Profilbild von jasbr

jasbr

Lesejury Star
offline

jasbr ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit jasbr über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 28.04.2019

Witzige Wortspiele

Sammsurium
0

Ich als Germanistin und Deutschlehrerin liebe natürlich unsere Sprache - ich bin ein Fan von zusammengesetzten Wörtern, Doppeldeutigkeiten und unserer komplizierten Grammatik. Deswegen hat mich dieses ...

Ich als Germanistin und Deutschlehrerin liebe natürlich unsere Sprache - ich bin ein Fan von zusammengesetzten Wörtern, Doppeldeutigkeiten und unserer komplizierten Grammatik. Deswegen hat mich dieses Buch auch direkt angesprochen.



Es handelt sich hierbei nicht um einen Roman oder ähnliches, was man in einem Stück durchliest. Das Buch ist in verschiedene Kapitel eingeteilt, die sich mit unterschiedlichen Wortphänomenen beschäftigen.



So geht es zum Beispiel um Weltrekorde ("Elbedampfschifffahrtsaktiengesellschaftskapitänswitwenrentenversicherungsanstaltssachbearbeitungsgremiumsvorsitzender" steht mit 116 Buchstaben im Guinness-Buch), Pangramme, Palindrome, Zungenbrecher, Dialekte und vieles mehr.



Im zweiten Teil des Buches steht dann nicht mehr nur die deutsche Sprache im Mittelpunkt, sondern es werden auch Fremdsprachen betrachtet. Vor allem die vermeintlichen englischen Synonyme wie "Eiszustellung = Cooltour" oder "Hund als Zugtier = Pulldog" fand ich richtig witzig. Das gleiche gibt es auch mit Französisch und Italienisch, wobei ich gestehen muss, dass ich hier nicht ganz so fit war, um immer alles Witze zu verstehen.



Wer sein Gehirn dann noch nicht genug angestrengt hat, findet am Ende noch ein paar Denksportaufgaben. Die überlasse ich aber dann doch lieber den Matheliebhabern, auch wenn hier Wortspiele auch eine Rolle spielen.



Am besten, man legt sich das Buch irgendwo hin, wo man immer mal wieder reinblättern kann, wenn man ein paar freie Minuten hat. Dann schlägt man einfach eine Seite auf, amüsiert sich und merkt sich vielleicht das ein oder andere, um mit seinem Wissen angeben zu können :) Es ist wirklich eine nette Unterhaltung für Zwischendurch!

Veröffentlicht am 28.04.2019

Mehr als nur Liebe

Someone New
0

Als erstes springt natürlich das wunderschöne Cover ins Auge. Schlicht und trotzdem ein Hingucker. Für mich als Cover-Käufer ist das schon mal ein Pluspunkt, aber der Inhalt muss natürlich auch überzeugen.

Was ...

Als erstes springt natürlich das wunderschöne Cover ins Auge. Schlicht und trotzdem ein Hingucker. Für mich als Cover-Käufer ist das schon mal ein Pluspunkt, aber der Inhalt muss natürlich auch überzeugen.

Was im ersten Moment nach einer ganz normalen Liebesgeschichte mit Hindernissen klingt, ist in Wahrheit viel mehr. Und das macht für mich dieses Buch aus. Auch wenn die große Aufklärung erst gegen Ende der Geschichte kommt, ist es einfach Wahnsinn, was die Autorin hier gemacht hat. Mir ist richtig der Mund offen stehen geblieben, denn ich hätte mit allem gerechnet, nur noch damit. Man erwartet es nicht, es wirkt im ersten Moment auch komisch - aber wenn man dann inne hält, erkennt man, dass es normal ist. Dahinter steckt auch ein bisschen Gesellschaftskritik, aber ohne mit dem Finger auf jemanden zu zeigen. Das wird auch nochmals im Nachwort aufgegriffen (das ich sonst nie lese). Für mich ist es an dieser Stelle sehr schwer, meine Gefühle zum Inhalt zu schildern, ohne zu spoilern, aber der Twist hat mich einfach umgehauen und war doch so schön! Viel mehr als nur eine schnöde Liebesgeschichte.

Der Schreibstil der Autorin hat mir auch sehr gut gefallen. Sie schreibt aus der Perspektive der Protagonistin Micah, eine junge Studentin, die eigentlich etwas mit Kunst machen möchte, aber ihren Eltern zuliebe Jura studiert. Man ist immer sehr nah am Geschehen und an ihren Gedanken, bekommt ein gutes Gefühl für ihren Alltag und ihre Sorgen. Längen gab es nicht, alles wirkt sehr authentisch.

Allerdings muss ich Micah auch kritisieren. Hier werden mir ein bisschen zu viele Klischees der Generation "Kinder reicher Eltern" bedient. Auch wenn sie sauer auf ihre Eltern ist, eigentlich das Umfeld, in dem diese sich bewegen nicht mag und ganz "normal" sein möchte, lehnt sie sich doch sehr zurück und genießt den Wohlstand. Das fängt bei der gekauften Wohnung an und den unbegrenzten Kreditkarten. Auch wenn sie oft für wohltätige Zwecke spendet, hätte ich mir hier ein klareres Statement und mehr Eigeninitiative gewünscht - vor allem weil sie eben aus der Welt ihrer Eltern ausbrechen möchte.

Insgesamt hat mich das Buch aber sehr positiv überrascht und meine Erwartungen mehr übertroffen. Ich will unbedingt noch mehr von der Autorin lesen, denn ich glaube, ich habe ein neues Genre für mich entdeckt. Aufgrund meiner Kritik an Micah ziehe ich allerdings einen Stern ab: 4 Sterne!

Veröffentlicht am 28.04.2019

Klassiker

Das Geheimnis der Marie Rogêt
0

Ein Klassiker von Poe, der mir zufällig über den Weg gelaufen ist.
Die Sprache ist schön alt und gehoben, das hat mir gefallen. Der Leser wird noch direkt angesprochen.
Es gibt einen Mord, aber es ist ...

Ein Klassiker von Poe, der mir zufällig über den Weg gelaufen ist.
Die Sprache ist schön alt und gehoben, das hat mir gefallen. Der Leser wird noch direkt angesprochen.
Es gibt einen Mord, aber es ist jetzt kein richtiger Krimi.
Die wenigen Seiten sind aber mal eine nette Abwechslung für Zwischendurch.

Veröffentlicht am 27.04.2019

Ab in die 50er...

Zeitreisen für Anfänger
0

Die 50er sind eine Zeit, mit der ich mich noch nicht viel beschäftigt habe. Umso mehr habe ich mich über Einblicke gefreut, die mir dieser Roman auf witzige Art geben sollte.

Gleich zu Beginn lernt man ...

Die 50er sind eine Zeit, mit der ich mich noch nicht viel beschäftigt habe. Umso mehr habe ich mich über Einblicke gefreut, die mir dieser Roman auf witzige Art geben sollte.

Gleich zu Beginn lernt man Rosie kennen, die Protagonistin, die eigentlich nur für eine Story recherchieren möchte und auf einmal in der Vergangenheit ist. Aus ihrer Ich-Form wird die Geschichte auch erzählt, was äußerst passend ist, denn wird nochmal viel deutlicher herausgearbeitet, wie anders das Leben und das Denken noch vor 70 Jahren war. Sie ist eine Hauptfigur, die alle Annehmlichkeiten des 21. Jahrhunderts genießt, dadurch kann man sich gut mit ihr identifizieren und ihre Erlebnisse auch etwas auf das eigene Leben übertragen.

Die Story an sich ist nett gemacht, am Anfang die große Verwirrung, dann aber die Erkenntnis und schließlich schon der fast normale Alltag. Dieser ist sehr detailreich ausgeschmückt, wirkt aber sehr authentisch für die Zeit. Viel Unerwartbares gibt es nicht unbedingt, aber das stand für mich hier auch nicht im Mittelpunkt. Trotzdem gibt es immer wieder Highlights, die mein Herz berührt haben. Ein bisschen Spannung darf auch nicht fehlen.

Auch die Liebe ist vertreten, wobei es sich hier nicht um einen klassischen Liebesroman handelt. Eher wird dieses Thema auch aus der pragmatischen Sicht beschrieben, wie es in dieser Zeit war: Schwanger? Dann wird geheiratet! Liebe? Muss nicht sein, ein guter Mann soll her. Ein bisschen erschreckend, aber nachvollziehbar.

Gut gefallen hat mir die Sprache. Schön flüssig und anschaulich, dadurch ist es das perfekte Buch zum Abschalten.

Beim Lesen habe ich aber auch immer wieder meinen Alltag reflektiert, denn was man auf den ersten Blick gar nicht denkt: Das Buch ist aktueller denn je. In Zeiten der Nachhaltigkeit, in der jeder versucht, weniger Müll zu produzieren und Plastik zu meiden, zeigen hier die 50er ganz klar, dass es auch anders geht. Wenn man heute das Gemüsenetz als super hipp ansieht, war es damals total normal. Auch dass Kleidung selbst genäht oder geändert wird, anstatt nur Fast Fashion zu konsumieren zeigt, dass man aus der Vergangenheit auch lernen kann. Wobei das natürlich nicht das Hautanliegen des Romans ist.

Insgesamt war es ein schönes Buch, Rosie war mir sympathisch, ich habe den Ausflug in die 50er auf jeden Fall genossen. Von mir gibt es 4 Sterne!

Veröffentlicht am 15.04.2019

Tödlicher Schweinsbraten

Sau am Brett
0

Mit "Sau am Brett" begibt man sich auf eine Reise ins tiefste Bayern - genauer gesagt in die Provinz, denn Großstadtleben oder Trubel sucht man hier vergebens. Gerade deshalb ist das Setting aber klasse ...

Mit "Sau am Brett" begibt man sich auf eine Reise ins tiefste Bayern - genauer gesagt in die Provinz, denn Großstadtleben oder Trubel sucht man hier vergebens. Gerade deshalb ist das Setting aber klasse gewählt, denn in diesem beschaulichen Touristenort vermutet niemand hinterhältige Morde, auf die man sich aber gefasst machen muss.

Im Mittelpunkt steht Lebensmittelkontrolleur Fellinger, der eigentlich die Küchen der heimischen Lokale inspiziert, bis er zufällig hautnah bei einem Todesfall anwesend ist. Denn kurz nach der Küchenkontrolle stirbt ein Tourist an den Folgen eines vergifteten Schweinsbratens.

Fellinger ist ein super Protagonist, da man ihn auf der einen Seite durch seine Art nicht wirklich ernst nehmen kann, er auf der anderen Seite aber vor nichts zurückschreckt und Dinge erkennt, die man so von ihm gar nicht erwartet. Leider ist er aber auch ein bisschen naiv, gerade in Bezug auf Frauen, was zu der ein oder anderen komischen Situation führt, in die sich nur ein Mann bringen kann. Außerdem ist er sehr authentisch, was sich auch in seiner Sprache zeigt. Gerade wenn er mit anderen Dorfbewohnern redet, hat man das Gefühl, mit am Stammtisch zu sitzen.

Dabei ist dem Autor aber die Balance zwischen Dialekt und Unverständlichkeit sehr gut gelungen. Nichts ist für mich schlimmer, als Sätze mehrmals lesen zu müssen, weil ich sie aufgrund der Umgangssprache nicht verstehe. Das war hier nicht der Fall. Die Dialoge sind dialektal angehaucht, aber immer noch - auch für Nicht-Bayern - gut verständlich. Einige Begriffe sind außerdem hinten im Glossar zu finden. Dort habe ich aber nicht nachschlagen müssen.

Die Handlung an sich ist jetzt nicht besonders tiefgründig, aber das darf man hier auch nicht erwarten. Trotzdem war sie überraschend komplex, mit einigen falschen Fährten und kurzen Ausflügen in die Vergangenheit. Es hat Spaß gemacht, Fellinger bei seinen Ermittlungen zu begleiten und Stück für Stück das Puzzle zusammenzusetzen. Das Ende ist so nicht erwartbar, allerdings zeigt sich schon im letzten Drittel, wie alles zusammenhängen könnte, weshalb man dann nicht mehr ganz so überrascht wird.

Für mich ist "Sau am Brett" ein solider Regionalkrimi, den ich gern gelesen habe. Fellinger werde ich sicher weiter verfolgen. Von mir gibt es 4 Sterne.