Platzhalter für Profilbild

kathieder

aktives Lesejury-Mitglied
offline

kathieder ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit kathieder über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 11.05.2021

Ein gutes Buch für zwischendurch

Die Walfängerin von Borkum
1

Die Geschichte spielt 1653 auf der kleinen Insel Borkum in der Nordsee.
Schon als kleiner Junge hegt Joris den Traum, einmal als Walfänger die Meere zu besegeln. Sein Wunsch geht in Erfüllung und er wird ...

Die Geschichte spielt 1653 auf der kleinen Insel Borkum in der Nordsee.
Schon als kleiner Junge hegt Joris den Traum, einmal als Walfänger die Meere zu besegeln. Sein Wunsch geht in Erfüllung und er wird Commandeur eines Schiffes. Die Insel feiert ihn stolz, doch sein Bruder Nils und seine Verlobte Fenja sehen seinem Aufbruch mit gemischten Gefühlen entgegen. Während Fenja vor Sorge fast umkommt, nagt an Nils die Eifersucht, dass sein Bruder den Traum leben darf, der ihm verwehrt bleibt. Joris stellt bald fest, dass man es als junger Commandeur nicht immer leicht hat. Auf Borkum schlittert Fenja in eine unangenehme Lage, doch dieses Mal ist Joris nicht an ihrer Seite, um sie dabei zu unterstützen.

Bereits von Anfang an wird man von den bildhaften Beschreibungen von Borkum und dem raschen Erzählstil in die Geschichte hineingezogen. Der Autorin ist es gelungen, bis zum Schluss die Spannung aufrecht zu erhalten. Durch ihren angenehmen und simplen Schreibstil entstehen keine langweiligen Passagen oder Verständnisprobleme. Durch Kapitelweise Cliffhanger verstärkt sich der Drang, weiterzulesen. Besonders die Passagen auf dem Walfänger habe ich sehr genossen. Den Verlauf der Geschichte kann man am besten mit einem Stein beschreiben, der den Hügel hinunterrollt. Anfangs kommt sie erst langsam ins Rollen. Das gibt einem die Möglichkeit, Borkum und die unterschiedlichsten Charaktere in Ruhe kennen zu lernen. Später jagt dann ein Ereignis das andere. Die Geschichte wird immer schneller, die Geschichte teilt sich in zwei Handlungssträng, die zum Schluss wieder zusammengeführt werden und sich dabei fast überschlagen. Das Ende ist wieder idyllisch und fast schon kitschig. Ein Happy End für (fast) jeden, der sich für die richtige Seite entschieden hat. Wie im Märchen.

Zu Beginn wirken alle eingeführten Charaktere sehr vielversprechend, aber leider kommt es im Laufe der Geschichte kaum zu Entwicklungsschritten. Nicht nur die von Fenja, die erst in den letzten Kapiteln einsetzt, auch die anderen Figuren scheinen sich kaum zu ändern. Nils wird verbitterter und Joris reifer, aber nur sehr geringfügig. Das ist ein bisschen schade, weil da mehr möglich gewesen wäre. Diese geringen Änderungen der Persönlichkeit machen es auch schwierig, gewisse Handlungen der Figuren nachzuvollziehen. Auf der anderen Seite gibt es einige Nebencharaktere, die man sofort ins Herz schließt und versteht: sei es die starköpfige Neele, der kleine Georg, Joris Freund Ove und Grete, die gute Seele der Insel.

Die Thematik des Walfangs ist wunderbar ausgearbeitet. Wie wertvoll ein Wal war, der die Menschen monatelang ernähren konnte und die vielen Gefahren der Jagd, sei es das Wetter, Krankheiten oder eine Meuterei geben diesem Handwerk einen ganz besonderen Stellenwert, den man heute kaum noch verstehen kann. Solche Bücher sind wichtig, um Menschen von heute die damalige Sicht der Dinge näher zu bringen.

Der flüssige Sprachverlauf und der spannende Handlungsaufbau geben dem Buch einen guten Unterhaltungswert. Auch nach längeren Pausen findet man sofort wieder zurück in die Handlung und versinkt erneut darin. Das Cover ist ansprechend und spiegelt die Geschichte wider, besser als der Titel, der nicht ideal gewählt wurde. Die Figuren haben meiner Meinung nach zu wenig Entwicklung, was die Geschichte gegen Ende hin etwas seicht werden lässt.

  • Einzelne Kategorien
  • Handlung
  • Erzählstil
  • Charaktere
  • Cover
  • Thema