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Veröffentlicht am 03.10.2021

Kommet ihr Leichen...

Kling und Glöckchen
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Dianne hat den schönsten Job der Welt - im "Kling und Glöckchen" ist das ganze Jahr über Weihnachten und gemeinsam mit ihrer Chefin teilt sie die Liebe zu Glitzer, Krippen und Deko. Aber eine Leiche, ausgerechnet ...

Dianne hat den schönsten Job der Welt - im "Kling und Glöckchen" ist das ganze Jahr über Weihnachten und gemeinsam mit ihrer Chefin teilt sie die Liebe zu Glitzer, Krippen und Deko. Aber eine Leiche, ausgerechnet vor den farblich sortieren Mülltonnen, macht ihr einen Strich durch die Weihnachtsstimmung. Auch deshalb, weil Chefin Irmgard äußert tot im Keller liegt. Aber eine Leiche im Keller scheint nicht auszureichen - schöne Bescherung...


Nicht nur für Fans von Weihnachtsdeko und schwarzhumorigen Krimis ist dieses Buch ein echter Lesegenuss, nein, er überzeugt auch echte Grinchs vom Weihnachtfieber. Im "Kling und Glöckchen" fühlt man sich wie ein Besucher bei Käthe Wohlfahrt und wird von Kitsch und Krusch, aber auch von wunderschönen Dekoartikeln umgeben. Heimelige Stimmung inklusive.

Dianne, nicht ganz die hellste Kerze am Christbaum, rutscht eher zufällig in die Schussbahn eines Tatverdächtigen, knüppelt ihn mit der stattlichen Krippenfigur des heiligen Josef nieder und versucht dabei, ihre eigene Leiche im Keller zu verheimlichen.

Der Krimispaß bietet scharfzüngige Dialoge, nimmt sich selbst nicht ganz so ernst und weiß trotzdem mit spannenden Sequenzen zu überzeugen. Das Rätselraten um den Täter ist eine kurzweilige Angelegenheit und bietet genügend Möglichkeiten, eigene Überlegungen auf der Suche nach dem Frevler miteinzubinden.

Schräge Charaktere sind das Tüpfelchen auf dem i - eine kleptomanische Ex-Haushalterin, eine überaus neugierige Nachbarin und ein männliches Wesen, das für Aufruhr in Diannes Herz sorgt - allesamt mit spitzer Feder gezeichnet und echte Unikate.

Der Twist zum Schluss ist eine perfekte Überraschung und wird als hübsch eingepacktes Geschenk mit roter Schleife präsentiert - so geht Weihnachtskrimi !

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Veröffentlicht am 27.09.2021

Politisches Essay, bei dem der Krimi etwas in den Hintergrund rückt

Unter dunklen Wolken
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Der neue Fall von Lüder Lüders könnte brisanter nicht sein - ein Mitarbeiter des Verfassungsschutzes wurde ermordet und als unmissverständliches Symbol der Tat hat ihn der Täter mit der Reichskriegsflagge ...

Der neue Fall von Lüder Lüders könnte brisanter nicht sein - ein Mitarbeiter des Verfassungsschutzes wurde ermordet und als unmissverständliches Symbol der Tat hat ihn der Täter mit der Reichskriegsflagge zugedeckt. Sollen so auch die demokratischen Werte begraben werden ? In einem Sumpf aus kruden Verschwörungstheorien, Gewalt und mehr als deutlichen Worten ist die Suche nach dem Täter alles andere als einfach und über Kiel ziehen mehr als dunkle Wolken auf...

Mit"Unter dunklen Wolken" zeichnet Hannes Nygaard eine sehr scharfe Analyse über das aktuelle politische Tagesgeschehen und lässt hier den wirren Worten aus dem Mund der Reichsbürger grausame Taten folgen.

Die Mordmethode ist dabei so einfach wie genial, denn ein harmloser Regenschirm wird hier derart manipuliert, das er durch seine unauffällige Alltagsnutzung nicht weiter auffällt. Die Wirkung ist fatal...

Das mittlerweile eingespielte Team um Lüder Lüders hat im 18. Fall mit starkem Gegenwind zu kämpfen. Querdenker, Reichsbürger, Fantasten und Widersacher vereinen ihre Kräfte, um der geltenden Rechtsordnung in der Republik zu Leibe zu rücken.

Durch die starken Auftritte der Gegner Lüders wird es diesmal sehr politisch und dadurch rücken die eigentlichen Ermittlungen eher in den Hintergrund. Der Roman bleibt aber trotzdem spannend, da hier eine perfekte Inszenierung mit vielen Figuren vorliegt. Ein Verwirrspiel, das dem Leser einiges abverlangt, rasant in der Durchführung und mit perfiden Ideen gespickt ist, wie die Kaisertreuen doch noch ihren Ideologien zu Gehör verhelfen könnten. Wie hier die Tatsachen zum eigenen Vorteil verdreht werden, wer alles im Hintergrund die Strippen zieht - bei Hannes Nygaard bleibt vieles bis zum Schluss unter dunklen Wolken bedeckt und der Leser fiebert mit.

Der hinterm Deich Krimi überzeugt durch Aktualität, scharfe Gedankengänge und überraschende Wendungen.

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Veröffentlicht am 23.09.2021

Auf das, was da noch kommt (Max Giesinger)

Was nicht glücklich macht, kann weg
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Die letzten Jahre haben sich routiniert und vollkommen monoton einfach so von der Lebensrolle abgespult. Billie braucht weder Freunde, noch großartige Aufregungen. Mit ihrem Mann Thilo und ihrem Garten ...

Die letzten Jahre haben sich routiniert und vollkommen monoton einfach so von der Lebensrolle abgespult. Billie braucht weder Freunde, noch großartige Aufregungen. Mit ihrem Mann Thilo und ihrem Garten ist sie mehr als glücklich - denkt sie. Bis zu dem Tag, als ihr Sohn Jonas berufsbedingt in London arbeiten muss und seine Eltern bittet, auf August, den Enkelsohn, aufzupassen. Billie ist skeptisch - das Leben in Köln ist nämlich so ganz anders: bunt, laut und voller Menschen, die das herz auf dem rechten Fleck haben...


Wiedereinmal gelingt es Carla Berling, mit Humor und ganz viel Augenzwinkern eine wundervolle Botschaft zu vermitteln: Bleib neugierig auf das Leben, sei hungrig auf die Überraschungen des Alltags und genieße jeden Augenblick.

Mit "Was nicht glücklich macht, kann weg" lässt sie ihre Hauptdarstellerin eine unglaubliche Wandlung vollziehen, denn Billie wird von der ambitionierten Spießerin zur echten Powerfrau und diese Veränderung darf der Leser hier erleben.

Mit schrägen Szenen, schlagfertigen Verbalduellen, urkomischen Charakteren und flottem Dialogwitz bekommt man richtig Feuer um die Ohren, denn hier sitzt jede Pointe.

Die Figuren sind mit extrem spitzer Feder gezeichnet und polarisieren - ein bunter Strauß an Charakteren, die alle ihre liebenswerten und schrulligen Eigenarten ausleben dürfen. Da wird mal hier ein Seitenhieb verteilt, mal da eine Spitze treffsicher versenkt und ein Individuum mit dem Uznamen "Timo" bedacht.

Billie stolpert zunächst noch mit angezogener Handbremse durch das bunte und quirlige Treiben, lernt aber recht schnell, dass sie loslassen und ausmisten muss, wenn sie in der zweiten Lebenshälfte Spaß haben und durchstarten will. Schubladendenken gehört ebenso abgeschafft wie das Vergraben im stillen Kämmerlein - hier gibt die Autorin wirklich kleine, aber feine Hinweise, dass sich die Neugier auf das Leben immer und überall lohnt, denn nur wer mit offenen Augen, interessiert und für alle Schandtaten bereit dem Alltag begegnet, wird gute Freunde finden, die in allen Lebenslagen zu einem stehen.

Ein flott erzähltes Buch mit kessem Mundwerk, Wortwitz und liebenswerten Figuren.

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Veröffentlicht am 19.09.2021

Die Zeit bewegt sich in eine Richtung, die Erinnerung in eine andere. William Gibson

Auf den Flügeln der Zeit
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Delia staunt nicht schlecht, als vor ihrer Wohnungstür eine alte Dame steht und um Einlass bittet. Sie möchte zu gerne noch einmal die Wohnung sehen, in der sie einst aufgewachsen ist, bevor sie mit ihrem ...

Delia staunt nicht schlecht, als vor ihrer Wohnungstür eine alte Dame steht und um Einlass bittet. Sie möchte zu gerne noch einmal die Wohnung sehen, in der sie einst aufgewachsen ist, bevor sie mit ihrem Zwillingsbruder nach Irland gebracht wurde, um den widrigen Umständen im Nachkriegsdeutschland zu entfliehen. Als Rosie dann nach und nach von ihrem Bruder Gerd erzählt, wird der dringliche Wunsch, ihn nach mehr als 70 Jahren wieder in die Arme schließen zu können, immer lauter. Es beginnt eine Suche, die mit vielen Erinnerungen verknüpft ist und das Rad der Zeit zurückdreht, als Deutschland in Trümmern liegt...

Dorothea Morgenroth hat "Mit den Flügeln der Zeit" eine Familiengeschichte für ihre Leser zugänglich gemacht, die auf wahren Begebenheiten beruht und ein Stück deutscher Geschichte beinhaltet.

In Nachwort erwähnt sie, dass ihr während des Schreibens plötzlich die Bilder des zerbombten Köln vor Augen stehen, die Bombennächte mit all ihren Schrecken und der Angst lebendig werden und die Personen aus den Zeitzeugenberichten ein Gesicht bekommen und zu greifbaren Persönlichkeiten werden. Und genau so ergeht es den Lesenden, denn die ausdrucksstarke Schreibweise der Autorin lässt eben jene Bilder derart deutlich aus den Seiten steigen, dass man sich mit Rosie und Gerd inmitten der Trümmern und dem Staub wiederfindet und die große Not am eigenen Leib erfährt.

Der Wechsel zwischen den Erzählsträngen ist flüssig und man gleitet aus den grauen Bildern von einst hinüber in die faszinierende Landschaft Irlands, sieht die raue Schönheit des Landes und wird ein Teil von Rosie Familie.

Während Rosies Erinnerungen dafür sorgen, dass alte Wunden aufreißen, die irgendwie ein Leben lang nicht wirklich verheilt sind , gerät die Suche nach Gerd in der Gegenwart manchmal ein wenig langatmig. Es fehlt ein wenig die Spannung, um die Lesenden an die Seiten zu fesseln, damit die Neugier auf das, was noch kommt, kontinuierlich erhalten bleibt. Auch lösen sich Probleme recht schnell, fast im Handumdrehen, und es erscheint so, als wäre das Leben in Irland ein Kinderspiel.

Ich mag die einzelnen Charaktere sehr, denn sie dürfen hier Schwächen und Stärken ausleben, aber manchmal entgleiten sie mir beim Lesen, weil alles einfach zu glatt geht.

Ansonsten eine sehr gelungener Einblick in ein Familienschicksal, das mit Gottvertrauen und dem Glauben, das alles gut wird, ein schönes Ende findet.

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Veröffentlicht am 17.09.2021

Romantik, Abenteuer und eine falsche Schlange

Das Parfum der Liebe
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Viola darf ihre Onkel nach Ecuador begleiten, um dort die Zeichnungen für seine Studien anzufertigen. Aber diese Reise ist auch eine Art Trostpflaster, denn Viola muss die große Enttäuschung über die geplatzte ...

Viola darf ihre Onkel nach Ecuador begleiten, um dort die Zeichnungen für seine Studien anzufertigen. Aber diese Reise ist auch eine Art Trostpflaster, denn Viola muss die große Enttäuschung über die geplatzte Verlobung verarbeiten. Als Adrian de Vries auf der Hacienda eincheckt, um dort seine Suche nach neuen Düften für die Parfumherstellung fortzuführen, kann Viola nicht anders, als diesen Fatzke einfach nur dumm und überheblich zu finden. Aber ihr Herz spricht eine andere Sprache...


Mit dem romantischen Kurzroman "Das Parfum der Liebe" schenkt Hanna Caspian ihrer treuen Leserschaft eine neue Geschichte, die Herzen wärmt und für Abenteuer- & Entdeckerlust sorgt.

Das Flair der ecuadorianischen Hacienda inmitten der exotischen Flora und Fauna ist mit schillernden Farben beschrieben und die betörenden Düfte wabern aus den Seiten.

Die Charaktere sind vielschichtig angelegt und wissen den Leser von Beginn an auf die Expedition mitzunehmen - Viola ist eine unabängie junge Frau, die gegen alles Konventionen auf eigenen Beinen steht, ihren festen Willen hat und diesen auch durchzusetzen weiß.

Adrian kommt zu Beginn noch recht überheblich rüber, aber mit der Zeit wird er zu einem echten Herzensmensch, in den man sich gerne verliebt. Kein Wunder also, dass Violas Herz schneller schlägt, wenn sie ihm gegenübersteht.

Adrians Verlobte Florence ist eine falsche Schlage vor dem Herrn - wo sie geht und steht versprüht sie ihr gut dosiertes Gift, sorgt für Unmut und sie scheut nicht vor dreisten Lügen zurück.

Auf gerade einmal 120 Seiten ist alles vorhanden, um Herzklopfen, historische Zeitreise und ein Happy-End miteinander zu verknüpfen. Hanna Caspian kann nicht nur dicke Schmöker in exzellenter Qualität verfassen, sie schafft auch mit spielender Leichtigkeit den Wechsel zur leichten Romanze. Der Leseherbst ist mit diesem Kurzroman perfekt gestartet.

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