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Veröffentlicht am 22.01.2021

Willkommen in New World

Chaos Walking – Das Hörbuch zum Film
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Wie wäre es mal mit einer Dystopie?

Todd Hewitt ist gerade einmal dreizehn Jahre alt, als in seiner Heimatstadt Prentisstown plötzlich die Welt stillt steht. Er ist das letzte Kind in dieser seltsamen ...

Wie wäre es mal mit einer Dystopie?

Todd Hewitt ist gerade einmal dreizehn Jahre alt, als in seiner Heimatstadt Prentisstown plötzlich die Welt stillt steht. Er ist das letzte Kind in dieser seltsamen Gemeinde und steht so unter besonderer Beobachtung. Mutterlos wächst er behütet bei zwei Pflegevätern auf, die ihm versuchen, möglichst viel Überlebenswillen mit auf den Weg zu geben.

In Prentisstown gibt es keine Frauen mehr. Alles Weibliche ist ausgestorben, ausgerottet durch ein mysteriöses Virus, welches kurz nach dem Krieg mit den Spakle, einem in den Sümpfen lebenden Volk ausbrach.

Die Männerwirtschaft hat ihre ganz eigenen Regeln und untereinander können diese ihre Gedanken hören. Diesen Lärm, der offen ausgestrahlt in der Masse des Ganzen untergeht, bringt Todd immer mehr in Gefahr.

Als er eines Tages von einem Spaziergang mit seinem Hund Mandji zurückkehrt, ist sein Rucksack zur Flucht bereits gepackt.

Quer durch die Sümpfe und mit einer handgezeichneten Landkarte flieht er vor seinen Hetzern aus seinem alten Dorf. Während die Jagdsaison auf Todd begonnen hat, trifft dieser ausgerechnet im Feindgebiet auf ein Mädchen. Todd kann es kaum glauben, kennt er Mädchen und Frauen nur aus alten Filmen.

Aus anfänglicher Feindschaft wächst eine Verbundenheit, die jedoch durch die nahende Armee aus Prentisstown immer brüchiger wird. Viola entpuppt sich als Mädchen aus einer anderen Galaxie. Den Absturz hat sie nur knapp überlebt. Gebildet, ohne Lärm umgeben machen sich die beiden auf den Weg nach Haven. Denn nur dort kann Viola endlich Kontakt zu ihrem Volk aufnehmen.

Todd stellt während der Flucht vor der Armee aus dem eigenen Dorf fest, dass seine bisherige Welt und all sein Wissen darüber erstunken und erlogen ist. Nur schwer kann er damit umgehen, dass es noch weitere Dörfer, freundliche Völker und fremde Wesen gibt. Wie schön wäre es, wenn ihm nicht eine reitende und mordende Armee auf den Fersen wäre….

Fazit:

Chaos Walking hat es geschafft, mir schlaflose Nächte zu bescheren. Mit anfänglicher Neugierde steigt man ein in eine Lügengeschichte, deren Wahrheiten nur schwer zu entwirren sind. Todds Zweifel an sich selbst und an sein bisheriges Leben bringt so manch schwere Entscheidung mit sich und lässt ihn nicht immer gut dastehen. Nur schwer kann er seinen Lärm beherrschen und mehr als einmal gelingt die Flucht nur dank seines Hundes Manji und erstklassigen Einfällen von Viola.

Hilfe annehmen und sich in Geduld zu üben ist nicht gerade eine Stärke von Todd, sodass die Probleme vorprogrammiert sind.

Aber mal ganz ehrlich, wie würdet ihr Euch verhalten, wenn ihr nach und nach feststellen würdet, dass euer ganzes Leben in eine Lüge gepackt war?

Chaos Walking ist spannend, mutig und schonungslos. Patrick Ness entpuppt Prentisstown als eine Gesellschaft, in die sie unsere hoffentlich niemals entwickeln wird.

Freundschaft und Ehrlichkeit sind ein hohes Gut!
Mit David Nathan erhält Todd Hewitt eine Stimme, die man so leicht nicht vergisst. Das Echo der Lüge hallt stets ein wenig zurück….

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Veröffentlicht am 15.01.2021

Ein düsterer Blick in die Zukunft

Mythos Bildung
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Aladin El-Mafaalani ist Professor für Erziehungswissenschaften und hat auch schon vorher unser Schulsystem aus ganz verschiedenen Perspektiven betrachten dürfen. Angefangen natürlich als Schüler, dann ...

Aladin El-Mafaalani ist Professor für Erziehungswissenschaften und hat auch schon vorher unser Schulsystem aus ganz verschiedenen Perspektiven betrachten dürfen. Angefangen natürlich als Schüler, dann als Student, später Lehrer aber dann auch als Ministerialbeamter und noch mal ganz privat als Vater. Damit ist er prädestiniert ein Buch über unser Bildungssystem zu schreiben.

Gerade jetzt, wo dieses Bildungssystem häufig im Mittelpunkt der Diskussionen steht. Sei es bei der Digitalisierung unseres Landes, sei es bei Integration von Migranten aber auch bei der Lösung sonstiger sozialer Probleme, ist die Bildung häufig ein Allheilmittel.

Mit diesem Vorurteil möchte der Autor aufräumen. Bildung kann einen Teil zur Lösung beitragen, ist aber nie die Lösung selbst. Außerdem braucht unser Bildungssystem selbst eine große Reform, denn hier liegt auch vieles im Argen.

Um dem Leser dieses doch sehr komplexe Thema näher zu bringen, teilt es El-Mafaalani in kleine, voneinander unabhängige, sehr gut verdauliche Happen auf. Zuerst wird der Bildungsbegriff beleuchtet. Was ist eigentlich Bildung? Wer ist gebildet, wer nicht? Das ist gar nicht so einfach, wie es sich im ersten Moment anhört. Im zweiten Teil geht es um die Chancengleichheit und warum unser Bildungssystem nicht darauf ausgerichtet ist, die herrschende Ungleichheit zu beseitigen. Danach erfahren wir, warum die Lehrer das Gefühl haben, dass die Leistungen schlechter werden, obwohl unsere Bildung immer besser wird und höhere Abschlüsse häufiger erreicht werden.

Trotzdem gibt es einen Teil der Gesellschaft, die diesen Aufschwung nicht oder nur sehr schwer erreichen. Dies wird im vierten Teil „In Armut aufwachsen – und zur Schule gehen“ beschrieben. Im Anschluss betrachtet der Autor unser Schulsystem an sich, genauer den Unterricht und die Lehrer.

Wie muss guter Unterricht aussehen, welche Voraussetzungen benötigen die Lehrer für einen guten Unterricht und welche Stellschrauben stehen für die Verbesserung zur Verfügung? Zum Abschluss wagt Aladin El-Mafaalani noch einen Blick in die Zukunft.



Dieses Buch ist ein Muss für alle, die in unserem Bildungssystem arbeiten! Aber auch für alle, die mit Bildung direkt oder indirekt, zum Beispiel als Schüler oder als Eltern, zu tun haben. Nach der Lektüre hat man einen ganz anderen Blick auf unsere Schulen, aber auch auf unsere Gesellschaft insgesamt!

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Veröffentlicht am 04.01.2021

Mord unter Freunden?

Bretonische Verhältnisse
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Dupin, sich seiner sehr selbstbewusst, muss sich eingestehen, dass sein neuer Job alles Bisherige in Frage stellt. Kommissar Dupon, eingefleischter Pariser hat es jetzt mit Bretonen zu tun. Frisch in seinem ...

Dupin, sich seiner sehr selbstbewusst, muss sich eingestehen, dass sein neuer Job alles Bisherige in Frage stellt. Kommissar Dupon, eingefleischter Pariser hat es jetzt mit Bretonen zu tun. Frisch in seinem neuen Bezirk angekommen, liegt in dem sonst so behaglichen Touristenörtchen auch schon eine Leiche parat.

Eigentlich soll er heute Abend seinen Chef auf einer Veranstaltung vertreten. Die Partnerstadt aus Kanada hat ihre „Brüder“ herübergeflogen und der Ball steht kurz vor der Eröffnung. Doch Dupin sieht seine Pflicht ein wenig anders. Er genießt lieber seinen Cafe und lässt das Handy getrost mal durchklingeln. Doch der Anrufer gibt nicht auf, die Leiche kann und will also nicht warten.

Das Opfer stellt sich als alter Mann, seine besten Jahre schon hinter sich, heraus. Als Hotelier hinterlässt er weniger Geld als sich seine Familie erhofft, sodass sich für Dupin schnell die Frage stellt, wer hatte hier überhaupt Interesse am Tod dieses alten Mannes?

Erst als ein echter und dazu noch unbekannter Gauguin in der guten Stube des Hotels auftaucht, sieht Dupin ein Licht am Ende des Ermittlungstunnels.

Jean-Luc Bannalec macht es dem Krimileser leicht, diese kleine Gegend in der Bretagne warmherzig als nächstes Reiseziel aufzunehmen. Die Menschen lieben kleine Cafes, lange Sandstrände und ihre Beschaulichkeit.

Mit Dupin bietet Bannalec dem Leser genau das Gegenteil. Als Pariser muss Dupin erst mit der Mentalität der Bretonen klarkommen und deren kleine kauzige Eigenheiten verstehen lernen.

Für mich ein gelungener Auftakt einer neuen französischen Krimireihe!

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Veröffentlicht am 25.12.2020

Ein Sherpa der Onlinewelt

88 Namen
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Ich habe mich sehr gefreut, den neuen Roman „88 Namen“ von Matt Ruff lesen zu dürfen. Und der Autor hat mich auch dieses Mal nicht enttäuscht. Ganz im Gegenteil. Der Roman hat mich von der ersten bis zur ...

Ich habe mich sehr gefreut, den neuen Roman „88 Namen“ von Matt Ruff lesen zu dürfen. Und der Autor hat mich auch dieses Mal nicht enttäuscht. Ganz im Gegenteil. Der Roman hat mich von der ersten bis zur letzten Seite gefesselt.

Worum geht es? John Chu ist ein Sherpa, allerdings in den Online-Rollenspiel-Welten. Er führt Kunden durch diese Welten und stattet ihre Charaktere mit den nötigen Waffen und Werkzeugen aus. Er würde gerne mit dem Geld, was er so verdient, eines Tages ein eigenes MMORPG entwickeln. Eines Tages erhält er einen mysteriösen Auftrag eines Mr Jones, der gerne alles über die Online-Rollenspiel-Welten wissen würde. Sein Angebot übersteigt bei weitem alles, was John bisher verdient hat. Doch wer versteckt sich hinter diesem Namen? John Chu und seine Sherpa-Crew geraten in ein Netz aus Spionage, Bestechung und Bedrohungen.

Die ersten beiden Teile des Buches spielen nur in den Online-Welten. Man taucht ein in verschiedene Rollenspiele, aber auch in die Lounge, in der man neue Kunden treffen oder einfach mal ein wenig an der Bar abhängen kann. Es ist eine verrückte, aber auch höchst faszinierende Welt. Matt Ruff gelingt es, diese Welten sehr überzeugend zu beschreiben. Die Charaktere lernt man nur in ihren Online-Versionen kennen, die ja oft so gar nichts mit den Menschen, die dahinterstecken, zu tun haben müssen.

Erst im dritten und letzten Teil des Buches lernen wir die Charaktere auch in ihrem realen Leben kennen und es lauert so manche Überraschung! Hier kommt es auch zum eigentlichen Showdown und man erfährt, wer hinter dem Pseudonym Mr Jones steckt. Dabei muss sich das wirkliche Leben nicht hinter den Abenteuern, die man in den Online-Rollenspiel-Welten erlebt, verstecken.

Ich muss zugeben, dass ich natürlich ein wenig voreingenommen bin, denn ich mag die Bücher von Matt Ruff sehr! Er ist einfach ein toller Geschichtenerzähler. Trotzdem versuche ich hier objektiv zu bleiben.

Ich würde dieses Buch jedem empfehlen, der ein Faible für Technik bzw. das Internet und dessen Ausprägungen hat oder der auf MMORPGs steht. Wer so gar nichts mit solchen Dingen anfangen kann, dem wird auch schon allein das Vokabular verwirren.

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Veröffentlicht am 23.12.2020

Schnee treibt den Killer um

Morgen, Katze, wird's was geben (Ein Mrs.-Murphy-Krimi 22)
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Band 22 der Sneaky Pie Krimireihe aus Virginia.

Manche Dinge kommen dann zum Vorschein, wenn man überhaupt nicht damit rechnet….

Der Winter hält Einzug in Crozet und die Zeit der Spendengalas und der ...

Band 22 der Sneaky Pie Krimireihe aus Virginia.

Manche Dinge kommen dann zum Vorschein, wenn man überhaupt nicht damit rechnet….

Der Winter hält Einzug in Crozet und die Zeit der Spendengalas und der Feierlichkeiten steht vor der Tür.

Harry und Fair sind ziemlich eingespannt. Es werden in den beiden Kirchen Pakete für die armen und kranken Menschen gepackt und dann kurz vor Heiligabend ausgeliefert. All das wäre kein Problem, aber der Schnee treibt doch dieses Jahr wahre Spitzen und macht es Harry und ihren Freunden schwierig.

Unterstützt wird die Aktion auch von der Organisation Silver Linings, die einkommensschwache Jungs durch die Hilfe ihrer Mitglieder auf die richtige Bahn bringen.

Als nach dem sehr erfolgreichen Spendenabend der Hauptsponsor tot in seinem Wagen in einer Schneewehe gefunden wird, gehen natürlich alle von einem tragischen Unfall aus.

Doch der Leiche fehlen zwei Finger und das mach Cooper, Harrys Nachbarin und Polizistin stutzig.

Die Zeit rennt und Harry hat Mühe, während des massigen Schnees ihre Farmarbeit zu verrichten während die Katzen und der Hund plötzlich Alarm schlagen. Das Geheul eines Kojoten treibt Harry in ihren geliebten Transporter tief hinein in den Schnee und direkt in die Arme eines ausgeblichenen Skeletts.

Bekannt dafür, über sämtliche Leichen zu stolpern, meldet Harry den Fund und wird als Dank mit zwei abgeschnittenen Fingern überrascht… Ein fieser Killer geht um….

In Crozet, Virginia, ticken die Uhren noch anders. Hier herrscht Tradition und Verpflichtung und somit begibt sich Harry zwar gewohnt gerne auf Glatteis, umschifft dabei aber gekonnt mit ihrer guten Erziehung und Bildung das ein oder andere Fettnäpfen. Die eingeschworene klassische Südstaatengemeinde überzeugt jedoch stets mit Herzlichkeit, Freundschaft und Klasse, sodass die paar Leichen eher zu einer Nebensächlichkeit werden.

Man schließt Harry samt pelzigem Anhang umgehend ins Herz und die restlichen Figuren rund um Corzet herum tragen dazu bei, dass man sich wohl und heimelig fühlt, bis die nächste Leiche serviert wird.

Rita Mae Brown blickt mit ihren Krimis stets hinter die Kulisse. Tradition, Historie und klassische Südstaatenwerte bringen ausgerechnet oft den wahren Charakter eines Menschen ans Licht. Was der Katze und dem Corgi natürlich von Anfang an klar erscheint, müssen die Menschen erst mühsam beobachten, lernen und selbst dann noch verstehen.

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