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Veröffentlicht am 23.11.2022

Großartiger historischer Roman über den Kampf zweier Männer um den englischen Thron

Der eiserne Herzog
4

Durch den bildhaften Erzählstil des Autors nimmt er den Leser mit in die Vorgeschichte der berühmten Schlacht bei Hastings, in der zwei Männer bis zum Tod um den englischen Thron kämpfen.
Eigentlich könnten ...

Durch den bildhaften Erzählstil des Autors nimmt er den Leser mit in die Vorgeschichte der berühmten Schlacht bei Hastings, in der zwei Männer bis zum Tod um den englischen Thron kämpfen.
Eigentlich könnten es beste Freunde sein aber durch den Thronanspruch, den beide erheben, werden sie zu erbitterten Feinden.

Der Autor lässt uns einfühlsam an den Gedankengängen sowie dem familiären Hintergrund und Familienleben der beiden Hauptprotagonisten- des Engländers Harold Godwin und des Normannen Guilhem (er stellt William den Eroberer dar) - teilhaben.

Beide Männer haben starke und kluge Frauen hinter sich stehen: Guilhem und Matilda sowie Harold und Ealdgyth.

Fiktive Erlebnisse werden perfekt in den historischen Rahmen eingebunden und die Charaktere
werden bildhaft und authentisch dargestellt.

Der Leser befindet sich dadurch mitten in der Geschichte und kann die jeweiligen Handlungsweisen von Harold und Guilhem sehr gut nachempfinden.

Guilhem musste sich bereits seit seiner Kindheit gegen
Menschen wehren, die ihn ermorden wollten und er ist zu einem willensstarken und klugen Mann herangereift.
Als er vom englischen König zum Nachfolger bestimmt wird, ist sein Weg vorgezeichnet,
denn er besteht auf seinem Thronanspruch.

Er hat Harold Godwin als Gegner , den das englische Volk statt eines Normannen gern als Nachfolger hätte.
Durch eine Intrige und den Schwurbruchs Harolds wird Harold zum König gekrönt.
Das kann Guilhem nicht hinnehmen und mit einer starken Flotte begibt er sich nach England.

In der grausamen Schlacht bei Hastings findet die Entscheidung statt.

Das Cover passt übrigens perfekt dazu.

Mich hat der Roman bis zum Schluss gefesselt und ich habe ganz nebenbei auf unterhaltsame Weise meine Geschichtskenntnisse erweitert.

Daher meine ganz klare Leseempfehlung für alle Leser, die an Historienromanen interessiert sind!

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  • Atmosphäre
Veröffentlicht am 18.10.2022

Großartiger Roman mit Spannung und Tiefe

Das verborgene Paradies
3

Der Roman spielt in den Jahren 1610 und 1633 in einem kleinen Alpendorf namens Borgo San Michele.

Susanna wird unter besonderen Umständen geboren und daher von der Hebamme Jehanne als Hexe bezeichnet. ...

Der Roman spielt in den Jahren 1610 und 1633 in einem kleinen Alpendorf namens Borgo San Michele.

Susanna wird unter besonderen Umständen geboren und daher von der Hebamme Jehanne als Hexe bezeichnet. Daniele hingegen bezeichnet die Hebamme als Heiligen.

Abwechselnd findet die Geschichte in der Vergangenheit und in der Gegenwart statt und erklärt damit viele Handlungen in der Gegenwart.

Es ist auch die Zeit der Inquisition, die grausam versucht das kirchliche Weltbild gegen alle aufkommenden Zweifel aufrecht zu erhalten. Dieses Weltbild ist ins Wanken geraten durch die Wissenschaft und neue Erkenntnisse.

Susanna, die für das Licht im Dunkel steht, bringt den Frauen im Dorf Wissen und Bildung, damit Freiheit durch Wissen erlangt werden kann. In der Gesellschaft und Kirche waren Frauen nichts wert und geistig und moralisch unterlegen.

Die Frauen finden durch Susanna in ihren Köpfen das verborgene Paradies.
Selbst das ist gefährlich für sie, denn die Gesellschaft ist noch nicht so weit und die Kirche möchte diese Freiheitsbestrebungen auf jeden Fall unterbinden.

Der Inquisitor Constantin Tron erkennt in Susanna eine Reinheit und dass er selbst dagegen schwach, erbärmlich und bemitleidenswert ist.
Er will sie um jeden Preis zerstören, damit er wieder seinen Frieden findet. Hierzu benutzt er seinen Gehilfen Paolo, der den Inquisitor abgöttisch liebt aber stets nur grausam als "Hündchen" vom Inquisitor behandelt wird.

Susannas zweite Hälfte ist Daniele, der mit einer Glückshaube geboren ist, die ihm aber nicht wirklich hilft. Aufgrund seiner Zweifel, zwischendurch auf Abwegen, übernimmt er schlussendlich die Verteidigung Susannas im Hexenprozess.

Fra Thevet ist eine starke positive Lichtgestalt mit vielen (Lebens-) Weisheiten. Er hat Susanna und Daniele aufwachsen sehen und hat beide gefördert.

Der Schreibstil und der Wechsel zwischen Vergangenheit und Gegenwart macht die Geschehnisse sehr lebendig und erklärend. Der Prozess und die Einschüchterung mit Folter sowie Tyrannei durch Inquisition und Kirche machen betroffen.
Wie können Menschen anderen Menschen so etwas antun?.

Die Charaktere wurden sehr gut vom Autor skizziert und ich hatte sie bildhaft vor meinen Augen.

Es ist ein Kampf der Kirche gegen neue Erkenntnisse der Wissenschaft und gegen die Freiheit in den Köpfen der Menschen, eine andere Meinung als die der Kirche zu haben. Tradition und Aberglaube sind noch fest in der Gesellschaft verwurzelt. Und es ist ein Kampf Einzelner um Liebe und Gerechtigkeit .

Und wie sagt Susanna: " Es gibt keine Hexen und Heiligen, es gibt nur Licht und Dunkel."

Mir haben die vielen kleinen und großen Lebensweisheiten im Buch sehr gefallen und besonders auch das Hauptmotto Susannas: " Lass dir niemals die Flügel stutzen."

Es ist mein erstes Buch von Luca di Fulvio- aber ganz sicher nicht mein letztes.

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Veröffentlicht am 18.08.2022

Regional-Krimi mit Situationskomik

Dunkle Gemäuer
0

Zu Beginn des Buches scheint der Horror vorprogrammiert.
Im "Willstätter Horrorhaus" hatte früher der Serienmörder Hildebrandt gelebt, der gelyncht wurde und einen Fluch bis in alle Ewigkeit ausstieß.

Jetzt ...

Zu Beginn des Buches scheint der Horror vorprogrammiert.
Im "Willstätter Horrorhaus" hatte früher der Serienmörder Hildebrandt gelebt, der gelyncht wurde und einen Fluch bis in alle Ewigkeit ausstieß.

Jetzt soll hier ein Horrorfilm gedreht werden.

Aber der Fluch scheint sich auf die Gegenwart auszuwirken. Requisiten verschwinden, die Kamerafrau Mona wird tot aufgefunden. War es Mord oder ein Unfall?

Die Privatermittlerin Suzanne Griesbaum wird mit den Ermittlungen beauftragt. Sie bittet Henry Marbach um seine Unterstützung in diesem Fall.

Am Ende geraten beide in allerhöchste Gefahr.

Der Schreibstil ist flüssig und die Charaktere kann man sich bildhaft vorstellen.

Die badische Mundart fließt in einigen Sätzen immer wieder ein und einige Situationskomik ließ mich öfter schmunzeln.

Nach anfänglicher Gewissheit wer der Mörder ist wird der Leser immer wieder auf neue falsche Fährten geführt und gerät mit seiner Vermutung, wer der Mörder ist, immer wieder ins Wanken. Bis am Ende doch Gewissheit besteht.

Einige Situationen waren sehr überzeichnet, fast skurril zu nennen und auch unglaubwürdig. Sie haben nicht zu einer geladenen, sich aufbauenden Spannung beigetragen.
Zum Beispiel habe ich nicht für glaubwürdig gehalten, dass der Grund für Liams Rausschmiss bei Suzanne nur eine Katze gewesen sein soll, die auf der Bettdecke gelegen haben soll statt eine Frau, die Suzanne ja erkannt haben will. Das ist sehr an den Haaren herbeigezogen.

Insgesamt fehlt mir in diesem Krimi dieser sich aufbauende Spannungsbogen! !
Am Ende erwartet den Leser noch Horror beim Zahnarzt, der den fehlenden Spannungsaufbau jedoch nicht mindert.

Zuviel wird investiert in die naive nervige Verliebtheit von Suzanne in Liam, den Sänger von "Dieselskandal" und andere Befindlichkeiten und Nebenschauplätze.

Insgesamt sind meine Erwartungen daher leider nicht erfüllt worden.



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Veröffentlicht am 21.07.2022

Ein Buch, das man nicht aus der Hand legen kann

Die Familie
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Der Roman ist in Prolog und 5 Kapitel vom Jahr 1928 bis Jahr 1948 aufgeteilt.
Und der Prolog beginnt gleich mit einem Schuss. Aber wer da schießt und warum wird erst zum Schluss aufgeklärt.

Es ist das ...

Der Roman ist in Prolog und 5 Kapitel vom Jahr 1928 bis Jahr 1948 aufgeteilt.
Und der Prolog beginnt gleich mit einem Schuss. Aber wer da schießt und warum wird erst zum Schluss aufgeklärt.

Es ist das New York der Jahre 1928-1948 und die Hauptprotagonistinnen sind Sofia Colicchio und Antonia Russo. Sie wachsen innerhalb zweier italienischer eng verbundener Familien auf.

Der Boss ihrer Väter, Tommy Fianzo, hat den beiden Familien die Wohnung vermittelt und ihnen den Wohnort zugewiesen. Zu der "Familie" gehören viele Leute und Sofia und Antonia sagen zu ihnen "Onkel" und "Tante". Aber verwandt sind sie nicht wirklich mit ihnen. Es gibt keine klare Trennung von Beruflichem und Persönlichem zwischen beiden Familien.
Tommy Fianzo, der Boss, gibt sich als Ehrenmann, rekrutiert hilfsbedürftige junge Einwanderer und nimmt sie auf in das "Vakuum der Familie". Dann kommen die Aufgaben, Gewalttaten und ein Aussteigen aus der Familie endet "tödlich".
Die Mädchen lernen aber, dass das Geschäft ihrer Väter ist "Leuten zu helfen".

Irgendwann "verschwindet" der Vater von Antonia weil er aussteigen möchte und Antonia hat ab diesem Moment eine dunkle Angst in ihrem Leben.

Die ausgeglichene aber unscheinbare Antonia ist der absolute Gegensatz zu Sofia, die wild und sprunghaft ist. Beide halten aber zusammen und sind freundschaftlich eng verbunden nach dem Motto "wenn es dir gut geht, geht es mir gut". Von anderen werden sie gemieden, da die Familien als "Kleinkriminelle und Schläger " verschrien sind.

Trotz der Warnung der Mutter "die Finger von Männern mit Pomade im Haar zu lassen" heiraten Sofia und Antonia junge Männer aus dem Kreis der Familie.
Antonia wird Mutter und muss all ihre Träume von einem Studium und Reisen begraben. Sofia stürzt sich begeistert als "Botin" ihres Vaters in ihre für sie wichtige Aufgabe und sie wird zur psychologischen Waffe.

Das Unheil nimmt seinen Lauf, als es einen Generationswechsel bei den "Fianzos" gibt und einer der beiden Ehemänner nach dem Verständnis der Familie zum "Verräter" wird.

Man kann das Buch nicht aus der Hand legen, denn es ist nie langweilig, man ist direkt beim Geschehen in beiden Familien dabei und die Geschichte führt in einer stetig steigenden Anspannung auf einen tödlichen Ausgang hin.

Die Beschreibungen des New York in dieser Zeit sind sehr bildhaft und wunderschön. Man fühlt sich direkt an diesen Ort versetzt.

Ich gebe daher eine klare Leseempfehlung für dieses außergewöhnliche Buch!

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Veröffentlicht am 09.06.2022

Schöne Urlaubslektüre mit Licht und Schatten

Villa Amalfi
1

Ida wird 1934 in dem kleinen italienischen Bergdorf Tramonti geboren und wächst bei einer liebevollen Mutter und einem gewalttätigen Vater auf.
Der Vater vertrinkt das Geld und schlägt Mutter und Tochter. ...

Ida wird 1934 in dem kleinen italienischen Bergdorf Tramonti geboren und wächst bei einer liebevollen Mutter und einem gewalttätigen Vater auf.
Der Vater vertrinkt das Geld und schlägt Mutter und Tochter. Er macht der Tochter klar, dass sie nichts wert sei und Ida lernt, sich unsichtbar zu machen.

Als sie 1950 sechzehn Jahre alt wird und zwangsverheiratet werden soll, übernimmt sie den Traum ihrer Mutter von Freiheit und Selbständigkeit und geht nach Amalfi, wo sie sofort im Hotel Villa Amalfi eine Stelle als Pastamädchen bekommt.

Durch ihre Art und ihren Enthusiasmus für das Hotel macht sie sehr schnell Karriere.
Ihre Gegenspielerin Guendalina benimmt sich Ida gegenüber gemein und intrigant.

Ida wird im Buch als starker Charakter und eher unfehlbar dargestellt. Im letzten Drittel des Buches häufen sich die Ereignisse. Die Handlung bleibt jedoch für mich insgesamt ohne besondere Spannung, Emotionen und Dramatik..

Das italienische Flair der Amalfiküste, und des kleinen Ortes Amalfi kann der Leser gut nachempfinden aufgrund der schönen bildhaften Sprache. Vielleicht könnte man den nächsten Urlaub dort planen?

Leider haben sich für mich besonders im letzten Drittel des Buches die Zufälle und die schnellen Problemlösungen allzusehr gehäuft und machen dadurch den Handlungsablauf bzw. das Geschehen allzu "unglaubhaft" und nicht authentisch.

Viele Ungereimtheiten und Fragen sind offen geblieben und weisen darauf hin, dass es eine Fortsetzung geben wird. Ich nehme an, dass hier der rote Faden im Folgeband wieder aufgenommen wird.

Die Charaktere sind gut dargestellt und das Thema ist eine flüssig geschriebene schöne "Aschenputtelgeschichte", die mich persönlich aber leider etwas unzufrieden zurückgelassen hat.

Zum Cover ist zu sagen, dass es sehr schön gestaltet ist und mit dem Blick auf die Amalfiküste Uraubsfeeling beim Leser aufkommen lässt. Die italienischen Farben sind im Cover schön eingearbeitet worden, sei es als Rand oder im Schriftzug.

Ich finde es eine sehr schöne und inspirierende Idee, dass im Buch zum Schluss Idas Rezept für
"Sommerliche Tagliolini al limone" abdruckt wird.

Insgesamt eine schöne leichte Urlaubslektüre !









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