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jules_jude

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 30.12.2022

Leichte Kost für zwischendurch – für Fans von „Die Ärztin“

Die Töchter der Ärztin
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Wie der Name der Trilogie "Die Töchter der Ärztin" schon andeutet, stehen im ersten Band die beiden Töchter Henny und Antonia von Ricarda Thomasius, die manchen aus der "Die Ärztin" – Trilogie schon bekannt ...

Wie der Name der Trilogie "Die Töchter der Ärztin" schon andeutet, stehen im ersten Band die beiden Töchter Henny und Antonia von Ricarda Thomasius, die manchen aus der "Die Ärztin" – Trilogie schon bekannt sein dürfte, im Mittelpunkt der Handlung.
Die beiden Schwestern könnten kaum unterschiedlicher sein, Antonia "Toni" ist im Gegensatz zu ihrer älteren Schwester Henny eher abenteuerlustig und hat ihren eigenen Kopf. So macht sich Toni nach Beendigung ihres Medizinstudiums auf den Weg nach Daressalam in Afrika, um dort sich auf die Suche nach ihren Wurzeln zu begeben anstatt wie von Henny erhofft mit ihr gemeinsam in Hennys Arztpraxis in Berlin-Mitte zu arbeiten.
In Afrika angekommen ist jedoch für Toni vieles anders als gedacht, so fehlen Medikamente und medizinische Ausrüstung in dem Krankenhaus, in dem sie arbeitet auch wird sie vom Leiter der Klinik schikaniert.
In Berlin folgt man Henny, wie sie als Ärztin in ihrer eigenen Praxis mit einem neuen Röntgenapparat ihren Weg geht und wie privat ihr Leben und das ihrer Tochter durch die Rückkehr ihres Ex-Mannes auf dem Kopf gestellt wird.
Neben den beiden Handlungssträngen der Schwestern spielt auch die Handlung um Ricarda und ihrer weiteren Familie eine Rolle, wodurch man auch einen Einblick in Zeit der Goldenen Zwanziger in Berlin bekommt.

Verschiedene Schauplätze und mal mehr oder weniger dramatische Ereignisse sorgen dafür, dass der Erzählfluss nicht ins Stocken gerät. Leider fehlt es aufgrund der Fülle an handelnden Personen und Geschehnissen der Handlung teils deutlich an Tiefe. Auch fällt außer für Toni und Henny die Darstellung der anderen, insbesondere der männlichen Charaktere etwas oberflächlich aus. Ebenso hätte ich mir manchmal auch etwas mehr Fokus auf den medizinischen Aspekt gewünscht, so liest sich besonders der Handlungsstrang rund um Toni in Afrika mehr als Abenteuerroman.
Trotz des leicht zu lesenden und bildlichen Schreibstils, der dafür sorgt, dass man schnell in die Geschichte rund um die Töchter der Ärztin Ricarda sowie deren Familie hineinfindet, konnte mich zu keinem Zeitpunkt die Geschichte so richtig in ihren Bann ziehen.
Fans von "Die Ärztin" werden bestimmt mehr Gefallen an dem Roman finden.

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Veröffentlicht am 19.12.2022

Eine Party, die nicht so richtig in Schwung kommt

Die letzte Party
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Der kurzweilig erzählte Krimi "Die letzte Party" von Clare Mackintosh spielt am Mirror Lake in Wales, wo jeder jeden kennt. In der Silvesternacht veranstaltete Rhys Lloyd, ehemals erfolgreicher Sänger ...

Der kurzweilig erzählte Krimi "Die letzte Party" von Clare Mackintosh spielt am Mirror Lake in Wales, wo jeder jeden kennt. In der Silvesternacht veranstaltete Rhys Lloyd, ehemals erfolgreicher Sänger und der nun mit seiner am See gelegenen Ferienhaussiedlung "The Shore" ziemlich erfolgreich ist, eine Party, zu der auch die walisischen Dorfbewohner eingeladen sind. Während die Dorfbewohner mit den neuen wohlhabenden Nachbarn Champagner trinken, verschwindet Rhys um Mitternacht. Später wird dann seine Leiche im eiskalten Wasser des Sees gefunden.

Wer hat ihn getötet und warum?

Ein Dorf voller Verdächtigen erwartet DC Ffion Morgan, als sie zur Untersuchung des Falles gerufen wird. Als Bewohnerin dieser kleinen Gemeinde kennt sie jeden. Die Verdächtigen sind ihre Nachbarn, Freunde und Familie, und sie selbst hat private Angelegenheiten zu verbergen. Als Ffion und ihr neuer Partner Leo Brady tiefer graben, entdecken sie, dass es in diesem winzigen Dorf viele Geheimnisse gibt und dass jeder einen Grund hatte, Rhys zu hassen.


Ein Dorf voller Geheimnisse und Verdächtigen sowie das Setting haben das Potenzial für einen spannenden und geheimnisvollen Krimi, dass jedoch nur zum Teil genutzt wird.
Die Handlung springt zwischen Vergangenheit und Gegenwart und zwischen verschiedenen Charakteren hin und her, wobei das Hauptaugenmerk auf Ffion und Leo gelegt wird. Da, abgesehen von der linear erzählten Mordermittlung zunächst die Ereignisse rückwärts von der Silvesterparty und dann auf ihr zugehen erzählt werden, wiederholen sich manche Szenen. Der Geschichte fehlt es dadurch besonders am Anfang deutlich an Spannung. Auch dass jeder Bewohner des Dorfes oder "The Shore" eine Hintergrundstory hat, die erzählt werden muss, trägt nicht unbedingt zum Spannungsaufbau bei.
Ein paar Details weniger wären hier mehr gewesen, denn die Geschichte an sich ist nicht schlecht. Ein angenehm zu lesender Schreibstil, kurze Kapitel, gut gezeichnete Charaktere sowie eine gut durchdachte Handlung, mit der ein oder anderen Überraschung zum Ende hin sorgen für einen überzeugenden Kriminalfall. Es fehlt aber das Besondere etwas, dass einem an das Buch fesselt und einen über die Langatmigkeit hinwegsehen lässt.

Für Fans von Slow-Burn-Krimis, die nicht durch eine Vielzahl an Charakteren und Handlungssträngen abgeschreckt werden, ist "Die letzte Party" durchaus ein Versuch wert. Auch gut geeignet als leicht verdaulicher Lesestoff zum Hangover nach einer langen Silvesternacht.

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Veröffentlicht am 13.11.2022

Langatmiger französischer Gesellschaftsroman

Connemara
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"Connemara" von Nicolas Mathieu ist die Geschichte von Hélène, die verheiratet ist, zwei Kinder hat und ihr Leben gemeistert hat. Hélène und Christophe wachsen in der gleichen Stadt auf und bewegen sich ...

"Connemara" von Nicolas Mathieu ist die Geschichte von Hélène, die verheiratet ist, zwei Kinder hat und ihr Leben gemeistert hat. Hélène und Christophe wachsen in der gleichen Stadt auf und bewegen sich in unterschiedlichen sozialen Kreisen. Er ist ein Eishockeystar, der von seinen Kollegen verehrt wird und dem ein großes Schicksal bevorsteht. Sie setzt alles auf ihre hervorragenden schulischen Leistungen, um aus dieser Situation herauszukommen, alles, um nicht wie ihre Eltern zu sein. Hélène hat ihre Heimat verlassen, um in Paris zu studieren, dort eine glänzende Karriere zu machen, eine schöne Ehe zu führen, kurz gesagt, dort das Leben zu leben, von dem sie geträumt hat. Jahre später, im Alter von 40 Jahren, begegnen sich Hélène und Christophe zufällig. Eine Flamme, die bei beiden längst erloschen ist, wird wieder entfacht. Doch schon bald stellt sich die entscheidende Frage: Worum geht es in dieser Beziehung wirklich?

Ich bin bei diesem Buch sehr hin- und hergerissen zwischen Anziehung und Langeweile. Die Geschichte fand ich besonders am Anfang interessant, doch gleichzeitig war ich stellenweise sehr gelangweilt, weil ich den beiden Protagonisten nicht wirklich nahekam und ich mich so nicht großartig für ihr Schicksal interessierte.
Zu Beginn wurde ich in den Roman hineingezogen: Als sich die Handlung entwickelte, ließ mein Interesse jedoch etwas nach, was vor allem auch an unnötigen langen Ausführungen über nicht handlungsrelevante Themen wie z. B. die Funktionsweise von HR-Beratungsfirmen lag.
Auch war das Ende mir zu abrupt im Vergleich zum Rest der Geschichte.

Gut gefallen hat mir jedoch der Schreibstil des Autors. Mit schonungsloser Klarheit und Genauigkeit schreibt Nicolas Mathieu über die Jugendträume, die man erreicht oder nicht erreicht, über Frankreichs Gesellschaft und darüber, was der Ausdruck "Erfolg im Leben" bedeutet.

Die Stärke des Romans ist sein sozialkritischer Aspekt. Es geht um den sozialen Fahrstuhl, die Konkurrenz in der Schule, die Uni und später im Beruf. Ebenso wird auf die Vergänglichkeit unserer Existenz angespielt, die Realität des Alterns und die Verleugnung, die es mit sich bringt und das ein guter Posten und volle Bankkonten nicht alles im Leben ist.

Insgesamt ist "Connemara" ein Buch mit starken Ansatz, aber mit Schwächen in der Umsetzung und dem besonders im Mittelteil weniger Seiten besser getan hätten.

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Veröffentlicht am 10.11.2022

Außergewöhnliches Setting, aber schwache Handlung

The Dark
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Dr. Kate North kann den Erinnerungen an ihre Vergangenheit nicht entkommen. Überall, wo sie hinkommt, wird sie ständig daran erinnert, was sie hatte und was sie verloren hat. Um ihrer Vergangenheit zu ...

Dr. Kate North kann den Erinnerungen an ihre Vergangenheit nicht entkommen. Überall, wo sie hinkommt, wird sie ständig daran erinnert, was sie hatte und was sie verloren hat. Um ihrer Vergangenheit zu entkommen, hat sie sich als Ärztin auf der UN-Forschungsstation in der Antarktis beworben. Als sie genommen wird, übernimmt sie die Stelle des vorherigen Arztes, der auf mysteriöse Weise ums Leben kam. Die Bedingungen auf der Station sind trostlos, es herrscht 24 Stunden am Tag totale Dunkelheit und die Temperaturen sind tödlich, sodass es von größter Wichtigkeit ist, dass das Team auf der Station körperlich und seelisch vorbereitet ist. Kate stellt ihre eigene Eignung immer wieder infrage, weil sie zu viele verschreibungspflichtige Medikamente nimmt und seit langer Zeit Angst vor der Dunkelheit hat. Bei ihrer Ankunft wird Kate klar, dass es einige unbeantwortete Fragen zum plötzlichen Tod ihres Vorgängers gibt. Während Kate tiefer in die Geschehnisse um Jean-Luc eindringt, beginnt sie an ihren Kollegen zu zweifeln. Wem kann sie vertrauen? Wer hat Geheimnisse vor ihr? Und was ist wirklich mit Jean-Luc.... passiert?

Die Vorstellung eines Mörders auf einer antarktischen Basis ist ein ziemlich erschreckender Gedanke. Der Autorin gelingt es, den Schrecken der Leere, der Dunkelheit und das Gefühl der Hoffnungslosigkeit, das die Figuren empfinden, einzufangen. Die eiskalte und klaustrophobische Atmosphäre innen- und außerhalb der Forschungsstation sind deswegen auch der eigentliche Star des Thrillers. Der Schreibstil ist sehr bildlich und man spürt förmlich die Kälte, wenn sie draußen in der Antarktis unterwegs sind.

Was mich trotz vielversprechender Prämisse nicht so richtig überzeugen konnte, waren die Handlung und die Protagonistin Kate. Die Hauptfigur empfand ich an manchen Stellen als nervig und ich wurde nie so richtig warm mit ihr. Auch ihre Entscheidungen und detektivischen Fähigkeiten lassen zu wünschen übrig. Der hohe Medikamentenkonsum von Kate tat sein Übriges.
Zwar ist der Schreibstil atmosphärisch und angenehm zu lesen, aber so richtig Spannung kam erst nach mehr als der Hälfte des Buches auf.
Auch fand ich das Ende ein bisschen enttäuschend. Es ging Vergleich zum restlichen Buch sehr schnell, es gab zu viele unplausible Ereignisse und es wurden einfach absolut dumme Entscheidungen meiner Meinung nach getroffen. Das Motiv, als es aufgedeckt wurde, wirkte fadenscheinig. Es war einfach zu viel los, sowohl bei den Nebenhandlungen als auch bei den Charakteren. Da habe ich mir mehr erwartet.

Insgesamt ist „The Dark“ von Emma Haughton ein kurzweiliger Thriller, der durch sein außergewöhnliches Setting und seiner düsteren Stimmung besticht, jedoch mit Schwächen in der Handlung und einer wenig sympathischen Protagonistin.

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Veröffentlicht am 02.11.2022

Spannungsarme Nacherzählung aus Sicht der Frauen

Elektra, die hell Leuchtende
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"Elektra, die hell Leutchende§ von Jennifer Saint erzählt drei Geschichten rund um die Ereignisse des Trojanischen Krieges. Es ist die Geschichte von Kassandra, Klytämnestra und Elektra, drei Frauen, die ...

"Elektra, die hell Leutchende§ von Jennifer Saint erzählt drei Geschichten rund um die Ereignisse des Trojanischen Krieges. Es ist die Geschichte von Kassandra, Klytämnestra und Elektra, drei Frauen, die durch Unglück und Krieg miteinander verbunden sind. Sie sind Spielzeuge der Götter und der Menschen. Kassandra ist eine trojanische Prinzessin, die Visionen von der Zukunft hat, aber da sie verflucht ist, schenkt man ihr kaum Glauben. Bei Klytämnestra handelt es sich um die Schwester von Helena und Ehefrau von Agamemnon, und Elektra ist die Tochter von Klytämnestra und Agamemnon.

Mein Interesse an dem Buch wurde durch die vielversprechende Prämisse geweckt, dass es sich um eine Nacherzählung des trojanischen Krieges aus Sicht der Frauen handelt. Leider konnte das Buch mich jedoch nicht so fesseln, wie ich es mir erhofft habe. Trotz des angenehm zu lesenden Schreibstils fiel es mir schwer, der gut recherchierten Handlung gespannt zu folgen, was einerseits an dem langsamen Erzähltempo und andererseits an den unterschiedlich stark erzählten Perspektiven lag. Besonders in der Mitte des Buches nahm die Spannung für mich deutlich ab, um erst wieder gegen Ende an Fahrt aufzunehmen.
Wenig beigetragen zu meinem Lesegenuss hat auch, dass die Kapitel aus Sicht von Elektra für mich ziemlich blass im Vergleich zu denen rund um Kassandra und Klytämnestra waren. Obwohl der Titel des Buches suggeriert, dass es sich bei Elektra um die tonangebende Protagonistin der Geschichte handelt, fällt ihre Charakterisierung im Vergleich zu den anderen beiden Frauen am schlechtesten aus. Zu keinem Zeitpunkt fühlte sich Elektra als ein voll entwickelter und greifbarer Charakter für mich an. Alles an ihr hat nur mit ihrer Beziehung zu ihrem Vater zu tun. Ihre Motivationen, Interessen und ihr Lebensweg drehen sich alle um ihn. Im Gegensatz dazu sind die Darstellungen von Kassandra und Klytämnestra von deutlich mehr Tiefe gekennzeichnet, sodass mich ihre Geschichten insgesamt mehr interessierten.

Alles in alles ist "Elektra, die hell LeuchtendeE eine gute aber spannungsarme Nacherzählung der Geschichte rund um Troja, die einen bei Lesen in das antike Griechenland versetzt, die die Frauen in den Mittelpunkt rückt und von deren Macht erzählt. Wieso das Buch aber Elektra heißt, hat sich mir nicht so ganz erschlossen.
Für Liebhaber der griechischen Mythologie zu empfehlen.

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