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Veröffentlicht am 26.05.2021

spannender DDR-Krimi

Verlorenes Land
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Nachts, in einem ruhigen Hinterhof wird ein Mann erschossen. Seine Identität kann schnell geklärt werden doch das Motiv des Mordes bleibt ungewiss. Uwe Friedrich ist bei der Volkspolizei und einer der ...

Nachts, in einem ruhigen Hinterhof wird ein Mann erschossen. Seine Identität kann schnell geklärt werden doch das Motiv des Mordes bleibt ungewiss. Uwe Friedrich ist bei der Volkspolizei und einer der Ermittler in dem Tötungsdelikt. Bei seinen Recherchen stößt er auf Dinge, die er besser nicht wissen sollte und schneller als die Polizisten schauen können, wird ihnen der Fall von der Staatssicherheit entzogen. Davon nur noch mehr angestachelt, beginnt Uwe eigene Nachforschungen anzustellen, befragt Leute und wühlt in der Vergangenheit des Opfers, nicht ahnend, dass er dabei in ein Wespennest sticht, das ihm selbst ebenfalls gefährlich werden könnte.

Dieses Buch entführt einen in das Jahr 1982 nach Dresden. Die DDR hat die Stadt voll im Griff, an vielen Orten sind die Auswirkungen des Krieges noch sicht- und spürbar. Ich bin selbst zu jung, um Erinnerungen an die DDR zu haben und kann daher nicht einschätzen, ob alle Vorkommnisse genauso möglich gewesen wären. Aber nach allem, was man so aus Zeitzeugenberichten, dem Geschichtsunterricht oder den Erzählungen von Verwandten weiß, konnte ich mir gut vorstellen, dass diese Ereignisse durchaus wahrscheinlich sind. Ich empfand es auf jeden Fall als sehr spannend und interessant in diese Zeit einzutauchen und so, neben den Ermittlungen, auch umfangreiche Einblicke in den Alltag der Charaktere zur Zeit des kalten Krieges und zu ihrer Vergangenheit zu bekommen. Besonders präsent war dabei auch die Stasi oder die Angst vor möglichen geheimen Agenten und Spionen. Man sollte immer auf der Hut sein, besonders wenn man Ermittlungen anstellt, die man eigentlich nicht anstellen sollte, so wie der Volkspolizist Uwe Friedrich es tut. Er ist ein kluger Kopf und lässt sich nicht so schnell ins Bockshorn jagen. Seine Motivation und Neugier bringen ihn jedoch auch immer wieder in Situationen, die gefährlicher werden könnten, als er selbst in dem Moment ahnt.

Der Schreibstil von Andreas M. Sturm hat mir gut gefallen. Durch die zahlreichen, kurzen Kapitel entsteht eine schöne Dynamik in der Geschichte und die Handlung schreitet zügig und an verschiedenen Stellen voran. Die Perspektivwechsel ermöglichen es, einen guten Überblick über das Geschehen zu erlangen und obwohl man als Leser damit oft einen Wissensvorsprung hat, war es nie langweilig. Häufig begleitet man Uwe, der an verschiedenen Stellen und in mehreren Fällen ermittelt. Dabei geht er geschickt vor, kombiniert klug und kann seine Gegenüber gut einschätzen. Nur leider sind ihm immer wieder die Hände gebunden. Deutlich wird bei den Ermittlungen auch, dass die technischen Voraussetzungen in den 80er Jahren ganz andere waren, als man sie aus der heutigen Zeit kennt. Zum Beispiel würde man einen Polizisten, der fast alle seine Wege mit dem Fahrrad zurück legt, heute wohl eher selten sehen und die Verhöre werden auch nicht mehr auf Kassette aufgenommen.
Es gibt aber auch Szenen, in denen man Einblicke in die Machenschaften der Stasi oder der Mittelsmänner bekommt und Passagen, in denen weitere Figuren in den Mittelpunkt rücken, die auf die eine oder andere Weise mit den Vorkommnissen verknüpft sind. Nach und nach wird dadurch deutlich, wie komplex, verstrickt und verzwickt die gesamte Situation ist und wie viele Personen ihre Finger im Spiel haben. Wer am längsten Hebel sitzt und die richtigen Strippen zieht, hat die besten Karten. Wer etwas herausgefunden hat, was er gegen den nächsten verwenden kann, hat vielleicht einen Verbündeten oder zumindest einen Gefallen gut. Es war sehr spannend diese Entwicklungen zu verfolgen, auch wenn es eine andere Art an Spannung war, als die, die man in anderen Krimis des Autoren gespürt hat. Obwohl auch hier ein Mörder gesucht wird, ist es nicht die Gefahr des heimtückischen, brutalen Irren, die einen hier begleitet, sondern eher die kribbelige Anspannung, wer hinter welcher Verstrickung steht, wer was angeleiert oder bewusst oder unbewusst ausgelöst hat und ob es Uwe wohl gelingen wird, weitere Aspekte in Erfahrung zu bringen, ohne selbst seinen Kopf zu riskieren.

Stück für Stück fallen die Puzzleteile an ihren Platz und es dröseln sich die korrupten Verbindungen der Figuren untereinander auf. Die für die Zeit typischen Dinge, wie Kassettenrekorder oder die alten Autors, wie der Trabant und der Wartburg, sorgen für ein nostalgisches Setting, das die Atmosphäre der Handlung unterstützt hat. Gut gefallen hat mir auch das Wort und Abkürzungsverzeichnis am Ende des Buches. Einige der Begriffe waren mir nämlich unbekannt und so konnte ich dort nachschauen, was ich nicht wusste. Wenn man sich in Dresden auskennt, wird man auch viele der Schauplätze wiedererkennen und kann die Bewegungen der Personen durch die Stadt gut mitverfolgen. Mir kamen einige Straßen und Plätze auch bekannt vor, so dass vor meinem inneren Auge ein Bild davon entstand, wo man sich befand. Eine schöne Reise in die Vergangenheit, die, aus meiner Sicht, gut die polizeilichen Ermittlungen mit den privaten Sorgen und Herausforderungen der Figuren und die, oftmals geheimen, Machenschaften einiger Institutionen miteinander kombiniert.
Fazit

Ein schöner Krimi, der mich gut unterhalten hat, durchweg spannend und sehr flüssig zu lesen war. Durch die kurzen Kapitel gibt es viele Ortswechsel und man kann verschiedene Charaktere bei ihren unterschiedlichen Aufgaben begleiten. Trotz des Wissensvorsprungs blieb es stets spannend und ich war neugierig zu erfahren, wie es weitergeht, welche Intrigen noch aufgedeckt werden und wer wo seine Finger mit im Spiel hat. Eine besondere Atmosphäre hat die Handlung durch die Zeit erhalten, in der die Geschichte spielt. 1982 liefen viele Dinge eben noch anders, es gab einige Erfindungen und Modernisierungen noch nicht, der Alltag und Lebensstandard, sowie Bildungsmöglichkeiten und Karrierechancen sind nicht vergleichbar mit dem, was man heutzutage kennt. Mir hat das Buch tolle Lesestunden gebracht und ich könnte mir gut vorstellen, ein weiteres Mal mit Uwe Friedrich oder einem anderen Ermittler der DDR auf Verbrecherjagd zu gehen.

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Veröffentlicht am 26.05.2021

spannender, turbulenter zweiter Band

Federn über London 2
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Achtung: zweiter Band! Meine Rezension kann Spoiler auf den ersten Teil der Reihe enthalten.

In London scheint das Chaos ausgebrochen zu sein. Das Gleichgewicht zwischen der Unterwelt und den Engeln, ...

Achtung: zweiter Band! Meine Rezension kann Spoiler auf den ersten Teil der Reihe enthalten.

In London scheint das Chaos ausgebrochen zu sein. Das Gleichgewicht zwischen der Unterwelt und den Engeln, die mit unterschiedlichen Aufgaben für die Menschen da sind, war durch die geschlossenen Verträge lange Zeit stabil. Nun bröckelt dieser Frieden immer mehr, die Bedrohung nimmt zu, doch die Gründe bleiben weiterhin unklar. Sind die Todesengel das Ziel oder steckt etwas ganz anderes hinter der aufkommenden Unruhe und den Angriffen?
Clear ist erst kürzlich als Todesengel erwacht und in vielen Bereichen noch unwissend und ungeübt. Allerdings bleibt ihr kaum Zeit, um all das zu lernen, was sie idealerweise wissen und können sollte, bevor sie mit auf Einsätze geht oder sich anderen Herausforderungen stellt. Es muss gehandelt werden, bevor London verloren ist und noch mehr schaden angerichtet wird.

Die Geschichte geht nahtlos weiter, Vorwissen ist also auf jeden Fall nötig, damit man der Handlung gut folgen kann. Besonders zu Beginn des Buches gibt es jedoch auch ein paar Rückblenden, die dabei helfen können, fehlende Erinnerungen wieder aufzufrischen. Ich empfand diese Hinweise auf die vorausgegangenen Ereignisse als gut dosiert. Man bekommt noch mal einige Informationen, besonders da für Clear noch vieles neu ist und sie ihre Gedanken und Eindrücke sortieren und verarbeiten muss. So fügt es sich sehr harmonisch in den Handlungsverlauf ein und es wirkt nirgends langatmig oder überladen.
Da man direkt wieder in das Geschehen geworfen wird, geht es sofort spannend und ereignisreich los. Und auch danach bleibt die Handlung temporeich. Es gibt für die Charaktere sehr viele Aufgaben und Herausforderungen, Rätsel und Ungereimtheiten. Für Clear kommt dann noch hinzu, dass sie viel lernen und aufzuholen hat, denn nur weil sie durch die turbulenten Entwicklungen zum Ende des Auftakts ihren ersten Schub erhalten hat, heißt das noch lange nicht, dass sie nun gewappnet ist für die Dinge, die auf sie zukommen werden.

Der Schreibstil von Sabine Schulter ist wieder sehr angenehm, mitnehmend und fesselnd. Durch die Perspektivwechsel entsteht eine schöne Dynamik und man bekommt wieder die Chance, unterschiedliche Figuren auf ihrem Weg zu begleiten. Die meiste Zeit der Geschichte ist man mit Ease oder Clear unterwegs, aber auch Aura und Lance kommen wieder zu Wort, so dass man sowohl Einblicke in die Bereiche der Schutzengel, als auch die der Todesengel bekommt, wobei sich die Aufgabenfelder und Aufträge zunehmend vermischen und die Engel gemeinsam agieren müssen. Da über den Abschnitten jeweils steht, welchen Engel man begleitet, bin ich mit den vier Ich-Perspektiven beim Lesen auch nicht durcheinander gekommen.
Nach und nach lernt man die Protagonisten besser kennen, erfährt etwas aus ihrer Vergangenheit, zu ihren Einstellungen, Gedanken und Gefühlen. Es bleiben aber nach wie vor einige Aspekte offen, die mir Rätsel aufgeben und das nicht nur bei den vier Engeln, die man intensiv begleitet, sondern auch bei einigen anderen Charakteren darüber hinaus. Manchmal weiß man einfach nicht, wem man trauen kann und bei wem man besser auf der Hut sein sollte. Und selbst bei den Figuren, die ich eigentlich mag oder faszinierend finde, bin ich unsicher, ob das, was sie zu verbergen zu haben scheinen, mich am Ende nicht ziemlich schocken wird. Dadurch entsteht eine facettenreiche Charaktermischung, bei der es so schnell wohl nicht langweilig werden wird. Auch die durcheinandergewirbelten Gefühle der einzelnen Figuren spielen immer wieder eine Rolle. Besonders für Ease ist es ungewohnt, so viele Emotionen in sich zu spüren, da er sich viele Dinge eigentlich untersagt und das seit zahlreichen Jahren. Aber auch bei Clear passiert einiges in ihrem Inneren und sie kommt immer wieder ins wanken, was sie eigentlich will und fühlt. Ich bin gespannt, wie es sich dort weiterhin entwickeln wird, denn noch scheint es recht offen zu sein, in welche Richtung es geht, auch wenn ich eine Tendenz habe, die ich für den Fortgang erwarte.

Über die Unterwelt hat man ebenfalls weitere Dinge erfahren und stellenweise war der Ausflug dorthin ziemlich gruselig und düster. Aber es gibt auch viel zu entdecken und wir haben da sicher noch längst nicht alles gesehen. Die unterschiedlichen Facetten der Welt präsentiert zu bekommen, fand ich sehr interessant. Es gibt immer wieder neue Aspekte und Details, die Einfluss auf die Missionen und die Hoffnung auf deren Erfolg haben.
Umso weiter das Buch voranschreitet, umso komplexer werden die Verstrickungen, Hinweise, aber auch die Ungereimtheiten, bis alles in einem ziemlich turbulenten Finale von Band zwei endet und man wieder mit einem Cliffhanger in die Wartezeit bis zur Fortsetzung entlassen wird. Ein sehr spannendes Ende, das einige Fragen beantwortet hat, aber weiterhin sehr neugierig auf den weiteren Verlauf der Reihe macht.
Fazit

Ein turbulenter und sehr spannender zweiter Band, in dem neben den actionhaltigen, teilweise düsteren Passagen auch die Emotionen der unterschiedlichen Protagonisten im Fokus der Handlung stehen. Man lernt sowohl die Charaktere als auch die Welt besser kennen, erfährt neue Dinge, Zusammenhänge werden aufgedeckt, Geheimnisse gelüftet aber ebenso neue Fragen aufgeworfen. Ich habe mich im Buch zu keinem Zeitpunkt gelangweilt, im Gegenteil, es hat Spaß gemacht mit zu rätseln, wie alles in Verbindung zueinander stehen könnte, bis irgendwann fast alle für mich verdächtig waren. Nun freue ich mich auf Band drei, der planmäßig im Mai erscheinen soll.

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Veröffentlicht am 12.03.2021

schönes Kinderbuch zum Entdecken und Lernen

Wieso? Weshalb? Warum? junior. Turnen, tanzen, Musik machen
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Wieso, weshalb, warum? Ich mag die Art dieser Bücher total gern. Die Themen werden kindgerecht präsentiert und es gibt immer viel zu entdecken, auch über die kleinen Texte hinaus, die auf den Seiten stehen. ...

Wieso, weshalb, warum? Ich mag die Art dieser Bücher total gern. Die Themen werden kindgerecht präsentiert und es gibt immer viel zu entdecken, auch über die kleinen Texte hinaus, die auf den Seiten stehen. Die kurzen Passagen beschreiben grob das Geschehen der tollen Illustrationen, zusätzlich kann man aber weitere Kinder, Sportgeräte, Musikinstrumente oder andere Dinge, je nach dem behandelten Aspekt auf der Seite, sehen. Zu dem offensichtlichen Geschehen gibt es hinter den vorhandenen Klappen für die Kinder vor dem Buch noch zusätzlich etwas zu entdecken. Die Kinder auf den Buchseiten verändern ihre Haltung im Ballett, machen eine neue Bewegung beim Turnen, fangen an ihre Instrumente zu spielen oder führen ihre Tänze fort, wenn man die Klappen im Buch umklappt. Beim ersten Knicken waren einige dieser Klappen etwas schwergängig, danach ging es dann aber problemlos. Gut gefallen hat mir auch, dass die Klappen unterschiedlich von der Form und Größe sind, das macht es zusätzlich abwechslungsreich. So sind die Kinder beim Ansehen des Buches auch aktiv integriert und können selbst etwas machen. Besonders schön finde ich auch das Drehrad, das zum einen zeigt, welche Yogaübung zu welchem Bild passt und auf der anderen Seite unterschiedliche Möglichkeiten präsentiert, Bänder durch die Luft wirbeln zu lassen. Die im Buch gezeigten Kinder sind alle sehr unterschiedlich, was mich ebenfalls angesprochen hat. Unterschiedliche Haaar- und Hautfarben, unterschiedliche Interessen und Talente und auf der einen Seite gibt es auch ein Kind im Rollstuhl. So kann man auch an solche Themen heranführen und zeigen, dass es nicht auf Handicaps oder Herkunft ankommt, sondern auf das Miteinander und den Spaß an der Sache.
Ein toller Querschnitt durch die Themen Turnen, Tanzen und Musik machen, bei dem man sehr viel sehen und entdecken kann und das eine oder andere Kind sicher auch Lust bekommen wird, selbst etwas von dem Gezeigten auszutesten. Es wird bei keinem Thema sehr lange verweilt, aber es bietet auf jeden Fall die Möglichkeit, sich einen Überblick zu verschaffen und bei Interesse das eine oder andere noch mal zu vertiefen. Da es so viel auf den Seiten zu entdecken gibt, kann man es auch sehr gut mehrfach anschauen und immer mal wieder auf andere Aspekte den Fokus legen.

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Veröffentlicht am 09.03.2021

facettenreiches Setting, spannende Handlung, toller Auftakt

Das Reich der Schatten, Band 1: Her Wish So Dark (High Romantasy von der SPIEGEL-Bestsellerautorin von "One True Queen")
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In Laires Leben lief schon so einiges nicht nach Plan. Sie lebt mit ihrer Mutter im Exil und kann sich nur knapp mit den Verkäufen ihrer Produkte über Wasser halten. Nur wenige Menschen halten noch zu ...

In Laires Leben lief schon so einiges nicht nach Plan. Sie lebt mit ihrer Mutter im Exil und kann sich nur knapp mit den Verkäufen ihrer Produkte über Wasser halten. Nur wenige Menschen halten noch zu ihr, der Zugang zur Universität wird ihr nicht gestattet und darüber hinaus trägt sie auch noch ein großes Geheimnis mit sich herum, das ihr gefährlich werden könnte. Doch all die Schwierigkeiten und Entbehrungen haben sie auch stark gemacht und lassen sie bedingungslos für ihre Ziele einstehen. Wenn ihr etwas wichtig ist, dann gibt sie nicht so schnell auf. Daher war auch sofort klar, dass sie sich auf den Weg ins Daemareich machen würde, als sie erfahren hat, dass ihr Verlobter verflucht wurde und sich nun in den Fängen des düsteren Lords befindet.Wer im Reich der Schatten bestehen will, muss allerdings einiges auf sich nehmen und sollte sich auf keinen Fall das falsche wünschen…

Zunächst beginnt das Buch relativ ruhig und man bekommt die Gelegenheit in die komplex aufgebaute Welt einzutauchen und die wichtigsten Figuren kennen zu lernen. Im Verlauf der Geschichte erfährt man dann immer mehr Details, die deutlich machen wie facettenreich schon allein das Daemareich ist, in das die Charaktere reisen, um den Verfluchten zu befreien. Im Reich der Schatten ist nicht viel, wie es scheint. Es wird mit Wünschen, Ängsten, Hoffnungen, Stärken und Schwächen gespielt. Nur wem es gelingt, sich nicht in die Irre führen zu lassen, wer sich seinen Gedanken stellt und felsenfest an seinem Ziel festhält, hat überhaupt die Chance, es bis zum Daemalord zu schaffen. Auf dem Weg dahin gibt es zahlreiche Hürden, die überwunden werden müssen und auch nicht alle Wesen des Reiches sind den Eindringlingen wohlgesonnen. So kommt es zwischendurch zu kämpferischen Auseinandersetzungen. Mir hat der Aufbau des Daemareiches unglaublich gut gefallen. Es gibt an jeder Ecke etwas Neues zu entdecken und durch die unterschiedlichen Aspekte, die miteinander verwoben werden, wird es niemals langweilig. Dazu kommt dann noch, dass die Figuren sich ihren eigenen Gedanken stellen müssen und nicht nur den Hindernissen, die ihnen ganz offensichtlich in den Weg gestellt werden. Dabei müssen sie sich Dinge eingestehen, die sie lieber verdrängt oder für immer in sich verschlossen hätten. Durch lebendige Beschreibungen kann man die Handlung sehr intensiv verfolgen und umso weiter das Buch voranschreitet, umso temporeicher, spannender und dynamischer wird das Geschehen.

Die Geschichte wird aus unterschiedlichen Perspektiven geschildert, wodurch es möglich wird, unterschiedliche Handlungsstränge zu verfolgen, aber auch in unterschiedliche Köpfe zu schauen und zu erfahren, was die Ereignisse mit den Figuren machen. Protagonistin Laire erzählt dabei aus der Ich-Perspektive und hat auch die größten Anteile im Buch, so dass man sie besonders intensiv kennenlernt. Ihren Verlobten zu befreien hat für sie oberste Priorität, dennoch ist sie sehr bemüht, sich selbst treu zu bleiben und weicht nur von diesem Weg ab, wenn es gar nicht anders geht. Durch ihr Geheimnis hat sie früh gelernt, wie schwer es ist, echte Freunde zu finden und dass sie nur wenigen Leuten vertrauen darf. Im Daemareich können ihre Fähigkeiten ihr jedoch helfen, allerdings nur, wenn sie mutig genug ist, es zuzulassen und es ihr gelingt, die Gabe nicht zu mächtig und unkontrolliert werden zu lassen. Eine ziemliche Gradwanderung für Laire, die es ihr immer wieder schwer macht. Auch Alaric macht ihr das Leben nicht unbedingt leichter. Er ist eine der weiteren Figuren, aus deren Perspektive man einen Teil der Handlung erlebt. Laire und er haben eine gemeinsame Vorgeschichte, die nicht besonders positiv ausgegangen ist. Tief verletzt, ist Laire zunächst nicht bereit, auf sein Angebot einzugehen und ihn mit ins Daemareich zu nehmen. Erst als sich kein anderer Ausweg mehr bietet, muss sie murrend zustimmen ihn, neben ihrer besten Freundin Vika und dem ehemaligen Paladin Jero, mitzunehmen und bereut diese Entscheidung immer wieder. Denn so gern sie Alaric einfach weiter verachten würde, für das, was er getan hat, so löst seine Anwesenheit doch sehr viel mehr in ihre aus.
Alaric ist ein interessanter Charakter, dessen Geschichte ich ebenfalls gern begleitet habe. Als Leser weiß man mehr als die anderen Figuren, da Alaric nicht über das sprechen darf, was ihn antreibt. Dadurch wirkt er oft kalt und unnahbar, die Kapitel aus seiner Perspektive geben jedoch trotz eines personalen Erzählers gute Einblicke in sein Innenleben und zeigen, wie sehr ihm einige Dinge zu schaffen machen und wie gern er einiges ändern würde, wenn es ihm doch nur möglich wäre. Ich mochte ihn als Figur sehr gern und bin gespannt, was da noch kommen wird, denn die Ereignisse und Enthüllungen zum Ende des Buches haben große Auswirkungen auf seine Zukunft.
Die dritte Figur, die begleitet wird, ist Desmond, Laires Verlobter. Er befindet sich beim Lord des Daemareiches und wagt kaum zu hoffen, dass jemand kommen könnte, um ihn zu befreien. Es gibt nur hin und wieder Kapitel aus seiner Sicht, in diesen bekommt man dann noch mal andere Eindrücke vom Lord, aber auch von Desmonds Leben, seinen Absichten und Geheimnissen. Laire und Alaric lernt man insgesamt besser kennen, als Desmond, auch wenn er mehr oder weniger die treibende Kraft ist, die die anderen antreibt, überhaupt ins Reich der Schatten zu gehen.
Zusammen ergeben die einzelnen Perspektiven ein komplexes, abwechslungsreiches Gesamtbild und da sich die Stränge alle in gewisser Weise bedingen und zumindest die von Alaric und Laire direkt miteinander verwoben sind, wird die Handlung trotz der Wechsel stetig vorangetrieben. Ich mochte auch die Dynamik zwischen den Figuren sehr gern. Es ist für alle nicht einfach, sie müssen Kompromisse eingehen, sich aufeinander verlassen, obwohl sie einander nicht alle vertrauen und immer wieder stehen ihnen unterschiedliche Gefühle und Empfindungen im Weg. So müssen sich die Protagonisten auch viel mit sich und ihren Eindrücken auseinandersetzen, um im großen Ganzen voran zu kommen.

Der Schreibstil von Jennifer Benkau lebt von der facettenreich ausgebauten Welt, all den fantastischen Ideen, den dynamischen Gesprächen und den lebendigen Beschreibungen. Ich habe mich von Beginn an wohlgefühlt, auch wenn der Start insgesamt recht ruhig und eher gemächlich war. Die Handlung nimmt dann allerdings stetig mehr Tempo auf und man möchte die Geschichte kaum noch beiseite legen. Besonders gut gefallen mir auch die bildgewaltigen Formulierungen, die die Atmosphäre und Emotionen super transportieren. Am Ende des Buches ist viel passiert, es war sehr spannend und turbulent, es gab zahlreiche Hürden zu bewältigen und Herausforderungen zu meistern, die Figuren sind zusammengewachsen und doch hat jeder so seine Geheimnisse, von denen zwischendurch einige ans Licht kommen und doch bleiben für den weiteren Verlauf der Handlung noch viele Fragen offen und es haben sich neue Konstellationen ergeben, bei denen es interessant sein wird, zu verfolgen, wie es weitergeht.
Fazit

Ein richtig toller Auftakt, der einen in eine komplexe, fantasievolle Welt entführt. Besonders das düstere Reich der Schatten hat mich fasziniert und immer wieder für Überraschungen gesorgt. Auch wenn es zunächst eher ruhig startet, nimmt die Handlung dann an Fahrt auf, es wird sehr turbulent und spannend, mit einigen Wendungen und unerwarteten Ereignissen. Durch die lebendige Erzählweise entstanden detaillierte Bilder in meinem Kopf, die das Lesen der angenehm und stimmungsvoll gemacht haben. Ich bin sehr gespannt, wie es weitergehen wird mit den interessanten Charakteren und der ziemlich veränderten Konstellation, die sich zum Schluss ergeben hat.

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Veröffentlicht am 20.02.2021

toller zweiter Band, spannend, temporeich, gefühlvoll

Cyberworld 2.0: House of Nightmares
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Achtung: zweiter Band! Meine Rezension kann kleine Spoiler in Bezug auf „Mind Ripper“ enthalten.

Für Edward Dunnington hatte die schnell vorangetriebene Entwicklung des Bioroboters hauptsächlich private ...

Achtung: zweiter Band! Meine Rezension kann kleine Spoiler in Bezug auf „Mind Ripper“ enthalten.

Für Edward Dunnington hatte die schnell vorangetriebene Entwicklung des Bioroboters hauptsächlich private Gründe. Doch seine Erfindung dürfte auch die Öffentlichkeit interessieren, stellt es doch für einige Menschen eine Möglichkeit da, ihr Leben zu verlängern oder ihrem gebrechlichen Körper zu entkommen. Gemeinsam mit seinem Geschäftspartner Angus McLean will er den Schritt wagen, seinen Roboter der Allgemeinheit zu präsentieren. Doch kann man dem machtgierigen, altmodischen Griesgram wirklich trauen oder verfolgt er seine eigenen Ziele? Und was ist mit seiner ziemlich schrägen, streitsüchtigen Familie? Obwohl Edward Dunnington versiert ist in dem, was er tut, läuft nicht alles glatt. Bevor es zur Übertragung des Bewusstseins kommen kann, wacht der Proband eines Morgens nicht wieder auf. Was ist mit Angus passiert? Kann das Projekt noch irgendwie gerettet werden?

Im Verlauf des Buches sind kleine Rückblicke eingebaut, die die wichtigsten Ereignisse aus dem ersten Band noch mal aufarbeiten. Die Charaktere haben einiges zu verarbeiten, zu durchdenken, teilweise nagt das schlechte Gewissen an ihnen. Durch die Gedanken, die die Figuren sich machen oder die Gespräche, die geführt werden, sind die Hinweise auf das vorangegangene Geschehen sehr angenehm und flüssig in die Gesamthandlung eingebunden. Da inzwischen einige Monate vergangen sind, sind einige der Schwierigkeiten, die zum Ende des Auftakts eine große Rolle gespielt haben, inzwischen etwas weniger problematisch. Dennoch sind diese Themen in die Handlung integriert und werden parallel mit den Fortschritten des Geschehens aufgearbeitet.

Viele der Figuren kennt man bereits aus dem ersten Teil der Reihe „Mind Ripper“. Durch die Adelsfamilie, bei der die Protagonisten die Sommerferien verbringen wollen, gibt es jedoch auch einige neue Charaktere, die jetzt im zweiten Band hinzukommen. Und diese Familie hat es echt in sich. Sie sind extrem schräg, streitsüchtig, teilweise sehr bedacht auf antiquierte Wertvorstellungen und mit ihren Äußerungen gern mal unter der Gürtellinie. Eine absolute Freakshow, die mir beim Lesen aber einige witzige Momente bereitet hat.
Man kann sich gut vorstellen, dass die Ferien bei dieser Adelsfamilie schnell unangenehm werden können, aber sie bieten auch die besten Voraussetzungen für den weiteren Verlauf der Handlung, denn jeder von ihnen könnte an den mysteriösen Ereignissen rund um Angus McLean beteiligt sein.

Der Schreibstil der Autorin ist wieder sehr angenehm und mitnehmend. Ich habe mich sofort wieder wohlgefühlt in der Geschichte und war sehr gespannt, was Jemma, Jamie, Zack und ihre Freunde in diesem Band erleben werden. Neben den spannenden Geschehnissen rund um den Griesgram der Adelsfamilie lernt man auch die Protagonisten besser kennen und bekommt weitere Einblicke in die Intensität der Verbindungen, die zwischen ihnen bestehen. Die Zusammenstellung der Charaktere ist richtig toll. Sie sind alle unterschiedlich, haben so ihre Ecken und Kanten, haben Probleme, mit denen sie sich rumschlagen, verhalten sich nicht immer richtig, sehen Fehler aber auch ein und sind damit einfach sehr authentisch und menschlich. Jede Figur hat ihre Eigenarten und Besonderheiten und auch wenn Jemma noch immer mein Liebling ist, haben Jamie und Zack ziemlich aufgeholt. Die beiden gemeinsam zu erleben, ist einfach wundervoll. Sie unterstützen sich, sind füreinander da, aber es ist bei weitem nicht immer alles harmonisch, denn die beiden Jungs treiben einige Sorgen um, über die sie auch nicht immer sofort offen reden. Umso mehr sie sich einander öffnen und aufeinander eingehen, umso mehr haben sie sich auch in mein Herz geschlichen. Es gab aber auch darüber hinaus noch einige wunderschöne Momente, in denen sehr viele positive Gefühle bei mir ankamen.

Sehr spannend und auch ein wenig gruselig war das CyberGame, in das die Figuren dieses mal eintauchen. „House of Nightmares“ heißt eben auch nicht umsonst, wie es heißt. Das CyberGame spielt mit den Ängsten der Spieler und durch die detaillierten, schaurigen Beschreibungen wurden das Grauen und die Anspannung richtig lebendig.
Das Buch setzt sich aus verschiedenen Handlungssträngen zusammen, die parallel zueinander verlaufen und sich direkt bedingen. Durch die Perspektivwechsel wurden Tempo und Dynamik besonders in der zweiten Hälfte der Geschichte stark erhöht und ich konnte das Buch kaum mehr weglegen, weil ich unbedingt wissen wollte, wie alles zusammenhängt und wie es weitergeht. Ab einem gewissen Punkt deutet sich die Auflösung an, dennoch empfand ich es als sehr spannend die weiteren Entwicklungen zu verfolgen und weitere Erklärungen zu den Geschehnissen zu bekommen. Mir hat auch die Kombination aus der Cyberwelt und den Ereignissen aus der „realen“ Welt wieder richtig gut gefallen. Das bringt schöne Facetten mit sich und macht die Handlung sehr vielseitig und abwechslungsreich.
Fazit

Ein unglaublich spannender, temporeicher zweiter Band, in dem man sowohl lachen, ich gruseln und mit den Figuren dahinschmelzen kann. Die Entwicklungen zwischen den Charakteren sind richtig toll zu verfolgen. Man lernt die Protagonisten intensiver kennen, sie werden noch greifbarer und authentischer und auch die Beziehungen zwischen ihnen stehen noch mehr im Fokus der Handlung. Das alles lenkt jedoch nicht von den packenden Ereignissen rund um Angus McLean und das CyberGame ab, welche den anderen großen Punkt der Geschichte ausmacht. Gekonnt und harmonisch verknüpft ergeben die unterschiedlichen Geschehnisse ein fesselndes, sehr vielseitiges Buch, das Lust auf den nächsten Band rund um die Cyberkids macht.

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