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Veröffentlicht am 12.05.2020

Emma ist weg

Ich sehe was, was du nicht siehst
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Der Aufbau des Buches wird Leser, die schon andere Bücher von Mel Wallis de Vries gelesen haben, nicht überraschen: Wir sehen durch die Augen der Protagonistinnen, die Perspektive wechselt sich mit jedem ...

Der Aufbau des Buches wird Leser, die schon andere Bücher von Mel Wallis de Vries gelesen haben, nicht überraschen: Wir sehen durch die Augen der Protagonistinnen, die Perspektive wechselt sich mit jedem Kapitel ab. Mir gefällt es sehr gut, denn so kann man die einzelnen Charaktere noch besser kennenlernen und ihre Eigenheiten nachvollziehen.

Obwohl Emma, das Mädchen, um das die ganze Geschichte aufgebaut ist, verschwunden ist, sind ihr auch einige Kapitel gewidmet. Diese machen das Buch düstern, spannend und schaffen gleichzeitig einen Gegensatz zum Rest des Plots. Denn eigentlich verbringen die Freundinnen Lilly, Anouk, Bo und Mabel einen schönen Campingurlaub in Frankreich - zumindest war das so geplant.

Natürlich geht es aber dann doch nicht so harmonisch zu wie gedacht, und das macht ja die Spannung aus. Gerade jugendliche Leser werden hier wieder gut unterhalten, für Erwachsene, die überwiegend Thriller lesen, wird dieses Buch natürlich nicht hart genug sein. Mir gefällt es aber, dass es die Autorin mit wenig Brutalität schafft, den Leser bei der Stange zu halten und trotzdem eine düstere Atmosphäre zu schaffen. Ein kleiner Kritikpunkt: Wer die anderen Bücher der Autorin bereits kennt, findet hier einige Parallelen und wird nicht mehr ganz so sehr überrascht. Der Aufbau ähnelt nämlich schon sehr den Vorgängern und als ich die ersten Seiten gelesen habe, kam es mir ein bisschen bekannt vor - obwohl es eine Neuerscheinung war.

Außerdem ist sie schreibt sie sehr nah an der Lebenswelt der Jugendlichen. So ein Campingurlaub könnte genau so stattfinden, auch die dicksten Freundschaften laufen nicht immer harmonisch ab, auch im Teenie-Alter kann man noch Heimweh entwickeln, etc. Gut fand ich, dass auch hier vor allem die Dialoge sehr authentisch sind, die Fäkalsprache aber diesmal nicht so dominant ist. Das hatte ich zum Teil in ihren anderen Büchern zu kritisieren.

Das Ende hat mich sehr nachdenklich zurückgelassen, denn es ist doch recht traurig. Das kannte ich von der Autorin so bisher nicht. Wieder gelungen ist aber der Plot-Twist am Ende, mit dem man während des Lesens wirklich nicht rechnen kann und der mal etwas ganz anderes ist. Super!

Insgesamt wurde ich gut unterhalten und ich habe das Buch mal direkt an meine Schüler weiterempfohlen. Von mir gibt es 4 Sterne.

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  • Charaktere
Veröffentlicht am 15.04.2020

Es geht spannend weiter

Die Sekte - Deine Angst ist erst der Anfang
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Ein erster Minuspunkt: Der Klappentext verrät leider schon sehr viel. Wie der erste Teil ist auch "Die Sekte - Deine Angst ist erst der Anfang" mit fast 500 Seiten ein recht dickes Buch und bietet so Platz ...

Ein erster Minuspunkt: Der Klappentext verrät leider schon sehr viel. Wie der erste Teil ist auch "Die Sekte - Deine Angst ist erst der Anfang" mit fast 500 Seiten ein recht dickes Buch und bietet so Platz für viel Inhalt. Wenn davon aber schon unter anderem wichtige Wendungen im Klappentext verraten werden, nimmt das doch etwas den Lesegenuss.

Trotzdem hat mich die Fortsetzung begeistert. Sie knüpft nahezu nahtlos an den ersten Teil an. Diesen sollte man auch unbedingt gelesen haben, weil man sonst einiges nicht versteht. Wieder steht Sofia im Mittelpunkt, die sich nach ihrer Flucht von Via Terra ein normales Leben aufbauen möchte. Dies gelingt ihr aber nicht ganz, die Sekte beherrscht ihre Gedanken und Gefühle nach wie vor.

Anders als im ersten Teil ist natürlich der Ort des Geschehens. Man befindet sich als Leser größtenteils im Alltag, nicht im Leben der Sektenmitglieder. Das war eine gute Abwechslung und hat zur Entwicklung der Geschichte perfekt gepasst. Allerdings hat dadurch auch für mich genau das gefehlt, was meiner Meinung nach den ersten Teil ausgemacht hat, nämlich die Einblicke in das Sektenleben.

Gruselig waren wieder die Machenschaften von Oswald. Nach vorne der Saubermann, hintenrum aber gerissen und skrupellos. Über ihn lernt man auch weitere Hintergründe kennen, denn die im ersten Teil angesprochene Familiensaga wird nun auch dem Leser zugänglich gemacht.

Der Schreibstil ist wie im ersten Band sehr angenehm zu lesen. Ich wurde gefesselt, auch wenn einige Dinge nicht überraschend waren. Trotzdem gab es auch wieder Highlights, bei denen ich richtig mitgefiebert habe.

Ich mache einige kleine Abstriche, aber kann das Buch trotzdem uneingeschränkt weiterempfehlen. Außerdem bin ich richtig gespannt, wie die Geschichte mit dem dritten Teil zum Abschluss gebracht wird. Von mir gibt es 4 Sterne.

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Veröffentlicht am 12.04.2020

London trifft Kunst

The Doll Factory
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Das Buch entführt den Leser nach London in das Jahr 1850, also mitten hinein in das Viktoranische Zeitalter. Alles wurde sehr gut beschrieben, vom Aussehen der Stadt über die Gewohnheiten und das Leben ...

Das Buch entführt den Leser nach London in das Jahr 1850, also mitten hinein in das Viktoranische Zeitalter. Alles wurde sehr gut beschrieben, vom Aussehen der Stadt über die Gewohnheiten und das Leben der Menschen. Es kam sehr authentisch rüber und man konnte sehr gut in diese andere Welt abtauchen.

Wie schon der Klappentext andeutet, stehen Iris und Louis im Mittelpunkt der Geschichte. Sie lebt in ärmlichen Verhältnissen und arbeitet gemeinsam mit ihrer Schwester in einer Puppenmanufaktur. Ihr Traum, Künstlerin zu werden, scheint sehr weit weg - bis sie Louis trifft. Wer aber jetzt denkt, dass er eine erwartbare Liebesgeschichte vor sich hat, der täuscht sich. In dem Roman steckt viel mehr, als man aufgrund des Covers vermutet.

Denn viel Raum erhält auch noch eine weitere Person, der heimliche Verehrer von Iris. Und durch ihn nimmt die Geschichte einen Lauf, der erschreckend, spannend, vielschichtig und irgendwie faszinierend zu gleich ist. Nach dem ersten Drittel nimmt das Buch richtig Fahrt auf. Das hat mir richtig gut gefallen, weil ich auch nicht damit gerechnet habe. Es hat mich auch emotional sehr berührt, die eigene Einstellung zu den einzelnen Protagonisten ändert sich während es Lesens und ich war hin- und hergerissen, was ich jetzt hoffen oder mir für den weiteren Verlauf der Story wünschen soll.

Super fand ich auch den Schreibstil und den Aufbau des Buches. Der Inhalt wird relativ ruhig geschildert, die Stadt und ihre Bewohner - sowie auch die Protagonisten - sehr anschaulich beschrieben, ohne dabei langatmig zu werden. Ab und zu gibt es eine Art Rückblenden in die Vergangenheit, die anfangs noch mehr Fragen aufwerfen, am Ende aber für ein rundes Gesamtbild sorgen.

Allerdings habe ich auch zwei Kritikpunkte: Den Titel finde ich etwas irreführend, denn um eine Puppenfabrik bzw. eine Puppenmanufaktur geht es hier wirklich nur am Rande. Im Mittelpunkt steht eher die Kunst bzw. die Weltausstellung in London 1850.
Nicht so gut gefallen hat mir außerdem der Schluss. Hier geht dann alles sehr, sehr schnell und die Geschichte wirkt etwas abgebrochen. Ich hätte hier noch viel mehr wissen wollen, vielleicht einen kleinen Ausblick, wie es weitergegangen ist. Gerade weil das Buch sonst sehr ausführlich war, fühlte sich das Ende etwas zu kurz geraten an.

Trotzdem wurde ich gut unterhalten und es hat Spaß gemacht, mal in ein anderes Genre und eine andere Zeit abzutauchen. Von mir gibt es 4 Sterne!

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  • Atmosphäre
Veröffentlicht am 08.04.2020

Tödliches Bamberg

Angeschwärzt
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"Angeschwärzt" ist ein typischer Regionalkrimi. Wer schon mal in Bamberg war, der wird die Orte wiedererkennen, wer nicht, der kann sich diese schöne Stadt zumindest sehr gut vorstellen. Dabei geht es ...

"Angeschwärzt" ist ein typischer Regionalkrimi. Wer schon mal in Bamberg war, der wird die Orte wiedererkennen, wer nicht, der kann sich diese schöne Stadt zumindest sehr gut vorstellen. Dabei geht es aber nicht nur um Gebäude oder Plätze, auch wie die Menschen dort leben wird thematisiert, so zum Beispiel die typischen Bamberger Keller, um dort ein Feierabendbier zu trinken.

Auch wenn es schon der 13. Fall für die Privatermittlerin Katinka Palfy ist, kann man das Buch unabhängig lesen, da der Fall in sich abgeschlossen ist. Ich habe noch nicht alle Bände gelesen und auch die Reihenfolge nicht immer eingehalten, aber ich kam sehr gut zurecht.

Mir gefällt vor allem, dass die Krimis von Friederike Schmöe eher unaufgeregt, aber dennoch spannend sind. Es gibt hier keinen verrückten Serienkiller oder ähnliches, sondern hier ermittelt sie in einem Fall, der auch tatsächlich so passieren könnte. Dadurch wirkt es sehr echt, was mir beim Lesen sehr gefällt.

Erzählt wird die Geschichte chronologisch, was dem Leser die Möglichkeit gibt, der Ermittlerin direkt über die Schulter zu schauen und ihre Gedankengänge nachzuvollziehen. Außerdem kann man prima miträtseln, es werden verschiedene Spuren verfolgt und auch mehrere potentielle Täter präsentiert.

Schön fand ich es auch, auf bereits bekannte Figuren zu treffen, wobei das Privatleben von Katinka Palfy und ihren Freunden nicht im Mittelpunkt steht. Der Fokus liegt wirklich auf dem aktuellen Fall.

Die Sprache ist unaufgeregt, direkt aus dem Leben gegriffen und deswegen sehr authentisch. Man liest schnell über die einzelnen Kapitel hinweg.

Es ist ein Krimi für gemütliche Lesestunden, bei dem einem nicht das Herz stehen bleibt oder man das Buch vor Ekel aus der Hand legen möchte. Das war für mich eine schöne Abwechslung.
Von mir gibt es 4 Sterne.

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Veröffentlicht am 08.04.2020

Tot und doch am Leben

Tot bist du perfekt
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Ja, man braucht schon ein bisschen Fantasie, denn ein normaler Thriller ist dieses Buch definitiv nicht. Die Protagonistin ist nämlich eigentlich ist, aber dann doch wieder nicht. Wie das sein kann, kann ...

Ja, man braucht schon ein bisschen Fantasie, denn ein normaler Thriller ist dieses Buch definitiv nicht. Die Protagonistin ist nämlich eigentlich ist, aber dann doch wieder nicht. Wie das sein kann, kann ich leider nicht verraten ohne zu spoilern. Man muss sich schon darauf einlassen und ich gebe zu, dass ich es am Anfang auch etwas befremdlich fand - aber es ist ein neuer Ansatz, den man so nicht kennt.

Geschrieben ist das Buch aus Sicht der Protagonistin, allerdings spricht sie von sich selbst immer als "du", also zum Beispiel "Du schüttelst den Kopf". Auch das war anfangs ungewöhnlich, aber man kommt sehr schnell rein und es hat mir dann ganz gut gefallen, weil ich mir etwas vorkam wie in einem Kinofilm, bei der man die Regieanweisungen mitbekommt. Dann gibt es immer wieder Rückblenden, die erzählen, wie es vor dem Tod der Protagonistin war. Diese wurden aus der Sicht eines Angestellten verfasst, der in der Firma des Ehemanns arbeitet. Auch das fand ich gelungen, da so nach und nach Licht ins Dunkle kam, wie es überhaupt zu der gegenwärtigen Situation gekommen ist.

Der Plot an sich war wie gesagt mal etwas anders, aber dann doch wieder nicht. Denn eigentlich geht es um eine Frau, die weiß, dass sie irgendwie nicht sicher ist, ohne die Gefahr richtig greifen zu können. Deswegen war es schon spannend, aber es gab jetzt auch keine riesigen Überraschungen.

Das Ende war dann aber etwas verwirrend. Es wird zwar aufgeklärt, aber einen Reim konnte ich mir nicht auf alles machen. Ich gebe zu, es hat mich auch danach noch ein bisschen beschäftigt. Trotzdem - oder gerade deswegen - bin ich damit aber nicht wirklich zufrieden.

Ein richtiger Thriller war das Buch für mich nicht, aber es war spannend und ich hatte einige schöne Lesestunden.
Von mir gibt es 4 Sterne!

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