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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 30.08.2018

Alle 5 Sekunden...

Die Wahrheit über Dinge, die einfach passieren
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...stirbt jemand durch eine Qualle. 412 Millionen mal hat das Herz geschlagen, wenn man 12 Jahre alt ist.

Genau das Alter, in dem Suzys beste Freundin im Sommerurlaub ertrinkt. In diesem Sommer und dem ...

...stirbt jemand durch eine Qualle. 412 Millionen mal hat das Herz geschlagen, wenn man 12 Jahre alt ist.

Genau das Alter, in dem Suzys beste Freundin im Sommerurlaub ertrinkt. In diesem Sommer und dem darauf folgenden Jahr wird Suzy versuchen, Frannys Tod zu verarbeiten und zu verstehen, wie Franny ertrinken konnte, obwohl sie doch so eine gute Schwimmerin war. Die Erklärung ihrer Mutter: "Manchmal passieren Dinge einfach", kann sie so nicht akzeptieren und sucht nach einer anderen Ursache- bis sie auf die Irukandji stößt, eine winzig kleine, unscheinbare und doch tödliche Quallenart.

Dieses Buch lässt den Leser kopfüber in den Kopf eines zwölfjährigen Mädchens tauchen, das versucht, den ersten großen Verlust in ihrem Leben zu verarbeiten. Es ist herzerweichend schön und traurig zugleich, etwas bizarr und doch eigenartig erwachsen, wie Suzy mit der Situation umgeht. Ich zumindest konnte soviel von meinem früheren Ich in ihr wiederentdecken: die Unsicherheit anderen Kindern gegenüber, der Wissensdurst, die Unbeholfenheit, das zögerliche Erwachsenwerden und vor allem die Veränderungen der Freundschaften, die damit einher gehen; bis man zu dem Schluss kommt:

Es braucht gar nicht den Tod, um Freundschaften zu trennen, manchmal reicht schon die Pubertät.

Der Weg, den Suzy zurücklegt, um diese Veränderungen zuzulassen und das Unaufhaltsame zu akzeptieren, ist nicht leicht, doch wir müssen ihn alle irgendwann einmal gehen. Und sie auf diesem Weg zu begleiten, ist überaus lesenswert!

Veröffentlicht am 27.08.2018

Herzerwärmend

Miss Gladys und ihr Astronaut
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Ich bin ein geborenes Kind der 90er, auch wenn ich innerlich eher den 80ern verbunden bin. D.h. Star Wars und David Bowie haben schon in meiner Kindheit eine große Rolle gespielt- da sag nochmal einer, ...

Ich bin ein geborenes Kind der 90er, auch wenn ich innerlich eher den 80ern verbunden bin. D.h. Star Wars und David Bowie haben schon in meiner Kindheit eine große Rolle gespielt- da sag nochmal einer, dass der Geschmack der Eltern nicht Einfluss auf die Kinder hat ;)

Allein aus diesem Grund ist "Miss Gladys und ihr Astronaut" ein wahrer Volltreffer und hatte mich spätestens bei dem Satz "Ground Control to Major Tom!"!

Thomas Major wird in einer Single man-Mission der britischen Space Agency auf einen Flug ohne Wiederkehr zum Mars geschickt; er soll die Besiedelung vorbereiten. In einem Anflug von Torschlusspanik versucht er, von seinem Raumschiff aus Exfrau Janet anzurufen- und landet bei Gladys, einer dementen, aber rüstigen Rentnerin, die straff auf die 71 zugeht und sich alleine um ihre beiden Enkel Ellie und James kümmern soll, bis deren Vater aus dem gefängnis entlassen wird. Der Beginn einer wundervoll schrullig-skurilen Geschichte voller Anspielungen auf popkulturelle Hinterlassenschaften. Und ganz nebenbei eine grandiose Geschichte über Freundschaft und das Nicht-aufgeben!

David M. Barett ist eine tolle Story gelungen voll Herz und Witz, bei der die Seiten nur so dahinfliegen. Man fiebert mit Familie Ormerod mit und lernt, ebenso wie sie, langsam die freundliche Seite des knurrigen Spacecowboys Tom kennen.

Allgemein lebt das Buch von seinen Figuren. Alle ein wenig sonderbar, schließt man sie doch sehr gerne und sehr schnell in sein Herz- und weiß doch bis zum Schluss nicht mit Sicherheit, ob man auf ein Happy End zusteuert und wenn ja, wie dieses aussehen wird.

Fazit:
Unbedingte Leseempfehlung, mehr Worte sind bei diesem Buch nicht nötig!

Veröffentlicht am 19.07.2018

Leise fesselnd

Hyde
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Zu Beginn des Buches konnte ich mir so gar nicht vorstellen, wo die Reise hingehen soll.

Katrina, gerade 18 geworden und auf der Walz, schlägt sich mitten im eisigen Winter trampend durch die Gegend. ...

Zu Beginn des Buches konnte ich mir so gar nicht vorstellen, wo die Reise hingehen soll.

Katrina, gerade 18 geworden und auf der Walz, schlägt sich mitten im eisigen Winter trampend durch die Gegend. Sie scheint eine ziemlich üble Vergangenheit hinter sich zu haben, was man so in den aus ihrer Sicht geschilderten Rückblicken erfährt. Langsam aber sicher lernt man dieses einsame, verschreckte Mädchen mit dem Kämpferherzen immer besser kennen und erfährt, warum sie auf Rache sinnt...

Das Buch hat einen ziemlich düsteren Grundtenor, was auch durch das Cover sehr gut wiedergespiegelt wird. Von Anfang an ist klar, dass dies keine heile Welt-Geschichte wird. Aber worauf das ganze hinaus läuft, war mir trotzdem lange Zeit nicht klar. Trotzdem konnte ich das Buch nicht aus der Hand legen, so sehr hat es mich gefangen genommen. Das Gleichgewicht aus Rückblicken und dem eigentlichen Handlunsgstrang ist wirklich sehr gut gelungen.

Katrinas Erlebnisse erreichen einen auch sehr schnell auf emotionaler Ebene. Man leidet mit dem Mädchen mit, trauert mit ihm, aber erfreut sich auch an den vergangenen schöneren Zeiten.

Das Beste an dem ganzen Buch ist für mich aber das Ende: Ich konnte mir nicht vorstellen, wie man diese Geschichte zu einem akzeptablen Ende führen könnte. Aber Frau Wagner hat es perfekt getroffen.

Fazit:
Eine ungewöhnliche Geschichte, die sich irgendwie nicht in passende Schubladen einfügen lässt.

Veröffentlicht am 12.07.2018

Ein zauberhaftes Büchlein

Der Sommer der Pinguine
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Thomas Montasser hat nicht viel Raum gebraucht, um in seinem kleinen Büchlein seine Botschaft zu vermitteln:

Man sieht immer nur, was man sehen möchte. Und nur wer mit offenem Herzen durch die Welt läuft, ...

Thomas Montasser hat nicht viel Raum gebraucht, um in seinem kleinen Büchlein seine Botschaft zu vermitteln:

Man sieht immer nur, was man sehen möchte. Und nur wer mit offenem Herzen durch die Welt läuft, entdeckt auch ihre Geheimnisse und lernt es, seine Mitmenschen zu verstehen.

Mrs Robington befindet sich auf einem Kurztripp nach London, als sie plötzlich in einer kleinen Buchhandlung einem Pinguin gegenübersteht. Bald erfährt sie, dass die Pinguine schon seit Jahrhunderten unerkannt unter den Menschen leben. Bis eine Entdeckung für Aufsehen sorgt und droht, das Geheimnis der Pinguine aufzudecken.

Das Buch liest sich wie ein modernes Märchen. Man muss etwas Fantasie mitbringen, um sich in diese Geschichte hineinzuträumen. Aber soviel sei gesagt: es lohnt sich.

Der Schreibstil ist so schön leicht und enthält auf den wenigen Seiten gleichzeitig so viele Informationen, dass man förmlich dazu gedrängt wird, zwischen den Zeilen zu lesen und sich das Ungesagte, Unausgesprochene vorzustellen.

Wie bei jedem Märchen wird man zum Schluss mit einer rumdum gelungenen Geschichte belohnt und einem Ende, das zum Nachdenken anregt.

Fazit:
Ein kleines modernes Märchen, dass das Kind in einem weckt.

Veröffentlicht am 09.06.2018

Erlebte Geschichte

Wenn Martha tanzt
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Als Jenenser-Kind mit Großeltern, die in Weimar leben, und Eltern die an eben dieser Uni studiert haben, bin ich natürlich mit den Geschichten über die Bauhaus-Universität groß geworden. Und Geschichten ...

Als Jenenser-Kind mit Großeltern, die in Weimar leben, und Eltern die an eben dieser Uni studiert haben, bin ich natürlich mit den Geschichten über die Bauhaus-Universität groß geworden. Und Geschichten über die Heimat faszinieren mich ja sowieso. Also kam ich an "Wenn Martha tanzt" praktisch gar nicht vorbei.

Und meine Erwartungen wurden auch voll erfüllt. Das Buch spielt zwar nur zu einem Teil in Thüringen und es macht auch mehr die Personen hinter der Institution zum Thema als den Ort an sich, aber es fühlt sich trotzdem wie ein Stück Heimat an.

Heimat, die in den 1930er Jahren einiges erlebt hat. Einen Wandel, der über ganz Europa hinweggefegt ist.

Tom Saller erzählt auf unglaublich knappe, nichtsdestotrotz intensive Art, wie seine Hauptfigur den Aufstieg der Nationalsozialisten und den Krieg, aber auch eine unheimlich kreative Welt im Bauhaus erlebt hat. Da die Geschichte auf einem (fiktiven) wiederentdeckten Tagebuch basiert, sind auch die Kapitel extrem knapp und aus kurzen Sätzen oder Wortgruppen bestehend aufgebaut. Die Informationen wirken geballt, aber teilweise auch lückenhaft. Das lässt dem Leser viel Spielraum für Interpretationen, aber auch, um die Bilder im Kopf lebendig werden zu lassen.

Der Schreibstil ist teilweise sehr bildhaft, voller Metaphern und an manchen Stellen fast poetisch.

Fazit:
Eine Geschichte, die man sicherlich schon öfter gelesen hat, wenn auch nie in dieser Form. Eindringlich, emotional und unbedingt lesenswert!