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Veröffentlicht am 12.09.2021

Eine gelungene, reife Fortsetzung, die neben guter Unterhaltung und Situationskomik auch viel Input bietet!

Das Rosie-Resultat
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„Wenn er seine Jugend damit verbringen will, einen Ball hin und her zu treten, (…) gerne. Aber frag ihn erst mal selbst.“
„Er muss ja nicht gut sein“, erwiderte ich. „Nur nicht peinlich.“
„Peinlich – für ...

„Wenn er seine Jugend damit verbringen will, einen Ball hin und her zu treten, (…) gerne. Aber frag ihn erst mal selbst.“
„Er muss ja nicht gut sein“, erwiderte ich. „Nur nicht peinlich.“
„Peinlich – für wen?“
Kapitel 23

Rosies und Dons Sohn Hudson ist mittlerweile 11 Jahre alt, und seine schulische Entwicklung stellt Don vor ein Problem, zusätzlich zu vier weiteren großen, an die er mit der ihm eigenen Rationalität herangeht. Nach einigen Zwischenfällen wird ihnen nahe gelegt, Hudson auf Autismus testen zu lassen. Don erinnert sich mit Schrecken an seine eigene Jugend und will Hudson coachen, um etwas „normaler“ zu wirken. Schwierig, wenn man selbst so herausragend anders ist…
Für diejenigen, die Don und Rosie noch nicht kennen… Stellt euch Sheldon aus TBBT vor, der sich vor Jahren an Hand eines standardisierten Fragebogens die perfekte Ehefrau casten wollte, um mit 40 eine Ehefrau und sexuelle Erfahrungen zu erlangen. Das Ehefrauprojekt wurde zum „Rosie-Projekt“ und ein unerwarteter Erfolg.
Ich selbst bin ein Fan der ersten Stunde, habe das „Rosie-Projekt“ verschlungen und höre das Hörbuch dazu auf beinahe jeder längeren Autofahrt, lache noch immer an denselben Stellen laut heraus und habe Gänsehaut und Tränen in den Augen, als es an den Tanz geht (ihr wisst, was ich meine). Ehrlicherweise muss ich zugeben, dass mir der zweite Teil nicht ganz so gut gefallen hat, all die Nüchternheit und Sachlichkeit, die Don auszeichnen, empfand ich im Zusammenhang mit einer schwangeren Frau in ihrer Emotionalität fast verletzend – zum damaligen Zeitpunkt. Vielleicht sollte ich der Geschichte jetzt, wo ich an einem anderen Punkt in meinem Leben stehe, noch mal eine Chance geben. Aber das ist eine andere Geschichte.
Dies ist der dritte Band und ich war von der ersten Seite weg verliebt. Don ist über sich hinausgewachsen. Und auch aus Rosie, der etwas rebellischen Studentin, die ihren Vater und ihren Platz im Leben noch suchte, wurde eine reife Wissenschaftlerin, die es perfekt versteht, mit Don und seinen Eigenheiten umzugehen. Nun stellt ihr Sohn sie vor große Herausforderungen, und Don erklärt sich bereit, auf weiteren beruflichen Erfolg zu verzichten, um ihn besser begleiten zu können und Rosie den Raum zu geben, selber ein großes Projekt zu begleiten.
Doch nicht nur Don und Rosie sind gereift, die ganze Geschichte und auch der Autor. Er bietet neben der gewohnten Situationskomik so viele Denkanstöße ohne mit dem Finger zu zeigen, auf so vielen Ebenen. Der erste Band ist ja eine Weile her und Formulierungen, Erkenntnisse und auch der Umgang mit Menschen mit Autismus/Autisten, hat sich glücklicherweise geändert. Und wird sich auch weiterhin ändern, denn auch durch Graeme Simsion wurde diese Besonderheit bekannter, Vorurteile und Diskriminierungen aufgezeigt, und auch die Vorteile, die sie bringen, ins Rampenlicht gestellt.
Und hier zeigt Don, dass ihn große Emotionen doch bewegen, vor allem, wenn es um seine Familie geht, und wie hart er für sie kämpft. Humorvoll knallt uns der Autor auch Rassismus und Benachteiligung von Frauen um die Ohren, ohne belehrend zu wirken.
Ein besonderes Extra: Die lange Cocktailnacht, die mich im ersten Band fasziniert hat, bekommt wieder eine große Bedeutung und Don hat es geschafft, die darin geschlossenen Freundschaften zu festigen.
Fazit: Eine gelungene, reife Fortsetzung, die neben guter Unterhaltung und Situationskomik auch viel Input bietet!

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Veröffentlicht am 13.12.2019

Gute Unterhaltung für aufmerksame Leser!

Der Auftrag (Darlington Road Kids, Band 3)
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„… dann haben wir nur noch die Schwierigkeit, die Informationen, die wir haben, den richtigen Leuten unterzujubeln, ohne dass wir dafür von deinem Vater geviertelt werden.“
„Gevierteilt“, korrigierte Jo ...

„… dann haben wir nur noch die Schwierigkeit, die Informationen, die wir haben, den richtigen Leuten unterzujubeln, ohne dass wir dafür von deinem Vater geviertelt werden.“
„Gevierteilt“, korrigierte Jo automatisch (…) „Ich glaube, wir sollten hier verschwinden, ich habe ein ungutes Gefühl.“
Seite 255

Und das Gefühl trügt Jo nicht. Denn es ist eine ganz schön verworrene und riskante Geschichte, in die die Darlington Road Kids da hineingeschlittert sind. Eigentlich haben sie ja noch Hausarrest wegen ihres letzten Abenteuers. Doch als Lady Kate sie bittet, einer Freundin zu helfen, wittern sie ihre Chance. Sie vereinbaren mit ihren Eltern: Wenn sie Lady Witchhouse` verschwundenen Neffen wieder finden, wird ihnen die restliche Strafe erlassen.
Doch so einfach, wie es aussieht, ist der Fall nicht. Und auch auf den Straßen Londons geht es 1804 nicht ungefährlich zu, vor allem nicht, wenn man sich einige Feinde geschaffen hat, so wie die Darlington Road Kids.
Ich habe die DaRoKis zum zweiten Mal auf einem ihrer Abenteuer begleiten dürfen. Es war eine spannende Zeit Anfang des 19. Jahrhunderts und Henry A. Selkirk bringt sie uns gut recherchiert nahe. Für mich war es manchmal recht schmerzlich zu lesen, wie mit Waisenkindern umgegangen wurde, welche Kämpfe die Straßenbanden ausgefochten haben und Diebstahl und Schmugglerei an der Tagesordnung stand.
Die Protagonisten sind 13, 14 Jahre alt, doch sehr gebildet, sei es von interessantem Unterricht oder – wie in Terrys Fall – dem Leben auf der Straße. Bei ihren Gesprächen oder auch den strengen Regeln der Straßenbanden vergisst man beim Lesen manchmal, dass es sich um Jugendliche handelt. Und so unterschiedlich die Charaktere sind, so gut ergänzen sie sich.
Da haben wir Jo(sephine) Farnsworth, die Anführerin, Terry, Waisenkind und Ex-Straßenjunge mit erstaunlichen Verbindungen, die etwas zurückhaltende Alicia Baker, Rufus Black, der „Ungläubige“ und René Malvoisin, eine Künstlerseele. In diesem Fall ergänzt um ihre Beschützerin Mara mit ihren Pavee, eine unglaubliche junge Frau, die kämpft wie eine Löwin. Und sie stehen für einander ein, ist einer in Schwierigkeiten, so sind sie es alle, wie man es aus den klassischen Jugendbandenromanen kennt.
Der Autor erzählt auf vielen Ebenen, es geht nicht nur um den Auftrag sondern auch um die politischen Verwicklungen auf Regierungsebene, die Machtkämpfe der Straßenkinder, die Vergangenheit von Jos Vater und die Verstrickungen, die sich aus den alten Fällen der DaRoKis ergeben. Wer die ersten beiden Bände kennt, ist hier klar im Vorteil! Da heißt es aufmerksam lesen und mitdenken, auch um bei den doch zahlreichen Personen nicht den Überblick zu verlieren.
Netterweise gibt es aber auch ein Personenverzeichnis und einige Begriffserklärungen im Anhang, die das Lesen erleichtern. Für mich hätte es ein Handlungsstrang bzw. ein Aspekt der Rahmenhandlung weniger sein können, streckenweise ist es doch sehr verwirrend, vor allem da das empfohlene Lesealter bei 12 bis 15 Jahren liegt.
Dennoch bin ich gerne mit den DaRoKis durch die Straßen Londons gezogen, habe mitgeraten und mitgefiebert!
Fazit: Fünf Freunde im London Anfang des 19 Jahrhunderts, spannend, top recherchiert und sehr vielschichtig. Für aufmerksame Leser eine gute Unterhaltung!


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Veröffentlicht am 27.08.2019

Ein wunderbar spannend und interessant erzählter Norwegenroman auf zwei Zeitebenen!

Das Geheimnis der Fjordinsel
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Und als sich wieder einmal ein Matrose von einem anderen Schiff über die kleine Frau an Bord des Schleppers lustig machte (…) hatte der Kapitän Rike auf die Schulter geklopft und gesagt: „Hör gar nicht ...

Und als sich wieder einmal ein Matrose von einem anderen Schiff über die kleine Frau an Bord des Schleppers lustig machte (…) hatte der Kapitän Rike auf die Schulter geklopft und gesagt: „Hör gar nicht hin. Du und die Greetje (das Schleppschiff), ihr passt gut zusammen. Nicht sehr groß, aber bärenstark, nicht unterzukriegen und immer bereit, die schwierigsten Herausforderungen anzunehmen.“

Norwegen, 1926: Nach dem überraschenden Tod ihres Vaters will Johanne nicht so recht glauben, dass es Selbstmord war. Auf eigene Faust beginnt sie, dem nachzugehen und setzt sich in den Kopf, das Familienunternehmen allen Widrigkeiten zum Trotz und um jeden Preis weiterzuführen. Dabei erhält sie Unterstützung von ganz unverhoffter Seite – und gerät in große Gefahr.
Ostfriesland, 1980: Nach dem Tod ihres geliebten Opas Fiete erfährt Rieke, dass ihre Großmutter Johanne noch am Leben ist und gerne Kontakt zu ihrer Tochter und Enkelin hätte. Spontan begibt sie sich nach Norwegen und macht sich auf die Suche nach ihr. Die Spur führt zu einer alten Hütte auf einer kleinen Insel…

Christine Kabus hat mit „Das Geheimnis der Fjordinsel“ einen unglaublich abwechslungsreichen und spannenden Roman auf zwei Zeitebenen geschaffen. Ich kann mich noch immer nicht entscheiden, welcher Erzählstrang mich mehr gefesselt hat! Die Zeit um 1926 ist geprägt von der Prohibition, starke alkoholische Getränke sind verboten, der Schmuggel mit Hochprozentigem blüht.
Und 1980 widersetzt sich Rieke allen Konventionen und steht ihre Frau als Schlepperkapitänin. Obwohl die beiden Frauen in unterschiedlichen Zeiten und Welten leben, verbindet sie ihre starke Willenskraft, sich auch schwierigen Herausforderungen zu stellen und sich nicht in vorgegebene Rollenbilder pressen zu lassen. Dabei werden interessante historische Fakten ebenso eingeflochten wie lokale Besonderheiten, was ich auf unterhaltsame Art auch sehr lehrreich fand!
Die Geschichte ist auf zwei Zeitebenen geschrieben, die sich abwechseln. Über 49 Kapitel schafft es die Autorin, immer just an der spannendsten Stelle aufzuhören und uns in den anderen Erzählstrang zu führen, bis sich die beiden verbinden. Bis zur letzten Seite war ich gebannt!
Einziger kleiner Kritikpunkt: Über weite Teile genoss ich die detailreichen und ausschweifenden Erzählungen – im Gegensatz dazu kam mir das Ende zu abrupt, hier passierte mir etwas zu viel in zu kurzer Zeit.
Fazit: Ein wunderbar spannend und interessant erzählter Norwegenroman auf zwei Zeitebenen!

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Veröffentlicht am 12.04.2024

Unterhaltsame Liebeskomödie in der Modebranche mit einem Schuss Wirtschaftskrimi.

Ihre Rache steht ihm gut
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Chris beugte sich vor, und sein Atem streifte ihre Wange. "Man sieht sich immer zweimal im Leben und oft genug mit vertauschten Rollen. Dann ist es wichtig, dass Sie nicht vergessen."
Und nein, Marlene ...

Chris beugte sich vor, und sein Atem streifte ihre Wange. "Man sieht sich immer zweimal im Leben und oft genug mit vertauschten Rollen. Dann ist es wichtig, dass Sie nicht vergessen."
Und nein, Marlene hat nicht vergessen. Nicht vergessen, dass Chris ihr tyrannischer Chef war, sie entlassen hat und ihr nun als ihr CEO vorgesetzt wurde - gegen ihren Willen. Wie so vieles gegen ihren Willen läuft, seit sie Jerry und Michael als Investoren ins Boot geholt hat.
Marlene steht kurz vor ihrem Durchbruch als Designerin, mit besonderer Mode, fair produziert aus veganen und natürlichen Stoffen. Doch von Wirtschaft hat sie keine Ahnung. Nun soll ihr ausgerechnet Chris helfen! Der sie damals schikaniert hat und der dennoch ein Prickeln in ihr auslöst.
Nun sieht es so aus, als wäre Chris der einzige, den ihre Anliegen und Vorstellungen interessieren - und der sie nach wie vor aus dem Konzept bringt!
"Ihre Rache steht ihm gut" ist eine unterhaltsame Liebeskomödie über eine Designerin in New York, die mit vielen Elementen eines Wirtschaftskrimis spielt. Denn ihre Investoren spielen nicht mit offenen Karten. Und Chris wurde gekündigt, weil sein ehemaliger Arbeitgeber die Firma aufgelöst hat und ihm nun Insolvenzverschleppung in die Schuhe schieben will.
Von Anfang an prickelt es gehörig zwischen den beiden, rasch wird Chris zu Marlenes Muse und ihrem Verbündeten. Auch sein Sohn James mischt eifrig mit und findet in Marlene jemanden, der ihn versteht. Manche Handlungsstränge hätte ich gerne etwas mehr ausgearbeitet gesehen, vor allem die Modenschau ging so abrupt zu Ende, dass ich vor- und zurückgehüpft bin, weil ich geglaubt habe, aus Versehen ein paar Kapitel übersprungen zu haben. Schade.
Denn die Geschichte ist locker und doch spannend erzählt, manchmal bin ich nur über eigenwillige Formulierungen gestolpert.
Fazit: Unterhaltsame Liebeskomödie in der Modebranche mit einem Schuss Wirtschaftskrimi.

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Veröffentlicht am 22.03.2024

Spannender Provinzkrimi mit überraschenden Wendungen und alten Bekannten.

Prost, auf die Künstler
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"Herr Kommissar, was heißt schon >angegangen< ... Was ist schon dabei, wenn man seinen Standpunkt ein wenig verdeutlicht?"
"Nun, Herr Hinterleitner ist jetzt tot. Erklären Sie uns, wie wir Ihre Auseinandersetzung ...

"Herr Kommissar, was heißt schon >angegangen< ... Was ist schon dabei, wenn man seinen Standpunkt ein wenig verdeutlicht?"
"Nun, Herr Hinterleitner ist jetzt tot. Erklären Sie uns, wie wir Ihre Auseinandersetzung deuten sollen."
Ja, Karl Hinterleitner, ein Stammtischkollege von Hauptkommissar Tischler, wurde tot aufgefunden. So wie es aussieht, ermordet. Und das kurz nachdem es zu einer Auseinandersetzung über den Verkauf seines Oldtimer-Traktors kam. Und sonst kann es ja nichts zu holen geben auf seinem heruntergekommenen Hof, oder?
Doch bald taucht ein wertvoller Dreimaster nebst anderen Schätzen auf und Tischler muss sich fragen, wie gut er den schweigsamen Karl wirklich kannte.
Ich habe schon einige Male in Brunngries mitermittelt und habe immer meinen Spaß daran! Tischler und Fink sind ein tolles Team, und es freut mich, dass Fink immer mehr über sich hinauswächst und seinen Job richtig gut macht.
Wie in einem Krimi dieser Art üblich, geht es - neben dem spannenden Fall - auch viel um das "Drumherum". Fink und seine etwas enge Beziehung zu seiner Mutter zum Beispiel. Auch hier gefällt mir die Entwicklung der Protagonisten, denn seit dem ersten Fall hat sich auch da einiges getan und auch dank Freundin Marie löst sich Fink langsam.
Auch darf Dackeldame Resi nicht fehlen, auf sie warten wir doch alle ab der ersten Seite! Dass auch ihr Herrl Förster Ferstl sein Glück gefunden hat, freut mich.
Nicht zu vergessen die begabten Kleinkriminellen des Ortes, die wie immer ganz nebenbei für Aufregung sorgen, Tereza und Mechaniker Steiner!
Der Fall selbst ist spannend und nimmt eine Größe an, mit der ich nicht gerechnet habe. Doch Tischler nimmt es selbst mit dem Darknet auf! Dass neben der Bewerten TUF-Methode diesmal auch noch die KUS-Methode zur Anwendung kam, hat mich sehr gefreut! So dürfen auch Miri und Scholl zeigen, was sie können!
Da konnten ein paar kleine Lücken in der Logik meine Lesefreude kaum trüben! Beim nächsten Mal bin ich wieder mit dabei!
Fazit: Spannender Provinzkrimi mit überraschenden Wendungen und alten Bekannten.

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