Profilbild von jasbr

jasbr

Lesejury Star
offline

jasbr ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit jasbr über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 21.06.2019

Keine Erinnerung...

Lügengift
0

Das Buch beginnt damit, dass die Protagonistin Chloe nach einen Autounfall in einem Krankenhaus aufwacht und sich an nichts erinnert. Sie weiß weder ihren Namen, kennt ihre Familie nicht oder weiß, was ...

Das Buch beginnt damit, dass die Protagonistin Chloe nach einen Autounfall in einem Krankenhaus aufwacht und sich an nichts erinnert. Sie weiß weder ihren Namen, kennt ihre Familie nicht oder weiß, was passiert ist.

Allerdings wechselt die Geschichte schnell zu dem Zeitpunkt, an dem Chloe versucht, sich daheim bei ihren Eltern wieder einzuleben. Das fand ich ganz gut, denn sonst hätte es etwas langatmig werden können.

Nach und nach tauchen Erinnerungsfetzen auf, die auch dem Leser helfen, sich ein genaueres Bild zu machen. Vieles bleibt aber im Dunkeln. Da helfen auch die Sitzung mit ihrem Vater, einem Psychiater, der auf solche Erinnerungsverluste spezialisiert ist, wenig. Mich hat dabei gestört, dass sich Chloe sehr zurückhaltend verhält. Denn auch wenn sie ihrer Familie und vor allem ihrem Vater nicht zu trauen scheint, wehrt sie sich nicht oder versucht endlich die Wahrheit zu erfahren. Dazu braucht sie eine ganze Weile und ich muss gestehen, dass das Buch dann auch spannender wurde.

Neben den Passagen die aus Sicht der Protagonistin erzählt werden und die ihr gegenwärtiges Leben schildern, gibt es auch immer wieder kursiv gedruckte Einschübe einer unbekannten Person. Man kann nur herauslesen, dass diese in Chloe verliebt ist und das schon wahnhaft. Natürlich will man als Leser wissen, wer dahinter steckt, muss sich aber bis zur Auflösung am Ende gedulden.

Leider habe ich aber schon sehr früh eine Ahnung entwickelt, wer dahinter stecken könnte und habe das Ende des Buches schon vorausgeahnt. Deswegen blieb bei mir die Überraschung aus und die Spannung hat auch etwas gelitten. Zwar versucht die Autorin die Leser auf falsche Fährten zu führen, bleibt hier aber zu oberflächlich.

Insgesamt hat mir der Plot aber sehr gut gefallen. Schön war auch, dass man mit den wenigsten Figuren sympathisiert. Das war mal eine ganz neue Erfahrung. Allerdings fehlte mir ein bisschen Tiefe und der Aha-Effekt blieb aus. Deswegen gibt es von mir 3,5 Sterne.

Veröffentlicht am 07.06.2019

Tiefgefrorene Leichen...

Ich küss dich tot
0

Der Roman startet gewohnt turbulent: Man lernt die Hauptperson Annabelle kennen, die noch in New York lebt, aber schon mehr oder weniger auf dem Sprung nach Singapur ist, um dort ein Luxushotel zu leiten. ...

Der Roman startet gewohnt turbulent: Man lernt die Hauptperson Annabelle kennen, die noch in New York lebt, aber schon mehr oder weniger auf dem Sprung nach Singapur ist, um dort ein Luxushotel zu leiten. Als dann ein Hilferuf aus der Heimat eintrifft, macht sie sich auf den Weg ins winterliche Puxdorf. Und dort gehen die Probleme weiter. Denn es taucht eine Leiche auf. Hier muss ich gestehen, war ich etwas überrascht (auch wenn es der Klappentext schon verrät) - denn so viele Leichen gibt es in den Büchern von Ellen Berg nicht.

Wer jetzt aber einen Krimi erwartet, wird wahrscheinlich enttäuscht werden. Es gibt zwar noch mehr Tote, aber keine klassische Ermittlung. Trotzdem kann man miträtseln, wer dahinter steckt, was aber ehrlich gesagt nicht schwer zu erraten ist. Das fand ich aber nicht schlimm, da das nicht der Mittelpunkt der Geschichte ist.

Denn hauptsächlich geht es um das Hotel von Annabelles Eltern, das seine besten Zeiten hinter sich hat. Es muss also einiges geschehen, und die Protagonistin hat da auch schon konkrete Vorstellungen. Natürlich erwartet man als Leser, dass hier eine positive Lösung gefunden wird. Für mich ging aber alles ein bisschen zu glatt.

Überhaupt war ich diesmal - obwohl ich die Bücher der Autorin wirklich sehr mag - von der Geschichte nicht so begeistert. Alles war irgendwie sehr übertrieben, egal ob die Charaktere oder die Entwicklung, die die Story nimmt. So sind mir die Freunde von Annabelle einfach zu klischeehaft gewesen, die Hauptperson selbst war mir auch nicht so sympathisch, was auch an ihrem Liebesleben lag. Hier legt sie sich nicht wirklich fest und ist mir insgesamt zu wehleidig. Am schlimmsten fand ich allerdings die Polizisten, die bei den Morden in Puxdorf ermitteln. Sie sind so überzogen, dass sie mich gar nicht abholen konnten. In Bezug auf die eigentliche Geschichte geht mir alles zu glatt, es war dann ein bisschen unglaubwürdig.

Leider war ich also diesmal nicht so begeistert wie sonst. Trotzdem war das Buch eine nette Unterhaltung und der Schreibstil von Ellen Berg ist einfach super, da er sehr flüssig und lebhaft ist. Trotzdem vergebe ich insgesamt nur 3,5 Sterne.

Veröffentlicht am 23.05.2019

Solider Krimi, leider wenig Afrika

Mord am Mandela Square
0

Das Buch startet gleich mal - wie es sich für einen guten Krimi gehört - mit einer Leiche. Allerdings wechseln dann erstmal die Perspektiven, sodass man nicht zu ungeduldig sein darf. Nach und nach lernt ...

Das Buch startet gleich mal - wie es sich für einen guten Krimi gehört - mit einer Leiche. Allerdings wechseln dann erstmal die Perspektiven, sodass man nicht zu ungeduldig sein darf. Nach und nach lernt man die Protagonisten kennen, darunter Frank Sattler aus Deutschland, der mit einem Sonderauftrag seines Freundes im Gepäck nach Südafrika reist. Dort trifft er unter anderem auf Pia, eine deutsche Aktivistin, die er unterstützen soll.

So unterschiedlich die Charaktere auch auf den ersten Blick scheinen, harmonieren sie doch ganz gut. Sie haben eine komplett andere Ansichtsweise was das Leben betrifft, was man auch durch die Wahl ihres Wohnorts merkt. Gerade aber das aufeinanderprallen dieser beiden unterschiedlichen Welten war schön mitzuverfolgen.

Leider - und das ist vielleicht dem geschuldet, dass die Protagonisten beide Deutsche sind - hat mir allerdings der Afrika-Charme gefehlt. Ja, mal liest ein bisschen was über Townships und auch Pias Aufenthaltsort, ein besetztes, altes Hotel, zeigt die nicht so schönen Seiten von Johannesburg, aber das Lebensgefühl und der Unterschied zu uns in Europa kam mir einfach zu kurz. Auch aufgrund des Covers habe ich mehr Traditionen und Kultur erwartet.

Es handelt sich hier ja auch um einen Krimi und es bleibt nicht bei dem einen Mord. Der zweite bleibt leider etwas oberflächlich, auch wenn er mit dem ersten verknüpft ist. Eine klassische Ermittlung gibt es nicht, Sattler und seine Gefährten machen sich selbst an die Aufklärung, weil sie immer mehr darin verwickelt werden. Bis es so richtig in Fahrt kommt und der Leser auch seine ersten Ideen entwickeln kann, dauert es leider etwas. Dann wird es aber richtig spannend, vor allem weil der Mörder keine Skrupel kennt und äußerst brutal vorgeht. Die Verwicklungen gehen dann auch tiefer, als anfangs gedacht, man sollte also genau lesen, um keinen Schnittpunkt zu verpassen.

Insgesamt war das Buch nicht unbedingt das, was ich erwartet habe, weil mir Südafrika zu kurz kam. Trotzdem war es ein solider Krimi mit spannenden Momenten, deswegen von mir 3,5 Sterne!

Veröffentlicht am 23.05.2019

Welt retten in 2 Minuten

Schluss. Mit. Plastik.
0

Der Titel sagt schon, was den Leser in diesem Buch erwartet: Es geht darum, Plastik zu vermeiden, weil es einfach irrsinnig ist, wie viel wir davon täglich verbrauchen - obwohl es Alternativen gibt. Ich ...

Der Titel sagt schon, was den Leser in diesem Buch erwartet: Es geht darum, Plastik zu vermeiden, weil es einfach irrsinnig ist, wie viel wir davon täglich verbrauchen - obwohl es Alternativen gibt. Ich gebe zu, meine Erwartungen waren auch dementsprechend vor dem Lesen hoch.

Geschrieben wurde das Buch von Martin Dorey aus England, der die Initiative #2minutesbeachclean ins Leben gerufen hat. Dabei fordert er seine Mitmenschen auf, während eines Strandspaziergangs einfach mal etwas Müll aufzusammeln, ganz nach dem Motto "Kleinvieh macht auch Mist". Diese Initiative wird in dem Buch kurz vorgestellt und das fand ich sehr interessant. Auch wenn ich keinen Strand in der Nähe habe, lässt sich das auch gut auf der Straße umsetzen. Erschreckend waren aber die Ergebnisse, die durch die Strandsäuberungen sichtbar werden: Was alles an Plastikmüll im Meer schwimmt, ist einfach nur beschämend, erschreckend und eklig. Der Autor zeigt hier eindeutige Fakten auf und erklärt auch, warum und wie diese Dinge ins Meer geraten. Das war für mich sehr überzeugend und motivierend, da genau dort weiterzumachen, wo ich gerade bin.

Darüber hinaus gibt das Buch Informationen zu den verschiedenen Plastikarten, denn nicht alles kann recycelt werden, auch wenn man es in den Gelben Sack wirft. Auch hier habe ich viele neue Informationen bekommen. Mir gefällt die kurzweilige, informative Art, wie die Infos vermittelt werden.

Außerdem stehen natürlich die Plastik-Spartipps und Alternativen im Mittelpunkt. Für mich waren sie ja der ausschlaggebende Punkt, um das Buch zu lesen. Die Tipps sind in verschiedene Kategorien geordnet, es gibt auch Vorschläge für Kinder und das Büro. Neben allgemeinen Informationen gibt es auch immer mindestens einen Vorschlag, den man, wie der Titel sagt, sofort in zwei Minuten umsetzen kann. Ausreden will der Autor hier nicht gelten lassen.
Allerdings muss ich sagen, dass ich von den Tipps nicht so sehr überzeugt war. Wahrscheinlich liegt es daran, dass ich mich schon eine Weile aktiv mit dem Thema beschäftige, sodass ich eigentlich nichts Neues gelernt habe. Das meiste (unverpackt einkaufen, keine Plastik-Wattestäbchen, etc.) setze ich schon um. Für mich hätte das Buch hier auf jeden Fall noch weiter gehen müssen.

Für einen Einsteiger, der jetzt damit anfangen möchte, Plastik zu sparen, werden die Tipps aber nützlich und ein guter Einstieg sein, seinen Alltag etwas zu verändern. Deswegen empfehle ich das Buch auch allen, die sich kurzweilig mit dem Thema beschäftigen möchten. Wer schon seine Putzmittel selbst herstellt etc. braucht dieses Buch nicht unbedingt zu lesen. Von mir gibt es deswegen 3,5 Sterne!

Veröffentlicht am 24.04.2019

Erschreckend

Die Reinsten
0

Mal eine Dystopie, die irgendwie gar nicht so weit weg ist, weil sie ein sehr aktuelles Thema anspricht: Der Klimawandel hat die Erde völlig zerstört, die Menschen kämpfen um das Überleben und schaffen ...

Mal eine Dystopie, die irgendwie gar nicht so weit weg ist, weil sie ein sehr aktuelles Thema anspricht: Der Klimawandel hat die Erde völlig zerstört, die Menschen kämpfen um das Überleben und schaffen es nur mit einer künstlichen Intelligenz, die alles kontrolliert.
So weit in der Zukunft ist das Buch gar nicht mal angesiedelt, knapp 150 Jahre, und das ist auch ein kleiner Kritikpunkt. Denn der Höhepunkt der Zerstörung war 2041, und knapp 100 Jahre später gibt es schon wieder so viel Technologie, dass riesige Roboter die Erde umgraben, Ressourcen recyceln etc. und man mit Solarjets unfassbar schnell um die Welt fliegt. Das konnte ich mir nicht so gut vorstellen. Die Grundidee war aber sehr spannend.
Die meisten Menschen, die noch übrig sind, leben in bestimmten Zone. Viele haben ein Hirnimplantat, mit der sie direkt mit der KI verbunden sind. Diese entscheidet alles, welches Beruf man ausübt, welche Position man erreichen kann und so weiter. Man soll "rein" sein, nicht negatives Denken und dem Ziel dienen. An sich eine gute Sache, aber auch gruselig. Jedes Fehlverhalten und sogar Fehldenken wird sofort erkannt und bestraft. Trotzdem hat mir gut gefallen, dass die künstliche Intelligenz nicht Böse oder Gut ist - sondern sehr rational.
Im Mittelpunkt steht Eve, eine vielversprechende Reine, die ganz hinter der Sache steht und sich auf ihre Karriere freut. Ich fand sie ganz okay, konnte mich aber auch nicht ganz mit ihr anfreunden. Sie ist tief mit der KI verbunden, bis alles anders kommt, als man denkt.
Und hier ein weiterer Kritikpunkt meinerseits. Es dauert sehr lange, bis etwas passiert. Gut die Hälfte des Buches lernt man nur die Protagonisten kennen und die Welt, in der sie sich bewegen. Das ist natürlich für das Verständnis wichtig, allerdings zieht es sich etwas. Außerdem fehlte mir hier teilweise der rote Faden, sie reisen hin und her, manchmal ohne ersichtlichen Grund, dann gehen Auswahlprozesse los, da sind die Protagonisten aber erst mal nicht dabei etc. Hier hätte ich mir mehr Kompaktheit gewünscht und vielleicht eine Karte am Anfang und Ende des Buches, dass man die Wege besser mitverfolgen kann.
Ab der Mitte war der Plot aber dann doch recht fesselnd, weil eben auf einmal alles anderes ist, als zuerst gedacht. Hier hat der Autor eine sehr komplexe Welt gestaltet, die man sich gut vorstellen kann.
Das Ende ist dann für meinen Geschmack wieder etwas zu ausführlich geraten, wobei Eve im Mittelpunkt steht. Hier war dann auch nicht alles logisch für mich. Insgesamt war es aber doch zufriedenstellend und es wurden alle Fragen gut aufgelöst. Von mir gibt es deswegen 3,5 Sterne!