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Veröffentlicht am 14.06.2023

Adoption und ihre Folgen

Mika im echten Leben
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Mika wurde vor 16 Jahren sehr früh, ungewollt und auf unschöne Weise schwanger und hat daher beschlossen, ihr Kind Penny zur Adoption freizugeben. Lediglich einmal im Jahr bekommt sie einen Brief, geschrieben ...

Mika wurde vor 16 Jahren sehr früh, ungewollt und auf unschöne Weise schwanger und hat daher beschlossen, ihr Kind Penny zur Adoption freizugeben. Lediglich einmal im Jahr bekommt sie einen Brief, geschrieben von den Adoptiv-Eltern, in dem die wichtigsten Entwicklungen ihrer Tochter festgehalten sind. Natürlich vermisst Mika ihre Tochter immer, doch mit der Zeit hat sie gelernt, damit zu leben. Zumindest bis sich Penny plötzlich bei ihr meldet und sie kennenlernen will. Um ihr zu diesem Zeitpunkt recht armseliges und chaotisches Leben nicht offenlegen zu müssen und besser vor ihrem Kind dazustehen, erfindet Mika kurzerhand ein paar alternative Wahrheiten über sich und ihre Umstände. Als Penny sie jedoch besuchen kommen möchte, stellt es sie vor ein große Herausforderung, den Schein zu wahren.

Was eine grandiose und berührende Idee, denn in dem Thema Adoption steckte so viel Potenzial! Und tatsächlich fand ich die innere Zerrissenheit und die Sorgen, Gefühle, Wünsche und Gedanken von Mika sehr gut dargestellt. Ansonsten hat mir ihr Verhalten leider so einige Rätsel aufgeworfen: Mika, und besonders ihre Denkmuster und Glaubenssätze sind sehr geprägt von ihrer gefühlskalten Mutter, die immer nur nach Perfektion gestrebt hat und für die Mika nie genug sein konnte. Als sie jedoch die Chance bekommt, es bei ihrer eigenen Tochter besser zumachen, verstrickt sie sich bewusst in einem Meer voller Lügen, was ich sehr schade fand. Natürlich muss das ganze auffliegen und Penny ist sehr geschockt, allerdings gar nicht so sehr, wie ich es erwartet hätte. Für das, was Mika angerichtet hat, ist sie sogar noch echt gut davongekommen. Erst danach, circa bei der Hälfte des Buches, nimmt die Geschichte endlich an Fahrt auf. Bis dahin musste ich mich teils ziemlich quälen weiterzulesen - leider. Danach hat mir das Buch jedoch umso mehr zugesagt und ich habe es fast in einem Rutsch beendet. Es war so schön mitanzusehen, wie Mika und Penny sich näher kommen, die jeweils andere richtig kennenzulernen und einen Platz im Leben der anderen zu finden. Nicht zu vergessen natürlich die Struggles, die es in einer Mutter-Tochter-Beziehung gibt und die vielen Selbstzweifel, die Mika plagen. Dazu gab es noch eine Liebesgeschichte, für die ich zwar nicht Spoilern möchte, aber so viel kann ich sagen: die Dialoge zwischen Mika und dem Mann waren sehr amüsant. Es sind vor allem zu Beginn die Fetzen geflogen und trotzdem spürt man das Kribbeln zwischen den Zeilen. Die Auflösung zum Ende hin hätte ich mir jedoch etwas anders gewünscht.

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Veröffentlicht am 10.06.2023

Queere Internatsgeschichte

Wie Wellen im Sturm
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Louise freut sich wahnsinnig: nachdem ein unschönes Ereignis ihre Schulzeit in den letzten Jahren überschattet hat, bekommt sie nun Dank eines Stipendiums die Möglichkeit, an einem Internat am Meer zu ...

Louise freut sich wahnsinnig: nachdem ein unschönes Ereignis ihre Schulzeit in den letzten Jahren überschattet hat, bekommt sie nun Dank eines Stipendiums die Möglichkeit, an einem Internat am Meer zu studieren. Dort gibt es nicht nur bestimmte Kurse, die Louises Traum Autorin zu werden, näher kommen lassen, sondern auch eine weibliche Fußballmannschaft, in die sie aufgenommen wird. Wäre da nicht nur Lous abweisende Zimmernachbarin, aus der sie einfach nicht schlau wird und dann scheinbar auch noch Gefühlt entwickelt…

Was mir direkt zugesagt hat, war das Internat-Setting und die Fußballmannschaft als queerer Safe-Place. Die Fußball-Thematik konnte mich voll für sich begeistern, obwohl ich sonst nicht viel mit diesem Sport am Hut habe. Die Menschen am Internat waren eine sehr offene und liebevolle Truppe voller Diversität. Fast war es teils zu harmonisch und fast unrealistisch, aber in Hinblick auf die anderen Punkte, mit denen Lou zu kämpfen hat, war es schön, dass die Menschen keins ihrer Probleme dargestellt haben. Was mir gefehlt hat, war der Alltag aus dem Internat, von dem man leider kaum etwas erfahren hat. Außerhalb von dem Freundeskreis von Louise hat man auch nur ein bis zwei andere Personen kennengelernt, sodass man das Gefühl hatte, außer der Fußballmannschaft gäbe es keine anderen Schüler*innen auf dem Internat. Lou selbst wird als lebensfrohe, aber oftmals eher unischere Person dargestellt, die sehr sensibel ist. Umso schöner ist es, sie auf ihrem Weg zu sich selbst zu begleiten, inklusive aller Zweifel und Unsicherheiten. Mika war für mich zunächst recht undurchschaubar, was im Nachhinein hinsichtlich ihrer Familiengeschichte aber Sinn gemacht hat. Die Lovestory zwischen den beiden war sehr cute, wobei mir der Übergang von Haters to lovers bzw Strangers to lovers doch etwas schnell ging - hier hätte ich mir noch ein paar Seiten gewünscht.
Während das Buch einerseits sehr offen und ehrlich ist, zb bzgl Selbstbefriedigung, wird diese Realität an anderer Stelle zerstört, zb zieht sich Lou gleich 2 Platzwunden am Kopf zu, wobei sie bei der einen relativ willkürlich vom Fensterbrett fällt, was unnötiges Drama erzeugt.
Leider sind mir einige Logikfehler aufgefallen, einige Lücken und zu gewollte Zufälle, die den Lesespaß dann doch eingeschränkt haben. Kleine Fehler passieren immer und sind menschlich, hier haben sie sich aber einfach gehäuft. Wie auch in anderen Büchern, die ich schon von der Autorin gelesen habe, hat teilweise einfach eine intensive Recherche gefehlt.

Ein tolles queeres Jugendbuch mit Meer-Setting, das einige Schwächen hatte, mir dennoch aber gut gefallen hat. Es ist ein Buch von der Sorte, von denen es noch viel mehr geben sollte: damit queere Jugendliche sich gesehen und verstanden fühlen!

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Veröffentlicht am 02.06.2023

Zum Wohlfühlen und wegträumen

Nordseeglitzern und Küstenträume
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Aufgrund unterschiedlicher Zukunfts- und Familienvorstellungen gegenüber ihrem Partner nimmt Nina sich eine Auszeit am Meer. Diese verbringt sie bei ihrer geliebten Tante, wo sie auch als Kind schon viele ...

Aufgrund unterschiedlicher Zukunfts- und Familienvorstellungen gegenüber ihrem Partner nimmt Nina sich eine Auszeit am Meer. Diese verbringt sie bei ihrer geliebten Tante, wo sie auch als Kind schon viele wunderschöne Sommer verbracht hat. In dem kleinen Örtchen trifft sie unweigerlich auch auf ihre Jugendliebe und die Gefühle lassen nicht lange auf sich warten. Doch die Probleme von damals scheinen sich zu wiederholen und dann steht ihr aktueller Partner zum ungünstigsten Zeitpunkt wieder vor der Tür…

Was ein schönes Buch zum ans Meer träumen und abschalten! Die Beschreibungen der Landschaft waren sehr atmosphärisch und haben zum Wohlfühlen eingeladen, ohne dass sie ausschweifend wurden. Besonders gefallen hat mir die Darstellung des Hauses von Ninas Tante und die damit verbundenen Renovierungen, die den Raum gegeben haben, die Gedanken schweifen zu lassen und das Leben zu reflektieren. Die Szenen rund um den Pferdehof mochte ich auch total gerne.
Nina war eine Protagonistin, die ich einfach gerne haben musste. Sie war sehr realistisch dargestellt: als Mensch mit Ecken und Kanten, der vielleicht nicht immer nachvollziehbar oder moralisch handelt, aber genau deswegen so echt und liebenswert ist. Ihre Jugendliebe Tjark brennt für seinen Hof, seine Familie und die damit verbundene Heimat. Man hat richtig gemerkt, was ihm immer noch an Nina liegt. Alte Liebe rostet eben nicht und so waren die Gefühle der beiden füreinander definitiv greifbar.
Die Einblicke in das Tagebuch von der Mutter waren moralisch natürlich fragwürdig, doch ich konnte die Neugier von Nina gut verstehen. Ich hätte mir bloß gewünscht, dass sie teilweise etwas mehr in einen Kontext gebracht worden wären und Nina etwas früher den Kontakt gesucht hätte.

Dass teilweise die Tiefe gefehlt hat und der Roman für mich sehr vorhersehbar war, hat der Geschichte im Ganzen dennoch keinen Abbruch getan.

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Veröffentlicht am 26.04.2023

Meerfeeling mit Tiefgang

Leuchtturmsommer
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Vom Exmann um Geld und das Familienhotel betrogen, inklusive lauter Problemen und Sorgen mit der Teenietochter, beschließt Eva ans Meer zu ziehen. Sie möchte einfach raus, an einen anderen Ort und dort ...

Vom Exmann um Geld und das Familienhotel betrogen, inklusive lauter Problemen und Sorgen mit der Teenietochter, beschließt Eva ans Meer zu ziehen. Sie möchte einfach raus, an einen anderen Ort und dort einen Neustart wagen: in Form eines Cafés, in dem sie unter anderem Hochzeitsgäste bewirten soll, als ein Teil des Konzepts des „Dorfs der Liebe“. Nicht nur das Café ist unerwartet sehr renovierungsbedürftig, auch ihr Arbeitskollege und Standesbeamter Jakob hat scheinbar so gar keine Lust auf sie… oder steckt da mehr dahinter?

Es ist der zweite Teil, der in Liebewitz gespielt hat und ich bin froh, dem Buch eine Chance gegeben zu haben, nachdem mich die erste Geschichte im neuen Setting leider enttäuscht hatte:
Man erwartet eine locker leichte Geschichte, die bekommt man gewissermaßen auch, aber nicht in dem Umfang wie ich dachte. Es geht um das Thema Cyber-Mobbing, aus der Sicht einer sich sorgenden Mutter. Ich fand das Thema super dargestellt, sehr tief greifend wurde sowohl die Sicht der Mutter als auch die Sicht der Tochter Nele dargestellt. Zwischen dem Wunsch der Tochter nach Freiheit und Vertrauen, musste Eva lernen, wieder loszulassen. Besonders schön fand ich die Geste, dass ihre Nele nun anderen Betroffenen helfen möchte. Auch abseits von diesem sehr großen Thema ist Nele mit ihren Teenager- Launen sehr authentisch dargestellt und ich musste mehrfach schmunzeln.
Nicht nur Cyber-Mobbing spielt eine Rolle, sondern auch Evas Exmann, der ihr den Neustart am Meer nicht so ganz gönnen möchte. Immer wieder gibt es merkwürdige Zusammenstöße mit ihm, obwohl Eva die Vergangenheit so gerne hinter sich lassen will. In dieser Beziehung wird sie nach einigen Vorfällen immer tougher und vor allem das Ende fand ich sehr amüsant.
Zum Glück hat Eva schnell Freundinnen gefunden, die ihr beistehen, in dem Chaos zwischen Teenie-Tochter, Exmann und neuem Café nicht verrückt zu werden. Die bunte Truppe ist sehr erfrischend und einfach liebenswert und spiegelt teilweise die Gesellschaft auf eine amüsante Art wider.
Neben all dem kommen auch die Gefühle nicht zu kurz, denn Eva hat Gefallen an dem erst sehr forschen und schlecht gelaunten Standesbeamten des Dorfes gefunden. Da die zwei zusammenarbeiten müssen, um dem Konzept des Dorfes der Liebe gerecht zu werden, verbringen sie zunächst notgedrungen Zeit miteinander. Mit der Zeit stellt sich heraus, dass hinter dem harten Kern viel mehr steckt als nur schlechte Laune und die zwei kommen sich näher. Besonders gefallen hat mir in der Beziehung, dass Jakob seine Zweifel offen gelegt hat und daran erinnert hat, dass auch Männer mal schwach sein dürfen, zweifeln dürfen und ihre mentale Gesundheit wichtig ist.
Allgemein erinnert das Buch wieder einmal daran, Menschen richtig kennenzulernen, bevor man sie bewertet oder sich ein Urteil bildet.

Ein gelungenes Buch, das zum Träumen ans Meer einlädt, obwohl im Leben einige Stürme brausen. Ich vergebe ⭐️⭐️⭐️⭐️/ 5

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Veröffentlicht am 31.03.2023

Studentenleben mit einschneidendem Erlebnis

Something only we know
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Als absoluter Fan der Stadt Köln wurde ich vor allem durch das Cover und den Handlungsort auf das Buch aufmerksam. Was das angeht, bekommt das Buch direkt ein paar Pluspunkte von mir, denn die Atmosphäre ...

Als absoluter Fan der Stadt Köln wurde ich vor allem durch das Cover und den Handlungsort auf das Buch aufmerksam. Was das angeht, bekommt das Buch direkt ein paar Pluspunkte von mir, denn die Atmosphäre von Köln als Studentenstadt mit ganz vielen kleinen Cafés wurde super eingefangen. Jeder, der sich in Köln auskennt, wird die Plätze und Orte wiedererkannt haben, an denen die Handlung spielt.
Zu Beginn der Geschichte hat sich die Handlung ziemlich im Kreis gedreht und kaum etwas ist passiert, außer, dass Lenny mit seinen Freunden das Café besucht hat, in dem Emily arbeitet und sie ihm optisch gefällt. Das Uniprojekt, bei dem die beiden ein Team bilden, war super interessant und gerne hätte ich noch mehr davon erfahren. Bald schon verbringen die beiden außerhalb des Projekts Zeit miteinander und merken bei einem Fragenkatalog, dass sie sehr unterschiedliche Vorstellungen von den verschiedensten Dingen haben. Diese Fragen waren zwar ganz aufschlussreich, haben sich auf Dauer leider etwas in die Länge gezogen. Nach dem also etwas zähen Start, der durchaus lesenswert, aber etwas langatmig war, geht es dann richtig los: ein Ereignis (das ich aus Spoilergründen nicht nennen möchte) bringt das Leben der beiden sehr durcheinander. Dieses Thema wurde meines Erachtens extrem gut recherchiert und hier hat von der Umsetzung alles gepasst. Ich mochte den Raum, der dem ganzen gegeben wurde und ihm die nötige Ernsthaftigkeit und einen guten und ehrlichen Umgang damit gezeigt hat.
Ebenso mochte ich die Themen, mit denen Emily und Lenny persönlich zu tun haben. Die beiden wirken zu Beginn total gegensätzlich, doch entwickeln sich in eine gemeinsame Richtung, sodass sie sich mit der Zeit immer besser ergänzen.

Eine Geschichte, die im Verlauf immer besser wird und mich zum Ende hin sehr begeistern konnte.

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