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Veröffentlicht am 29.10.2018

Pfiffig, witzig und unterhaltsam

Die pure Hormonie
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Tatjana fehlt nur noch eines im Leben - ein Enkelkind! Und damit genau dieses nun endlich im Kinderwagen und somit in der Familie Meissner Einzug hält, ist sich Tatjana nicht zu schade, das Leben ihrer ...

Tatjana fehlt nur noch eines im Leben - ein Enkelkind! Und damit genau dieses nun endlich im Kinderwagen und somit in der Familie Meissner Einzug hält, ist sich Tatjana nicht zu schade, das Leben ihrer Tochter auf den Kopf zu stellen, sich gehörig in die Familienplanung einzumischen, damit endlich, endlich ein kleines süßes wesen "Oma" zu ihr sagt.
Dass das nicht ohne Turbulenzen abgehet und Tatjana dann auch noch meint, dass Frau Hippe sie holen will, dass schlägt im wahrsten Sinne des Wortes dem Fass den Boden aus...schöne Bescherung!

"Die pure Hormonie" begeistert durch Schlüsselfigur Tatjana, die es faustdick hinter den Ohren hat. Ihre Aktionen sind brüllend komisch, pfiffig und mit ordentlich Augenzwinkern zu lesen. Die Szenen sind originell und abwechslungsreich angelegt, haben durch ihre lebhaften Akteure viel Tempo und bescheren mir beim Lesen viele Schmunzler und auch Schenkelklopfer.
Das Flair einer Schiffsreise wird sehr schön transportiert und so schwanke ich bei unruhigem Seegang mit über die Schiffsplanken und kann die Seekrankheit nachfühlen, diskutiere mir die Kopf heiß, wenn endlich die lang verschlossenen Mutter-Tochter-Probleme auf den Tisch kommen und leide mit Tatjana mit, wenn diese meint, Frau Hippe kommt gleich um die Ecke und holt sie in ihr Reich.
Und da das Beste sowieso immer zum Schluss kommt, ist die Szene mit der Bescherung für mich einfach runder und gelungener Abschluss des ganzen Romans. Eine wundervolle Erzählung, die der Leserschaft oft den Spiegel des eigenen Verhaltens vorhält, dabei aber nie oberlehrerhaft daherkommt, sondern vor Lebenslust regelrecht sprüht und Lust auf mehr Geschichten der Familie Meissner macht

Veröffentlicht am 26.10.2018

Zeitgeschichte grandios erzählt - Brigitte Riebe kann es einfach !

Die Schwestern vom Ku'damm: Jahre des Aufbaus
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Endlich, endlich ist der Krieg vorbei und nun wird das ganze Ausmaß der Zerstörung erst richtig sichtbar. Die drei Thalheim -Schwestern stehen nicht nur vor den Trümmern Berlins, sondern auch vor den Trümmern ...

Endlich, endlich ist der Krieg vorbei und nun wird das ganze Ausmaß der Zerstörung erst richtig sichtbar. Die drei Thalheim -Schwestern stehen nicht nur vor den Trümmern Berlins, sondern auch vor den Trümmern ihres einst so schillernden und erfolgreichen Kaufhauses.
Zwischen Schutt und Ruinen entsteht ein großer Traum: Rike möchte das Kaufhaus wieder aufbauen und somit Farbe in das graue Nachkriegs-Berlin bringen, wieder Träume ermöglichen und Frauen wieder Frau sein lassen.
Doch wie das so ist mit Träumen...es gelingt nicht immer, sie reibungslos umzusetzen und so stoßen die Thalheim-Schwestern an Grenzen, nicht nur finanzieller Art...

Brigitte Riebe ist für mich der Garant für fesselnde, zeitgeschichtliche Romane, die unter die Haut gehen und lange nachklingen.
Mit dem Auftakt ihrer 50er Jahre-Trilogie nimmt sie mich mit auf eine Reise, die mich von ersten Seite an fasziniert.
Beginnt das Buch noch wie ein Blick in ein Familienalbum, dass sepiafarbene Fotos dem Betrachter zeigt, so wird mit fortlaufender Geschichte das Bild immer klarer, immer farbenfroher und lebendiger. Die Protagonisten sind ihr außerordentlich lebhaft gelungen, überzeugen durch ihren Facettenreichtum und je mehr Seiten gelesen sind, desto mehr wird man ein Teil von ihnen.
Brigitte Riebe schildert den Alltag vom Wideraufbau, vom Hunger und der Kälte so eindringlich und klar, dass ich mir ab und an wirklich die imaginäre Decke höher ziehe, um nicht zu frieren. Ich leide, lebe und liebe mit den Darstellern ihres Buches mit, als würde ich die Szenen selbst erleben.
Die Zerstörung Berlins und die aufkeimenden Hoffnungen sind eine besondere Kulisse, um die Akteure gekonnt in Szene zu setzen und ihnen so eine wirkungsvollen Hintergrund zu geben, um mit ihrem Handeln zu glänzen.
Dunkle Familiengeheimnisse, immer wieder der Blick zurück in das dunkelste Kapitel Deutschlands und eine akribische Recherche lassen diesen Roman zu etwas ganz Besonderem werden. Man merkt immer wieder, mit wieviel Herzblut die Autorin sich dem Schreiben ihrer Geschichte gewidmet hat und so wird aus dem Roman immer mehr ein Film, der sich vor meinem geistigen Auge abspielt und ich mich mit den Thalheim-Schwestern durch die Jahre des Wiederaufbaus bewege.
Für mich hat dieses grandiose Werk ein Krönchen verdient - ich ziehe meinen Hut und verneige mich vor diesem Talent, Menschen mit einer Vision zu begeistern !

Veröffentlicht am 25.10.2018

Der Zauber des Orients zwischen zwei Bucdecklen - grandios

Tausend Nächte und ein Tag
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Ganz Berlin steht Kopf, denn einem Archäologen ist gelungen, das sagenumwobene Babylon aus dem Wüstensand auszugraben. Dieser Fund ist zu Ende des 19. Jahrhunderts eine Sensation und begeistert alle, ...

Ganz Berlin steht Kopf, denn einem Archäologen ist gelungen, das sagenumwobene Babylon aus dem Wüstensand auszugraben. Dieser Fund ist zu Ende des 19. Jahrhunderts eine Sensation und begeistert alle, auch eine junge Frau namens Senta, die ihr Herz an jahrtausendalte Kulturen verloren hat. Doch Frauen in Männerberufen sind verpönt und so bleibt ihr der Traum von der eigenen Grabung verwehrt. Senta lässt sich nicht unterkriegen, beschließt auf eigene Faust eine Expedition zu leiten und zu den Grabungsstätten zu fahren. Doch die Wüste hat ihre eigenen Gesetze und die sind nicht immer gefahrlos...auch in Herzensdingen...

"Tausend Nächte und ein Tag" begeistert mich von der ersten Seite an mit Abenteuerlust, Kampfgeit und dem Zauber des Orients.
Lydia Conradi hat einen faszinierenden Roman geschrieben, der durch seine wundervollen Protagonisten glänzt und der durch seine bildliche Sprache meine Lust auf Abenteuer weckt. Ich schlüpfe direkt ins Sentas Rolle und erlebe hautnah mit, wie sie erst gegen die Konventionen ankämpfen muss, halte gebannt den Atem an, wenn sie in Gefangenschaft gerät und schmelze dahin, wenn sie und Fasyl sich ihren Gefühlen hingeben.
Dier anschauliche Schreibstil lässt die Wüste und ihren Zauber direkt vor meinem bildlichen Auge entstehen, die Sonne brennt heiß auf mich herab und ich muss ebenso alle Gefahren durchleben, damit ich am Ende des Buches dieses mit einem Seufzer zur seit legen kann. Die Handlung ist spannend und abwechslungsreich erzählt, lässt den Charme des späten 19. Jahrhunderts aufleben und belegt mich regelrecht mit einem Bann, denn dem Zauber des Orients kann ich nur schlecht erliegen. Die Szenen sind liebevoll ausgestattet, haben viele kleine Details und wirken dadurch sehr plastisch. Die Protagonisten sind facettenreich angelegt, habe ihre Ecken und Kanten, wirken somit authentisch und lebensnah. Eine Geschichte wie aus Tausend und einer Nacht.

Wer Lust auf ein echtes Abenteuer mit Suchtfaktor hat, der sollte unbedingt zu diesem Buch greifen.

Herzlichen Dank an den Verlag, der mir dieses Leseexemplar kostenfrei zur Verfügung gestellt hat. Diese Tatsache hat jedoch nicht meine ehrliche Lesermeinung beeinflusst.

Veröffentlicht am 24.10.2018

Deutsche Geschichte zum Anfassen - eindringlich un emotional erzählt

Eine Familie in Deutschland
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Familie Ising lebt seit Generationen ein beschauliches Leben mitten in Deutschland. Doch mit der Ruhe ist es plötzlich vorbei, als Hitlers Befehl für den Startschuss einer gigantischen Maschinerie sorgt. ...

Familie Ising lebt seit Generationen ein beschauliches Leben mitten in Deutschland. Doch mit der Ruhe ist es plötzlich vorbei, als Hitlers Befehl für den Startschuss einer gigantischen Maschinerie sorgt. Es soll ein "Volkswagen" gebaut werden, der die Deutschen mobil macht. Die Familienmitglieder stehen nun vor der Entscheidung ihres Lebens - unterwerfen sie sich dem Wahn des Naziführers, machen sie blind mit wie alle anderen auch oder lehnen sie sich auf und stehen zu ihrer Überzeugung ?

Peter Prange ist für mich der Garant für deutsche Geschichte zum Anfassen. Mit seinem Auftakt der Familiensaga gelingt es ihm scheinbar mühelos, mich in eine Zeit zu versetzen, in der das dunkelste Kapitel Deutschlands aufgeschlagen wird und die voller Widersprüche gewesen ist. Mehr als einmal frage ich mich die gleichen Fragen die sich der Autor gestellt hat : Hätte ich ebenfalls mitgemacht ? Hätte ich mich dem Wahnsinn gebeugt oder hätte ich für meine Überzeugung eingestanden und mich aufgelehnt ?
Die fiktive Geschichte von Familie Ising wird sehr eindringlich erzählt, bekommt durch die reellen bekannten Persönlichkeiten ein sehr anschauliches Bild und so verschwimmt immer mehr die Grenze zwischen Wahrheit und Fiktion. Es ist fast so, als würde man bei Isings am Küchentisch sitzen und von dort aus den Wandel der Zeit miterleben können. Ich fühle mich als stummer Betrachter der Szenerie und tauche so immer tiefer in die Erzählung ein. Die ausdrucksstarken Bilder sind plastisch geschildert, bekommen durch die akribische Recherche eine sehr gehaltvolle Aussage und die Grundidee des Autors, sich mit der Gesamtsituation zu befassen und zu hinterfragen, was wäre, wenn ich in dieser Situation gewesen wäre, geht voll auf. Die Charaktere sind gut gewählt, überzeugen mit ihrem Handeln und kurbeln das Kopfkino richtig an. Ich verschmelze regelrecht mit der Handlung, tauche ein in den Wahn und die Faszination, die doch von gewissen Szenen ausgeht. Peter Prange stellt anschaulich dar, was passiert, wenn ein Familie vor Entscheidungen gestellt wird, die sie so im Lebensbuch nicht erwartet hätten..

Für mich ist die Vision des Autors perfekt umgesetzt worden, eben eine Geschichte mitten aus dem Leben und das lässt mich neugierig auf Band zwei blicken.

Herzlichen Dank an den Verlag, der mir dieses Leseexemplar kostenfrei zur Verfügung gestellt hat. Diese Tatsache hat jedoch nicht meine ehrliche Lesermeinung beeinflusst.

EineFamilieInDeutschland

NetGalleyDE

Veröffentlicht am 19.10.2018

Lässt den zauber und den Flair der 20er wieder aufleben - eindeutig ein echter Schmöker

Die Frauen vom Savignyplatz
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"So nicht", denkt sich Vicky, als ihr Mann sie verlässt. Sie denkt im Traum nicht daran, sich wieder an einen Mann zu binden und unter seiner Fuchtel zu stehen. Stattdessen erfüllt sie sich den langgehegten ...


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"So nicht", denkt sich Vicky, als ihr Mann sie verlässt. Sie denkt im Traum nicht daran, sich wieder an einen Mann zu binden und unter seiner Fuchtel zu stehen. Stattdessen erfüllt sie sich den langgehegten Traum von einer eigenen Buchhandlung. Doch was so traumhaft beginnt, führt nach und nach direkt in ein Desaster- Emanzipation ist Mitte der 192e0er Jahre noch ein Fremdwort und auch die aufstrebende Nazibrut hat ein Auge auf die kleine Buchhandlung geworfen. Und dann bricht Vicky ihre guten Vorsätze ...wegen eines Mannes....

Ich liebe die Bücher von Joan Weng, denn sie zaubern mit einer ungeahnten Leichtigkeit den Flair und die Faszination längst vergangener Epochen in das heimische Wohnzimmer.
"Die Frauen vom Savignyplatz" ist ihr neuestes Werk und dieser Roman begeistert mit einer Protagonistin, die sich in keine vorgefertigte Schublade pressen lässt. Vicky weiß nämlich, trotz ihrer 17 Lenze, was sie will und setzt auch mal ihren Sturkopf durch. Dass ihr Lebensweg nicht immer geradlinig verläuft, auch mal mit Schrammen versehen ist, gehört einfach dazu und die Autorin schildert die Ereignisse so lebhaft, dass man meint, direkt den Szenen anzugehören und alles live mitzuerleben. Egal ob große Liebe, heftiger Streit und Anfeindungen durch die Nazis - alle Sequenzen leben durch ihre agilen Protagonisten, die sehr facettenreich angelegt sind und somit toll zur Geltung kommen. Der geschichtliche Hintergrund fließt wunderbar in die fiktive Geschichte ein und so taucht man immer tiefer in das Leben von Vicky ein und genießt jede Seite ihrer Lebensgeschichte. Auch wird hier die Sprache der Zwanziger gekonnt mit eingebunden und ich liebe den Ausdruck "katastrofürchterlich" - eine Wortschöpfung, die mir immer wieder ein Schmunzeln entlockt. Der Roman ist liebevoll bis ins kleinste Detail ausgestattet, überzeugt mit seinem besonderen Schreibstil und den bildhaften Schilderungen der Autorin.
Ein Buch, das gelesen werden will und ein echter Schmöker ist.

Herzlichen Dank an Nora Friedrich und dem Aufbau-Verlag für die kostenfreie Bereitstellung dieses Leseexemplares. Diese Tatsache hat jedoch nicht meine ehrliche Lesermeinung beeinflusst.