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Veröffentlicht am 10.04.2021

Waldbaden in Buchform

Deutschlands wilde Wälder
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Mit "Deutschlands wilde Wälder" laden Norbert Rosing und Monika Rößiger zu einem ganz besonderen Spaziergang durch Deutschlands Wälder ein.

Die Fotos zeigen sich mal märchenhaft verspielt, mal mystisch, ...

Mit "Deutschlands wilde Wälder" laden Norbert Rosing und Monika Rößiger zu einem ganz besonderen Spaziergang durch Deutschlands Wälder ein.

Die Fotos zeigen sich mal märchenhaft verspielt, mal mystisch, aber immer stimmungsvoll und ausdrucksstark. Der Lebensraum Wald ist ein Gesamtkunstwerk der Natur, wild und urwüchsig weckt er die Sehnsucht nach Stille und Entspannung. Der Wald hat neben dem Wirtschaftsfaktor eine viel größere Bedeutung, dient er doch als grüne Lunge und Lebensraum für unzählige Tiere, Insekten und Pflanzen.

Auf der Waldreise von der Küste bis in die Alpen begegnet man uralten Bäumen, die Wind und Wetter zum Trotz ihre knorrigen Äste gen Himmel recken und deren mächtige Stämme wie ein Fels in der Brandung wirken. Augenschmeichelnde Landschaftsaufnahmen wechseln sich mit bizarren Baumformationen ab, harmonische Bildkompositionen mit märchenhaft anmutenden Plätzen, gurgelnde Bächen und imposanten Felsen sorgen für echtes Naturkino.

Monika Rößiger teilt ihr Fachwissen über die ökologische Bedeutung des Waldes in leicht verständlichen und informativen Texten mit dem Leser und wenn man dann noch das Märchen von "Brüderchen und Schwesterchen" liest, kann man den magischen Momenten einfach nicht mehr widerstehen.

Die faszinierenden Aufnahmen zeigen die Vielfalt an Landschaften in Deutschland und führen durch nebelverschleierte Auenwälder, rosablühende Heidelandschaften mit den typischen Wacholderbüschen, gruseligen Mooren mit ihren Moorbirken oder "Windflüchter" an der Küste, die durch den starken Ostsee-Wind ihre charakteristische Form erhalten.

Ein traumhaft schöner Bildband, der keine Wünsche offen lässt und dem Leser Waldbaden in Buchform ermöglicht.

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Veröffentlicht am 10.04.2021

Handy aus - Almzeit an

Sehnsucht Alm
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Fernab vom Alltagsstress unten im Tal, Handys, dauerhafter Erreichbarkeit, Instagram und Facebook beginnt das schnörkellose Leben auf der Alm. Und zwar genau dort, wo man dem Himmel ein Stückchen näher ...

Fernab vom Alltagsstress unten im Tal, Handys, dauerhafter Erreichbarkeit, Instagram und Facebook beginnt das schnörkellose Leben auf der Alm. Und zwar genau dort, wo man dem Himmel ein Stückchen näher ist, die mächtigen Bergmassive direkt vor sich aufragen sieht und im Einklang mit der Natur sich ihrem Rhythmus hingibt. Klingt jetzt unglaublich romantisch und verklärt, ist es aber nicht und trotzdem ist das Glück des einfachen Almlebens genau das, was die Sennerinnen und Senner an ihrer Almzeit so genießen.

Das Autoren-Duo gibt detaillierte und liebevolle Einblicke in den harten Arbeitsalltag, der schon in der Morgendämmerung beginnt und mit der Versorgung des Viehs seinen Anfang nimmt. Dann stehen die Vorbereitungen in der Küche für die Brotzeiten der Touristen an, bevor es am Abend wieder ans Melken und dem Versorgen der tierischen Mitbewohner geht.

Zwischen Buttern, Käsen und Zäune bauen, Enzianwurzeln suchen für den berühmten Schnaps und Schenden mit der Sense steht immer das Wohl der Tiere im Vordergrund und so haben die Sennerinnen und Senner alle Hände voll zu tun, damit der Almsommer für Mensch und Tier gelingt.

Der reich bebilderte Band gibt einen umfassenden Einblick in den den Alltag auf der Alm, hält das ein oder andere Rezept für almtypische Schmankerl bereit und weiß mit Anekdoten zu unterhalten.

Ein kleines Infokästchen hält zusätzlich zu den informativen Texten noch alle notwendigen Tourdaten für den Leser bereit, damit das Erlebnis Alm beim nächsten Bergurlaub mit eingeplant werden kann. Ein kleines Alm-ABC bietet Wissenswertes rund um das Leben und den Naturschutz auf der Alm.

Von Wettersteinalm über Kesselalm, von Almschnupperkurs bis zur Hauptalmbegehung, von Alphornbläserinnen bis zur Almversorgung mit dem Hubschrauber - hier findet der Leser unglaublich viele reizvolle Almen und Hütten, die mit ihren tierischen und menschlichen Bewohnern dem Leser ein freundliches Griaß di entgegenrufen und zu einer zünftigen Brotzeit einladen.

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Veröffentlicht am 08.04.2021

Beeindruckende Lebensgeschichte

Der glücklichste Mensch der Welt
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Eddie Jaku ist einer der letzten Überlebenden des Holocausts und hat lange mit sich gehadert, um seine Erlebnisse für die Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Zu schmerzhaft und grausam sind die Narben ...

Eddie Jaku ist einer der letzten Überlebenden des Holocausts und hat lange mit sich gehadert, um seine Erlebnisse für die Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Zu schmerzhaft und grausam sind die Narben der Erinnerung , die er mit sich trägt. Und doch macht er es möglich, den nachfolgenden Generationen einen Einblick in sein Leben zu geben, das die barbarischen Gewalttaten an seinem Volk ertragen musste, selbst Opfer der abscheulichen Gräueltaten geworden ist und ein Überlebender der Todesmaschinerie, aus der es eigentlich kein Entrinnen gegeben hat.

Eddie Jaku blickt nicht mit Hass auf die Vergangenheit, das betont er immer immer, denn Hass ist der perfekte Nährboden für neue Gewalt und Ungerechtigkeit und diese gilt es mit allen Mitteln zu verhindern. Vielmehr ist Eddie Janku einer der glücklichsten Menschen der Welt, denn er hat in all den Jahren unglaublich viel Liebe und Hoffnung erfahren und das hat ihn zu einem reichen Mann gemacht. Nicht reich an Geld und Gut, sondern an Dankbarkeit, Glück, Lebensfreude und den wundervollen Momenten, die er im Kreis seiner Familie erleben darf.

Seine Schilderungen über seine Erlebnisse während des Zweiten Weltkrieges gehen an die Nieren, lassen ungehindert die Tränen fließen und berühren tief im Herzen. Umso schöner ist es zu lesen, dass Eddie sein Leben als ein Geschenk bezeichnet, das es zu schützen und zu bewahren gilt.

Eine unglaublich erschütternde Lebensgeschichte, die ungeschönt körperliche und seelische Qualen offenbart, aber auch gleichzeitig aufzeigt, dass man trotz schwerem Leid wieder den Weg zurück in Licht finden kann, wenn der Glaube an die Menschlichkeit und an ein kleines bisschen Glück im Leben nicht aufgegeben wird.

Eddie Janku veröffentlicht seine Vita um zu erinnern, damit sich solche grausamen Taten nicht wiederholen.

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Veröffentlicht am 06.04.2021

In weiter Ferne und doch so nah

Das Haus des Leuchtturmwärters
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Das schlimmste, was einer Autorin passieren kann, ist eine Schreibblockade. Und um diese zu überwinden, fährt Franzi zurück in das Haus am Leuchtturm an der Ostsee, wo sie unvergessliche Stunden ihrer ...

Das schlimmste, was einer Autorin passieren kann, ist eine Schreibblockade. Und um diese zu überwinden, fährt Franzi zurück in das Haus am Leuchtturm an der Ostsee, wo sie unvergessliche Stunden ihrer Kindheit verbracht hat. Die guten Ideen für den neuen Trhiller sollen ihr mit der frischen Brise ins Haus wehen und daraus den nächsten Bestseller formen. Als Franzi zufällig ein altes Tagebuch zwischen einem losen Dielenbrett findet, beginnt sie neugierig zu lesen und taucht in die Lebensgeschichte von Else ein , die einst, wie sie, im Leuchtturmhäuschen aufgewachsen ist....


Ich bin gerade noch vollkommen begeistert, fasziniert und beeindruckt von diesem unglaublich intensiven Leseerlebnis, das das gnadenlose und gebieterische Regime der DDR wieder auferstehen lässt. Kathleen Freitag beweist viel Fingerspitzengefühl und Einfühlungsvermögen, um hier das vorherrschende politische Klima und die damit verbundenen Lebensbedingungen als bedrückende und angespannte Atmosphäre für ihren Roman zu nutzen.
Ständig hat man das Gefühl, selbst beoachtet und überwacht zu werden und so sensibiliert die Schreibende den Leser für die Situation von Ort. Immer wieder taucht die Frage auf, wem man noch trauen kann und wer denn der so gewissenlos ist, um Freunde und Nachbarn bei der Stasi anzuschwärzen.

Die Erzählung ist in zwei Zeitstränge unterteilt und beide können den Leser sofort von sich einnehmen. Die Schilderungen von Else, Lulu und Otto in der DDR 1962 setzen sich kritisch mit dieser Zeit auseinander und lassen den Leser den Ummut der drei Freunde spüren, der sich immer mehr in ihnen ausbreitet. Die Gefühle und Gedanken der Protagonisten sind für den Leser frei zugänglich und man liest in ihnen wie in einem offenen Buch. Der immer größere werdende Drang nach Freiheit und einem selbstbestimmten Leben wird mit jeder Zeile deutlicher und man fiebert mit den dreien mit, wenn es um ihr waghalsiges Vohaben geht.

Der Zeitsprung dreißig Jahre später ins Jahr 1992 fördert die Geheimnisse zutage, die so lange im Verborgenen gelegen haben. Franzi ist die Neugier anzumerken und das Auseinandersetzen mit der deutsch-deutschen Geschichte, die ja auch ihre eigene Familie betrifft, wird von der Schreibenden sehr feinfühlig, aber dennoch mit kraftvollen Worten beschrieben.

Der Roman liest sich wie ein großes geschichtliches Abenteuer und doch ist er eine gelungene Verschmelzung von Realität und Fiktion, bei dem die Grenzen verschwimmen und sich der Leser immer wieder am Haupthandlungsort, dem Leuchtturm einfindet. Er ist Mahnmal, Richtungsgeber und Hoffnungszeichen zugleich und spielt im Leben der Protagonisten eine wichtige Rolle.

Kathleen Freitag hat hier mal wieder bewiesen, dass sie mit ihrem Roman für echte Glanzpunkte am Lesehimmel sorgt - ich könnte mir sogar sehr gut eine Verfilmung ihres Buches vorstellen, denn diese Geschichte ist ganz, ganz großes Kino !

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Veröffentlicht am 04.04.2021

In einem Land vor unserer Zeit ist näher, als wir denken

Das wilde Herz Europas
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Wenn man dieses Buch zu Hand nimmt, begibt man sich auf eine spannende und zugleich nachdenklich stimmende Expedition, die nicht etwa tausende von Kilometern entfernt ihren Anfang nimmt, sondern in unmittelbarer ...

Wenn man dieses Buch zu Hand nimmt, begibt man sich auf eine spannende und zugleich nachdenklich stimmende Expedition, die nicht etwa tausende von Kilometern entfernt ihren Anfang nimmt, sondern in unmittelbarer Nähe zu finden ist.

Marc Graf und Christine Sonvilla sind auf den Spuren der Wildnis und ihrer Bewohner unterwegs und ermöglichen so beeindruckende Bilder für ihre Leser, die die Rückkehr von Luchs, Wolf, Bär und Biber in den heimischen Wäldern und Alpenregionen zeigen. Unbewusst werden diese Tiere zu Symbolen für die ursprüngliche, unberührte Natur, die in den letzten Jahrhunderten von Menschenhand immer mehr zerstört und regelrecht ausgeschlachtet worden ist.

Das Geschäft mit dem Tourismus, der Wald als betriebswirtschaftliche Einnahmequelle und das Begradigen von Flüssen haben die Landschaft nachhaltig verändert und einen empfindlichen Einschnitt in das Ökosystem vorgenommen.

Zum Glück hat ein Umdenken stattgefunden, damit die Natur wieder aufatmen, sich die Wildnis wieder ausbreiten kann. Auch hier steht die Frage im Raum, wie wild darf Europa wieder werden, damit der respektvolle Umgang mit der Natur und das gleichzeitige wirtschaftliche Interesse des Menschen in Einklang gebracht werden können.

Stille und unberührte Natur erleben , mit ihr zu einer Einheit verschmelzen und sich auf das Wesentliche besinnen, aber auch die aufgezeigten Lösungsansätze von Geben und Nehmen setzen Impulse, das zu erhalten und zu stärken, was sich so beeindruckend und schützenswert in unserer Heimat befindet.

"Das wilde Herz Europas" ist ein intensives und eindrucksvolles Leseerlebnis, das Naturliebhaber und Entdecker für die Schönheiten unserer Natur sensibilisiert und zum Nachdenken anregt.

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