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jules_jude

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 30.07.2023

Verwirrende Reise ins Nirgendwo

Treacle Walker
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"Treacle Walker" von Alan Garner lässt mich ratlos zurück, denn eine wirkliche Handlung war für mich schwer auszumachen. Weder der Inhalt noch die Sprache und der Erzählstil konnten mich überzeugen.

Damit ...

"Treacle Walker" von Alan Garner lässt mich ratlos zurück, denn eine wirkliche Handlung war für mich schwer auszumachen. Weder der Inhalt noch die Sprache und der Erzählstil konnten mich überzeugen.

Damit man Gefallen an der fantasievollen und von englischer Folklore beeinflussten Novelle findet, muss man Zugang zu der merkwürdigen Fantasiewelt finden, die einem in "Treacle Walker" präsentiert wird. Und genau da lag mein Problem. Grob gesagt, geht es um einen Jungen namens Joseph Coppock, der von einem Mann namens Treacle Walker besucht wird, mit dem er einen alten Pyjama und einen Lammschulterknochen gegen ein leeres Glas allheilender Medizin und einen Reibstein tauscht. Dann passieren einige seltsame Dinge mit einem Comic und einem Mann in einem Moor.

Was wie eine charmante und magische Fantasiegeschichte beginnt, verliert sich dann aber schnell in eine ziellose und verwirrende Mischung aus mysthischen und magischen Elementen, um dann schließlich am Ende ins Leere zu führen. Es wird hierbei mehr angedeutet als erzählt wird, sodass es einen nicht wundert, dass man eher verwirrt als verzaubert zurückbleibt.
Auch der Erzählstil konnte mich nicht wirklich überzeugen. Er wirkte für mich zu gezwungen "märchen- bzw. sagenhaft".

Alles in allem ist "Treacle Walker" ein Buch, das unfertig wirkt und sein Potenzial bei weitem nicht ausschöpft.

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Veröffentlicht am 16.07.2023

Spannungsarme und nichtssagende Herumtreiberei

Die Einladung
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"Die Einladung" von Emma Cline konnte mich trotz der interessant klingenden Prämisse nicht wirklich überzeugen. Die Geschichte fühlte sich an wie ein langer dahinplätschernder Fiebertraum, in dem die Protagonistin ...

"Die Einladung" von Emma Cline konnte mich trotz der interessant klingenden Prämisse nicht wirklich überzeugen. Die Geschichte fühlte sich an wie ein langer dahinplätschernder Fiebertraum, in dem die Protagonistin Alex durch Long Island treibt und darum kämpft, ihren Platz zu finden, nachdem sie von dem älteren Mann, mit dem sie bis vor kurzem zusammengelebt hat, vor die Tür gesetzt wurde. Auf einer Dinnerparty hat sie sich einen Fehltritt geleistet, infolgedessen sie beim ihm ausziehen musste. Ohne Wohnsitz, festen Job, Geld und Moral und nur mit dem Ziel vor Augen irgendwie bis zum Labor Day durchzukommen, um dort wieder ihren ehemaligen Liebhaber gegenüberzutreten, sodass dieser sie wieder bei ihm aufnimmt.

Erzählt aus der Sicht eines personalen Erzählers, bleibt die Handlung über den ganzen Romanverlauf hinweg verwirrend, ohne Tiefe und ohne irgendeinen Höhepunkt. So richtig hat sich mir auch nicht Sinn der Geschichte entschlossen. Anstatt der erwartenden scharfen gesellschaftlichen Beobachtung gähnte mich nur inhaltliche Leere und Langeweile an. Zudem fehlen einige notwendige Details, die es ermöglicht hätten, ein vollständiges und vielschichtiges Bild von Alex als Person zubekommen. Über ihre Vergangenheit weiß man nicht wirklich etwas, außer dass sie einem Typen namens Dom etwas Schlimmes angetan hat. Mehr lernt man im weiteren Verlauf auch nicht, sodass Alex mir als Person mit ihren eigenen Gedanken und Gefühlen nicht wirklich greifbar wurde. Aufgrund ihrer Handlungen, darunter Lügen, Betrügen und Stehlen, erzeugt sie nur wenig Sympathie, was das Interesse an ihrem weiteren Werdegang nicht wirklich steigert. Sie ist eine Herumtreiberin ohne erlösende Eigenschaften und verbringt den ganzen Roman damit, schreckliche Entscheidungen zu treffen. Moralisch interessantes Potenzial, das nicht genutzt wurde.
Doch nicht nur Alex blieb in ihrer Charakterisierung flach, auch die weiteren auftretenden Personen kommen nicht über eine zweidimensionale Darstellung hinaus.
Das Einzige, was ansprechend ist, ist der flüssige Schreibstil der Autorin.

Der Klappentext lädt zum Lesen ein, doch die Protagonistin und der Handlungsverlauf sorgen für Ernüchterung.

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Veröffentlicht am 20.05.2023

Oberflächliche und spannungsarme Umsetzung eines interessanten Themas

Idol in Flammen
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"Idol Burning" von Rin Usami gibt den Leser*innen einen Einblick in die Fankultur und die obsessive Verehrung von berühmten Persönlichkeiten.

Erzählt wird die überraschend spannungs- und handlungsarme ...

"Idol Burning" von Rin Usami gibt den Leser*innen einen Einblick in die Fankultur und die obsessive Verehrung von berühmten Persönlichkeiten.

Erzählt wird die überraschend spannungs- und handlungsarme Geschichte aus der Sicht der Schülerin Akari, deren Gedanken sich nur um Masaki Ueno drehen, einem ehemaligen Kinderschauspieler und jetzt Mitglied der Boyband J-Pop. Ihr ganzes Leben ist von ihrer exzessiven Hingabe zu ihrem Fan-Idol geprägt, das sich auch in ihrem Zimmer widerspiegelt, das immer mehr einem Schrein für Masaki gleicht. Ebenso verwendet Akari ihr Geld, um Konzerte von J-Pop zu besuchen und Fanartikel zu kaufen und sie widmet Masaki einen Blog, in dem sie sich mit anderen Fans austauscht.
Als Anschuldigen gegenüber Masaki auftauchen, dieser sei gewalttätig gegenüber einem weiblichen Fan geworden, ändert dies zunächst nichts in ihrer Begeisterung für Masaki. Sie ist eher traurig, dass ihm so viel Hass entgegenschlägt. Aufgrund ihrer obsessiven Beschäftigung mit ihrem Idol, verschlechtern sich ihre Noten sowie ihre Beziehung zu ihrer Familie, da diese nicht verstehen können, woher Akaris Desinteresse für alles, was nicht mit Masaki zu tun hat, kommt. Die Ablehnung und Entfremdung von ihrer Familie führt dazu, dass sie sich nur noch mehr mit Masaki beschäftigt.

Das Thema Fankultur und die Folgen von obsessiver Fanleidenschaft hat mein Interesse an "Idol Burning" geweckt, doch leider wurden meine Erwartungen enttäuscht. Dem Roman fehlt es vor allem an charakterlicher und inhaltlicher Tiefe. Zudem ist der Schreibstil eher distanziert und zurückhaltend, wodurch das Desinteresse im Verlauf der Geschichte immer weitere zunimmt.

Akari als Protagonistin bleibt blass und unscheinbar. Sie ist eine leere Persönlichkeit, was vielleicht auch Absicht sein soll, da sie vom Leben eines anderen besessen ist. Doch ihr Verständnis von Masaki ist unglaublich verzerrt, da sie ihn nicht als Menschen, als Entertainer, sieht, sondern ihm göttliche Eigenschaften zuschreibt. Ihr Umgang mit ihrer Familie ist frustrierend, da sie sich nicht besonders um sie zu kümmern scheint und nicht versteht, dass sie nicht allein von ihrer Hingabe leben kann. All das führt dazu, dass man nicht wirklich eine emotionale Verbindung zu ihr aufbauen kann.

Des Weiteren fehlte mir auf inhaltlicher Ebene eine tiefere Auseinandersetzung mit dem Thema Fandomkultur und obsessives Fanverhalten. So werden die Anschuldigungen gegenüber Masaki nicht weiterverfolgt, auch im Zusammenhang damit, bleibt das Thema cancel culture oder haters unerwähnt.
Besonders dass auf die parasoziale Beziehung von Akari zu Masaki nicht näher eingegangen wird, fand ich enttäuschend. Die Geschichte als Ganzes hat so viele vielschichtige Themen zu bieten und keines davon wurde auch nur annähernd näher beleuchtet.

Aufgrund des interessanten Themas habe ich eine dunklere, komplexere Lektüre erwartet und nicht eine so oberflächliche und inhaltslose wie "Idol Burning", sodass ich nicht wirklich eine Empfehlung aussprechen kann.

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Veröffentlicht am 30.03.2023

Spannungsarme Charakterstudie voller Klischees

One of the Girls
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Sechs Frauen reisen für Lexis Junggesellinnenabschied auf die griechische Insel Aegos. Was jedoch eine erholsame und vergnügliche Zeit werden sollte, verwandelt sich in nur wenigen Tagen in eine Katastrophe.
Abwechselnd ...

Sechs Frauen reisen für Lexis Junggesellinnenabschied auf die griechische Insel Aegos. Was jedoch eine erholsame und vergnügliche Zeit werden sollte, verwandelt sich in nur wenigen Tagen in eine Katastrophe.
Abwechselnd aus der Sicht einer der sechs Frauen, darunter die angehende Braut Lexi, ihre beste Freundin Bella, ihre neue beste Freundin Anna, ihre andere beste Freundin aus Kindertagen Robyn, Bellas Partner Fen und die zukünftige Schwägerin Eleanor sowie einem unbekannten Erzähler, werden die Ereignisse auf der griechischen Insel erzählt. Dabei werden nach und nach Geheimnisse enthüllt, Lügen aufgedeckt und es wird hinter die Fassade ihrer Freundschaft bzw. Bekanntschaft geblickt. Jemand ist fest entschlossen, dafür zu sorgen, dass Lexis Hochzeit nie stattfindet - und dass einer von ihnen die Insel nicht lebend verlässt.
Was nach einem spannenden und wendungsreichen psychologischen Thriller klingt, konnte mich leider in der Umsetzung nicht wirklich überzeugen, weder in Bezug auf die Handlung, den Charakteren noch der Erzählweise. Für mich ist "One of the Girls" insgesamt ein wenig überraschender und orgineller sowie formelhafter Junggesellinnenabschied, der schiefgeht.

Der Anfang war versprechend. Dank der kurzen Kapitel und der verschiedenen Perspektiven wird von Beginn eine gewisse Spannung und eine unheilvolle Stimmung erzeugt. Man bekommt einen Einblick in die Gedanken- und Gefühlswelt der Protagonisten und will wissen, wann es zur Katastrophe kommt, was genau passiert und warum. Doch schon bald trat bei mir Ernüchterung ein, denn abgesehen von ein paar Spannungsmomenten und im Übermaß verwendeten cliffartigen Kapitelenden kam für mich eher Langweile als Spannung auf. Zur Mitte hin verliert die Geschichte deutlich an Schwung und plätschert vor sich hin, was vielleicht auch daran liegt, dass für mich nach Aufdeckung der ersten Geheimnisse recht früh klar war, in welche Richtung die Geschichte sich entwickeln wird. Zudem waren es zum Ende hin für mich zu viele dramatische Momente auf einmal, sodass die Geschichte im Ganzen an Glaubwürdigkeit verlor. Drama sells - aber manchmal ist weniger besser. Bei einer großen Gruppe von Freundinnen kommt es etwas seltsam vor, dass jede Person ihre eigenen und gefährlichen Geheimnisse hat, besonders wenn sie jedem Klischee eines Thrillers entsprechen.

Mein größtes Problem hatte ich aber mit den Charakteren selbst. Keine der sechs Frauen war mir nur annäherend sympathisch, was nicht so schlimm gewesen wäre, wenn sie irgendwie in ihren Persönlichkeiten interessant gewesen wären, was jedoch nicht wirklich der Fall war. Da ist die trinkfreudigen Partylöwin, die neidische beste Freundin, die niedergeschlagene und depressive Frau, das vermeintlich glücklich verliebte Pärchen - kurz die zu erwartenden stereotypen Persönlichkeiten, die rein für das Drama da sind. Mit der Zeit war ich eher genervt von den Charakteren als gespannt darauf, wie es weitergeht.
Bedingt durch den häufigen Perspektivenwechsel werden auch viele Handlungsstränge aus der Sicht einer anderen aufgenommen, was auf Dauer eher ermüdend wirkt als für Spannung sorgt. Zudem wiederholen sich die Charaktere in ihren Gedanken. Die Dialoge und Streitereien wirken zudem auch etwas aufgesetzt und gekünstelt.

"One of the girls" von Lucy Clarke ist ingsesamt eher eine langatmige und wenig glaubhafte Charakterstudie von sechs Frauen als ein fesselnder psychologischer Thriller und ertrinkt in konstruierter Spannung und Klischees.

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Veröffentlicht am 11.02.2023

Spannungsarmes Sanatorium

Das Sanatorium
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Elin Warner nimmt eine Auszeit von ihrem Job als Detektivin als ihr entfremdeter Bruder Isaac sie und ihren Freund zu seiner Verlobungsfeier mit Laure in das Hotel Le Sommet, das ehemals ein Sanatorium ...

Elin Warner nimmt eine Auszeit von ihrem Job als Detektivin als ihr entfremdeter Bruder Isaac sie und ihren Freund zu seiner Verlobungsfeier mit Laure in das Hotel Le Sommet, das ehemals ein Sanatorium für Tuberkolospatienten wahr, einlädt. Von Beginn an fühlt Elin ein leichtes Unbehagen wenn sie an den Aufenthalt im Hotel denkt. Zum einen ist da ihr angespanntes Verhältnis zu ihren Bruder Isaac und zum anderen lassen die äußeren Umstände zu wünschen übrig. Draußen tobt ein Schneesturm, der immer schlimmer wird und sie von der Zivilisation abzuschneiden droht und das Hotel mit seiner grausamen Vergangenheit verströmt eine düstere ATmosphäre. Als Laure schon bald spurlos verschwindet und später eine Leiche auftaut, wird Elin klar, dass sich im Hotel ein Mörder verbirgt und dass sie und die anderen Gäste allein auf sich gestellt sind. Als Laure schon bald spurlos verschwindet und später eine Leiche auftaut, wird Elin klar, dass sich im Hotel ein Mörder verbirgt und dass sie und die anderen Gäste allein auf sich gestellt sind.


Der Schauplatz allein hat mein Interesse an "Das Sanatorium" geweckt: Ein altes Sanatorium, hoch in den Schweizer Alpen gelegen, wurde in ein schickes Luxushotel umgewandelt, doch die unheimliche und düstere Präsenz der Vorgeschichte des Hotels als Sanatorium für Tuberkulosepatienten ist immer noch in den Gemäuern spürbar. Als dann noch ein gewaltiger Schneesturm das Hotel von der Zivilisation abschneidet und erst jemand verschwindet und dann eine Leiche auftaucht, sind eigentlich alle Voraussetzungen für einen spannenden und schaurigen Thriller gegeben. Doch was so vielversprechend beginnt, entpuppt sich schon bald als nicht mehr als ein schwaches Schneegestöber, das nicht wirklich in Erinnerung bleibt.

Erzählt aus hauptsächlich aus der Perspektive von Elin beginnt der Thriller noch atmosphärisch und fesselnd, doch schon bald verliert er an Spannung und gewinnt diese zum Ende hin auch nicht wieder zurück. Gründe hierfür waren für mich zum einen die Protagonistin Elin und die Handlung bzw. deren Verlauf.
Elin wirkte als Detektivin für mich nicht authentisch und auch nicht kompetent genug. Sie macht sich ständig sehr viele Gedanken, zweifelt stark an sich und geht bei der Ermittlung nicht sehr methodisch und klug vor. Auch die anderen Charaktere konnten mich nicht wirklich überzeugen. Sie blieben entweder in ihrer Darstellung ziemlich blass oder stereotyphaft.
Als Elin mit ihrer Suche nach Laure und ihren Ermittlungen beginnt, verliert dann auch die Handlung an Reiz. Elin beginnt, ihre Entdeckungen zu hinterfragen, schlechte Entscheidungen zu treffen und verrückte Annahmen zu treffen, die alle keinen Sinn ergeben, wodurch der Thriller an Glaubwürdigkeit verliert. Auch konnten mich die verschiedenen Handlungsstränge nicht wirklich überzeugen, da sie teils sehr oberflächlich blieben. Ebenso konnte mich das Finale nicht überzeugen. Aufgrund der Art und Anzahl der Morde habe ich ein eher stärkeres und glaubwürdigeres Motiv des Täters erwartet.

Alles in allem ist "Das Sanatorium" mal wieder ein Beispiel für einen Thriller, der großes Potenzial in Bezug auf Atmosphäre und Handlung hatte, aber nicht das halten kann, was er verspricht. Anstatt Spannung und Gänsehautfeeling liefert der Spannungsroman eine lahme Handlung mit wenig überzeugend gezeichneten Charakteren und einem Hotel, das einst ein Sanatorium war, einen Handlungsort, dessen Potenzial bei Weitem nicht genutzt wurde.
Zum Einschlafen gut geeignet.

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