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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 05.06.2022

Ein Buch über Bücher, das sich wie ein spannender Roman liest

Papyrus
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„Papyrus – Die Geschichte der Welt in Büchern“ ist nicht nur ein Sach- bzw. Geschichtsbuch, sondern erzählt auch einfach eine gute Geschichte.
Vallejo vermittelt den Leser*innen auf unterhaltsame und verständliche ...

„Papyrus – Die Geschichte der Welt in Büchern“ ist nicht nur ein Sach- bzw. Geschichtsbuch, sondern erzählt auch einfach eine gute Geschichte.
Vallejo vermittelt den Leser*innen auf unterhaltsame und verständliche Art und Weise die Erfindung der Bücher und die Geschichte der Literatur. Der Text liest sich flüssig und stellenweise auch wie ein Abenteuerroman. Man hat das Gefühl, man würde die Autorin auf einen Kaffee treffen, so warmherzig ist der Ton, in dem sie ihr Wissen und ihre Leidenschaft für das Thema mit einen teilt.

Aufgeteilt in zwei Teile, Griechenland und Rom ist das Buch jedoch keine rein chronologische Erzählung ausgehend vom antiken Griechenland bis zum Römischen Reich, sondern auch gleichzeitige eine Reise durch verschiedene Epochen und geschichtlichen Ereignissen, die mit Beispielen aus klassischer und aktueller Literatur sowie Musik und Film verbunden werden. Wenn Vergleiche zwischen den einzelnen Epochen, Entwicklungen oder literarischen Werken gezogen werden, werden diese in ihren jeweiligen sozialen, geschichtlichen und gesellschaftlichen Kontext gesehen und eingeordnet.

Was „Papyrus“ außerdem eine besondere Note verleiht, sind die persönlichen Anekdoten der Autorin, in denen sie darüber schreibt, was Literatur und Bücher für sie bedeuten. Wenn sie z.B. davon berichtet, was für sie den Reiz von Buchläden ausmacht oder wie sie versucht, einen Blick auf die Lektüre anderer zu werfen, um zu sehen, was sie lesen, fühlte ich mich beim Lesen direkt angesprochen, da ich das Gleiche empfinde bzw. tue.

Passend zum Titel des Buches wurde Papyrus-Gras als Buchcover gewählt, das allein aufgrund der goldenen Details zum Hingucker im Buchregal wird und Fehlen darf dieses Buch auf gar keinen Fall im Buchregal eines jeden Buch- und Literaturliebhabers.

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Veröffentlicht am 05.06.2022

Queere Reise durch Tel Aviv

Der letzte Schrei
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Warnung: Dieses Buch enthält politisch nicht korrekte Sprache und spielt mit traditionellen Bildern von Mann und Frau. Kurzum, es geht ziemlich bunt, schrill, laut und lustig im nicht so traditionellen ...

Warnung: Dieses Buch enthält politisch nicht korrekte Sprache und spielt mit traditionellen Bildern von Mann und Frau. Kurzum, es geht ziemlich bunt, schrill, laut und lustig im nicht so traditionellen Krimi "Der letzte Schrei" von Yonatan Sagiv zu.

Oded Chefer, ein eher erfolgloser Privatermittler aus Tel-Aviv, der von sich selbst im femininen spricht und schwul ist, träumt vom großen Erfolg und Reichtum. Sein neuer, auf den ersten Blick einfacher Auftrag scheint ihm auch die Tür in Israels High Society zu öffnen. Er soll herausfinden, was mit dem 15-jährigen aufsteigenden Pop-Sternchen Carine Carmeli in letzter Zeit los ist. Oded sieht sich schon bei den Reichen und Schönen Israels ein- und ausgehen, doch schnell verkomplizieren sich seine Ermittlungen, weist sein Auftrag doch schon bald Überschneidungen mit dem Verschwinden von Gabriela, einer transsexuellen Frau, auf. Ehe er sich versieht, ist er mit zwei Leichen und Ermittlungen in der LGBTQ-Community von Tel Aviv und den Abgründen der israelischen High Society konfrontiert.

Schon die Handlung zeigt, dass es sich hier nicht um den traditionellen Kriminalroman handelt. Oded entspricht auch nicht dem Bild des "klassischen" zynischen, stillen und einzelgängerischen Detektivs vieler Kriminalromane. Er ist geschwätzig, nimmt kein Blatt vor dem Mund und ist oftmals unverschämt und provozierend in seinen Gesprächen. Auch lässt er sich leicht von schönen und muskulösen Männern ablenken und zieht oft die falschen Schlüsse. Auch wenn er auf dem ersten Blick unsympathisch rüberkommen mag, zeigt er auch Momente tiefen Mitgefühls und Verletzlichkeit. Er ist mit alle seinen Makeln menschlich und das macht ihn sympathisch.

Trotz des eher schrillen und humorvollen Stils des Kriminalromans, spricht der Roman auch geschickt ernstere Themen an und schreckt auch vor gesellschaftskritischen Tönen nicht zurück. Neben dem modernen, liberalen und lebensfrohen Tel Aviv, zeigt Yonatan Sagiv auch dass Tel Aviv, das von einer wirtschaftlichen und sozialen Kluft sowie von Gentrifizierung geprägt ist. Ebenso werden auch die Probleme Israels und in dessen Gesellschaft angesprochen wie z.B. soziale und ethnische Spannungen und der ambivalente Umgang mit Flüchtlingen und Immigranten, auch der israelisch-palästinensischer Konflikt ist in der Handlung präsent.

Mein Fazit: Ein Kriminalroman, der queer und anders ist, der einen von der ersten bis zur letzten Seite in den Bann zieht und einen Tel Aviv bzw. Israel von einer anderen Seite kennenlernen lässt. Absolute Leseempfehlung!

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Veröffentlicht am 05.06.2022

Poetisch erzählte Folgen einer Liebesaffäre

Verheizte Herzen
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Ana ist Anwältin und verheiratet mit Kindern. Eines Tages ruft die Frau einer ihrer Klienten an, dass ihr Mann Connor verstorben ist. Bei der Frau mit Namen Rebecca handelt es um niemand anderes als die ...

Ana ist Anwältin und verheiratet mit Kindern. Eines Tages ruft die Frau einer ihrer Klienten an, dass ihr Mann Connor verstorben ist. Bei der Frau mit Namen Rebecca handelt es um niemand anderes als die Frau des Mannes, mit dem sie eine Affäre hatte und den sie liebte. Ana ist geschockt, sie möchte es anfangs nicht glauben, dass er tot ist, fragt sich, ob seine Frau von der Untreue ihres Mannes wusste und ob sie lügt. Es ist aber wahr, Connor ist tot. Anas verfällt ihn große Trauer um einen Mann, den sie nur im Verborgen Lieben konnte und der starb, bevor er seine Frau verlassen konnte. Sie beginnt sich zu fragen, ob seine Liebe für sie überhaupt echt war, ob Connor seine Frau wirklich verlassen wollte. Auf der Suche nach Antworten und nach Erinnerungsstücken von Connor sucht Ana seine Frau Rebecca auf.

Der Roman, geschrieben in Versform, wechselt zwischen der Vergangenheit und der Gegenwart hin und her, wodurch die Leser:innen Zeugen des Kennenlernens von Ana und Connor werden, wie sie sich heimlich getroffen und geliebt haben, aber auch von den Spielen, die sie beide gemeinsam mit ihrer Liebe und ihren Leben gespielt haben. In kurzen, aber ausdrucksstarken Sätzen wird die zerstörerische Kraft der Affäre für die Betrogenen aber auch für die Betrügenden deutlich gemacht. Es war keine Affäre, die sexy war, sie war und ist noch ein Albtraum für alle Betroffenen, besonders Ana befindet sich nach Connors Tod in einer schlechten seelischen Verfassung und wird in ihrer Trauer manipulativ.
Insgesamt kommt keiner der Hauptcharaktere wirklich sympathisch rüber, was in der Situation, in der sie sich befinden oder befanden, aber auch kein Wunder ist.

Die Versform des Romans und der poetisch angehauchte Schreibstil eignen sich hierbei besonders gut, die Geschichte zu erzählen, die Sätze und Abschnitte fließen beim Lesen zu einem Bewusstseinsstrom zusammen, der die Wahrnehmungen und Gefühle der Protagonisten von Liebe über Herzschmerz bis zu Wut perfekt auf den Punkt bringt und berührend widerspiegelt.

Alles in allem eine wunderschön geschriebene und emotional starke Geschichte, die von der ersten Seite eine Sogwirkung entfaltet. Auch Leser, die eher der Literatur in Lyrikform abgeneigt sind, können an dieser gefallen finden. Hervorzuheben ist auch das wunderschön gestaltete Cover mit den Bienen und den in schwarz und weiß gezeichneten Blumen auf gelben Hintergrund.

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Veröffentlicht am 05.06.2022

Ein Buch, dass man nicht ablehnen kann zu lesen

City on Fire
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„City on Fire“ ist ein Roman über das organisierte Verbrechen, brutal und unterhaltsam wie „Der Pate“, „The Sopranos“ oder „GoodFellas“.

Don Winslows neuer Roman ist der erste einer Trilogie.

Wir schreiben ...

„City on Fire“ ist ein Roman über das organisierte Verbrechen, brutal und unterhaltsam wie „Der Pate“, „The Sopranos“ oder „GoodFellas“.

Don Winslows neuer Roman ist der erste einer Trilogie.

Wir schreiben das Jahr 1986. Der Ort ist Providence, Rhode Island. Seit Jahren herrscht zwischen den italienischen und irischen Verbrecherorganisationen Frieden, jeder begnügt sich mit seinem Teil. Doch dann kommt es zu einem Bandenkrieg zwischen Iren und Italienern, der zunächst durch Eifersucht, Liebe und einer schönen Frau ausgelöst wurde. Da auch die Gangsterbosse älter geworden sind, sehen einige der Jüngeren auf beiden Seiten Chancen, ihren Einfluss auszuweiten. Jedoch bleibt dies nicht ohne Folgen. Der Kampf nach Macht und Ruhm feuert den gewalttätigen Bandenkrieg weiter an, zudem werden Loyalitäten auf die Probe gestellt.

Die Geschichte macht einfach nur Spaß, es geht Schlag auf Schlag (pun intended), die Spannung wird konstant hochgehalten und wie für einen Roman über das organisierte Verbrechen auch nicht anders zu erwarten, ist er voller Sex und Gewalt. Neben der Handlung können auch die abwechslungsreichen Charaktere überzeugen, viele von ihnen kommen direkt von der Straße, was sich auch in ihrer Sprache widerspiegelt. Einige sind hart, andere sind schlau und haben versteckte Ziele. Dann gibt es noch diejenigen die stolz und wütend sind und schwer zu kontrollieren. Was sie aber alle gemeinsam haben, ist, dass sie eine eigene Persönlichkeit haben, die sie interessant macht und sie überzeugend dargestellt werden. Natürlich darf auch der typische Mob-Talk nicht fehlen. Das Buch fesselt von der ersten Seite und ist aufgrund des flüssigen und atmosphärischen Schreibstils schnell gelesen. Auch das Ende hat es in sich, zudem wird angedeutet wohin die Reise im zweiten Band gehen könnte.

Wer Romane und Filme über das organisierte Verbrechen mag, sollte sich „City on Fire“ auf keinen Fall entgehen lassen. Ein spannender und vielversprechender Auftakt, der Lust auf den nächsten Teil macht.

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Veröffentlicht am 05.06.2022

Ein Blockbuster von einem Roman

Bekenntnisse eines Betrügers
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Ramesh Kumar in Neu-Delhi verdient seinen Lebensunterhalt damit, Prüfungen für die Kinder der Reichen und Mächtigen der Stadt im Teenageralter abzulegen. Als seine Höchstpunktzahl bei den All Indias einen ...

Ramesh Kumar in Neu-Delhi verdient seinen Lebensunterhalt damit, Prüfungen für die Kinder der Reichen und Mächtigen der Stadt im Teenageralter abzulegen. Als seine Höchstpunktzahl bei den All Indias einen seiner Kunden, Rudi Saxena, zu einer nationalen Berühmtheit macht, werden beide schnell in einen Wirbelsturm aus Korruption, Entführungen, Kriminalität und Verschwörung hineingezogen.
Dies war eine brillante Lektüre mit einer interessanten und fesselnden Handlung.
Von Beginn an ist der Ton des Ich-Erzählers und Protagonisten Ramesh markant, bissig, respektlos und oft ein bisschen vulgär, wenn er jeden Aspekt des modernen Indiens verspottet, ob reich oder arm und genau das ist, was den Roman auch so besonders macht, auch wenn der Schreibstil sicherlich nicht jeden zusagen wird.

„Bekenntnisse eines Betrügers“ ist voller Witz und Sarkasmus, aber es behandelt auch einige ernstere Themen, wenn es um Rameshs Kindheit und die Armut und das Leben allgemeine in Indien geht. Mir hat gefallen, wie Rahul Raina es geschafft hat, eine ziemlich unbeschwerte und lustige Geschichte zu schreiben, aber auch darunter roh und ehrlich zu sein.

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