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Veröffentlicht am 19.01.2021

Herrlicher Humor - Bitte mehr davon!

Ziemlich hitzige Zeiten
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„Hey! Ihr Handy!“,jemand tippte mir von hinten auf die Schulter. „Ausschalten!“

Es dauerte einen Moment, bis ich mich orientieren konnte. Ich war im Kino, hatte offensichtlich geschlafen, und jetzt rief ...

„Hey! Ihr Handy!“,jemand tippte mir von hinten auf die Schulter. „Ausschalten!“

Es dauerte einen Moment, bis ich mich orientieren konnte. Ich war im Kino, hatte offensichtlich geschlafen, und jetzt rief mich jemand an. Rasch griff in die Handtasche, holte mein Handy raus und versuchte, es auszuschalten. Dabei rutschte es mir aus der Hand und fiel scheppernd zu Boden. Die Leute um mich herum schüttelten genervt die Köpfe. (Auszug S. 71)


Na, wem kommt das bekannt vor? Also mir schon und nicht zum ersten Mal musste ich grinsen... Grinsen über Anna, Mutter zweier Töchter – wovon die Ältere, Leo, kurz vor ihrer Hochzeit steht und die 17-jährige Emma mitten im Abistress. Außerdem lebt die geschiedene Fastfünfzigerin mit ihrer etwas eigenwilligen Mutter unter einem Dach, arbeitet als Zahnarzthelferin bei Chefin und Freundin Zoe und genießt so manche Leckerei aus dem Delikatessenladen ihrer allerbesten Freundin Ilona.

Das Leben von Anna ist turbulent und hitzig – im wahrsten Sinne des Wortes, denn die Wechseljahre kündigen sich mit Hitzewellen in den unmöglichsten Momenten an. Während sie der Protagonistin unangenehme Situationen bescheren, bringt uns die Autorin mit pointiertem Humor zum Lachen.

Natürlich dürfen Männer in diesem „Frauenroman“ nicht fehlen und sie könnten unterschiedlicher nicht sein: wie ein Strauß bunter Blumen präsentiert uns Angelika Schwarzhuber Annas ehemaligen Schwarm Jo, den charmanten Leo nicht zuletzt den kurz angebundenen Paul, seines Zeichens Vater von Emmas bester Freundin Jana. Sie alle dürfen nicht fehlen im Reigen der Situationskomik, mit der uns die Autorin treffsicher unterhält.

Hach, ich könnte noch viel spoilern, denn eigentlich gibt es keine Stelle im Buch, die mich nicht mitgenommen oder zum Lachen gebracht hat. Aber da der geschickte Aufbau des Romans eben Teil des Humor ist, kann ich nur eine Leseempfehlung von Herzen aussprechen und dabei in Erinnerung grinsend weiterschreiben.

Denn auch das Cover hat ein paar Worte verdient: Passend zum Erscheinungsmonat August bekommen wir einen Kühlschrank gezeigt - mit einer gummiartigen, Hängerchen tragenden Dauerwellenblondine in Schlappen. Herrlicher Humor, der treffend zum Inhalt passt und mich so neugierig gemacht hatte, dass ich trotz tiefstem Winter zu diesem Buch greifen musste.

Fazit: Bitte mehr davon!

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Veröffentlicht am 12.01.2021

Faszinierend und gekonnt auf zwei Zeitebenen erzählt

Die Schweigende
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Ellen Sandberg (alias Inge Löhnig) nimmt uns in ihrem neusten Roman auf zwei Zeitebenen mit in die Familie Remy nach München. Die Gegenwart (2019) beginnt mit dem Tod des Vaters, welchen nicht nur Ehefrau ...

Ellen Sandberg (alias Inge Löhnig) nimmt uns in ihrem neusten Roman auf zwei Zeitebenen mit in die Familie Remy nach München. Die Gegenwart (2019) beginnt mit dem Tod des Vaters, welchen nicht nur Ehefrau Karin aus der Bahn wirft. Auch an den erwachsenen Töchtern Imke, Angelika und Anne geht das tiefgreifende Ereignis nicht spurlos vorüber und jede geht – je nach Temperament – unterschiedlich mit dem Verlust um. Besonders Imke steht im Mittelpunkt, da sie die Verbindung zwischen den Kindern und der Mutter sowie in die Vergangenheit darstellt. In der Nachkriegszeit rund um 1956 begleiten wir Karin – und ohne die Geschichte und damit verbundene Dramatik vorwegnehmen zu wollen – man braucht schon zwischendurch immer wieder einen Moment zum Durchatmen, da dieser Erzählstrang wirklich ergreifend ist. Thematisch wurde ich an den Bestseller „Libellenschwestern“ von Lisa Wingate erinnert... aber dennoch ist Ellen Sandbergs Roman eigenständig und begibt sich auf andere Ebenen, denn auch in der Gegenwart passiert einiges bei Familie Remy. Ihr merkt, ich „eiere“ ein wenig um den Inhalt rum, da ich ihn nicht erzählen möchte. Das Faszinierende der Geschichte ist nämlich der Überraschungsmoment und wie uns die Autorin zu diesem hinführt.

Für mich ein erneut außergewöhnlicher Roman, den ich quasi Wort für Wort gelesen habe. Der Schreibstil ist erwartet bildlich und treffend, zieht mich nach wenigen Sätzen wieder in den Bann und lässt mich durch Bilder vor dem inneren Auge dabei sein. Gekonnt werden Fakten und Fiktion unterhaltsam und doch angemessen ernsthaft miteinander verbunden. Für mich gehört Ellen Sandberg einfach zu den ganz Großen der deutschen Autorenwelt.

Ein Wort zum Buchcover: Es wirkt düster und unheimlich. Aber wenn man genau hinschaut, erkennt man Elemente des Romans – die Rose bzw. die Hagebutte als Frucht des Rosenstrauchs und auch Himbeerblätter sind zu sehen... was es damit auf sich hat? Ich sage nur: reinlesen Ja, diesen Roman möchte ich euch wirklich sehr ans Herz legen und daher ist er mein Januartipp!

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Veröffentlicht am 11.01.2021

Unterhaltsam geht es weiter...

Rückkehr in die Tuchvilla
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Herzlich willkommen zurück in der Augsburger Tuchvilla!

Inmitten der politisch unruhigen 30iger Jahre werden wir nun in einem 4. Band – nach längerer Wartezeit – wieder in das Leben rund um die Fabrikantenfamilie ...

Herzlich willkommen zurück in der Augsburger Tuchvilla!

Inmitten der politisch unruhigen 30iger Jahre werden wir nun in einem 4. Band – nach längerer Wartezeit – wieder in das Leben rund um die Fabrikantenfamilie Melzer mitgenommen. Wobei seit dem letzten Band viel Neues passiert ist, was mich erst einmal nicht so leicht in die Geschichte zurückfinden ließ. Gut, dass es gleich zu Anfang ein Personenregister gibt ;)

Aber im Laufe der ersten Kapitel bekommt man immer wieder Rückblenden bzw. typische Personeneigenschaften serviert, die nicht nur diejenigen mitnimmt, die die vorherigen Bücher kennen, sondern auch Neueinsteiger sicherlich in den Bann dieser außergewöhnlichen Familiensaga zieht.

Neben der jungen Generation rund um die Melzer-Zwillinge Leo und Dodo, bekommen auch die Angestellte Liesl und die unglückliche Tante Tilly ihre eigene Geschichte, so dass erneut ein buntes Potpourri an Unterhaltung geboten wird. Geschickt verbindet die Autorin zeitgenössische Fakten mit einer erfundenen Geschichte, die sich vielschichtig Themen wie Scheidung, Berufstätigkeit der Frau und die Abhängigkeit zum Ehemann, starres Frauenbild und natürlich erstarkender Nationalsozialismus annimmt. Kluge Ausführungen in Verbindung mit einer bildhaften, humorvollen und vor allem unterhaltsamen Sprachführung haben mich quasi durchfliegen lassen durch die über 600 Seiten. Und ich gebe zu: mit Bedauern habe ich das Buch beendet... dabei bleibt aber die Hoffnung, dass es vielleicht doch eine weitere Fortsetzung gibt – ich würde mich freuen!

Ein Wort noch zu dem Buchcover: Eigentlich mag ich ja die Aufteilung „Frau geht/schaut aus dem Bild“ ja nicht so, aber hier ergibt sich aus dieser Zusammenstellung ein guter Wiedererkennungswert und es sind so Kleinigkeiten wie der Mann auf dem Cover, welcher der Frau entgegenschaut – verbunden mit den wunderschönen Farben. Das Bild bietet einen interessanten Kontrast zu dem Covertext, der düster und schwer wirkt – das Bild erscheint eher fröhlich und positiv in die Zukunft gerichtet!

Und somit schließt sich der Kreis: „Wenn die Not am größten ist, ist die Hilfe am nächsten.“ (Auszug Buchcover)... denn Teil 4 hat wirklich so manche Überraschung parat und zeugt von Zusammenhalt und Zukunftsperspektive – Hoffnung eben

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Veröffentlicht am 09.12.2020

Packend von Anfang bis Ende

Palais Heiligendamm - Ein neuer Anfang
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Bereits seit 10 Jahren schreibt die gebürtige Kölnerin Michaela Grünig Romane und Drehbücher, aber erst durch ihr neustes Werk „Palais Heiligendamm“ - Ein neuer Anfang – bin ich auf sie aufmerksam geworden... ...

Bereits seit 10 Jahren schreibt die gebürtige Kölnerin Michaela Grünig Romane und Drehbücher, aber erst durch ihr neustes Werk „Palais Heiligendamm“ - Ein neuer Anfang – bin ich auf sie aufmerksam geworden... und ich bin begeistert!

Der Zweiteiler rund um die Hoteliersfamilie Kuhlmann in Doberan (nahe Heiligendamm an der Ostsee) ist eine packende Familiengeschichte zwischen dem Sommer 1912 bis Winter 1919. Im Mittelpunkt stehen die Geschwister Elisabeth und Paul, aber auch deren Schwestern Johanna und Luise sowie Bruder Friedrich bekommen genug Raum, sich uns näher bringen zu können. Die fünf könnten unterschiedlicher nicht sein: während es in der gehobenen Gesellschaft Anfang des 20. Jahrhunderts verpönt war, dass Frauen arbeiten, interessiert sich Elisabeth sehr für die Geschehnisse des von ihrem Vater neu gebauten Hotels. Währenddessen plagt den eigentliche Nachfolger – Paul – sein schlechtes Gewissen, denn wie soll er der Familie beibringen, dass er viel lieber Pianist werden würde? Der Älteste (Friedrich) geht seinen eigenen Weg und wird in Berlin angesehener Arzt, während das jüngste Kücken Luise der Familie neugierig durch die Welt flirtet. Und die älteste Tochter Johanna entdeckt nach einer standesgemäßen Beinahe-Heirat ihre soziale Ader.

Diese Geschichten sind aber nicht genug, denn wir erfahren auch mehr über die junge Minna, welche als Stubenmädchen der Familie eine große berufliche Wandlung vollzieht. Und natürlich darf auch die Liebe nicht fehlen: hier wird u.a. Julius Falkenheyn als weiterer Hauptprotagonist eingeführt... aber es gibt noch mehr Männer mit Herzschmerz in diesem Roman.

Viel passiert in den rund 7 Jahren Romangeschichte - und es ist keine Leseminute langweilig. Das liegt auch an dem packenden Schreibstil der Autorin, die so viel Informationen in einen Absatz packt, ohne sich aber zu verzetteln. Für mich war das Buch keines zum Durchfliegen, sondern ich habe es – für mich eher ungewöhnlich – in vielen kleinen Leseabschnitten gelesen. Dennoch hatte ich das bisher Gelesene immer auf dem Schirm, wenn neue Seiten auf mich warteten. Dies zeugt von gutem Aufbau, übersichtlichem Erzählstrang und eindrücklichen Bildern, die Michaela Grünig erschaffen hat.

Interessant finde ich auch die Wandlung, die einige Figuren vollziehen: mal ist mir Elisabeth sympathisch und ich kann mit ihr mitfühlen, dann kommt sie mir wieder unglaublich blasiert oder gar naiv vor, so dass ich sie am liebsten schütteln möchte. Ein gutes Zeichen, wenn einem Protagonisten so in die Geschichte reinziehen, oder?

Alles in allem ist der erste Teil der Heiligendamm-Saga wirklich empfehlenswert; man sollte nicht unbedingt Wert legen auf geschichtliche Details – diese werden zwar kurz und eher begleitend ausgeführt, aber die eigentliche Familiengeschichte steht deutlich im Vordergrund – sondern man sollte Spaß am Lesen opulenter Familiendramen haben, die vielschichtig aufgebaut sind. Überraschungen inklusive ;)

Auf den zweiten Teil, der im Mai 2021 erscheinen soll, freue ich mich sehr und kann es kaum abwarten, wie sich Elisabeth weiter entwickelt und was die anderen Geschwister noch so beizutragen haben.

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Veröffentlicht am 17.11.2020

Eine lehrreiche Lesereise mit Humor

Nalas Welt
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„Keine Angst, du siehst sie wieder“, sagte ich zu Nala, als wir uns auf den Weg machten. Das tiefe, kehlige Knurren war anders als jedes Geräusch, das ich bisher von ihr gehört hatte. Ich nahm an, es sei ...

„Keine Angst, du siehst sie wieder“, sagte ich zu Nala, als wir uns auf den Weg machten. Das tiefe, kehlige Knurren war anders als jedes Geräusch, das ich bisher von ihr gehört hatte. Ich nahm an, es sei besser, es nicht zu übersetzen. Nach einem Kompliment klang es jedenfalls nicht. (Auszug S. 105)

Dean Nicholson machte sich mit seinem Fahrrad auf den Weg, die Welt zu umrunden. Nachdem sich sein bester Freund von der Tour verabschiedete, begegnete er einer mickrig-kleinen Straßenkatze und mitleidig nahm er sie mit bis zum nächsten Tierarzt... Aus dieser tierlieben Geste wurde eines der interessantesten Bücher, die ich in letzter Zeit gelesen habe.

Dean nimmt uns mit aufs Fahrrad – vorne im Ausguck-Körbchen sitzt Nala (wenn sie nicht gerade wieder auf ihren kuscheligen Schlafplatz um Deans Nacken geklettert ist) und wir dürfen mittels einer lockeren Unterhaltungsweise, die auf eine ausgezeichnete Übersetzerin schließt, mitfahren. Mal ernst, mal mit einer ordentlichen Portion Humor erfahren wir fast nebenbei etwas über das gerade zu durchquerende Land, die Gegend und die Menschen, die diesem ungewöhnlichen Mensch-Tier-Gespann auf ihrer Reise begegnen. Mal philosophisch, mal neugierig – mal tief ergriffen, aber niemals abwertend und vor allem mehr als einmal hilfsbereit zeigen sich die beiden Reisenden, die sich im Laufe der Zeit immer näher kennenlernen.

Ja, man sollte Katzen zumindest mögen, um dieses Buch zu lesen und es nicht als kitschig zu empfinden. Denn es ist nicht jedermanns Sache, wenn Tiere so vermenschlicht werden. Ich erkenne hier eher einen tierlieben, empathischen Mann, der sich auf die Hürden seiner Reise einlässt, der an den Herausforderungen wächst und sich anhand und mit Hilfe von Straßenkatze Nala weiterentwickelt. Manchmal wirkt das Geschriebene ein wenig naiv und vielleicht könnte man fast den Eindruck gewinnen – vor allem beim Blick auf die Social Media Aktivitäten – das Buch diene nur dem Zweck, Spenden bzw. Gelder für Hilfsprojekte zu generieren...

Das mag vielleicht so sein; daran sehe ich allerdings nichts verwerfliches, wenn die Erfahrungen dieses interessanten Teams so bunt und unterhaltsam erzählt werden. Ich habe die Fotos inmitten des Buchs gerne angeschaut, weil sie das Geschriebene ergänzt haben. Und ich fühle mich nicht genötigt, dem Hype um die beiden zu folgen.

Aber ich danke Dean und seinem Co-Autor Garry Jenkins für ein paar interessante, lehrreiche, humorvolle und auch sentimentale Lesestunden.

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