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Veröffentlicht am 10.03.2021

Ferienzeit = Krimizeit fürs Fredenbüller Ermittler-Duo

Der weiße Heilbutt
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Die Sonne brutzelt vom Himmel und laugt die Fredenbüller Freunde aus - wie gut, dass sie am Strand von Amrum liegen und es sich so richtig gemütlich machen können. Doch sie haben die Rechnung ohne den ...

Die Sonne brutzelt vom Himmel und laugt die Fredenbüller Freunde aus - wie gut, dass sie am Strand von Amrum liegen und es sich so richtig gemütlich machen können. Doch sie haben die Rechnung ohne den Wirt gemacht, denn ein mörderischer Heilbutt treibt sein Unwesen vor der Küste und ein abgetrennter Frauenfuß mit leuchten orangepinken Zehnägel sorgt für ordentlich Wirbel in den Dünen...


Mit dem 9. Band der Detlefsen & Stappenbeck-Reihe übertrifft sich Krischan Koch selbst und beschert seiner großen Fangemeinde ein Urlaubsabenteuer der Extraklasse. Die Gang aus der "Hidden-Kist" hat nämlich die Koffer gepackt und macht Amrum unsicher. Dabei verteilt der Autor gekonnt kleine und größere Seitenhiebe auf die Welt der Influencer, in dem er mit Bibi Barrakuda den Nerv der Zeit getroffen hat. Zwar ist sie ein bisschen einfältig, kann nicht unbedingt denken von zwölf bis Mittagsläuten, aber sie spiegelt all die wildgewordenen Typen wieder, die mehr den Blick auf das Handy-Display richten, als in die Landschaft.

Die Fredenbüller Freunde geraten mal wieder eher zufällig in einen verzwickten Mordfall, der an Spannung, guten Einfällen und schräger Szene-Komik nicht zu toppen ist.

Der Leser ist mittendrin im Geschehen, wenn Fräulein Smillas Gespür für Schnee eher durch die Nase, als durch die Literatur führt, wenn Koch-Shows und ihre Jurymitglieder auf die Schippe genommen werden, der neue Trend zur Achtsamkeit und Entschleunigung eher das Gegenteil bewirkt und sich zwielichtige Gestalten am und auf dem Wasser herumtreiben.

Der Fall baut sich langsam, aber chronologisch auf, bietet genügend Möglichkeiten, um selbst die Spürnase in die Seiten zu stecken und eigene Vermuten anzustellen. Von Korruption, über Neid und Missgunst bis hin zu Rachegelüsten ist alles vertreten, was man in einem guten Krimi erwartet.

Antje bekommt endlich ihren großen Auftritt...aber mehr wird hier nicht verraten, denn dieser Roman ruft geradezu danach, von einer großen Leserschar verschlungen zu werden.

Eins steht fest -Urlaub mit den Fredenbüllern ist bestimmt alles andere, aber niemals langweilig

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Veröffentlicht am 08.03.2021

Außergewöhnlich und absolut fesselnd

Höllbachtal
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Eigentlich erwecken die Geschehnisse auf dem Einödhof den Eindruck, als wäre es ein ganz "normaler" Fall, bei dem es um die Ermittlung der Todesursache einer Frau geht, die auf dem Hof gelebt hat. Doch ...

Eigentlich erwecken die Geschehnisse auf dem Einödhof den Eindruck, als wäre es ein ganz "normaler" Fall, bei dem es um die Ermittlung der Todesursache einer Frau geht, die auf dem Hof gelebt hat. Doch der Anfangsverdacht, dass es hierbei um Raubmord gehandelt hat, zerschlägt sich immer mehr und Lene Wagenbach von der Kripo Regensburg sieht sich Geheimnissen gegenübergestellt, die die Tote mit akribischer Recherche herausgefunden hat. Doch wer hat heute noch ein Interesse daran, dass das Versteckspiel der Vergangenheit weiter andauert ?


Mit "Höllbachtal" hat präsentiert Sonja Silberhorn ihren Lesern einen außergewöhnlichen Krimi, der auf den ersten Blick nicht offenbart, was für eine ungewöhnliche und interessante Geschichte sich hinter den Ermittlungen verbirgt.

Von allen als Sonderling verschrien, hat Amanda Heinz eher ein Leben in Abgeschiedenheit geführt, sich für die unterdrückten Minderheiten eingesetzt und ihnen eine Stimme gegeben. Doch als sie am Sterbebett ihrer Mutter erfährt, dass nichts so ist, wie es auf den ersten Blick erscheint, ist ihre Neugier angestachelt und sie beginnt mit den Nachforschungen ihrer eigene Familiengeschichte. Dass sie dabei auf ein unglaubliches
Geheimnis stößt, das sie das Leben kosten wird, ahnt sie nicht.

Die Eindrücke von Einödhof überträgt die Autorin hier in sehr plastischen Bildern auf den Leser und lässt die vermeintliche Idylle vor dem inneren Auge entstehen. Doch je weiter die Ermittlungen voranschreiten, desto mehr verzerrt sich das harmonische Bild und offenbart eine faszinierende und zugleich erschütternde Geschichte, die weit in das dunkelste Kapitel der deutschen Vergangenheit zurück reicht. Was bei den Recherchen zum Vorschein kommt, hält den Leser in atemloser Spannung und man reist zurück, als die Welt von der hirnverbrannten Ideologie eines Einzelnen und seinen Anhängern in Schach gehalten worden ist. Durch die akribischen Nachforschungen der Schreibenden werden die schrecklichen Fakten hier ein Teil der bewegten Bilder und diese spulen sich wie ein Film vor dem geistigen Auge ab. Man ist hautnah mit dabei wenn nicht nur die Verbrechen gegen die Menschlichkeit geschehen, sondern auch die Ungerechtigkeit und die Falschheit in der Oberpfalz Einzug halten.

Der Leser nimmt angsterfüllt und atemlos die Ereignisse, die sich auf dem Hof zugetragen habe in sich auf und folgt den Figuren auf Schritt und Tritt, um ihrer Lebensgeschichte habhaft zu werden. Die Figuren sind von Sonja Silberhorn sehr real ausgestaltet und ziehen den Leser sofort in ihren Bann. Die liebenswerte, warmherzige Franzi und ihr herzensguter Mann Max, der mit seiner Meinung gegen das Regime nicht hinterm Berg hält, der verblendete Georg, der vor lauter falschen Idealen ein verzerrtes Weltbild hat, oder Ermittlerin Lene und ihr Kompagnon Henning in der Gegenwart, die mit Herz und Köpfchen die Ermittlungen vorantreiben und dabei Ungeheuerliches zum Vorschein bringen - all diese Charaktere hauchen der aufregenden und bewegenden Geschichte Leben ein und ziehen den Leer immer tiefer in die Seiten. Man vergisst Zeit und Raum und wird komplett eins mit dem Roman.

Die Spurensuche gleicht einem kleinteiligen Mosaik, bei dem erst alle Scherben der Vergangenheit aufgesammelt und in einem Netz aus Lügen und Intrigen zusammengefügt werden müssen, um schließlich ein spektakuläres Gesamtbild zu ergeben.

Dieser eindrucksvolle Roman ist geschrieben um zu erinnern, damit sich Geschichte nicht wiederholt.

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Veröffentlicht am 05.03.2021

Wow

Tod zwischen den Meeren
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Endlich wieder zurück im Dienst - Marlene Louven hat nach ihrer schweren Erkrankung die Möglichkeit, im Berufsleben wieder Fuß zu fassen. Mit Hilfe von CI's kann sie wieder hören und fasst dadurch neues ...

Endlich wieder zurück im Dienst - Marlene Louven hat nach ihrer schweren Erkrankung die Möglichkeit, im Berufsleben wieder Fuß zu fassen. Mit Hilfe von CI's kann sie wieder hören und fasst dadurch neues Selbstvertrauen. Die ihr übertragene Aufgabe, den ungelösten Fällen nachzugehen, nimmt sie gerne an und stößt dabei schon bald auf einen Vermisstenfall auf Amrum, der ihre ganze Aufmerksamkeit verlangt. Und was sie da zutage fördert, scheint bar jedem Verständnis zu sein...


Mit "Tod zwischen den Meeren" ist Ilka Dick ein unglaublich packender und aufwühlender Küsten-Krimi gelungen, der dem Leser einiges abverlangt und ihn vom ersten Augenblick an an die Seiten fesselt.

Mit einer kurzen Rückblende, warum Marlene gehörlos worden ist und wie sie, dank der CI's wieder zurück ins Leben gefunden hat, ist der Leser auf dem neuesten Stand und so gelingt es auch Quereinsteigern, sich im Buch ohne Vorkenntnisse zurechtzufinden.

Marlene und Simon sind ein sehr harmonisches Ermittlerteam, dass sich durch witzig-freche Schlagabtausche über die gemeinsame Vorliebe zum Handball direkt einen Platz in meinem Leserherzchen sichert. Sie ergänzen sich perfekt und man spürt fasst nichts von Marlenes Handicap. Die Autorin beschreibt zudem sehr nachvollziehbar, wie sich Marlene an ihre neue Hörsituation gewöhnt und so ihre Umwelt wieder wahrnimmt. Die Recherche zu diese Thema, aus medizinischer Sicht, ist extrem gut und nicht zu wissenschaftlich , sondern alltagstauglich und für den Laien verständlich in die Handlung eingebunden.

Der Fall hat es in sich und man fragt sich zunächst, wie aus einem Cold Case eine heiße Spur entstehen soll, doch die beiden Ermittler haben echte Spürnasen und einen sehr guten Instinkt .Sie verbeißen sich regelrecht in jeden kleinsten Hinweis, sortieren die minimal vorhandenen Puzzlestücke und schieben sie so lange hin und her , bis die Lösung des Falles auf der Hand liegt. Lange tappt man als Leser im Dunkeln und ahnt nicht, welche menschliche Tragödie der auslösende Trigger für die Tat gewesen ist und hält den Atem an, wenn man die in Kursivschift gehaltene Marterszenen liest. Was sich dort nach und nach offenbart, ist grausam und für einen Regio-Krimi eher ungewöhnlich.

Die regionale Landschaft wird als Handlungsort perfekt mit eingebunden und unterstreicht zusätzlich den Lokalkolorit, versorgt den Leser mit anschaulichen Naturszenen, eindrucksvollen Bildern und steuert langsam, aber beständig auf ein grandiosne Finale hin.

Die Charaktere sind breit gefächert angelegt und Ilka Dick spielt mit der Verzweiflung, der Angst und der Trauer ihrer Figuren, damit sie den Leser regelrecht mit ins Boot holen und ihm ihre Geschichte erzählen. Ein geschickter Schachzug, der für unglaublich viele Emotionen und Authentizität sorgt.

Der Showdown ist noch einmal das Tüpfelchen auf dem i und ein gelungener Abschluss der spannenden Lektüre. Ich hätte niemals vermutet, dass so viel Seelenpein hinter diesem Titel steck und bin restlos begeistert.

Daher vergebe ich gerne volle 5 Sternchen !!

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Veröffentlicht am 02.03.2021

Dieser Weg wird kein leichter sein, dieser Weg wird steinig und schwer (Xavier Naidoo)

Jakobs Weg
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In einem Elite-Internat werden hinter verschlossen Türen im "Raum der Ergebenheit" Kinder Opfer von sexueller Gewalt. Die Orgien kommen zwar ans Tageslicht, doch die Kripo kann die Täter nicht entlarven. ...

In einem Elite-Internat werden hinter verschlossen Türen im "Raum der Ergebenheit" Kinder Opfer von sexueller Gewalt. Die Orgien kommen zwar ans Tageslicht, doch die Kripo kann die Täter nicht entlarven. Zwanzig Jahre später erhalten 8 Personen eine mysteriöse Einladung, um gemeinsam den Jakobsweg zu gehen und dieser Einladung ist ein Video beigefügt, das äußert verstörende Szenen beinhaltet. Nur wenn alle dem Ruf der Pilgerweges folgen, wird das Video nicht der Polizei übergeben. Am 13. Mai trifft sich eine Gruppe von Menschen am Eingang zum Pilgerweg, die entschlossen sind, diesen Weg zu gehen, komme was wolle. Der Camino wird ein Weg auf Leben und Tod und offenbart nach und nach grausame Details.


Mit "Jakobs Weg" habe ich den wohl schockierendsten Krimi gelesen, den ich jemals in meinen Händen gehalten habe. Jörg H. Trauboth schildert den Leidensweg von unschuldigen Kindern, die Opfer von sexueller Gewalt geworden sind und seine schonungslosen Bilder ätzen sich auf der Netzhaut ein. Es sind verstörende Szenen, die der Leser hier verarbeiten muss und die ihn in ein echtes Wechselbad der Gefühle schicken. Mit den geschundene Kindern leidet man mit, die wehrlos ihre Seele dem Teufel opfern müssen und die Tränen laufen ungehindert, wenn man von ihrem Martyrium liest. Ich habe mehr als einmal einen dicken Kloß im Hals wegschlucken müssen, um überhaupt wieder Luft zum Atmen zu bekommen.

Die Peiniger sind Bestien ohne Gewissen, getrieben von ihrer wilden unstillbaren Gier - dabei sehen sie alle so harmlos und vertrauenswürdig aus. Angesehene Bürger in hohen Positionen, die ihren krankhaften Trieben und ihrem Wahn freien Lauf lassen.

Ich ertappe mich mehrmals dabei, wie ich vor Zorn und Wut die Faust balle, wie mir immer wieder kalte Schauer über den Rücken laufen, aber verstehen kann und will ich diese Unmenschen nicht.

Der Roman ist Krimi, Lebensbeichte und Aufklärung zugleich, rüttelt wach und zwingt den Leser zum Hinschauen. Die Figuren hat der Autor so glaubwürdig angelegt, dass sie leibhaftig aus den Seiten steigen, ihr Unwesen treiben und mit ihrem scheinheiligen Getue versuchen, den Leser um den Finger zu wickeln und bei ihm um Verständnis zu heucheln.

Es ist das Schlimmste Verbrechen, was man einer unschuldigen Kinderseele antun kann und der Schreibende dringt immer wieder tief in das Bewußtsein des Lesers ein, um ihn für dieses Thema zu sensibilisieren. Man muss hinschauen und erkennen, welche Anzeichen auf einen Missbrauch hindeuten und diesen Kinder zur Hilfe eilen.

Der Spannungsbogen ist immer zum Zerreißen gespannt, ich vergesse das Atmen und bin so versunken in die Vorgänge auf dem Jakobsweg, dass ich meine kompletten Alltag um mich herum vergesse. Hunter und Journalistin Hanna sind die guten Seelen in der Geschichte, haben ein unglaubliches Feingespür für Ungerechtigkeiten und wissen die Missetäter zu enttarnen. Die Nerven liegen blank, wenn immer neue schockierende Details ans Licht gezerrt werden und Trauboth gelingt es, sein Buch nicht reißerisch , sondern sensibel aufzubauen und dem Leser einen Blick hinter die niederträchtigen Masken der Peiniger zu ermöglichen.

Worte können nicht wirklich ausdrücken, was ich beim Lesen dieses Buches empfunden habe. Ich ziehe meinen Hut vor so viel Mut und Engagement, dieses Tabu-Thema als Grundlage für einen erschütternden, aufwühlenden und mitreißenden Krimi zu nehmen und den gequälten eine Stimme zu geben.

Leider kann ich nur 5 Sterne vergeben....ich hätte gerne 10 gegeben !

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Veröffentlicht am 28.02.2021

Glück liegt in den kleinen Dingen des Lebens

Die Funkelfeder
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Ein kleines Eichhörnchen ist traurig, weil einfach nichts so richtig klappen will, wie es sich das vorgenommen hat. Das kleine Schweinchen hat mit guten Absichten gehandelt und die schönsten Leckereien ...

Ein kleines Eichhörnchen ist traurig, weil einfach nichts so richtig klappen will, wie es sich das vorgenommen hat. Das kleine Schweinchen hat mit guten Absichten gehandelt und die schönsten Leckereien auf den Tisch gestellt und doch ist Mama Schein böse. Und warum dürfen die Geschwister-Frösche immer mehr als man selbst....

Auf ihrer Reise mit dem Wind begleiten die Kleinsten die wunderschöne Funkelfeder, die mit Glitzer und Flitter durch die Seiten schwebt. Überall dort, wo sie eine kurze Rast einlegt, sorgt sie für strahlende Gesichter, Zuversicht und verbreitet Mut und Selbstvertrauen. Sie zaubert den traurigen Tierkindern strahlende Gesichter und transportiert so kindgerecht die Botschaft, dass es manchmal einfach nur ganz wenig braucht, um glücklich zu sein- es genügt eine herzliche Umarmung oder ein liebes Wort zur rechten Zeit. Man muss nur Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten und die des Kindes haben, damit es gelingt und schon ist die Welt gleich bunter und fröhlicher.

Die Seiten sind in kräftigen und leuchtenden Farben koloriert, die Zeichnungen sprechen nicht nur Kinder an. Der kleine Frosch mit seinen riesigen Kulleraugen , der Maulwurfsjunge mit seinem roten Kapuzenpulli oder das Eichhorn mit dem Pflaster auf der Stirn - alle Tiere sind detailreich und liebevoll gezeichent, nehmen das Kind an die Hand und lassen es so ein Teil des Abenteuers werden.

Ein wunderschönes Mut-mach und Trostbuch, das gerade in dieser verrückten Corona-Zeit für unglaublich schöne Lesemomente sorgt, wenn sich die Kleinen bei Mama oder Papa einkuscheln und der Geschichte lauschen.

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