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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 15.01.2019

Moral und Schuld

Zebraland
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Dieses Buch haben sich meine Schüler als Klassenlektüre gewünscht und ich finde, es war eine gute Wahl.
Der Klappentext verrät noch nicht so viel, deshalb wird man während des Lesens oft überrascht und ...

Dieses Buch haben sich meine Schüler als Klassenlektüre gewünscht und ich finde, es war eine gute Wahl.
Der Klappentext verrät noch nicht so viel, deshalb wird man während des Lesens oft überrascht und es bleibt spannend. Geschrieben ist das Buch aus zwei Perspektiven, die von Ziggy und die von Judith. Das hat mir gut gefallen, weil sie ganz unterschiedlich ticken.
In dem Buch dreht es sich viel um Moral und Schuld, ohne dass dabei der Zeigefinger die ganze Zeit gehoben wird. Das ist ansprechend.
Insgesamt eine schöne Lektüre, die sich auch gern mal wieder eine Klasse aussuchen darf.

Veröffentlicht am 31.12.2018

Auf in die 20er

Mord nach Strich und Faden
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Das Buch habe ich mir nicht nur ausgesucht, weil es ein Cosy-Krimi ist und mich der Klappentext sehr angesprochen hat, sondern weil ich die Zeit, in der er spielt, sehr interessant finde. Krimis aus dem ...

Das Buch habe ich mir nicht nur ausgesucht, weil es ein Cosy-Krimi ist und mich der Klappentext sehr angesprochen hat, sondern weil ich die Zeit, in der er spielt, sehr interessant finde. Krimis aus dem Mittelalter gibt es ja viele, aber einen aus den 20er Jahren habe ich noch nicht gelesen. Das Buch ist nach dem Ende des Ersten Weltkriegs angesiedelt. Als Protagonistin steht Kate Shackleton im Mittelpunkt. Ihr Ehemann ist im Krieg verschollen, sie aber gibt die Hoffnung nicht auf und sucht nach verlorenen Ehemännern, Söhnen und Brüdern für andere Frauen. Alles eher ehrenamtlich, bis sie den im Klappentext angesprochenen Auftrag erhält...

Ich fand das Setting spannend, nicht nur zeitlich, sondern auch dass es in England spielt hat mir sehr gut gefallen. Ich bin ein großer England-Fan, auch wenn es ruhig noch etwas landestypischer hätte sein können.
Ansonsten wurde man sehr schön in eine Zeit ohne Handys und mit nur wenigen Autos zurückversetzt, in der Frauen am besten jung heiraten und dadurch die Protagonistin noch mehr auffällt, weil sie eben so selbstständig ist. Dadurch war sie mir sofort sympathisch.

Die Geschichte an sich ist an einigen Stellen etwas verwirrend. Es kommen sehr viele Personen vor, die Namen waren nicht unbedingt einfach und auch wenn ich das Buch fast an einem Stück durchgelesen habe, musste ich doch öfter wieder zurückgehen, um eine Person genau einordnen zu können. Hier hätte ich mir einen Personenregister gewünscht.

Nichtsdestotrotz wurde ich gut unterhalten. Wenn man sich nämlich erstmal in die Handlung hineingefuchst hat, wird es richtig spannend. Jeder scheint etwas zu verbergen und Kate merkt schnell, dass Privatdetektivin sein nicht so leicht ist, wie es klingt. Mit ihrem Durchhaltevermögen beißt sie sich aber durch und so erfährt der Leser auch Stück für Stück, was hinter dem Verschwinden des Webereibesitzers stecken könnte, ohne zu viel zu verraten. Es gibt viel Raum für eigene Theorien.

Die Sprache war teilweise etwas "altmodisch", vor allem in den Dialogen, was super zum Buch passt. Trotzdem ist es leicht verständlich. Auch die Überschriften der einzelnen Kapitel, die sich alle mit dem Weben beschäftigt, passen gut - auch wenn ich es nicht unbedingt gebraucht hätte.

Insgesamt wurde ich zum Jahresabschluss gut unterhalten und ich denke, ich werde die Reihe weiterverfolgen. Von mir gibt es 4 Sterne!

Veröffentlicht am 27.12.2018

Wo ist Leo?

Schattenfreundin
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Thriller, in denen Kinder verschwinden, finde ich immer besonders schwer verdaulich. Trotzdem hat mich der Klappentext extrem neugierig gemacht, nachdem mir schon das Cover ins Auge gefallen ist.
Es geht ...

Thriller, in denen Kinder verschwinden, finde ich immer besonders schwer verdaulich. Trotzdem hat mich der Klappentext extrem neugierig gemacht, nachdem mir schon das Cover ins Auge gefallen ist.
Es geht auch sehr harmlos los. Man lernt die Protagonistin Katrin kennen, die Mutter von Leo. Sie ist gerade umgezogen, hat noch keine Freunde und auch so sehr viel zu stemmen. Ich fand sie von Anfang an sehr sympathisch, da sie keine Übermutter ist und sehr stark auftritt.

Die Story an sich schreitet schnell voran, denn als sie einer Freundin ihren Sohn anvertraut, sind beide auf einmal verschwunden. Natürlich denkt man sofort an einen klassischen Entführungsfall, aber die Autorin versteht es hier sehr gut, die Geschichte sehr vielschichtig zu gestalten. Obwohl man weiß, wer die Entführerin ist, rätselt man doch mit, wieso sie es getan hat.

Erzählt wird aus der Sicht von Katrin und der Kommissarin Charlotte Schneidmann, die den Fall übernimmt. Es ist sehr ausgeglichen, sodass sich nicht unbedingt das klassische "Der Ermittler steht im Vordergrund"-Schema entwickelt. Außerdem gibt es immer wieder Einschübe aus Sicht der Entführerin, die man optisch durch die kursive Schrift sehr gut unterscheiden kann. Zeitlich lassen sie sich dagegen schwer einordnen, man muss zwischen den Zeilen lesen und die Stückchen an Infos, die nach und nach geliefert werden, zusammensetzen.

Durch die unterschiedlichen Perspektiven ist das Buch wirklich spannend. Ich habe es an einem Tag durchgelesen, weil ich es nicht aus der Hand legen konnte. Der Schreibstil ist sehr flüssig und lebendig.

Am Ende wird es dann nochmal richtig spannend und es kommt zu einem richtigen Showdown. Es bleiben keine Fragen offen und das Buch schließt schön ab.

Insgesamt wurde ich gut unterhalten, mir hat nur ein bisschen was gefehlt, um das Buch zum absoluten Highlight werden zu lassen. Von mir gibt es deswegen 4 Sterne!

Veröffentlicht am 27.12.2018

Der perfekte Mord...

Die edle Kunst des Mordens
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Schon der Einstieg in das Buch hat mir gefallen, denn auch wenn der Klappentext schon verrät, dass die Protagonistin eine Autorin ist, denkt man anfangs, ein echter Mord ist in Planung, als sie in einem ...

Schon der Einstieg in das Buch hat mir gefallen, denn auch wenn der Klappentext schon verrät, dass die Protagonistin eine Autorin ist, denkt man anfangs, ein echter Mord ist in Planung, als sie in einem Museum den perfekten Schauplatz findet. Hier wird aber nicht gemordet, sondern sie trifft auf eine Gruppe kunstbegeisterter Männer und wird direkt zu einem Event von ihnen eingeladen.

Sehr gut haben mir die Figuren gefallen. Clara Annerson als Autorin von Liebesromanen, die jetzt lieber Krimis schreiben möchte, war einfach super sympathisch. Unerschrocken, neugierig aber auch ein bisschen tollpatschig. Als sie dann über eine Leiche stolpert, will sie den Fall unbedingt aufklären. Dabei zeigt sich aber nicht nur, dass Verhören gar nicht so einfach ist, sondern sie gerät auch in die ein oder andere brenzlige Situation.

Aber auch die anderen Personen waren toll, denn irgendwie hat jeder - egal ob Kunstsammler, Verkäufer oder Sicherheitsmann - hat seine Eigenheiten, die von der Autorin gut herausgearbeitet werden. So habe ich die Personenübersicht am Ende des Buches gar nicht gebraucht, um jeden gleich unterscheiden zu können.

Miträtseln ist natürlich auch angesagt, allerdings werden geübte Krimileser schneller als die Protagonistin dahinter kommen, wer der Mörder ist - so ging es zumindest mir, auch wenn das Ende dann doch noch Überraschungen bereithält, die ich nicht vorhergesehen habe. So bleibt es also bis zum Schluss spannend.

Die eigentliche Mordaufklärung stand für mich jetzt allerdings nicht unbedingt im Mittelpunkt. Mich hat einfach das Setting, die Figuren und die Kunstszene begeistert. Ein bisschen zu kurz kam für mich allerdings die Stadt Wien bzw. Österreich. Denn ein richtiger Regionalkrimi ist es nicht, es könnte auch in irgendeiner anderen Stadt bzw. einem anderen Land spielen.

Insgesamt wurde ich gut unterhalten, deswegen gibt es von mir 4 Sterne!

Veröffentlicht am 15.12.2018

Ein bisschen Finnisch schadet nicht

Sisu
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Gleich im Vorwort wird deutlich: Was Sisu bedeutet, kann man nur schwer in einen andere Sprache übersetzen, aber man kann es beschreiben. Und das bringt einem die Autorin auf den nächsten knapp 260 Seiten ...

Gleich im Vorwort wird deutlich: Was Sisu bedeutet, kann man nur schwer in einen andere Sprache übersetzen, aber man kann es beschreiben. Und das bringt einem die Autorin auf den nächsten knapp 260 Seiten näher.

Nach dem Vorwort muss man das Buch eigentlich nicht der Reihe nach lesen, sondern kann gut zwischen den einzelnen Kapiteln springen, je nachdem, was einen als nächstes anspricht. Das finde ich bei Sachbüchern immer hilfreich, da es doch eine andere Sprache als in einem Roman ist.

Aber auch hier ziehe ich ein positives Fazit: Trocken und langweilig wird es dem Leser nämlich sicher nicht. Die Sprache ist sehr lebendig, auch wenn es um wissenschaftliche Erkenntnisse oder Interviews mit Forschern geht. Die Autorin schafft es, alles sehr anschaulich zu vermitteln, sehr alltagstauglich und vor allem nicht mit erhobenen Zeigefinger.

Wirklich neue inhaltliche Erkenntnisse gab es für mich allerdings nicht wirklich. Denn Sisu bedeutet, Körper und Geist zu stärken und nicht zu schnell aufzugeben. Dazu gehört eine gesunde Ernährung und ausreichend Bewegung. Natürlich verknappe ich es hier extrem, denn Katja Pantzar geht auf einzelne Aspekte wie Sauna, Radfahren und Schwimmen im eiskalten Meer ein - typisch finnisch eben. Leider sind aber viele Sachen für mich praktisch kaum umsetzbar, sei es weil ich keine Ostsee in der Nähe habe, in die ich mal schnell springen könnte, oder weil es bei mir in der Gegend wirklich schwer ist, seine Beeren und Früchte selbst zu sammeln, da ich in einer Großstadt wohne. Diese praktischen Tipps habe ich wirklich etwas vermisst, auch wenn es am Ende jedes Kapitels nochmal eine kurze Zusammenfassung gibt, wie man diesen Sisu-Bereich am besten erreichen kann.

Für mich hat das Buch vor allem eins erreicht: Ich würde am liebsten sofort nach Finnland auswandern, auch wenn die Winter eisig und dunkel sind. Denn das Lebensgefühl, das mit Sisu einhergeht, scheint wirklich super zu sein - und vor Ort wäre die Anwendung wahrscheinlich auch kein Problem.

Toll ist auch die Aufmachung des Buches: Schon das Cover hat etwas fröhlich-beruhigendes, es gibt viele Fotos (vor allem von den tollen Landschaften) und die unteren Seitenränder sind grafisch schön gestaltet.

Was mich allerdings etwas gestört hat: Es wiederholt sich vieles. Klar, man kann die Kapitel nicht komplett voneinander trennen, da alles zusammenhängt, und nur so kann man einzelne Kapitel lesen, ohne sich an eine vorgegebene Reihenfolge zu halten - aber wenn man dann zum dritten Mal liest, welche positiven Aspekte dieses oder jenes Verhalten hat (was auch zum Teil schon im Vorwort angesprochen wurde), ist es für mich eine unnötige Wiederholung.

Insgesamt war es aber eine nette Lektüre, die mich vor allem dazu motiviert hat, mal wieder öfter aufs Rad zu steigen und das Auto stehen zu lassen - zumindest wenn es wieder wärmer wird :) Von mir gibt es 4 Sterne.