren übernatürliche Fähigkeiten ...

Nita stammt aus einer Familie von Jägern. Sie handeln auf dem Schwarzmarkt mit Trophäen von Monstern aller Art. Ein lukratives Geschäft, denn viele glauben, sie könnten deren übernatürliche Fähigkeiten in Form von Pulvern, Blut oder anderen Körperteilen auf sich übertragen. Doch als Nitas Mutter ein „Monster“ lebend mit nach Hause bringt, das wie ein ganz normaler junger Mann aussieht, verhilft Nita ihm zur Flucht. Ein folgenreicher Schritt: Wenig später wird sie entführt und landet als Sensation auf einem Schwarzmarkt, denn Nita selbst ist auch nicht ganz menschlich … ©Piper


Protagonistin Nita ist zugegebenermaßen ein wenig speziell. Sie liebt es Leichen zu sezieren, findet dabei ihre innere Mitte wieder, kommt zur Ruhe, wenn die Zeiten schwierig sind. Zahlreiche positive Gefühle erfüllen Nita, wenn sie mit viel Liebe zum Detail ihrer Aufgabe nachgehen kann. Obwohl sie erst 17 ist, ist es für sie eine normale Tätigkeit. Sie wurde schon früh in die Machenschaften ihrer Eltern, die mit Körperteilen und Organen von „Monstern“ unter anderem auf dem Schwarzmarkt handeln, mit einbezogen. Bedenken und Moral waren schon in der Kindheit kein großes Thema. Wenn Nita sich doch mal den Wünschen ihrer Mutter widersetzen hat, musste sie die Konsequenzen ertragen. Besonders eine der Lektionen, die sie erhalten hat, war sehr prägend.
Als nun jedoch ein junger, lebender Mann in ihren heiligen Sezierhallen auftaucht, beginnt Nita gewisse Dinge und Strukturen zu hinterfragen. Insgesamt hat sie eher wenig Moral, aber es gibt eben doch Situationen, die Mitgefühl in ihr auslösen, eine Emotion, die ihr kaum bekannt ist. Durch ihre Gedanken erfährt man dann auch noch etwas mehr zur Welt an sich, zu den anderen Monstern, zu Einstellungen ihrer Eltern und anderer Leute, denen sie so begegnet ist. Ihre Vergleichsmöglichkeiten sind jedoch insgesamt eher begrenzt. Man bekommt durch diese Abschnitte mit der Zeit aber ein besseres Gefühl für die Protagonistin selbst, die ebenfalls nicht rein menschlich ist.

Einige Passagen im Buch sind schon ziemlich makaber und haben bei mir viel Kopfkino ausgelöst. Es ist jetzt nicht ständig total blutig, aber es gibt eben einige Szenen, die schon eklig oder von Grausamkeiten geprägt sind. Auch die wiederkehrenden Gedanken von Nita zu ihren Sezierarbeiten sind ein wenig speziell, auch wenn man direkt zu Beginn erfährt, dass es eben eine Tätigkeit ist, die Nita erdet.
Das gesamte Buch ist eher düster, was zum einen an der Handlung und den Figuren liegt, aber auch am gesamten Setting. Wie im Klappentext angedeutet, wird Nita entführt, die Zeit, die ihr dort bevorsteht, ist nicht unbedingt von Fröhlichkeit geprägt und auch der Schwarzmarkt, der eine große Rolle im Buch spielt, ist ein unheimlicher Ort voller skrupelloser Leute und abartigen Angeboten.
Die Idee mit den unterschiedlichen Monstern hat mir gut gefallen, auch wenn „Monster“ manchmal etwas irreführend war, weil viele der Unnatürlichen wie normale Menschen aussehen, nur dass sie gewisse Fähigkeiten haben oder sich anders ernähren. Es gibt zum Beispiel Monster, die sich von Schmerzen oder Erinnerungen ernähren, es gibt aber auch viele sehr harmlose Unnatürliche. Je nachdem wie selten oder mächtig sie sind, unterscheidet sich dann auch ihr Wert auf dem Schwarzmarkt. Ich hoffe in der Fortsetzung dann auch noch mehr zu den einzelnen Arten zu erfahren, das blieb hier manchmal noch etwas blass.

An sich bin ich schnell in die Geschichte reingekommen und ich war auch direkt neugierig auf die ungewöhnliche Protagonistin und ihre Situation. Manche Abschnitte wirkten für mich beim Lesen aber leider etwas platt und haben die Atmosphäre zwischendurch abflauen lassen. Kurze, abgehackt wirkende Sätze haben den Lesefluss gestört und auch einige der Gespräche und Gedankengänge waren mir zu wenig mitnehmend. Zeitweise plätschert die Handlung eher dahin, es ist nicht uninteressant, aber es geht nicht so recht voran. Man erfährt auch mehr zu den Figuren, aber es geht jetzt oft auch nicht so in die Tiefe. Vielleicht lag es aber auch ein wenig an den etwa speziellen Charakteren, zu denen man jetzt nicht unbedingt sofort eine Sympathie aufbaut, auch wenn sie interessant und eben einfach mal anders sind. Auch der Zannie Kovit, auf den Nita im Verlauf des Buches trifft, ist als Wesen, das sich von Schmerz ernährt, interessant, manchmal aber noch nicht so ganz greifbar oder zu durchschauen. Kovit hat ebenfalls eher wenig Moral, er hat für sich aber klare Regeln und Grenzen aufgestellt, um sich nicht komplett zu verlieren.
Im Verlauf wird die Handlung dann turbulenter und es gibt vor allem am Ende auch einige Offenbarungen, die noch mal Wendungen mit sich bringen. Da die Protagonisten nicht so geübt in dem sind, womit sie sich herumschlagen müssen, machen sie immer wieder Fehler und durchdenken manche ihrer Entscheidungen nicht komplett oder nicht weit genug. Damit schaffen sie sich zwischendurch neue Probleme und erleiden Rückschläge. Ein bisschen mehr Tempo hätte der Handlung hier und da nicht geschadet, am Ende war ich aber schon neugierig darauf, wie es nun weitergehen könnte.

Fazit

Ein Auftakt, der durchaus interessant ist und auch neugierig darauf macht, wie es mit Nita weitergeht. Hier und da gab es schöne Passagen mit intensiven Gedanken und auch mal tiefgründigeren Gesprächen, es gab aber leider auch einige Längen in der Handlung, die mir an manchen Stellen zu oberflächlich und blass blieb. Die Protagonisten sind ungewöhnlich, was mir an sich schon gefallen hat, manchmal waren sie für mich aber noch nicht ganz greifbar oder zu durchschauen. Die Wendungen am Ende zeigen einen möglichen Weg für die Fortsetzung, mal sehen, was Nita da noch herausfinden wird.

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Veröffentlicht am 20.02.2022

Grundidee toll, mit Kritikpunkten bei der Umsetzung

Keine bösen Tiere - Das etwas andere Tierbuch für Kinder ab 7 Jahren
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In diesem Kinderbuch soll mit Vorurteilen gegenüber einigen Tierarten aufgeräumt werden. Spinnen sind nur gruselig und eklig, niemand will sie, niemand braucht sie. Stimmt so natürlich nicht! Und auch ...

In diesem Kinderbuch soll mit Vorurteilen gegenüber einigen Tierarten aufgeräumt werden. Spinnen sind nur gruselig und eklig, niemand will sie, niemand braucht sie. Stimmt so natürlich nicht! Und auch bei manch anderen Tieren ist der Ruf nicht unbedingt der Beste. Aber ist es wirklich gerechtfertigt oder sind sie doch viel nützlicher, als wir so ahnen? Auf jeweils zwei Doppelseiten erfährt man etwas zu den Dingen, die den Ruf der Tierart negativ erscheinen lassen bzw. die Vorurteile, die es so gibt und dann etwas, was genau damit aufräumen soll und ein paar Fakten zu der Rasse an sich.

An sich mag ich die Art, wie das Buch aufgebaut ist, richtig gern. Während man bei den Seiten mit den Vorurteilen, Gerüchten oder negativ behafteten Sprüchen das eine oder andere Mal nickend vor dem Buch sitzt, räumt die „positive“ Doppelseite dann mit diesen Dingen wieder auf und zeigt Aspekte, die deutlich machen, wie nützlich manche Tiere in Wirklichkeit sind oder was hinter dem Verhalten steckt, das wir als „unschön“ bewerten. Dabei bekommt man einige wissenswerte Fakten, bei denen sicher nicht nur Kinder etwas lernen können.
Allerdings muss ich gestehen, dass mich die Umsetzung trotzdem nicht so komplett überzeugt hat. Die grundsätzliche Idee mag ich, wie gesagt, aber es ist mir in der Summe dann doch alles ein wenig zu gleich gewesen und ich hätte es besser und gelungener gefunden, wenn nicht alle Tiere unbedingt irgendwas an sich haben müssten, was nun zwingend super niedlich ist. Nicht alle Tiere müssen niedlich sein, damit sie nützlich sein können oder eben einfach wichtig für ein Ökosystem. Wenn man mehr den Fokus auf den nützlichen Fakten gelegt hätte, hätte es einfach noch mehr Wissensvermittlung gegeben und es wäre nicht so eintönig geworden. Bei manchen Tierarten wurde auch einfach sehr viel wiederholt. Teilweise hatte ich den Eindruck, die Tiere wurden auch ein wenig verharmlost. Nur weil manche Tiere nicht vorsätzliche böse sind, sind sie deswegen ja noch lange nicht ungefährlich – selbst wenn das Buch vermittelt, dass sie ja ach so kuschelig, niedlich und großäugig sind.
Auch waren mir die Illustrationen auf den positiven Seiten etwas zu verniedlicht. An sich sind die Zeichnungen schon schön und der Kontrast zwischen den „bösen“ Tieren und der „Wahrheit“ hinter den Tieren war sehr deutlich zu erkennen. Für meinen Geschmack fast schon ein wenig zu übertrieben, aber um es anschaulich zu halten, ist das vielleicht noch okay. Nur muss eben nicht jedes Tier super süße Kulleraugen bekommen, das entspricht dann auch einfach nicht mehr der Realität. Und das Buch sollte ja eigentlich mit den Vorurteilen aufräumen und zeigen, dass die Tiere nicht unbedingt bösartig sind oder nur schlechte Eigenschaften haben. Dafür müssen sie aber keine niedlichen Ohren, Augen, Pfötchen oder was auch immer haben. Ich finde Spinnen deswegen trotzdem nicht süß, aber ich verstehe, dass sie nützlich und wichtig sind.

Der Aufbau der Seiten ist durch kleine Sprechblasen oder in farbige Flächen gesetzte Texte übersichtlich, die Illustrationen unterstützen das Gesagte. Man findet sich gut und schnell zurecht und es gibt auf den Doppelseiten auch immer einiges zu sehen. Die Schrift ist groß gehalten, die Inhalte sind größtenteils einfach ausgedrückt und damit leicht verständlich.
Bei den Seiten mit dem positiven Blick auf die Arten gibt es jeweils auch einen größeren Kasten mit einigen Fakten. Der hat mir am besten gefallen, weil man dort wirklich Wissenswertes erfährt. Diese Doppelseiten sind insgesamt auch recht hell und freundlich gehalten von der Farbgestaltung, abgesehen von dem Faktenblock, der dunkler ist. Die „fiesen“ Seiten sind dagegen eher etwas düsterer, teilweise wirken sie auch recht bedrohlich, von der generellen Gestaltung und auch von der Darstellung der Tiere an sich. Rotglühende Augen, spitze Zähne, gruselige Blicke und dazu dann noch die Sprüche über die Rasse oder Aussagen der Tiere, was andere über sie sagen. Bei einigen Vorurteilen habe ich überlegt, ob man das den Tieren wirklich nachsagt, weil mir das nicht so bewusst war. Auch bei einigen Tierarten war ich überrascht, dass sie mit dabei waren, weil sie für mich eigentlich nicht in die Gruppe der „bösen“ Tiere gehört hätten.

Fazit

An sich steckt hinter dem Buch eine tolle Idee, nur die Umsetzung hat für mich nicht komplett gepasst. Mit Vorurteilen zu Tieren aufzuräumen und zu zeigen, wie nützlich sie sind und was sie vielleicht alles können, was man gar nicht weiß, ist super. Nur wird dabei zu viel wiederholt und zu viel Wert auf die Niedlichkeit gelegt, die aus meiner Sicht einfach bei einigen Tieren nicht da ist und die auch gar nicht wichtig ist, damit die Arten nützlich sein können. Anstelle der niedlichen Körperregionen hätte man einfach noch mehr Wissen und Fakten einbauen können, dann hätte es mir definitiv besser gefallen und es wäre nicht so gleich und wiederholend gewesen. Selbst wenn es kein Buch zum hintereinander weglesen ist, schadet ein wenig mehr Abwechslung ja nicht.

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