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Veröffentlicht am 19.01.2022

Wer einmal sich selbst gefunden, kann nichts auf dieser Welt mehr verlieren. (Stefan Zweig)

Eure Leben, lebt sie alle
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Mit Lebensweisheiten ist das so eine Sache - sie könnten stimmen, tun sie aber meistens nicht. Und Erinnerungen sind meist auch nur ein Gefängnis, in dem man sich bewegen muss, weil sie einen nicht loslassen. ...

Mit Lebensweisheiten ist das so eine Sache - sie könnten stimmen, tun sie aber meistens nicht. Und Erinnerungen sind meist auch nur ein Gefängnis, in dem man sich bewegen muss, weil sie einen nicht loslassen. So ähnlich ergeht es Freddy, Ellen, Luise, Johanna und Marianne, die auf den ersten Blick nicht wirklich etwas gemeinsam haben und doch sind sie untrennbar miteinander verbunden - durch Jonas, Mariannes Sohn. Auch 20 Jahre nach seinem Tod sind die Frauen auf besondere Art und Weise miteinander verbunden und suchen trotzdem noch nach dem Sinn des Lebens...

"Euer Leben, lebt sie alle" erzählt von den Tücken des Älterwerdens, vom Gefangensein im eigenen Körper, der plötzlich mehr der Schwerkraft gehorcht als allen Erfolg versprechenden Cremes und Sälbchen und von dem Drang, immerzu perfekt sein zu müssen, um Anerkennung zu erhalten.

Die Charaktere der Frauen könnten nicht unterschiedlicher sein und reichen von der übergriffigen Perfektionistin Luise über die immer ins Abseits geschobene Fredrike bis hin zu Marianne, die im Hamsterrad der Erinnerung gefangen ist und Angst hat, durch eine (eingebildete ?) Altersdemenz all die Erinnerungen an ihren Sohn zu verlieren, die ihr Leben noch aufrecht erhalten.

Mal sind es melancholische Töne, mal vollkommen überdrehte Szenen, die die Leser:innen hier erwarten, um sich den Herausforderungen des Lebens und Älterwerdens zu stellen. Die Erinnerungen einer jeden Einzelnen formen sich zu einer bunten Patchworkdecke und lassen das bis dato gelebte Leben in quietschbunten Farben Revue passieren. Schmunzler schleichen sich beim Lesen ein, aber auch ernste Töne begleiten die Erinnerungen.

Es wird von Affären und ihren Nachwehen berichtet, von dem Drang, an alte Zeiten anzuknüpfen, um das Rad des Alterns ein wenig langsamer drehen zu lassen. Vom Fluch und Segen des Elternseins und den Tücken der Pubertät ist zu lesen, aber auch von den Herausforderungen, der sich eine erwachsene Tochter gegenübersieht, wenn sie mit ansehen muss, wie der einst so agile Vater immer mehr in sich zusammen sinkt und die Finanzierung seiner Pflege nicht nur den Geldbeutel auffrisst, sondern auch die eigenen körperlichen Reserven.

Während Luise mit ihrem Drang zu absoluten Perfektionismus den Leser:innen mitunter auf die Nerven geht, schleicht sich Marianne ganz leise in die Leser:innenherzen, denn mit all ihren Erinnerungen an ihren verstorbenen Sohn lebt sie wie in einem Museum, um so lange wie möglich von den guten Momenten zehren zu können. Frederike ist mit ihrem Leben sichtlich überfordert, kompensiert mangelnde Unterstützung mit Essen und dabei gerät ihr Körper genau so aus den Fugen wie ihr Leben. Ellen therapiert ihre Patienten, doch die Ratschläge, die sie ihnen mit auf den Weg gibt, ignoriert sie selbst und wundert sich, dass das eigene Lebensgerüst immer wackliger und unsicherer wird. Und Johanna ? Johanna ist verrückt genug, um einfach zu springen...ohne die Auswirkungen zu bedenken.

Ein Roman über das Suchen und Finden des eigenen Ich, von Erinnerungen, die nie ganz verblassen und über die Tücken des Älterwerdens, die sich ab der Lebensmitte unaufhaltsam in den Weg stellen.

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Veröffentlicht am 10.01.2022

Un'estate italiana (Gianna Nannini)

Das Reisebuch Italien
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Italien - Sehnsuchtsland voller Sommer, Sonne und traumhaften Orten. Ein Land, das fasziniert, begeistert und immer wieder aufs Neue die Lust auf Land und Leute weckt.

Und genau setzt "Das Reisebuch Italien" ...

Italien - Sehnsuchtsland voller Sommer, Sonne und traumhaften Orten. Ein Land, das fasziniert, begeistert und immer wieder aufs Neue die Lust auf Land und Leute weckt.

Und genau setzt "Das Reisebuch Italien" an, um weiterhin Heißhunger wunderschöne Reiseziele zu machen, in dem es Traumrouten, Nationalparks und Highlights vorstellt.

Tradition und Moderne verbinden sich, Genuss und Entspannung sind in einem Atemzug möglich und es gibt so Vieles zu entdecken, was sehens- & erlebenswert ist.

Die Wärme der italienischen Sonne strömt beim Umblättern aus den Seiten, die Gastfreundschaft und Herzlichkeit der Italiener:innen ist deutlich zu spüren und der Duft von Zitronen zieht sich kontinuierlich durch die Lektüre.

Um Italien zu bereisen, braucht es mehr als nur ein paar Urlaubstage im Jahr und dieser Reisebildband setzt genügen Impulse, um hier Ideen und Anregungen für viele, viele wunderschöne Aufenthalte in diesem einzigartigen Land zu verbringen.

Traumhafte Strände, eindrucksvolle Stadtkulissen, wunderbare Seen und unberührte Natur in den Nationalparks- vom Ätna über den Comer See, Murano Glas von der gleichnamigen Insel, eisgekühltem Limoncello und dem Ötzi im Vinschgau stellen sich hier mal mehr, mal weniger bekannte Reiseziele vor, um die Herzen der Leser:innen zu erobern. Eindrucksvolle Aufnahmen, informative Begleittexte und ausführliches Kartenmaterial sind eine perfekte Ergänzung, um den nächsten Traumurlaub zu planen.

Ein kleines Manko gibt es allerdings: Texte und Fotos der Region Südtirol sind leider fast 1:1 aus dem Reisebildband „Highlights Südtirol“ übernommen, was ich persönlich wirklich schade finde. Ich weiß, dass das Rad nicht immer neu erfunden werden kann, aber hier hätte ich mir doch ein bisschen mehr Individualität erhofft.

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Veröffentlicht am 22.12.2021

Jetzt ist die Zeit der tausend Lichter, sie erstrahlen wunderschön, sie zaubern ein Lächeln auf Gesichter, von Menschen, die vorüber gehen. Wilma Porsche

Das Inselweihnachtswunder
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Inselpastorin Carola ist immer froh, wenn sie für das Wohl ihrer "Schäfchen" sorgen kann. Gerade in der trubeligen Vorweihnachtszeit fühlt sie sich aber einsam und verlassen, wenn sie daran denkt, dass ...

Inselpastorin Carola ist immer froh, wenn sie für das Wohl ihrer "Schäfchen" sorgen kann. Gerade in der trubeligen Vorweihnachtszeit fühlt sie sich aber einsam und verlassen, wenn sie daran denkt, dass sie Heilig Abend allein unterm Christbaum sitzt. Aber der Geist der Weihnacht weht auch durch den Friesendom und Carola erkennt, dass Weihnachten mehr ist als nur ein Gefühl...


Janne Mommsen entführt die Leser:innen wieder auf die Insel und bereitet ein Wiedersehen mit alten Bekannten, die zwischenzeitlich schon zu guten Freund:innen geworden sind.

Die weihnachtliche Stimmung springt quasi aus den Seiten, verbreitet ein wohliges Gefühl beim Lesen und sorgt für eine unglaubliche Wohlfühlatmosphäre.

Die liebevolle Erzählweise des Autors sorgt dafür, dass man sich als Leser:in auch in seinen Büchern immer herzlich willkommen fühlt , irgendwie ist man auf der der Insel heimisch geworden und erlebt gemeinsam mit den Insulaner:innen die Vorweihnachtszeit.

Es geht um Nächstenliebe, einen Troll namens Nis Puk und einen Grinch, der ähnlich wie Ebenezer Scrooge doch noch Gefallen an Weihnachten und guten Taten findet.

Die Liebe kommt auch nicht zu kurz und sorgt dafür, dass Carola ein glückliches Weihnachtsfest erlebt.

Das zauberhafte weihnachtliche Cover, die glitzernde Stimmung und die ganz besondere Inselatmosphäre bescheren den Leser;innen echte Weihnachtsgefühle - manchmal etwas kitschig, aber das gehört zu Weihnachten einfach dazu

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Veröffentlicht am 21.12.2021

Vielversprechendes Krimi-Debüt

Sylter Biike
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Den Ruhestand möchte die ehemalige Hauptkommissarin Inge Petersen auf Sylt verbringen, denn diese Insel ist ihr Zuhause. Aber ihre Rückkehr nach 20 Jahren gestaltet sich anders als erhofft. Statt ihrem ...

Den Ruhestand möchte die ehemalige Hauptkommissarin Inge Petersen auf Sylt verbringen, denn diese Insel ist ihr Zuhause. Aber ihre Rückkehr nach 20 Jahren gestaltet sich anders als erhofft. Statt ihrem Bruder im Hotel zu helfen, sieht sich Inge mit einem seltsamen Unfall mit Todesfolge konfrontiert, der Fragen aufwirft. Hat sie wirklich gesehen, wie ein Streit zwischen Täter und Opfer entbrannt ist ?Und wie hängt das alles mit einem alten Fall zusammen, der bisher als Cold Case geendet ist ?


Insel-Krimis haben ihren ganz besonderen Charme, denn hier dürfen die Sehnsuchtsorte von Tourist:innen endlich einmal ihr anderes, nicht-touristisches, Gesicht zeigen und trotzdem Begeisterung hervorrufen.

Arne-Christian Bornemann lässt in "Sylter Biike" die ganze Schönheit Sylts vor dem inneren Auge entstehen und entblättert zwischen raschelndem Dünengras und maritimen Naturmotiven die Seele der Insel, die mehr ist als Urlaub zwischen Promis und Reichen - sie ist ein Lebensgefühl, unverwechselbar und durch die ständigen Auseinandersetzungen mit Wind, Wasser und Gezeiten geprägt.

Die Leser:innen merken Inge deutlich an, dass sie mit dem alten Fall noch nicht wirklich abgeschlossen hat, denn ihre Gedanken schweifen immer wieder zurück und suchen nach Hinweisen. Die aktuellen Ermittlungen berühren nicht nur die Protagonistin, sondern kitzeln auch bei den Leser:innen die Emotionen hervor, um die Neugierde, auf das was war, zu schüren.

Mit gefällt besonders gut, dass hier die Sagen und Mythen der Insel als Hintergrund dienen, um einen Bezug zum aktuellen Mordfall herzustellen. Das verleiht dem Buch einen rätselhaften und zugleich geheimnisvollen Touch. Die Figuren bewegen sich recht sicher auf ihrem Terrain und können allesamt begeistern, da sie ihre Charakterzüge offen zur Schau stellen und so den Leser:innen alle Facetten ihrer Persönlichkeit zeigen.

Auch wenn die Spannung ab und zu ein wenig abflaut, kann der Autor doch mit Einfallsreichtum und präzisen Beobachtungen überzeugen. Für einen Debütroman ein vielversprechender Start in die Krimi-Zukunft des Schreibenden, der Lust auf me(e)hr macht.


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Veröffentlicht am 19.12.2021

Von wegen eins, zwei Wiiiegeschritt

Spätzletango
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Die Ausgrabungsstätte in Goldthal ist schon irgendwie eine kleine Sensation, doch nicht alle können sich für die Fundstücke aus grauer Vorzeit begeistern. Noch weniger, als man den leitenden Archäologen ...

Die Ausgrabungsstätte in Goldthal ist schon irgendwie eine kleine Sensation, doch nicht alle können sich für die Fundstücke aus grauer Vorzeit begeistern. Noch weniger, als man den leitenden Archäologen tot auffindet und ausgerechnet die Bürgermeisterin die Hauptverdächtige ist. Das ruft Bibliothekarin Dora Fuchs erneut auf den Plan, denn wenn schon die Polizei im Dunkeln tappt, wer soll den Fall sonst lösen. Aber diesmal ist der Weg zur Überführung des Täters steiniger als gedacht...


Kevin Leonard Butler schickt Bibilothekarin Dora im vorweihnachtlichen Goldthal aufs Tanzparkett und lässt sie gemeinsam mit Ehegatten Tom heißblütige Tangoschritte für den großen Auftritt üben. Doch wer Butler und Dora kennt weiß, dass es nicht lange ruhig bleibt im schwäbischen Örtchen Goldthal und der Wiegeschritt des Tango den Ermittlungen weichen muss.

Der neue Fall bietet den Leser:innen Cosy-Crime mit deutlich schwäbischem Einschlag, denn der wunderbare Dialekt darf wieder ausgelebt und munter gesprochen werden. Der Wiedererkennungswert ist somit hoch und gibt dem Regio-Krimi die nötige Authentizität, um sich aus der breiten Masse hervorzuheben.

Der Fall an sich baut sich logisch auf und lässt die Leser:innen gemeinsam mit Dora im Staub knien, um hier die ersten zaghaften Hinweise zu finden. Der ermordete Archäologe hatte mehr Widersacher als Bewunderer und so kommen recht viele Verdächtige beisammen, die es auszusieben gilt.

Dora lässt sich immer wieder neue Tricks einfallen, um an die für sie so wichtigen Informationen zu kommen und es ist erstaunlich,wie groß ihr Fundus an Ideen ist, um anderen sachdienliche Hinweise oder Auskünfte aus der Nase zu kitzeln, die ihre eigenen Ermittlungen vorantreiben.

Das Rätselraten während der Ermittlungen ist vom Autor für die Leser:innen sehr gut angelegt, denn inmitten von Weihnachtsstimmung, Tanzeinlagen und Erpressung tummeln sich die Hinweise zur Ergreifung des Täters.

Ein kurzweiliger, sehr humorvoller Lesespaß, der zwar etwas schwächer ist als Band eins, aber trotzdem Spannung und Aufregung verbreitet.

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